Morgenlied (in memoriam RMR) bei Poetry.de

Erich Kykal · 07.09.2011, 11:27

Ein Dunkel hält uns sanft geborgen,
der Morgen scheint so ferne noch.
Ich fasse zweifelnd in die Kühle
und fühle dort die Frühe doch.

Ich halte dich mit bangen Armen
Erbarmen heischend an mir fest,
wohl wissend, dass dein Fortverlangen
mit Bangen sich nicht wenden lässt.

Im fernen Ost besäumt ein Glühen
das Mühen schon der Nacht um Zeit.
An blauen Morgenmolen sterben
die Scherben meiner Seligkeit.

Thing · 07.09.2011, 11:29

Davor versagt jedes Morgenlob, jedes Abendlob.

Thing

(Der müde Blick, der sich aus Deinem Innern quält,
er tut so weh. Und, von Apoll gewählt,
senkt sich Dein Mund in bittrem Leiden.
Da Dich von uns Gemeinen alle Höhen scheiden
und Tagespfade Dich nicht trennen
von Tiefen, die wir, a l l z u k l e i n, nicht kennen,
wardst Du uns, die wir Staub nur sind, zum Fürsten.
Wir, die nach Schönheit brennend dürsten,
vergehn in Deiner Worte Firmament,
weil Glut, von D i r gebracht, den Puls verbrennt:
wir stehn gebannt in innrer Stille.

So zwang sich Dir Apolls gestrenger Wille:
In eines Dichters ird'sche Hülle
floß er, daß sich sein Lied erfülle.

In Dir ward Klang, ward Vers, ward Laut.
So haben Schmerz und Himmel Dich gebaut..
Wer jemals Größe, Schönheit schuf,
der folgte s e i n e s Gottes Ruf.

Fragment (vor einem Bildnis des jungen U.M.Rilke)

Erich Kykal · 07.09.2011, 12:40

Ach, Rom.!

Welch eine Ehre, mich in einen Atemzug mit Rilke zu stellen!

Und doch, wie sehr verschwinden meine Zeilen vor SEINEM Genie...das soll mich wieder mal Bescheidenheit lehren (jaja, ich weiß, du wolltest etwas anderes damit sagen, und das ehrt dich, aber angesichts solcher Zeilen...was kann ICH da noch wollen...)

Eine blasse Hommage im Vergleich zu seiner Wortgewalt, und dennoch das Beste, das ich geben kann. Ach, unsere Götter, wie nah und doch, wie fern...

Dennoch dankbare Grüße,

eKy

Thing · 07.09.2011, 12:43

Halli Hallo, Erich Kykal -

diese (meine kleine) Hommage galt gleichzeitig DIR!
Wie sonst könnte ich meiner Bewunderung Ausdruck geben?

Thing

Erich Kykal · 07.09.2011, 12:50

Hab Dank, o Stütze meiner Unbescheidenheit!

FeelLetter · 07.09.2011, 13:03

Ich weiß gerade nicht, was ich genau sagen soll. Beeindruckend!
Vor allem die Form erschlägt mich momentan, die Binnenreime, die perfekte Wortwahl.

Zitat:

wohl wissend, dass dein Fortverlangen
mit Bangen sich nicht wenden lässt.

Diese beiden Verse haben es mir besonders angetan.

Erich Kykal · 07.09.2011, 13:10

HI, FeelLetter!

Ja, die Binnenreime - in einem anderen Forum meinte jemand, ich hätte da ein neues Reimschema kreiert. Ich glaube das weniger - es gibt wohl kaum etwas, das nicht schon mal da war...

Man könnte es in etwa so darstellen: A - aB - C - cB

Danke auch für deine lobenden Worte! (Krieg ich nie genug von, ich alte Nutte!
Schon allein dafür prostituier ich mich hier...)

Zwinkernde Grüße,

eKy

Thing · 07.09.2011, 13:15

Halli Hallo, Erich Kykal -

Deine Binnenreime nehme ich als wohlbekannt an.
Auch s i e machen ja Deine Kunst aus.

U.

Erich Kykal · 07.09.2011, 13:34

Hi, Rom.!

Danke!

Äh..das beschäftigt mich immer noch: Warum steht am Beginn des Rilkefragments ein "Klammer auf"? - Du weißt, krankhafter Perfektionist...

LG, eKy

Thing · 07.09.2011, 13:53

Weil ich mein Gedicht zitierte.
Es steht noch nicht im Forum.

Erich Kykal · 07.09.2011, 14:05

DAS hast DU geschrieben!!? Ehrlich, ich dachte, das wäre von Rilke selbst! Echt! Kein Scheiß?

