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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 25.02.2024, 00:06   #1
weiblich Lee Berta
 
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Standard potsdam

ich schreite durch babels berge
friederiche und willehelme
das jüngste gericht von berlin
in potsdam

die ahnen der weberin
verbrannten die stühle
vertrieben monarchen
aus potsdam

erzengel michael lacht
mit steuergeld restauriert
über das blut der ahnen
und gegenüber

die glienicker brücke
ich kann euch sehen
ihr geister der preußen
wir sind potsdam

nicht friedrich und wilhelm
nicht blut und ehre
nicht fron und webstuhl
die zukunft sind wir
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Alt 25.02.2024, 12:14   #2
männlich Perry
 
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Standard Hallo Lee,

ja die Vergangenheit begleitet uns auf Schritt und Tritt und doch müssen wir selbst unseren Weg finden und gehen.
Gern in die Potsdamer Geschichte miteingetaucht und LG
Perry
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Alt 25.02.2024, 18:27   #3
weiblich Lee Berta
 
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Mich beunruhigt, dass es immer mehr Menschen gibt, die eine konstitutionelle Monarchie wollen. Diese ganzen Schlösser und Kunstsammlungen der Hohenzollern wurden mit Steuergeldern bezahlt und über ein Jahrhundert lang mit Steuergeldern erhalten und restauriert. Der Schlosspark Babelberg wird gerade mit Steuergeldern in den Originalzustand zurück versetzt, leider müssen dazu die Studentenwohnheime vom Gelände weichen.
Hoffentlich dürfen die Studenten dann im Schloss residieren, wenn es mal fertig ist.

Liebe Grüße,
Lee
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Alt 25.02.2024, 21:51   #4
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
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Mich beunruhigt, dass es immer mehr Menschen gibt, die eine konstitutionelle Monarchie wollen.
Wo hast du das her? Gibt es darüber Umfragen und Statistiken?

Wenn die geschichtsfeindlichen Herrschaften nach dem Krieg die Schlösser nicht hätten sprengen lassen, als noch geügend Substanz in ihnen war, dass man sie hätte reparieren können, müssten wir sie heute nicht wieder aufbauen. Unsere Republik hat genügend Steuergelder, um sie in der ganzen Welt zu verteilen, ohne Kontrolle darüber, was damit angestellt wird. Dagegen wie auch gegen den Irrsinn mit den Windkraftspargeln sind ein paar Schlösser und Kunstsammlungen nix als Pillepalle. Ober "Bimbes", wie ein ehemaliger Kanzler zu sagen pflegte. Unsere jetzige Reigerung schmeißt für ideologischen Mist mehr Geld zum Fenster raus, als dass mir die paar Kröten für den Wiederaufbau eines Schlosses noch Kopfzerbrechen bereiten würde.
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Alt 25.02.2024, 22:11   #5
weiblich Lee Berta
 
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Keine Umfragen und Statistiken, sondern Beobachtung der Außendarstellung ultrarechter Kreise und ihrer Verbindungen.
Das Haus Hohenzollern hat eine Medienkampagne angestrengt, um sich dem Volk sympathisch zu präsentieren, weil seine Königliche Hoheit Prinz Aloch Georg Friedrich von und zu Preußen gerne auf meine Kosten leben und Kaiser werden will.
https://www.preussen.de/
Er möchte auch gerne alle Schlösser und Kunstschätze zurück, aber bevor das passiert, ziehe ich selbst in Schloss Sanssouci ein, direkt neben seiner Majestät, und laufe jeden Morgen in der Unterhose mit meinem Kaffeebämbel durch die Gemäuer. Denn dieses Schloss gehört MIR. MEINE Vorfahren haben es gebaut, seine Vorfahren waren Schmarotzer. Wehret den Anfängen!
Hier geht es nicht um Windgejammer, sondern um die Grundfesten der Demokratie.

