Der süße Brei

[gummibaum]

In ihrem schiefen, kleinen Haus
und arm wie eine Kirchenmaus,
da leben sie, die Mutter und
die Tochter, hungrig, leer der Mund.

Und wenn der Schmerz den Bauch umkrallt,
treibt es das Mädchen in den Wald
und einmal, im Vorübergehn
sieht es ein altes Weib dort stehn.

Das spricht, ich kenne deine Not,
doch bist du fromm, mein Kind, dein Brot
will ich dir geben. Schau nur, hier,
dies Zaubertöpfchen schenk ich dir.

Und sagst du „Töpfchen koche!“, dann
fängt es sofort zu kochen an.
Kocht süßen Brei und hört erst auf,
sagst du ihm „Töpfchen steh!“ darauf.

Das Mädchen, freudig, eilt nach Haus,
probiert sofort ihr Töpfchen aus.
Und wirklich, es kocht Hirsebrei.
Die Not der beiden ist vorbei.

Doch eines Tages geht das Kind
ins Dorf. Da kocht allein geschwind
die Mutter sich vom süßen Brei,
vergisst das Ausschaltwort dabei.

Und während sie den Hunger stillt
und noch nichts merkt, da steigt und quillt
der Brei schon, der zu Boden fließt
und sich ins Treppenhaus ergießt.

Die Straße füllt sich und im Nu
deckt Brei fast alle Häuser zu.
Da kommt das Kind, ruft, als der See
das letzte Haus packt „Töpfchen steh!“

Da bleibt es stehen, welch ein Glück.
Der Brei jedoch kehrt nicht zurück.
Will einer in die Stadt vom Land,
frisst er sich durch vom Außenrand.

[gummibaum]

hallo

[gummibaum]

Alles klar, Imago, ich auch: die Prosafassung, das Original. Dies hier ist eine Spielerei.

LG gummibaum

[Ex Carina M.]

Lieber Gunmmibaum,

ich bin wieder einmal mehr entzückt von deinem verdichteten Märchen.
Da regt sich bei mir Hunger auf Griesbrei.

Übrigens lese ich alle deine Märchengedichte - aber nicht nur die - nur kommentiere ich nicht immer gleich.

Ich finde, du könntest gut ein Büchlein damit herstellen.
Freue mich schon auf ein weiteres Märchengedicht von dir.

Derweil liebe Grüße,
Carina

[gummibaum]

Guten Appetit beim Brei! Bücher herstellen ist teuer und sie verkaufen schwer, Carina. Welches Märchen soll's denn noch sein?

LG Gunmmibaum

[Ex Carina M.]

Lieber Gummibaum,

es gibt doch noch so viele Märchen die du verdichten könntest.
Die Auswahl überlasse ich ganz dir.

Bücher herstellen ist teuer und sie verkaufen schwer

Da muss ich dir allerdings Recht geben, dies ist nicht ganz so einfach zu bewerkstelligen.

Somit erfreue ich mich hier bei Poerty an deinen Märchengedichten.
Danke dafür.

Alles Liebe,
Carina

[Poetibus]

Hallo, gummibaum,

du hast irgendwo (wo genau, weiß ich nicht mehr) geschrieben, dass die "Geschichtenform" besser wäre. Ich finde, dass Märchen sowohl in Form einer Geschichte als auch in Form eines Gedichts ihren Reiz haben - für mich gibt's da kein "besser oder schlechter", sondern nur ein "anders".

Liegt vielleicht auch daran, dass ich als Kind auf Kinderlieder "versessen" war, und das erst später für recht lange Zeit "verlor", bevor ich es wieder "fand". Also bei mir hätten deine Märchengedichte damals großen Anklang gefunden. Tun sie nämlich heute auch.

Daher gehe ich davon aus, dass es sicher eine ganze Menge Kinder und Erwachsene gibt, die deine "Märchenverdichtungen" schätzen und genießen.

Also auch von mir: Weitermachen!

Ich hätte einen Vorschlag, da dieses Märchen von Andersen kurz, aber sehr nett ist, nur nicht so bekannt wie manches andere:

Das Glück kann in einem Holzstöckchen liegen

Ich habe mal einen Link dazu gelegt, denn es kann ja sein, dass du es vielleicht auch nicht kennst. Ist aber nur ein Vorschlag!

Freundlichen Gruß,

Poetibus

[gummibaum]

Hallo Poetibus,

hab mir deinen link, also das glückliche Stöckchen, schon mal ausgedruckt. Ganz vielmals danke. Von Andersen fand ich als Kind den Fliegenden Koffer gut. Von Grimm mag ich z.B. noch Tischlein deck dich wegen des Knüppels.

Das mit der Prosafassung hab ich weiter oben an Imago geschrieben, weil ich dachte, dass Kinder die erzählerische Ruhe brauchen, um sich die Handlung auszumalen. Aber ich habe auch an gereimter Form Spaß gehabt, z.B. einer, die immer in der Weihnachtsbroschüre des Eduscho-Kaffee-Versands stand.

LG gummibaum