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Alt 09.08.2013, 23:16   #1
weiblich blaxxi
 
Dabei seit: 07/2013
Beiträge: 13

Standard Hirngespinste über: Momente und Weggefährten

Ein Moment ist nichts Besonderes. Schon vorbei, bevor er begonnen hat. Man nimmt ihn nicht wahr, gibt es ihn überhaupt? Wie kann man sich sicher sein, dass etwas, das alles verändern kann, man selbst aber nicht fassen kann, denn wirklich ist? Ein Moment ist nichts, geht vorbei ohne Bedeutung, vom nächsten abgelöst.

Der Moment ist alles.

Der Moment, dieser eine, den jeder kennt. Dieser eine Wimpernschlag ohne den alles anders gewesen wäre. Absolut alles. Es ist ein Moment, in dem sich Leben kreuzen, verbinden, sich wieder trennen. Manchmal, um sich wieder zu finden. Öfter sieht man sich nie wieder. Und dennoch hat sich etwas verändert. Dennoch hat ein Blick in fremde Augen die Welt verändert.

Wieso geschieht so etwas?

Wie kann es sein, dass wir so leicht von unseren Wegen abkommen? Obwohl wir ihn klar sehen, den Weg erkennen. Es gibt nur einen Pfad. Man beschließt, sein Leben mit einem Menschen zu teilen. Ein Pfad, ein Mensch. Welche Möglichkeiten gäbe es denn sonst? Keine.
Und dann, plötzlich, taucht ein anderer Mensch auf. Ein Moment, so unbedeutend und doch mit solcher Tragweite, hat alles verändert.

Man strauchelt, kommt vom Weg ab. Wandert durchs Unterholz, weil man hinter sich nichts mehr sehen kann. Der Weg deines Lebens, dein Leben, einfach weg. Als wäre es niemals da gewesen. Ist es so zu sterben? Sich zu verirren und nicht mehr zurückzufinden, weil es einfach nichts mehr gibt, das man finden könnte? Aber man geht weiter.

Jeder befindet sich auf der Suche.

Man läuft und läuft, bis man findet, was einen stolpern ließ. Ein Moment. Diesen Moment will man finden. Wer war es? Was war es? Und man findet es, findet es und gleichzeitig einen neuen Weg. So breit, so hell. Was war das für ein Trampelpfad, den man vorher beschritten hat? Wieso konnte man nicht sofort auf diesem Weg hier beginnen.

Dort befindet sich ein neuer Mensch. Ein Mensch, so schön und hässlich, dass es einem den Atem verschlägt. Wie kann man ihn lieben? Wie ihn vernichten? Soll man ihn mitnehmen oder nimmt er einen mit?

Manche kehren um.

Sie kehren um und finden nichts, weil noch immer nichts dort ist, was es zu finden gibt. Wieso versucht man es überhaupt? Man weiß es, ehe man losgeht. Hat es im Gefühl. Und dennoch stolpern sie über Äste und Sträucher und versuchen, etwas zu finden, das schon längst nicht mehr ist. Das sie selbst zerstört haben. Nein.

Ein Moment hat alles zerstört.

Nein. Auch nicht.

Der Moment.

Der Moment hat alles gerettet.

Denn mit diesem Menschen, der Augen hat, als wüsste er alle Antworten, und Lippen, als hätte er schon jede Frage gesprochen, dieser Mensch kann alles sein. Dein Zuhause. Dein Leben. Deine Liebe. Dein Glück. Deine Zufriedenheit. Deine Freundschaft. Dein Verderben. Dein Untergang. Dein Ende.
Er kann alles sein und die Möglichkeiten ersticken, drohen zu ersticken und man spürt sich kaum noch. Wie entscheiden? Das Risiko eingehen?

Es ist das Risiko immer wert.

Denn egal, welches Ende wartet, und es wartet immer eines, egal, welches Grauen oder welche Freude auf einen zukommt, es ist immer das höchste. Das höchste von allem.

Man versucht wegzuschauen.

Konnte schon jemals jemand wegschauen? Nein. Man kann gehen. Gehen, aber hinschauen. Man starrt, gafft in eine mögliche Zukunft, die nie mehr als eine Möglichkeit war, denn sonst hätte man sie ergriffen.
Vielleicht schaut man in Augen. Augen, die einen immer zum Lachen bringen können. Augen, die Versprechen enthalten, die niemals, niemals gebrochen werden. Augen, die einen mit Zärtlichkeit betrachten, obwohl man es nicht verdient hat.

Augen.

Es sind immer die, die zu gut für einen sind. Dort will man hin. Selbst etwas Besseres werden. Durch etwas, das man nicht benennen kann.

Man kann nur durch sich selbst zu etwas Besserem werden.

Aber dort, dort am Wegesrand lauern Augen, die flüstern, dass mit ihnen alles möglich ist. Dass man, nur durch Blicke von ihnen, zu etwas Besserem werden kann. Und man glaubt und hofft und glaubt nicht und hofft weiter.

Der Weg ist breit, viel breiter als der vorherige. Man kann nicht so leicht davon abkommen, eher folgt man ihm, folgt Augen und Lippen und Händen. Und Füßen, die alles tragen, was deine Welt sein könnte.

Wieso also nicht?
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