Liebe Grüße,
Lee
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Alt 25.02.2024, 22:41   #6
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
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Das Haus Hohenzollern hat eine Medienkampagne angestrengt, um sich dem Volk sympathisch zu präsentieren, weil seine Königliche Hoheit Prinz Aloch Georg Friedrich von und zu Preußen gerne auf meine Kosten leben und Kaiser werden will.
Ich dachte, das sei der Schneematsch von vorvorgestern. Spinner laufen in allen Ländern herum - Zeitverschwendung, von ihnen Notiz zu nehmen. Verlangen kann von mir aus jeder, was und so viel er will. Ob er es bekommt, ist eine andere Frage. Wir haben sogar in meiner Familie so einen eingeheirateten Blödmann, der seine Frau großkotzig mit dem preußischen Adelstitel meiner Vorfahren vorstellt und ihn beim Briefeschreiben benutzt, um Eindruck zu schinden. Offensichtlich merkt er nicht, wie lächerlich er sich damit macht.
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Alt 25.02.2024, 22:53   #7
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Diese Herrschaften haben aber Verbindungen und generieren nun Follower.
Ich habe bei meiner Heirat nicht den Adelstitel meines Mannes angenommen, sondern wollte lieber weiter Schmidt heißen. Denn Arbeit adelt.
Meine Vorfahren waren Tagelöhner, Viehhändler und Gaukler. Darauf bin ich stolz. Meine Bildung habe ich mir selbst autodidaktisch erworben und nebenher habe ich gekellnert. Darauf bin ich stolz.
Irgendwann mit Ende zwanzig hatte ich endlich genug Geld für ein richtiges Studium und ich kann mir ein Diplom an die Wand kleben. Darauf bin ich stolz.
Alles, was ich bin, bin ich durch meine eigene Willenskraft geworden und nicht durch Erbe und Titel und Schmarotzertum.
Friede den Hütten! Krieg den Palästen!

Liebe Grüße,
Lee
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Alt 26.02.2024, 00:03   #8
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
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Alles, was ich bin, bin ich durch meine eigene Willenskraft geworden und nicht durch Erbe und Titel und Schmarotzertum.
Friede den Hütten! Krieg den Palästen!
So ist es auch in meiner Familie. Bestitzstände gab es nicht, von Beruf waren die meisten Männer Handwerker, die Frauen (aus deren Familie kam der Adelstitel) waren durchweg Hausfrauen. Mit der Vertreibung nach 1945 war sowieso alles futsch. Von der bayerischen Seite waren meine Vorfahren allesamt Bauern. Nur eine Schwester meiner Mutter hatte es zu Reichtum gebracht, aber - wie das früher noch möglich war - in den USA, und zwar durch Arbeit, ohne Titel.

Auf derartige Titel ist gepfiffen. In der Kanzlei, in der ich zwanzig Jahre lang gearbeitet hatte, liefen einige Exemplare mit Adelstiteln herum. So what? Die mussten genauso ranklotzen und die Honorare reinholen wie alle ihre Kollegen, wenn sie zum Partner ernannt werden und an den großen Kuchen kommen wollten.
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Alt 26.02.2024, 00:33   #9
weiblich Lee Berta
 
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Manchmal denke ich, dass man Erbe abschaffen sollte. Dass alle Kinder die gleichen Chancen haben sollten. Diese altmodischen Adelstitel ... ich habe mich mal als Putzfrau beworben bei der Gräfin Waldburg. Sie monierte, dass ich keinen Hofknicks konnte. Ich entschuldigte mich, gab meine aufzuchtsbedingte Weltanschauung kund, erwähnte die Guillotine und bekam den Job nicht.
Noch heute gehört dem Fürsten von Waldburg-Zeil das ganze Allgäu und alle verbeugen sich vor diesem Nachfahren des Erzverräters.

Ich bin ja kein großer Freund der Todesstrafe oder der Sippenhaft, aber deren arrogantes Gebaren lässt mich oft an meiner demokratischen Weltsicht zweifeln. Der europäische Hochadel ist demokratiefeindlich. Und warum nennen wir die überhaupt "hoch" und "Adel"?
Die haben alle Sackläuse und dünken sich was Besseres.
Nur weil ein Diener den Arsch abwischt, ist der Arsch nicht sauberer und wer bin ich überhaupt, dass ich 2024 noch über Adelige reden muss?

Kopf ab und Ruhe ist und möge das preußische Volk in den Gärten der ehemaligen Herrscher lustwandeln, denn schließlich haben sie die Rosengärten selbst bezahlt. Und können ihre Kinder nicht Jura studieren lassen, das ist immer noch ein Luxus der wohlhabenden bürgerlichen Schichten.
Die knöpfe ich mir als nächstes vor, aber zuerst muss jemand den Hohenzollern mal verklickern, dass wir Deutschen keinen Kaiser wollen und brauchen.

