Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Gedichte-Forum > Fantasy, Magie und Religion

Fantasy, Magie und Religion Gedichte über Religion, Mythologie, Magie, Zauber und Fantasy.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 21.11.2012, 20:53   #1
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Standard Tischlein

Ein Schneider, der cholerisch ist,
greift rasch zur Elle und verdrischt
die Söhne, wenn die Ziege klagt,
die haben mir die Kost versagt.

Er jagt die Jungen mit Geschrei
zuletzt zum Haus raus alle drei,
führt dann das Tier allein zum Fraß
und gönnt ihm herrlich saftges Gras.

Doch abends, als die Ziege satt
im Stall steht, mault sie rum, kein Blatt
habt ihr, Herr Schneider, mir verschafft
und lasst mich hungern, grauenhaft.

Da sieht der Schneider endlich klar,
dass er ein riesen Trottel war.
Die Falsche hat ihn aufgehetzt.
Er peitscht sie jetzt. Sie flieht entsetzt.
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.11.2012, 18:16   #2
männlich wüstenvogel
 
Dabei seit: 06/2011
Ort: wetzlar
Alter: 70
Beiträge: 441

Standard Tischlein

Hallo gummibaum,

gefällt mir sehr gut, wie du das Grimmsche Märchen in ein Gedicht umgesetzt hast.

Jedoch die Kinder waren fort
suchten ihr Glück an and'rem Ort
fanden Arbeit, alle drei
das Märchen ist noch nicht vorbei.

Macht Spaß!

Viele liebe Grüße

wüstenvogel
wüstenvogel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.11.2012, 01:11   #3
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

verlängert:

Ein Schneider, der cholerisch ist,
greift schnell zur Elle und verdrischt
die Söhne, wenn die Ziege klagt,
die haben mir die Kost versagt.

Treibt alle drei so aus dem Haus
und setzt sich dem Genörgel aus,
das nun die Ziege Nimmersatt
ihm selber anzubieten hat.

Da ist der Vater tief ergrimmt,
weshalb er jetzt das Tier vertrimmt,
das ihn getäuscht hat. Mir geschieht,
spricht er, wohl Recht, dass jeder flieht.

Die Söhne nimmt nun bald darauf
ein jeweils andrer Meister auf,
bei dem sie in die Lehre gehn
und Fleiß lässt sie Geschenke sehn.

Dem ersten, der beim Schreiner war,
gibt der ein Tischlein, unscheinbar,
doch wenn man "Tischlein, deck dich", spricht,
bedeckt ihn Wein und Fleischgericht.

Der zweite, der im Müllerfach,
bekommt ein Eselchen, zu schwach
für Lasten, doch auf "Bricklebrit"
hin spuckt's und kackt's Dukaketenschitt.

Dem dritten schenkt sein Boss zum Schock
nur einen Sack, worin ein Stock,
doch sagt man "Knüppel aus den Sack",
haut dieser andern auf den Frack.
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.11.2012, 01:38   #4
männlich wüstenvogel
 
Dabei seit: 06/2011
Ort: wetzlar
Alter: 70
Beiträge: 441

Standard Tischlein

Super!

LG

wüstenvogel
wüstenvogel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.11.2012, 10:57   #5
weiblich Ex Carina M.
abgemeldet
 
Dabei seit: 08/2012
Beiträge: 1.059

Lieber Gummibaum,

mal wieder meisterhaft gereimt. Klasse!

Zuweilen wünschte ich mir auch so einen Knüppel aus dem Sack, obwohl ich eigentlich nicht gewalttätig bin.

Was will uns dieses Märchen sagen?
Vertraue nicht mmer dem, was ein anderer behauptet und wenn es auch nur eine Ziege ist.
Ich wünsche dir allzeit einen deckten Tisch und immer einen Dukaten mehr, als du brauchen wirst.

Einen glücklichen Sonntag für dich,
Carina
Ex Carina M. ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.11.2012, 13:10   #6
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

wüstenvogel, Carina M., ihr seid super! Danke. Das Märchen ist ja noch nicht fertig... Aber hier sind gerade schön beleuchtete Wolken über dem tristen Land.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.11.2012, 17:11   #7
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Tischlein, deck dich...

Ein Schneider, der cholerisch ist,
greift schnell zur Elle und verdrischt
die Söhne, wenn die Ziege klagt,
die haben mir die Kost versagt.

Treibt alle drei so aus dem Haus
und setzt sich dem Genörgel aus,
das nun die Ziege Nimmersatt
ihm selber anzubieten hat.

Da ist der Vater tief ergrimmt,
weshalb er jetzt das Tier vertrimmt,
das ihn getäuscht hat. Mir geschieht,
spricht er, wohl Recht, dass jeder flieht.

