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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 11.11.2012, 12:48   #1
weiblich MuschelIch
 
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Dabei seit: 09/2012
Alter: 63
Beiträge: 309

Standard hinter schwarzen Johannisbeeren

hinter schwarzen Johannisbeeren

milchweiss war deine haut
und von haselnuss dein blick,
als du
mein universum betreten hast
durch die tür des klasszimmers.

rollschuhlaufen konnten wir beide,
und zufällig trafen wir uns
zwischen deinem-ort-meinem
an jener brücke,
wo füsse schwerelos sind.

sommerlang.

bis
sich die krankheit
ein haus in
deiner lunge baute
und du mir abhanden kamst.

verschickt wurdest du da in die berge.

als du heimkamst war das milchweiß verschwunden;
rot pulste die narbe
an deiner seite.
dein haus war getränkt von schwarzen johannisbeeren.

aussatz warst
du dir selber nun:
mit deiner lunge einen teil deiner selbst verscharrt.

wenn wir uns später trafen,
so immer hinter den ästen der
schwarzen johannisbeere.

Geändert von MuschelIch (11.11.2012 um 14:20 Uhr)
MuschelIch ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.11.2012, 01:33   #2
männlich Ex Salonanarchist
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Dabei seit: 08/2011
Beiträge: 23

Das Bild der schwarzen Johannisbeeren ist intensiv, besonders im letzten Teil.
Auch wenn Du die Sprache vielleicht noch etwas mehr verdichten könntest, sind deine Metaphern schon jetzt absolut wirkungsvoll.
Respekt, war sehr interessant zu lesen.
Ex Salonanarchist ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.11.2012, 02:28   #3
Ex-zonkeye
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Dabei seit: 05/2011
Beiträge: 504

So was geht wahrscheinlich nur, wenn man wirklich mal mitten drin war im Gestrüpp. Wie schrecklich schön unpathetisch!

Natürlich muss ich wieder mein Beckemsserchen herauskramen und ein bisschen herumkratzen, aber das mach ich wohl nur, damit Du erkennst, dass ich mich wirklich damit beschäftigt habe. Wie wär's damit:

Zitat:
hinter schwarzen Johannisbeeren

milchweiss war deine haut,
(und) von der haselnuss dein blick,
als du
mein universum betreten hast
durch die tür des klasszimmers.

rollschuhlaufen konnten wir beide,
(und) wie zufällig trafen wir uns
zwischen deinem-ort-meinem
auf jener brücke,
wo füße schwerelos sind.

sommerlang.

bis
sich die krankheit
ein haus in
deiner lunge baute
und du mir abhanden kamst.

verschickt wurdest du da in die berge.

als du heimkamst, war das milchweiß verschwunden;
rot pulste die narbe
an deiner seite.
(dein haus war getränkt voll von schwarzen johannisbeeren.)

aussatz warst
du dir selber nun:
mit deiner lunge ein(en) teil deiner selbst verscharrt.

wenn wir uns später trafen,
so immer hinter den ästen der
schwarzen johannisbeere.
Salonanarchist hat recht mit seiner Empfehlung: Zweimal die schwarze Johannisbeere ist too much, finde; auch ist das "getränkt" ein bisschen unglücklich. Ich würde die Metastasen wirklich erst ganz zum Schluss bringen, dann sind sie nicht schon verbrannt und treffen den Leser viel stärker denn als schnöde Wiederholung.

Mehr gibts nicht zu "meckern". Coole Nummer, wirklich!


lg z
Ex-zonkeye ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.11.2012, 08:48   #4
weiblich MuschelIch
 
Benutzerbild von MuschelIch
 
Dabei seit: 09/2012
Alter: 63
Beiträge: 309

Salonanarchist und zonkeye,
ich danke Euch für Euer Schauen und Euer Lob.