Viva la revolucion
Lee
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Alt 26.02.2024, 01:34   #10
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
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Die knöpfe ich mir als nächstes vor, aber zuerst muss jemand den Hohenzollern mal verklickern, dass wir Deutschen keinen Kaiser wollen und brauchen.
Nun ja, die Hohenzollern sind nicht ganz Deutschland. Probleme mit verkapptem Adel kenne ich nicht. Ich bin in einer klassischen Arbeiterstadt geboren und aufgewachsen, da gab es keinen alten Adel mehr. Von unserem Schloss sind die Seitenflügel im Krieg weggebombt worden, und was noch steht, hat die Volkshochschule in Beschlag genommen. Lass die paar Junker, die im Norden noch herumspinnen, doch ihre Entourage einsammeln, wenn es ihnen Spaß macht. Davon kommt die Vergangenheit nicht zurück.
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Alt 27.02.2024, 00:52   #11
weiblich Lee Berta
 
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Es sind nicht nur die Junker im Norden, liebe Ilka-Maria.
Diese alten Adelshäuser planen ihr Comeback und sind oft auch (sogar in Personalunion) mit der AfD oder Schlimmerem verbunden.
"History repeats itself."
Ultrarechte Kreise bedrohen unsere Demokratie und werden nicht ruhen, bis sie uns wieder auf der Tasche liegen dürfen. Sie glauben an die Gottgewolltheit der Monarchie. Die russische Lösung war trotz all der Obszönität der Tat historisch vielleicht die bessere.

LG
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Alt 27.02.2024, 07:27   #12
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Zitat:
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Diese alten Adelshäuser planen ihr Comeback und sind oft auch (sogar in Personalunion) mit der AfD oder Schlimmerem verbunden.
"History repeats itself."
guten Morgen, Lee Berta.

Geschichte hat sich noch nie wiederholt und wird sich nie wiederholen, wie es auch nicht stimmt, dass Hans nicht mehr lernen kann, was Hänschen versäumt hat. Das sind nichts weiter als "Volksweisheiten", die leider in den meisten Fällen kein bisschen "weise" sind.

Konflikte wiederholen sich, menschliches Verhalten ebenso wie Fehlentscheidungen wiederholen sich. Die Lösungen und Ergebnisse gleichen aber nie zu 100 Prozent den Lösungen und Entscheidungen der Vergangenheit. Reakitonäre Bewegungen hat es schon immer gegeben, aber das waren nur kurze Gastspiele. Wir werden keinen deutschen Kaiser mehr bekommen, die Russen keinen Zaren und die Franzosen keinen Napoleon. Der 2. WK wurde anders geführt als der 1. WK (letzterer gilt allgemein als der schlimmere, worüber man ebenfalls unterschiedlicher Meinung sein kann), und sollte es zu einem 3. WK kommen, können wir alle sicher sein, dass dieser wiederum ein ganz anderes Gesicht haben wird - und ein wesentlich anderes Ergebnis als WK 1 und 2.

Die Demokratie in Deutschland ist in Gefahr gewesen, seit es sie gibt. Sie ist kein Selbstläufer, sondern muss permanent verteidigt werden. Wir hatten zu Beginn der Republik bereits kommunistische und rechtsradikale Parteien gehabt, die zwar verboten wurden, aber die jeweiligen Strömungen bekommt man nicht einfach tot. Wir hatten drei Generationen der RAF, die bestrebt war, unser demkratisches System umzukrempeln, was ihnen letztenendlich auch nicht gelungen ist. Wir hatten Agenten aus der DDR, die unsere Wahlen im Westen beeinflusst haben - man erinnere sich an die gekauften Abgeordnen, durch deren Bestechung Barzel das Misstrauensvotum gegen Willy Brandt verlor. Jetzt haben wir einen türkischen Sultan in Ankara, der alle Hebel in Bewegung setzt, die Türken in Deutschland für seine Interessen mobil zu machen und zu stärken. Na ja, dazu noch die AfD und die Neukommunisten in Form der Liga Wagenknecht. Was macht eigentlich inwischen dieses Lügenmaul Todenhöfer mit seiner Partei, existiert sie überhaupt noch?

Und da hast du Bedenken wegen ein paar alberner Adel-Zombies?