Die Söhne nimmt nun bald darauf
ein jeweils andrer Meister auf,
bei dem sie in die Lehre gehn
und Fleiß lässt sie Geschenke sehn.

Dem ersten, der beim Schreiner war,
gibt der ein Tischlein, unscheinbar,
doch wenn man "Tischlein, deck dich" spricht,
bedeckt ihn Wein und Fleischgericht.

Der zweite, der im Müllerfach,
bekommt ein Eselchen, zu schwach
für Lasten, doch mit "Bricklebrit"
gerufen, kackt's Dukaketenschitt.

Dem jüngsten schenkt sein Boss zum Schock
nur einen Sack, worin ein Stock,
doch sagt man "Knüppel aus den Sack"
haut dieser andern auf den Frack.

Der erste, der sein Tischlein trägt,
zieht durch die weite Welt, erwägt
zuletzt doch schließlich, heimzugehn,
will seinen Vater wiedersehn.

In einem Wirtshaus noch zuvor
bleibt er die Nacht, wo stolz, der Tor,
sein Tischlein vorführt, jeden Gast
bewirtet, dass der staunt und prasst.

Der Wirt jedoch, sehr kriminell,
vertauscht den Tisch dem Schläfer schnell
mit einem andern, der nichts kann.
So kommt der Sohn beim Vater an.

Ruft, Väterchen, so ladt doch ein,
Verwandtschaft soll beköstigt sein.
Die kommt, sie sieht, was er auch spricht,
sein blöder Tisch, der deckt sich nicht.

Der zweite Sohn, im Eselsritt
kommt auch ins Wirtshaus, "Bricklebritt"
ruft er im Stall, doch heimlich linst
der Wirt, entdeckt das Gold und grinst.

Am Tag darauf erscheint der Sohn
zu Hause, ruft mit frohem Ton
ach, Vater, ladt die Freunde gleich
nur ein, mein Esel macht euch reich!

Und breitet unterm Esel aus
ein Tischtuch, doch kein Gold fällt raus,
das schöne Tuch stinkt, braun beschmiert,
der zweite Sohn ist auch blamiert.

Der dritte, der den Knüppel führt,
hört von dem Unglück und ihn rührt
der Brüder Schicksal. Er kehrt ein
beim Wirt, zu rächen ihre Pein.

Den Sack, in dem Knüppel ist,
zeigt er und spricht geplant mit List,
der ist von unschätzbarem Wert,
wer ihn besitzt, wird reich beschert.

Und legt ihn unter seinen Kopf
als Kissen sich. Der Wirt, der Tropf,
in sein Gier, der schleicht sich an,
probiert, ob er ihn wegziehn kann.

Da tönt es "Knüppel aus dem Sack",
der Knüppel zischt und zick und zack
walkt er den Wirt gewaltig und
macht ihm den Rücken richtig bunt.

Au, Aua, schallt der Klageschrei.
Der Gast schaut zu. Er lacht, spricht frei:
Rück du, mein Freund, den Diebstahl raus,
erst dann schalt ich den Knüppel aus.

Der Böse hat in seiner Qual
an dieser Stelle keine Wahl.
Der jüngste Sohn kehrt heim im Ritt,
bringt Knüppel, Tisch und Esel mit.

Die Brüder sind, der Vater froh,
die Eingeladnen ebenso,
denn endlich funktioniert der Kram
und jeder schöpft sich seinen Rahm.
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.11.2012, 17:24   #8
männlich Desperado
 
Benutzerbild von Desperado
 
Dabei seit: 03/2012
Ort: Erde, Europa, Deutschland, Bayern
Beiträge: 1.747

Einfach grandios!

Du solltest wirklich ernsthaft über ein Büchlein nachdenken, gummibaum, Deine Märchengedichte sollten unter die Leute, nicht nur für die Kleinen!

Ich würd Dich verlegen, wenn ich am Hebel säße, weil ich ein gelungenes Geburtstags- Weihnachts- und sonstiges kleines Präsent darin wittern würde, einen Bestseller-Hit sozusagen (ich hab da schon auf so einiges getippt, so rein hobbymäßig instinktiv, und lag immer richtig, wenig später kamen die Leute tatsächlich ganz groß raus.).

Schicks doch einfach mal an einen Verlag, der Märchenbücher auf den Markt bringt.

Überzeugte Grüße
Desperado
Desperado ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.11.2012, 17:36   #9
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Hallo Desperado,

heißen Dank. Das Gedicht hat mir Spaß gemacht. Ich werde deinen gut gemeinten Tipp beherzigen und es mit dem Verlag probieren. Hoffnung habe ich keine, Verlage wollen immer, dass man vorfinanziert und sie in jedem Fall Gewinn machen.

Einen schönen Tag noch.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Tischlein




Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.