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Alt 19.03.2020, 15:44   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Phänomen "Klopapier"

Heute, 13.30 Uhr bei Aldi:

Habe nur so viel eingekauft, wie ich über der linken Schulter und in einer Hand tragen konnte. Heutzutage wiegt die Handtasche ja schon schwer genug (Handy, Pocket Camera, Navi, abnehmbares Autoradioteil, Haustürschlüssel, Autoschlüssel, Gartenschlüssel), das muss man beim Einschätzen der Produktgewichte berücksichtigen. Natürlich müsste man nicht immer alles mitnehmen, aber sicher ist sicher, dann hat man es dabei, wenn man es braucht, statt sich mit der Tatsache auseinandersetzen zu müssen, dass alt zu werden der Gedächtnisleistung nicht förderlich ist. Wer steht schon gerne vor der verschlossenen Gartentür und merkt erst dann, dass der Schlüssel mal wieder zu Hause hängt?

Der Zeitpunkt war gut gewählt, denn so konnte ich mich davon überzeugen, dass das Phänomen "ausverkauftes Klopapier" weder die Erfindung einer umsatzgeilen Herstellervereinigung ist, die sich eine sparsame, aber außerordentlich wirksame Werbekampagne von PR-Profis zurechtbasteln ließ, auch keine zu ernst genommene Veräppelung eines Kabarettisten, sondern die nackte, reine Wahrheit: Dort, wo normalerweise die Paletten an Klopapier abgesetzt werden, starrte ich auf den Bestandteil einer Einrichtung, die ich seit Neueröffnung des modernisierten Marktes noch nie zu Gesicht bekommen habe, nämlich auf ca. 2,5 x 2,5 x 1 m beigefarbene Regalwand.

Politiker, Soziologen und Psychologen sind ratlos, was der Grund für das Phänomen sein könnte, dass die Leute wie die Bekloppten Klopapier einkaufen. Einer dieser Experten-Fuzzys meinte, es sei den Menschen ein Bedürfnis, sich mit ihrem übertriebenen Hygienebewusstsein ihrer Abgrenzung zum Tier zu vergewissern. Das ist natürlich reine Spekulation, wenn nicht gar lächerlich. Man stelle sich mal vor, die Würde des Menschen finge nicht beim Grundgesetz, sondern bei einer Rolle Klopapier an.

Vielleicht ist die Erklärung mehr biologisch als psychologisch: Das Corona-Virus wird sich gesagt haben, dass es ziemlich doof sei, die Menschen sterben zu lassen, denn das käme seinem eigenen Selbstmord gleich. Also hat es beschlossen, ein anderes Symptom zu kreieren: Künftig werden allen an Coroana erkrankten Menschen statt eines Hinterteils mehrere wachsen, und zwar mit der vollständigen Innenausstattung. Dann hätte die Wirtschaft auch mit einigen Industriezweigen keine Sorgen mehr; zumindest den Herstellern und Installateuren sanitärer Anlagen sowie deren Zuliefern und Zwischenhändlern wäre schon einmal geholfen.

Abstrus? Wer weiß. Es hat schon merkwürdigere Verschwörungstheorien gegeben.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.03.2020, 17:56   #2
weiblich DieSilbermöwe
 
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Es scheint nicht nur den Leuten das Wichtigste zu sein, es zu bekommen, sondern auch drüber zu reden, dass es nirgendwo mehr welches gibt. Das habe ich mittlerweile nämlich bei fast jedem Gespräch (das ich eh nicht führen wollte, aber es nutzte nichts) mitgeteilt bekommen.

Ein Sprecher im Radio (kein deutscher Sender) erklärte es so: Man sieht, dass jemand anders viel von einem bestimmten Artikel kauft. Dann läuft im Kopf ab: "Der hat so viel davon, das muss wichtig sein. Und das muss ich jetzt auch haben, wenn es so wichtig ist."

LG DieSilbermöwe
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Alt 19.03.2020, 18:56   #3
weiblich Ilka-Maria
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Danke für den Lacher, Silbermöwe.

Ach ja, Klopapier. Das gab es in den 50ern, als ich Kind war, in der heutigen Form noch lange nicht. Da gab es ja auch keine Supermärkte.

Dafür aber viel mehr Zeitungspapier als heute, und genau das wurde nicht ins Altpapier gegeben (den Begriff kannte man noch nicht), sondern in Teile geschnitten, ungefähr 20 auf 20, durch deren Stapel man an einer Ecke ein Loch stanzte, eine Schnur durchzog, um die Blätter zusammenzuhalten, und dieses Wunderwerk an Nachkriegserfindung im Lokus unter dem Fensterchen und neben dem an die Wand geklebten Porzellanaschenbecher (mit Rillen zur Ablage der Glimmstengel) an einem Nagel aufhängte.

Mahn ahnt, dass dies eine grobe Angelegenheit war. Deshalb lernte man als Kind, die Zeitungsschnipsel tüchtig durchzuschknautschen, bevor man sie mit der Babyhaut seines Gesäßes in Berührung brachte. Während man damit beschäftigt war, die Blätter abzuzählen und in Form zu kneten, hatte man reichlich Muße, die Weberknechte zu zählen, die sich in den Ecken des Lokus - so nannte man damals die Etablissements zur Notdurftentrichtung -, eingerichtet hatten. Auch Monsanto war damals, als die Erwachsenen mir noch weismachen konnten, Spinnen seien Insekten, kein Thema.