Das Gedicht ist schon komprimiert im Vgl. zur Ursprungsfassung
und ja, Salonanarchist, ich dachte mir da schon,
daß noch einiges zu kürzen ist.

zonkeye ich nehme die meisten Deiner Anregungen mit in das Gedicht hinein.
mit den Johannisbeeren 1 und 2 bin ich noch unklar.
Denn: Das Lyrische Du erhielt Medizin, die roch wie Schwarze Johannisbeeren.
Und ja, es stimmt, soviel Johannisbeere ist zuviel .... das Wort ist ja sehr lang und ... intensiv. Der Geruch auch.
Schwarze Johannisbeeren sind sehr vitamin-C-haltig; vllt. erhielt das LD tatsächlich Medizin mit denen drinnen (vierzig Jahre später überlegt das LI das grade )

Ich schreibs nun vorläufig mal so:

hinter schwarzen Johannisbeeren

milchweiss war deine haut,
von der haselnuss dein blick,
als du
mein universum betreten hast
durch die tür des klasszimmers.

rollschuhlaufen konnten wir beide;
wie zufällig trafen wir uns
zwischen deinem-ort-meinem
auf jener brücke,
wo füße schwerelos sind.

sommerlang.

bis
sich die krankheit
ein haus in
deiner lunge baute
und du mir abhanden kamst.

verschickt wurdest du da in die berge.

als du heimkamst, war das milchweiß verschwunden;
rot pulste die narbe
an deiner seite.

aussatz warst
du dir selber nun:
mit deiner lunge ein teil deiner selbst verscharrt.

wenn wir uns später trafen,
so immer hinter den ästen der
schwarzen johannisbeere.


ich bin mir unklar ob ich in dieser zeile:
"verschickt wurdest du da in die berge"
das "da" lassen soll - oder nicht.

was meint Ihr dazu?

lG MuschelIcht
MuschelIch ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.11.2012, 12:52   #5
Ex-zonkeye
abgemeldet
 
Dabei seit: 05/2011
Beiträge: 504

Ich finde ein "da" an dieser Stelle deshalb essentiell, weil ohne dieses Adverb der direkte Bezug zur Krankheit verloren ginge. Stehen lassen!

Der Johannisbeersaft dagegen ist wirklich entbehrlich. Ich finde, er lenkt ab von dem, was da in einem Körper wächst. Und, wie schon gesagt, er ruinierte die Pointe.

Wer in der letzten Zeile den Trachelabaum und die in ihm sitzenden Gewächse nicht erkennt, der hat dieses wunderschön traurige Gedicht nicht verdient und soll gefälligst draußen bleiben, vor dem Haus.

lg z
Ex-zonkeye ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.11.2012, 18:33   #6
weiblich simbaladung
 
Dabei seit: 07/2012
Alter: 67
Beiträge: 3.073

Hallo, MuschelIch,

ein bisschen spät, ich weiß, ich hab´s einfach vergessen, dass ich dir noch schreiben wollte, wie gut mir dein Gedicht auf Anhieb gefallen hat. Die
Art und Weise, wie du deine Grundidee umgesetzt hast (besonders jetzt in der
verdichteten Fassung) verdient auch von mir ein Lob.

Darüberhinaus regt es zum Nachdenken an, wie hoch heute leider
äußere Schönheit/Makellosigkeit bewertet wird. (Wobei man natürlich immer den
einzelnen Fall genau betrachten muss). Ich denke, du verstehst, was ich sagen will.

lg simba
simbaladung ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.11.2012, 11:24   #7
weiblich MuschelIch
 
Benutzerbild von MuschelIch
 
Dabei seit: 09/2012
Alter: 63
Beiträge: 309

Herzlichen Dank simbaladung!

Ja, die hohe Stellung der Äußerlichkeit ist m.M. nach sogar im Steigen begriffen.
Merkwürdig genug, ist es doch dasselbe Knochenhaus, mit Zeltstoff überspannt, in dem wir alle hier wohnen.
Und dann einem anderen Modell so sehr zu huldigen, nur weil der Stoff glatter ist ...... .

Liebe Grüße

MuschelIch
MuschelIch ist offline   Mit Zitat antworten
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