Der Abend verblasst

[Lewin]

Der Abend verblasst

Es ist der Abend, der das Lebenslicht verändert,
an dem das Grün verblassen mag bis hin zum Grau.
Die Amsel sieht die Welt mit Augen gelb umrändert
und träumt vom Morgenrot und strahlend schönem Blau.

Die Nacht, sie wird so düster, du.
Und uns erfasst ein Sehnen.
Komm, mach die Fensterläden zu;
es ist die Zeit für Tränen.

Die Blässe wandelt sich in allertiefste Schwärze.
Und irgendwo erstrahlt ein unbekannter Stern.
Die Nacht erfriert wie eine eisumhüllte Kerze,
die ihren Schein verliert, fast grenzenlos und fern.

Wenn du erwachst, dann schlafe ich.
Ein traurig-tristes Zeichen.
Die Zeit ist wie ein Hauch, ein Strich,
ein ewig Nichterreichen.

Weil jeder Windhauch, jeder Zug die Lichter gehen,
das Lebenslicht, den Atem bald entweichen lässt,
verbleibt dem Sein, sich schönste Farben zu erflehen,
um strahlend sie zu halten für ein letztes Fest.

[gummibaum]

Das gefällt mir sehr gut, lieber Lewin:

Dieser nächtliche Farb- und Temperaturverlust, der Dingen und Menschen auch das Leben entzieht. Kein morgendliches Erwachen des Paares wie bei Romeo und Julia, sondern, im Beisein des anderen, ein einsames.

LG gummibaum

[Laie]

Hi Lewin,

ich kann mich gummibaum nur anschließen. Für mich sind es tatsächlich zwei eigenständige, aber verwobene Gedichte. Vor den Fensterläden das eine und hinter den Fensterläden das andere. Das Paar hinter den Läden berührt mich besonders.

Beste Grüße,
Laie

[Trembalo]

Hallo Lewin,
Genuss pur,
sehr gerne gelesen!
Gruß

[Lewin]

Lieber gummibaum, hallo Laie und ciao Trembalo,
vielen Dank für eure Kommentare. Vor allem deine Zeilen, gummibaum, hätten mich fast bewegt, wieder etwas aktiver zu werden (bei poetry.de). Sie sind schon sehr interessant, eigentlich inspirierend. Und sie sind tiefgründig.
Das ist schon selten geworden. Schade.
Herzlich grüßt euch auf jeden Fall Lewin.