Wenn meine Notdurft durch irgendwelche Ereignisse gestört zu sein schien - und das waren meistens Störungen psychologischer Natur -, konnte in mir, obwohl noch Kind mit religiös verbriefter Unschuld, der Teufel erwachen. Dann kam es vor, dass einer dieser Weberknechte gezwungen war, das Schwimmen in einem dafür eher ungeeignetem Umfeld zu erlernen, wobei die Misserfolgsquote bei 100 Prozent lag - nicht gerade ein ermutigender Auftakt für ein Kind, das den ersten Schritt in die empirische Wissenschaft gewagt hatte.

War nicht schlimm, denn es kamen ja immer wieder neue Weberknechte nach. Umso mehr war ich über mich selbst verstört, als ich auf dem Grund unserer wassergefüllten Zinkbütt, die wir auf dem Treppenpodest unter der Dachluke aufgestellt hatten, weil wir in der Wohnung kein Platz für sie war, einen dieser Gattung vorfand und über ihn bittere Tränen vergoss.

Ach ja, zurück zum Thema "Klopapier": Wann kam ich erstmals mit diesem weichen, blütenweißen Zellstoff in Berührung? Bei aller Liebe: Ich weiß es nicht. Es war schlicht und einfach nicht wichtig. Wir hatten Wasser (kalt, wer es warm haben wollte, musste eine Boiler kaufen) und Seife. Kein Badezimmer, aber ein Spülbecken. Und waren trotzdem sauber. Niemand stank zu Himmel, und niemand hatte Hautprobleme.

Übrigens Seife: Ich habe noch heute Kernseife aus den Beständen meiner Großmutter. Sie benutzte nichts anderes, und ich habe bis heute keinen Menschen gesehen, der eine schönere und gesündere Haut hatte als sie. Ich bin sicher, dass auch kein Hintern etwas dagen hätte, mit Kernseife gewaschen zu werden.

Meine Großmutter ist seit 50 Jahren tot - aber das nur nebenbei.
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Alt 20.03.2020, 07:56   #4
weiblich DieSilbermöwe
 
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Interessanter Einblick in die Zeit damals.

Zitat:
Niemand stank zu Himmel, und niemand hatte Hautprobleme.
Hauptprobleme kommen eher von zuviel waschen.
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Alt 21.03.2020, 00:48   #5
männlich Ex-Ralfchen
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Beiträge: 17.302

ja ein interessantes thema zum KP. ich war am die im penny neben dem objekt und es gab keine haushaltsrollen und nur ein packung KP. erstaunlich. ich habe drei großpackungen von celimoll taschentüchern gekauft. und vorgestern war ich in der Apotheke weil ich speziellen hautbalsam für Jessi und mich nachkaufte. desinfektionsmittel gabs keines mehr also kaufte ich mehrere flaschen von betadona desinfektions-handwaschmittel. ist noch besser. davon gabs genug. ich habe genügend KP, liess mir aber vor ein paar jahren unter dem bidet eine muslimische dusche mit entsprechend langem schlauch anschliessen. somit brauche ich das KP nicht. und ausser haus geh ich auf kein wc.
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Alt 22.03.2020, 06:11   #6
männlich Vers-Auen
 
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Ort: Jenseits von Eden
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Standard Scheiß Papier

Laut einer Psychologin wird das Klopapier gehamstert, weil wir uns beim Toilettengang verletzlich fühlen.
Scheinbar gibt uns das Scheißpapier ein Gefühl von Schutz, Sicherheit, Halt und Orientierung!?

Ab Min. 9.40

https://www.youtube.com/watch?v=FNlOehnp99w

Für mich sind die Klopapier Hamsterer egoistische und beschissene Arschlöcher.
Vielleicht hat so mancher nun viel Zeit und erleichtert sich am PC bei Porn-Tube usw.?

Kampf ums Klopapier https://www.youtube.com/watch?v=OSXhpqACkPY

Die Menschen sind völlig von der Rolle.

https://www.youtube.com/watch?v=vkglRcbQKas

Geht’s ums Klopapier kämpft der Mensch wie ein Tier.

So langsam bekomme ich auch Panik, sollte ich meine Fenster
vergittern, bzw. mein Auto mit Panzerglas sichern?

Thüringen
Hamsterklau? Diebe erbeuten in Kellern Toilettenpapier

Bei Kellereinbrüchen in Gotha haben Unbekannte mehrere Rollen Toilettenpapier gestohlen.
Die Täter hatten in der Nacht zum Samstag die Keller mehrerer Wohnhäuser durchwühlt, wie die Polizei mitteilte.


https://www.insuedthueringen.de/reg....t83467,7187613

Corona-Diebstahl: Klopapier geklaut - Unbekannte schlagen Autoscheibe ein und greifen zu.


https://www.merkur.de/welt/corona-k....-13604126.html

Weil es im Rewe kein normales Klopapier mehr gab, musste ich ein teures mit
rosa Blümchen drauf kaufen. Ein muslimischer Mann hat mich komisch
angeguckt, hoffe das er mich nicht als Schwuchtel bewertet hat?

Wenn man das WC Papier beidseitig verwendet, liegt der Erfolg liegt auf der Hand.
Vers-Auen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.03.2020, 08:22   #7
männlich Eisenvorhang
 
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Ort: Erzgebirge
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Beiträge: 2.671

Zitat:
Zitat von Vers-Auen Beitrag anzeigen
Laut einer Psychologin wird das Klopapier gehamstert, weil wir uns beim Toilettengang verletzlich fühlen.
Scheinbar gibt uns das Scheißpapier ein Gefühl von Schutz, Sicherheit, Halt und Orientierung!?

Ab Min. 9.40

https://www.youtube.com/watch?v=FNlOehnp99w

Für mich sind die Klopapier Hamsterer egoistische und beschissene Arschlöcher.
Ja, verletzlich, aber auch die Angst vor "Dreck" spielt da eine Rolle.

Arschlöcher xDD Was denkst Du warum die Klopapier brauchen?

vlg

EV
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