07.09.2011, 11:27	#1
Erich Kykal Dabei seit: 09/2011 Ort: Österreich Alter: 59 Beiträge: 876 Meine Gedichte	Morgenlied (in memoriam RMR) Ein Dunkel hält uns sanft geborgen, der Morgen scheint so ferne noch. Ich fasse zweifelnd in die Kühle und fühle dort die Frühe doch. Ich halte dich mit bangen Armen Erbarmen heischend an mir fest, wohl wissend, dass dein Fortverlangen mit Bangen sich nicht wenden lässt. Im fernen Ost besäumt ein Glühen das Mühen schon der Nacht um Zeit. An blauen Morgenmolen sterben die Scherben meiner Seligkeit.

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07.09.2011, 11:29	#2
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Davor versagt jedes Morgenlob, jedes Abendlob. Thing (Der müde Blick, der sich aus Deinem Innern quält, er tut so weh. Und, von Apoll gewählt, senkt sich Dein Mund in bittrem Leiden. Da Dich von uns Gemeinen alle Höhen scheiden und Tagespfade Dich nicht trennen von Tiefen, die wir, a l l z u k l e i n, nicht kennen, wardst Du uns, die wir Staub nur sind, zum Fürsten. Wir, die nach Schönheit brennend dürsten, vergehn in Deiner Worte Firmament, weil Glut, von D i r gebracht, den Puls verbrennt: wir stehn gebannt in innrer Stille. So zwang sich Dir Apolls gestrenger Wille: In eines Dichters ird'sche Hülle floß er, daß sich sein Lied erfülle. In Dir ward Klang, ward Vers, ward Laut. So haben Schmerz und Himmel Dich gebaut.. Wer jemals Größe, Schönheit schuf, der folgte s e i n e s Gottes Ruf. Fragment (vor einem Bildnis des jungen U.M.Rilke)

07.09.2011, 12:40	#3
Erich Kykal Dabei seit: 09/2011 Ort: Österreich Alter: 59 Beiträge: 876 Meine Gedichte	Ach, Rom.! Welch eine Ehre, mich in einen Atemzug mit Rilke zu stellen! Und doch, wie sehr verschwinden meine Zeilen vor SEINEM Genie...das soll mich wieder mal Bescheidenheit lehren (jaja, ich weiß, du wolltest etwas anderes damit sagen, und das ehrt dich, aber angesichts solcher Zeilen...was kann ICH da noch wollen...) Eine blasse Hommage im Vergleich zu seiner Wortgewalt, und dennoch das Beste, das ich geben kann. Ach, unsere Götter, wie nah und doch, wie fern... Dennoch dankbare Grüße, eKy

07.09.2011, 12:43	#4
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Halli Hallo, Erich Kykal - diese (meine kleine) Hommage galt gleichzeitig DIR! Wie sonst könnte ich meiner Bewunderung Ausdruck geben? Thing

07.09.2011, 12:50	#5
Erich Kykal Dabei seit: 09/2011 Ort: Österreich Alter: 59 Beiträge: 876 Meine Gedichte	Hab Dank, o Stütze meiner Unbescheidenheit!

07.09.2011, 13:10	#7
Erich Kykal Dabei seit: 09/2011 Ort: Österreich Alter: 59 Beiträge: 876 Meine Gedichte	HI, FeelLetter! Ja, die Binnenreime - in einem anderen Forum meinte jemand, ich hätte da ein neues Reimschema kreiert. Ich glaube das weniger - es gibt wohl kaum etwas, das nicht schon mal da war... Man könnte es in etwa so darstellen: A - aB - C - cB Danke auch für deine lobenden Worte! (Krieg ich nie genug von, ich alte Nutte! Schon allein dafür prostituier ich mich hier...) Zwinkernde Grüße, eKy

07.09.2011, 13:15	#8
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Halli Hallo, Erich Kykal - Deine Binnenreime nehme ich als wohlbekannt an. Auch s i e machen ja Deine Kunst aus. U.

07.09.2011, 13:34	#9
Erich Kykal Dabei seit: 09/2011 Ort: Österreich Alter: 59 Beiträge: 876 Meine Gedichte	Hi, Rom.! Danke! Äh..das beschäftigt mich immer noch: Warum steht am Beginn des Rilkefragments ein "Klammer auf"? - Du weißt, krankhafter Perfektionist... LG, eKy

07.09.2011, 13:53	#10
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Weil ich mein Gedicht zitierte. Es steht noch nicht im Forum.

07.09.2011, 14:05	#11
Erich Kykal Dabei seit: 09/2011 Ort: Österreich Alter: 59 Beiträge: 876 Meine Gedichte	DAS hast DU geschrieben!!? Ehrlich, ich dachte, das wäre von Rilke selbst! Echt! Kein Scheiß?