Zitat:
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Ultrarechte Kreise bedrohen unsere Demokratie und werden nicht ruhen, bis sie uns wieder auf der Tasche liegen dürfen.
Um uns auszupressen, bedarf es keiner ultrarechten Kreise. Das schaffen die etablierten "demokratischen" Parteien bisher auch recht gut. Statt sich wegen ein paar vertrockneter "Von und Zu" die Haare zu raufen, sollte man diese Typen in unserer Regierung und im Parlament daran erinnern, was Demokratie heißt. Vor allem Frau Fäser könnte mal einen Schlag auf den Hinterkopf vertragen, wenn sie meint, man müsse ja nicht in der Öffentlichkeit in Gruppen demonstrieren. Oder auch, dass jede Kritik an der aktuellen Politik einer "verfassungsrelevanten Deligitimierung des Staates" gleichkäme. Was sie damit sagen will, sollte man sich mal gut überlegen. Demokratiefeindlicher geht es gar nicht, wenn man Bürgern die Ausübung ihrer grundgesetzlich festgelegten Rechte bestreiten und sogar kriminalisieren will.

LG
Ilka
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Alt 01.03.2024, 23:54   #13
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Geschichte hat sich noch nie wiederholt und wird sich nie wiederholen, wie es auch nicht stimmt, dass Hans nicht mehr lernen kann, was Hänschen versäumt hat. Das sind nichts weiter als "Volksweisheiten", die leider in den meisten Fällen kein bisschen "weise" sind.
Du hast Recht, das sind so Gemeinplätze wie "Mütter sind fürsorglich". Ich habe manchmal das Gefühl, dass sich die Geschichte wiederholt, sagen wir es lieber so. Es lebt kaum noch jemand, der unter Hitler gelitten hat, also können sich die jungen Leute das schlecht vorstellen. Es lebt keiner mehr, der am ersten Weltkrieg als Soldat teilgenommen hat oder die Kaiserzeit erlebt hat, darum kann sich das keiner so recht vorstellen. Viele Menschen haben das Gefühl, dass die Demokratie versagt hat, dass sich die Politiker alles in die eigene Tasche stecken, dass immer nur Geld den Banken in die Tasche gestopft wird.

Dazu kommt, dass alte und behinderte Menschen vom Staat verarscht werden mit Renten, die teilweise nur knapp über 200 Euro sind. Was soll man damit anfangen? Dann sieht man, dass Menschen mit nichtdeutscher Staatsbürgerschaft und zehn Kindern Sozialleistungen bekommen, bevor sie überhaupt je hier gearbeitet und in die Kassen eingezahlt haben. Aber Ich kann nicht einfach in die USA oder in die Schweiz oder nach Vietnam ziehen und Welfare beantragen, die zeigen mir den Vogel.
Es ist nachvollziehbar, wenn die Gesellschaft einen Rechtsruck macht.

Zitat:
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Konflikte wiederholen sich, menschliches Verhalten ebenso wie Fehlentscheidungen wiederholen sich. Die Lösungen und Ergebnisse gleichen aber nie zu 100 Prozent den Lösungen und Entscheidungen der Vergangenheit. Reakitonäre Bewegungen hat es schon immer gegeben, aber das waren nur kurze Gastspiele. Wir werden keinen deutschen Kaiser mehr bekommen, die Russen keinen Zaren und die Franzosen keinen Napoleon. Der 2. WK wurde anders geführt als der 1. WK (letzterer gilt allgemein als der schlimmere, worüber man ebenfalls unterschiedlicher Meinung sein kann), und sollte es zu einem 3. WK kommen, können wir alle sicher sein, dass dieser wiederum ein ganz anderes Gesicht haben wird - und ein wesentlich anderes Ergebnis als WK 1 und 2.
Die Geschichte wiederholt sich natürlich nicht zu 100%. Das wäre sozusagen ein Murmeltierjahrhundert
Es ist in der Geschichte schon mehrfach vorgekommen, dass Monarchien re-installiert wurden.

