Mein Hühnergott

[Lewin]

Mein Hühnergott

Ich glaub, mich straft mein Hühnergott
für meinen falschen Glauben.
Wahrscheinlich fehlen ein Komplott
und feste Daumenschrauben.

Auch wenn die Spötter Buße tun,
mein Gott kann sich verkneifen,
sich nur an einem einz’gen Huhn
im Ansatz zu vergreifen.

Ob ich nun bete oder nicht,
den Hühnergöttervater
bekomm ich niemals zu Gesicht.
Die Welt ist ein Theater.

[Zaubersee]

Lieber Lewin,


ich verehre Hühnergötter ebenfalls, wie wunderhühnergottbar, dass es nun ein Gedicht darüber gibt. Auch wenn der Hühnergott sich eher selten blicken lässt ( vielleicht ja in der Silvesternacht, verkleidet als Feuerwerk?) hinterlässt er doch jede Menge Hühnergötterengel, von denen ich schon einige am Ostseestrand finden durfte, und die jetzt mein Heim beschützen. So jedenfalls behaupten sie. ( Schon allein deshalb würde ich nie von ihnen trennen) Dass die Welt ein Theater ist entscheidet aber nicht nur der sich nicht blicken lassende Hühnergott

Herzliche Grüße mit Wünschen für eine schöne Adventszeit

Hühnergottverehrerin Zauberseemara

[Lewin]

Liebe Mara,

habe ich doch noch eine Verehrerin gefunden. Nein, nicht für mich, für die schönen Feuersteine. Nun werde ich so unromantisch, wie du nie sein könntest. Übrigens: der kleinste, den ich besitze (Hühnergott natürlich, es könnten ja noch andere mitlesen), ist ungefähr so groß wie ein Fingernagel und hat die Form eines Steinbeiles. Wirklich! Und sogar mit dem „Auge“ an der richtigen Stelle. Inzwischen mit einem ordnungsgemäß eingezogenen Stiel.
Die idealen Orte zum Sammeln sind der Weststrand zwischen Prerow und Ahrenshoop (Fischland-Darß) oder die Feuersteinfelder bei Mukran auf Rügen. Leider ist es mir noch nie gelungen, einen versteinerten Seeigel zu finden.
Zu beiden Orten könnte ich stundenlang Geschichten erzählen, aber natürlich nicht per Bildschirm. Leider.

Danke für deinen Beitrag und die Grüße, ebenso herzlich grüße ich dich zurück.
Lewin.

[Thing]

ich fürchte den Hühnergott.
Er straft mich dafür, daß ich bis vor vielen Jahren in ihm nur eine leckere Speise sah. Und nicht wissen wollte, wofür er endlich Rache nehmen wird.
Er ähnelt dem schweizerischen Toggel.
Wird man mich auch so schlachten?

Zum Glück endet Dein Gedicht spöttisch. O je, das Welttheater.

Bedrückten Gruß
von
Thing

[Lewin]

Ach Thingli,

das sind doch wirklich nur harmlose Feuersteine mit einem natürlichen Loch drin. Und den Begriff selbst gibt es keine hundert Jahre. Also, keine Sorge.
Aber schöne Exemplare gibt es trotzdem.
Und dann muss man etwas Gutes glauben.

Danke und liebe Grüße von Lewin.

[Thing]

Zitat von Lewin

harmlose Feuersteine mit einem natürlichen Loch drin.
Danke und liebe Grüße von Lewin.

Soll heißen?

[Ex-Dabschi]

Zitat von Lewin

Mein Hühnergott

Ich glaub, mich straft mein Hühnergott
für meinen falschen Glauben.
Wahrscheinlich fehlen ein Komplott
und feste Daumenschrauben.

Auch wenn die Spötter Buße tun,
mein Gott kann sich verkneifen,
sich nur an einem einz’gen Huhn
im Ansatz zu vergreifen.

Ob ich nun bete oder nicht,
den Hühnergöttervater
bekomm ich niemals zu Gesicht.
Die Welt ist ein Theater.

Lieber Lewin,

ich hörte, dass Hühnergötter vor bösen Geistern schützen können. Ich glaube nicht, dass Dich Dein Hühnergott bestrafen wird, egal welchen Glauben Du hast.

Flott gedichtet und flüssig zu lesen. Nur bei den Daumenschrauben huschte mir ein Schauer über den Rücken. Autsch.

Liebe Grüße
Moni

[Thing]

Bei Hühnergott denke ich an VooDoo, blutige Hühnerkrallen und Gestank.

[Lewin]

Liebe Moni,

natürlich habe ich keinen falschen (nämlich gar keinen) Glauben, bin also im religiösen Sinn Heide. Und das mit dem Komplott und den Daumenschrauben habe ich eingebracht, weil bestimmte Religionen (u.a. Konstantinische Schenkung; Hexenverfolgung und Inquisition mit über 9 Millionen Toten in Europa, vom Säugling bis zu 106-Jährigen: lese ich gerade) für die Durchsetzung der damit verbundenen Glaubenrichtungen ohne Rücksichten auf menschliche und moralische Verluste agierten.
Dass die Hühnergötter, also die Feuersteinknollen mit herausgewitterten Kreideeinlagerungen in ihrer Mystik hauptsächlich über den slawischen Kulturbereich zu uns gekommen sind, ist zwar historisch belegt, insgesamt dürften die Loch-, Linsen- oder Drudensteine schon länger, wenn auch eine untergeordnete, Rolle gespielt haben. Durch die Entwicklung und den Ausbau speziell der Ostseestrände hat das Sammeln, Tragen und Aufbewahren, auch für vermeintlich schützende Zwecke, einen erheblichen Aufschwung genommen.

Hallo Thing,

mit VooDoo, überhaupt Hühnern, Krallen, vielleicht noch Kämmen, Federn, Gestank hat das Ganze nichts zu tun. Wenn du mal unter Wikipedia „Feuersteinfelder Mukran“ eingibst, wirst du schönste Landschaften und massenhaft Steine sehen können, die 60 bis 70 Millionen Jahre alt sind.

Vielen Dank für euer Interesse und liebe Grüße von Lewin.