Zu mancher Stunde

[Walter]

Zu mancher Stunde
Pour les morts aimés


Zu mancher Stunde,
an manchem Ort
kommt eure Kunde
noch immerfort.

Das Licht belebt
die alten Schatten
und webt nochmal
die grünen Matten.

So sanft, so leis´
fällt dann der Tau
auf jeden Halm
im Dämmerblau

des Morgens hier
an diesem Ort.
Wann weht der Wind
die Wunden fort?

Geburt und Tod
im selben Schoß -
der Gott vergab
das Schöpfungslos.

Aus Weiten: Schimmer.
Es glänzt das Meer.
Die Möwen ziehen
schon von weit her.

Zu neuen Stränden,
zu neuem Licht.
Wird man es finden?
Ich weiß es nicht.

Die Zeiten gehen.
Der Tod vertreibt
das, was gelebt.
Die Liebe bleibt.



Hans-Walter Voigt
17. September 2013

[Thing]

Ja, zu mancher Stunde denkt man an die geliebten Toten.
Das Fazit ist tröstlich:
Die Liebe bleibt.
Und solange sie bleibt, sind die Toten nicht wirklich tot.
Ich bin überzeugt, daß es die neuen Strände gibt - in welcher Art und Form auch immer, seien sie auch nur geträumt.
Lediglich an das gottgegebene Los vermag ich nicht zu glauben.

Ganz herzlichen Gruß
von
Thing

[Walter]

Lieber Thing,

ein ganz herzliches Dankeschön für Deine ehrlichen und rührenden Worte,
und jedes Wort wiegt, und je mehr es wiegt, desto höher steigt die Bedeutung dessen, der es geschaffen hat.....

Liebe Grüße
Walter

[Thing]

Ist es nicht sonderbar, daß das Wort Los zwei sehr unterschiedliche Bedeutungen hat?

Los als Schicksal
Los als Zettelchen o.ä. bei einer Lotterie

Das jetzt nur auf Dein Gedicht bezogen.
Es gibt ja weitaus mehr Definitionen.

[Walter]

Lieber Thing,

vielen Dank für Deine lieben Zeilen!-

Das richtige Los als Zettelchen kann durchaus schicksalshafte Auswirkungen haben. (Dabei denke ich natürlich nicht an den Losstand auf dem Jahrmarkt!).
Los und Los sind also durchaus nicht ganz dasselbe, aber ich wage zu behaupten, dass zwischen dem von Dir Genannten eine gewisse semantische Übereinstimmung vorliegt. Das wäre der Begriff "Los" als Substantiv.

"Los" als Adjektiv beschreibt einen nicht mehr festen, einen gelösten Zustand (die losen oder gelösten Schnürsenkel).
"Los" als Adverb: Dies ist als Aufforderung ("Los! Beeile dich!") oder umgangsprachlich zu verstehen ("Er ist mit dem Fahrrad los...").

"-los" als Suffix drückt in Bildung mit Substantiven aus, dass etwas nicht vorhanden ist, z.B. arbeits-los, hemmungs-los, lieb-los.

Zurück zum "Los" als Substantiv, um das es in meinem Gedicht geht!
Es entstammt ursprünglich dem Althochdeutschen "hloz" von "hliozan" (losen) wurde im Mittelhochdeutschen zu "loz" von "liezen" und bedeutet so viel wie "losen, wahrsagen".
Ethymologisch betrachtet ist das Substantiv "Los" nichts weiter als das "Losungswort", das "Orakel"; im übertragenen Sinn bedeutet dies später nichts weiter als "Bestimmung", "Fügung" und "Schicksal".

Lieber Thing, ich hoffe ich habe in diesen letzten Tagen oder Stunden des alten Jahres Deine semantischen Bedürfnisse befriedigt. Sollten irgendwelche Unklarheiten vorliegen, mein Freund, so lasse es mich bitte wissen.
Ich war zwar in den letzten Wochen und Monaten in diesem Forum nicht der Aktivste, doch mit Geist und Seele bin ich im Stillen immer dabei!!!

Ganz liebe Grüße
und
einen guten Start ins Jahr 2014!

Walter

[Thing]

Du lieber und seltener Gast!

Ich war zwar in den letzten Wochen und Monaten in diesem Forum nicht der Aktivste, doch mit Geist und Seele bin ich im Stillen immer dabei!!!

Wie beglückend, das zu wissen! Und gleichzeitig beruhigend. Ich mache mir oft Gedanken (und Sorgen), wenn Gesichter, an die ich mich so gewöhnt hatte, nicht mehr zu sehen sind.

Auch Dir für das Jahr 2014
viel Freude und Glück
von ganzem Herzen!

Immer:
Thing

[Walter]

Herzlichsten Dank !!!

Walter

[gummibaum]

Lieber Walter,

das Gedicht hat trotz nachdenklicher Stimmung etwas Beschwingtes.

Freundliche Reminiszenzen kommen und mit ihnen schmerzen auch die Wunden neu, die die Erfahrung des Todes ins Leben brachte. Wird der schon spürbare Aufbruch weiter und zu neuen Ufern führen und was bleibt dann von allem, was war? Die Liebe, sie ist unabhängig von der Zeit.

Gern gelesen
gummibaum

[Walter]

Diese Worte tun richtig gut! Vielleicht oder gerade, weil sie von Dir kommen!
Mehr brauche ich wohl nicht zu sagen.
Denn der Genießer liest und schweigt!

Einen guten Rutsch und alles, alles Gute für das neue Jahr 2014!

Walter