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Alt 04.12.2006, 22:15   #1
M.
 
Dabei seit: 12/2006
Beiträge: 2

Standard Metrik und Takt

Hi,
ich habe kürzlich angefangen Gedichte zu schreiben und muss feststellen, dass ich kaum Taktgefühl besitze. Zudem kann ich betonte und unbetonte Silben nicht unterscheiden, gibt es da irgendeinen Trick ?
Also ich habe mit einem Gedicht angefangen, bei dem ich einen durchgehenden Takt verfolgen möchte, dabei habe ich einfach die Betonung der Silben festgelegt, um den Takt einzuhalten. Dabei kommt mir die Frage wann und ob man die Anzahl der Hebungen verändern kann :\
Vielleicht kann mir ja jemand helfen, das Gedicht in Betonung übersetzen und sowas °.


Lass es regnen Blütenstaub
Umgarne, ja umspiel das Herz
Betreibe so den Liebesraub
Vergesse damit allen Schmerz

Suche Wärme, Nähe, Zärtlichkeit
Schon lange fristet der Entzug
Aufstoßende Boshaftigkeit
Erstickt mich hier im eignen Blut
M. ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.12.2006, 23:37   #2
exmaex
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 362

hallo m.

ich versuchs mal, also ich weiß nicht ob das jetzt korrekt ist, aber so wie ich es spreche, klingt es so:

XxXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxX
XxxXxXxX

XxXxXxXxX
xXxXxXxX
xXxxXxxX
xXxXxXxX

die großen ikkse sind die betonten silben und die kleinen die unbetonten (hoffentlich liege ich nicht ganz daneben)
vorallem im 3.vers zweite strophe bin ich mir seeeehr unsicher

spontan würd ich an zwei drei stellen umformulieren:

Lass es regnen Blütenstaub
Umgarne, ja umspiel das Herz
Betreibe so den Liebesraub
Vergiss und tilge (damit/allen) Schmerz

Such Wärme, Nähe, Zärtlichkeit
Schon lange fristet der Entzug
Aufstoßende Boshaftigkeit
Erstickt mich hier im eignen Blut

mhh
ein richtiges metrum ist zwar immer noch nicht vorhanden, aber es klingt für mich etwas homogener aber die größeren probleme sehe ich immer noch im I/4. und II/34. vers weil die Hebungen dort aus dem schema fallen

vor allem der vorletzte vers ist schwierig, weil man "aufstoßende" unnatürlich betonen muss, damit es sich einpasst

normal spreche ich:

aufstoßende
XxXx

aber im gedicht betone ich nur die 2. silbe um nicht ins harkeln zu geraten:

aufstoßende
xXxx


mhh, weiß nicht ob dir das weiterhilft
ein paar andere kompetentere meinungen dazu wären wohl nicht schlecht um klarheit zu erlangen (zumal ich mir selbst noch unsclüssig bin )

gruß max
exmaex ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.12.2006, 23:54   #3
Joana
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 424

-
Joana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.12.2006, 00:25   #4
Taurus
 
Dabei seit: 11/2006
Beiträge: 46

also es gibt bei der Metrik nen ganz einfachen Trick

lang gesprochene Silben sind meist betont
kurz gesprochene Silben sind meist unbetont...

nun ja
woran erkenne ich was lang und was kurz gesprochen wird

die eine möglichkeit wäre du nimmst dir einen chronographen und misst die länge einer jeden silbe...
aber es geht auch einfacher

vokale wie: a, o, u
-> Mast, Gott, Mus
sind meist betont

vokale wie: e, i
-> den, dich
sind meist unbetont

das kann man natürlich nicht verallgemeinern
Außerdem kommt die Betonung auf die Wichtigkeit des Wortes an...
Doppelte Vokale sind prinzipiell immer betont

Meer, See, Moor, Maas (der Fluss) ...aufpassen bei Koordination lol

Ok außerdem sind prinzipiell Diphthong also doppellaute, wie eu, ei au fast immer betont
Freude, Feier, Pfau, Feuer, Leier, Lau, Leim, fein, freuen...
Vorsicht bei Feinstaub

Feinstaub
X - x
aber das kann von Region zu Region in Mitteleuropa unterschiedlich sein

Außerdem sind meist unbetont die Endungen der Verben
freu- en
X-x
aber auch von anderen Wörtern

Kat-ze
X-x

Ok
ich würde das Gedicht deswegen folgendermaßen schreiben:

Lass es regnen Blütenstaub
X-x-X-x-X-x-X
Garne ein, umspiel das Herz
X-x-X-x-X-x-X
Pflege so den Liebesraub
X-x-X-x-X-x-X
Und vergesse allen Schmerz
X-x-X-x-X-x-X

Such' die Wärme - Zärtlichkeit
X-x-X-x-X-x-X
Lang schon fristet der Entzug
X-x-X-x-X-x-X
Drückende Boshaftigkeit
X-x-x-X-x-x-X
Erstickt mich hier im eignen Blut
x-X-x-X-x-X-x-X

Das ist jetzt ein wenig freier verändert...undich hab nur am Anfang versucht ein MEtrum reinzubekommen
aber lol- was sollst
Taurus ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.12.2006, 01:01   #5
M.
 
Dabei seit: 12/2006
Beiträge: 2

Ah ich glaub so langsam steig ich dahinter, danke .

@Joana:
Ist ja nur ne Übung, um mein gestörtes Taktgefühl irgendwie einzurenken, da ist mir der Inhalt nicht so wichtig

@Taurus:
Eine letzte Frage stellt sich mir da noch:
Welchem Teufel hast du deine Seele verkauft, damit du solch umfassende Kenntnis erwarbst ?
M. ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.12.2006, 14:52   #6
Taurus
 
Dabei seit: 11/2006
Beiträge: 46

@M.:

Dem gefallenen Engel persönlich!

Neee Quatsch...wenn man sich ein wenig mit der Metrik auseinandersetzt und sich die Gedichte von Dichtern durchliest kommt man irgendwann dahinter...
aber was natürlich ziemlich gut ist, klassisch vertonte Gedichte

Das Ode an die Freude!
Wenn man damit anfängt, erkennt man sofort das Metrum...
ein einfacher durchlaufender Trachäos

Freude schöner Götterfunken
Tochter aus Elysium
Wir betreten feuertrunken
Himmlische dein Heilgtum
Deine Zauber binden wieder
Was die Mode streng geteilt
Alle Menschen werden Brüder
Wo dein sanfter Flügel weilt

DA erkennt man es sehr schön...Trachäos

Ach noch was, wenn du einen sechshebigen Jambus nach der dritten Hebung mit einer Zäsur (kurzer Pause) versetzt, nennt man diesen Alexandriner

Bsp:

Man sieht wohin man sieht/ Nur Eitelkeit auf Erden
Was dieser heute baut/ reißt jener morgen ein
Wo jetzund Städte stehn/ wird eine Wiese sein
[...]

In Sonetten wird das häufig gebraucht...
Taurus ist offline   Mit Zitat antworten
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