Zitat:
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Die Demokratie in Deutschland ist in Gefahr gewesen, seit es sie gibt. Sie ist kein Selbstläufer, sondern muss permanent verteidigt werden. Wir hatten zu Beginn der Republik bereits kommunistische und rechtsradikale Parteien gehabt, die zwar verboten wurden, aber die jeweiligen Strömungen bekommt man nicht einfach tot. Wir hatten drei Generationen der RAF, die bestrebt war, unser demkratisches System umzukrempeln, was ihnen letztenendlich auch nicht gelungen ist. Wir hatten Agenten aus der DDR, die unsere Wahlen im Westen beeinflusst haben - man erinnere sich an die gekauften Abgeordnen, durch deren Bestechung Barzel das Misstrauensvotum gegen Willy Brandt verlor. Jetzt haben wir einen türkischen Sultan in Ankara, der alle Hebel in Bewegung setzt, die Türken in Deutschland für seine Interessen mobil zu machen und zu stärken. Na ja, dazu noch die AfD und die Neukommunisten in Form der Liga Wagenknecht. Was macht eigentlich inwischen dieses Lügenmaul Todenhöfer mit seiner Partei, existiert sie überhaupt noch?
Und da hast du Bedenken wegen ein paar alberner Adel-Zombies?
Ja, habe ich, denn eine konstitutionelle Monarchie ist mit Demokratie vereinbar. Theoretisch. Also anders als die RAF. Wir brauchen dazu keine Revolution. Wir müssen nur das Grundgesetz dahingehend ändern, dass es keinen Bundespräsidenten sondern stattdessen einen König gibt. Wenn das deutsche Volk das fordern würde, dann könnte es durchaus so kommen. 100 Jahre Demokratie haben aus Sicht vieler Menschen nichts gebracht.
Die Todenhöfer-Partei existiert noch, ist aber irrelevant. Einige Ideen finde ich nicht schlecht, zu anderen habe ich einen anderen Standpunkt. Zum Beispiel zu Russland. Im Großenganzen scheinen sie grüne Pazifisten zu sein und nicht so richtig links-rechts.

Zitat:
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Um uns auszupressen, bedarf es keiner ultrarechten Kreise. Das schaffen die etablierten "demokratischen" Parteien bisher auch recht gut. Statt sich wegen ein paar vertrockneter "Von und Zu" die Haare zu raufen, sollte man diese Typen in unserer Regierung und im Parlament daran erinnern, was Demokratie heißt. Vor allem Frau Fäser könnte mal einen Schlag auf den Hinterkopf vertragen, wenn sie meint, man müsse ja nicht in der Öffentlichkeit in Gruppen demonstrieren. Oder auch, dass jede Kritik an der aktuellen Politik einer "verfassungsrelevanten Deligitimierung des Staates" gleichkäme. Was sie damit sagen will, sollte man sich mal gut überlegen. Demokratiefeindlicher geht es gar nicht, wenn man Bürgern die Ausübung ihrer grundgesetzlich festgelegten Rechte bestreiten und sogar kriminalisieren will.
Man muss auf jeden Fall in der Öffentlichkeit in Gruppen demonstrieren. Schließlich haben wir aus genau solchen Gründen keinen Kaiser mehr. Wir versammeln uns so gern in der Öffentlichkeit. Warum versammeln wir uns nicht mal, um gegen Kapitallobbyismus und Korruption zu demonstrieren? Für mehr Mitspracherechte und Transparenz? Warum gibt es Volksentscheide, wenn das Ergebnis nicht bindend ist? Warum werden immer nur Leute mit Kohle Politiker?
Wir leben in sehr komplizierten Zeiten, links-rechts funktioniert nicht mehr. Höchstens noch an den Rändern. Wiedereinführung der Monarchie wäre aber eindeutig ein Schritt nach rechts, aus meiner Sicht.

Liebe Grüße,
Lee
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Alt 02.03.2024, 04:57   #14
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Zitat:
Warum gibt es Volksentscheide, wenn das Ergebnis nicht bindend ist? Warum werden immer nur Leute mit Kohle Politiker?
Volksinitiativen, Volksbegehren und Volksentscheide sind deshalb in Deutschland nicht bindend, weil sie gar nicht erst zustande kommen. Die Hürden dafür sind viel zu hoch, als dass sie überwunden werden könnten. Außerdem sind sie Ländersache und in den einzelnen Ländern unterschiedlich geregelt. Käme so etwas wie ein Volksbegehren etc. wirklich zustande, müsste es dann noch wie jedes Gesetz das ganze Prozedere der Abstimmungsverfahren im Bundestag und ggf. im Bundesrat durchlaufen.

Im Anhang ist eine Tabelle, der du die Einzelregelungen der Bundesländer entnehmen kannst (Quelle: Hans Herbert von Arnim, "Vom schönen Schein der Demokratie", Droemer München, 2000), dazu ein Zeitungsartikel von 2002, der die wichtigsten Punkte zusammenfasst. Meines Wissens hat sich seither an den Regelungen nichts wesentlich geändert.

Woran du die Auffassung festmachst, dass hierzulande "immer nur Leute mit Kohle" Politiker werden, ist mir nicht klar. Die meisten kommen aus dem mittleren bis gehobenem Bürgerum, manche stammten sogar aus der Arbeiterschicht (z.B. der frühere hessische Ministerpräsident Börner), und die meisten haben eine stinknormale Bildung genossen oder sich selber hochgearbeitet (Fischer = abgebrochene Metzgerlehre, Schröder = Bauarbeiter, erst später Jura-Studium nachgeholt). Wer in Deutschland in der Politik etwas werden will, braucht kein Geld, sondern spitze Ellbogen, Durchhaltevermögen und frühe Erfahrungen in einer der Jugendorganisationen der Parteien. Helmut Kohl hat als Jugendlicher für die CDU Plakate geklebt und sich dafür von linksorientierten Rabauken verprügeln lassen.

Da unser Staat flächenmäßig überschaubar ist, können wir auf US-amerikanische Verhältnisse verzichten, die für ausgedehnte Wahlkämpfe und die Unterhaltung von Unterstützer-Teams Millionen von Dollar erfordern. Wer wie ehemals die Clintons sich auf dieses Abenteuer einlässt und den Wahlkampf durchhält, erreicht vielleicht das Amt des Präsidenten, ist dann aber um etliches an Vermögen leichter. Das könnte sich in Deutschland allenfalls eine der drei bis fünf reichsten Familien der Großkonzerne leisten, die ohnehin den Ton in der Politik angeben, unsere Politiker aber lieber - mit Unterstützung der Bertelsmann-Stiftung - aus dem Hintergrund lenken. Bei uns wird Politik nicht in Berlin gemacht, sondern in München, Stuttgart, Hamburg und Wolfsburg (Peter Hartz = Hartz 4 = ehemaliger Manager bei VW). Geld und Politik passen nicht zusammen. Wer reich werden und obendrein Meinungsmache betreiben will, geht in die Wirtschaftssektoren, wo richtig geklotzt wird, und schafft sich ein gutes und einflussreiches Netzwerk anhand der Medien und zahlreicher "Stiftungen". Das System ist mittlerweil so kompliziert, dass es Otto-Durchschnitt gar nicht durchschauen kann.
Angehängte Dateien
Dateityp: pdf Volksbegehren_Tabelle_1__Regelungen.pdf (2,70 MB, 1x aufgerufen)
Dateityp: pdf Volksbegehren_Tabelle_2_Regelungen.pdf (1,99 MB, 1x aufgerufen)
Dateityp: pdf Volksbegehren_Zeitungsartikel_2002.pdf (949,8 KB, 0x aufgerufen)
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Alt 08.03.2024, 02:58   #15
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Liebe Ilka-Maria,
danke für die interessanten Links, die ich mit bei Gelegenheit zu Gemüte führen werde.

Ich habe eine Freundin, die Politikerin ist und von Beruf Putzfrau. Sie wird in ihrer Fraktion gemobbt, ausschließlich von Männern übrigens, lächerlich gemacht und als Doofie hingestellt, weil sie nicht gebildet ist, sondern einfach nur klug. Sie hat immer sehr schlechte Chancen, überhaupt in ihrem Wahlkreis aufgestellt zu werden, obwohl sie tolle Ideen hat, tolle Projekte initiiert und die Bedürfnisse berufstätiger Mütter sehr genau kennt und repräsentiert. Sie hat aber kein Geld, um sich Follower zu kaufen.

Helmut Kohl war das Kind eines Finanzbeamten und nicht das Kind eines Gastarbeiters und einer Hausfrau mit psychischen Problemen.
Mittleres und gehobenes Bürgertum ist aus meiner Sicht dasselbe wie Leute mit Kohle. Eben Leute, die Häuser bauen und ihre Kinder studieren lassen können. Dass sich die Superreichen damit gar nicht abgeben müssen, sondern lieber Geldkoffer verschieben, ist auch klar. Aber von denen rede ich nicht, die sind seltener als Stinkmorcheln im Pilzwald, rein statistisch.
Politiker sind in Deutschland meist Bürgerliche, mittelständische Unternehmer oder Beamte. Sie repräsentieren das Volk nicht.

Es ist mittlerweile undurchschaubar, wer mit wem verschwägert ist und welche Stiftung wem gehört. Was genau ist zum Beispiel die Schufa? Was genau ist zum Beispiel Bafög und warum dürfen rückwirkend Stundungen gekündigt werden, die man gar nicht beantragt hat, was zu Zinsen führt, die höher sind als das Bafög? Was für eine Gesellschaftsform hat eine Krankenkasse? Wem gehört das JobCenter? Was ist ein Versorgungsamt? Fragen über Fragen.

Liebe Grüße,
Lee
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