Tagträume

[Ex-Dabschi]

Thing und Rosmarie hatten mich ermutigt, auch meine älteren Gedichte hier vorzustellen. Dankeschön!

Hier ein Gedicht, welches ich nach einer Gemälde-Vorlage schrieb:

Tagträume

Ach könnte ich der grauen Welt
den Rücken einfach kehren,
das machen, was nur mir gefällt,
von Träumen mich ernähren.

Ich würde naschen Fröhlichkeit,
so dass ich Dich verstehe
und für die Nacht Geborgenheit,
wenn ich zur Ruhe gehe.

Mein Antlitz wäre sorgenfrei,
bräucht‘ mich nicht mehr zu schminken.
Die Tarnung wär‘ der letzte Schrei,
wenn Deine Lügen hinken.

Ich könnte auch die Träumerei
ganz gnadenlos vergessen
und einfach geh’n – dann wär‘ ich frei.
Das findest Du vermessen.

So träum‘ ich weiter vor mich hin
von einem ganzen Kuchen.
Ein Stückchen hab‘ ich immerhin,
die Krümel muss ich suchen.

[Merith]

Liebe Dabschi,

deine Tagträume ähneln den meinen, aus diesem Gefühl heraus habe ich vor längerer Zeit das Gedicht "Auferstehung" geschrieben und hier veröffentlicht.

Irgendwann gehe ich fort -
Und werde frei sein.
Ich lasse den Sterilen ihre Sterilität.
Ich gehe ohne zu wissen, wohin,
quer durch eine öde Wildnis
und lasse die Welt dort zurück.
Dann wandere ich unbeschwert
wie ein müßiger Atlas.

An manchen Tagen fühle ich mich so frei, nur vom Wind oder einem Regenschauer begleitet.
Ich habe gerade deinen Kommentar bei "Verloren" gelesen und dadurch vom Tod deines kleinen Enkelkindes erfahren. Es gibt keinen Trost , der Tod von Kindern oder Enkelkindern ist das Schrecklichste, aber ich nehme dich fest in meinen Arm.

Deine Merith

[Rosmarie]

Liebe Dabschi,

beim Lesen deines Gedichts steigen auch bei mir allerlei Erinnerungen an Gefühlen in mir auf.

Die Sehnsucht nach dem ganzen, dicken, fetten Kuchen bleibt wohl ein Leben lang - während wir vor unseren Tellern mit den Krümeln sitzen und suchen...

Freiheit ist zum Glück ein Wert, der so manche Sehnsucht aufwiegt.

Mir gefällt dein Gedicht sehr!

Liebe Merith,

auch dein Gedicht berührt mich sehr!


Liebe Grüße
Rosmarie

[Thing]

Zitat von Dabschi

Thing und Rosmarie hatten mich ermutigt, auch meine älteren Gedichte hier vorzustellen. Dankeschön!

Hier ein Gedicht, welches ich nach einer Gemälde-Vorlage schrieb:


Aber hallo -

das ist prima!
Wenn man (ich) sich hineingelesen hat:
E i n lyrisch-kühler Treffer nach dem ANDEREN:

Ein düsteres Fazit, von dem LI sich befreien sollte.
Aber wer kennt schon die Gegebenheiten?


LG
Thing

Tagträume

Ach könnte ich der grauen Welt
den Rücken einfach kehren,
das machen, was nur mir gefällt,
von Träumen mich ernähren.

Ich würde naschen Fröhlichkeit,
so dass ich Dich verstehe
und für die Nacht Geborgenheit,
wenn ich zur Ruhe gehe.

Mein Antlitz wäre sorgenfrei,
bräucht‘ mich nicht mehr zu schminken.
Die Tarnung wär‘ der letzte Schrei,
wenn Deine Lügen hinken.

Ich könnte auch die Träumerei
ganz gnadenlos vergessen
und einfach geh’n – dann wär‘ ich frei.
Das findest Du vermessen.

So träum‘ ich weiter vor mich hin
von einem ganzen Kuchen.
Ein Stückchen hab‘ ich immerhin,
die Krümel muss ich suchen.

s.oben -

[Merith]

Liebe Rosmarie,

freut mich, dass dir mein "aufgewärmtes " Gedicht gefällt.

Lg
Merith

[Ex-Dabschi]

@ Liebe Merith,

ich kenne diese Gefühle, um die es in meinem Gedicht geht, auch sehr gut. Allerdings ist es schon viele Jahre her, als ich endlich den Absprung schaffte ... Gewalt war nie ein Thema und dennoch war ich sehr unglücklich. Seit 18 Jahren bin ich der glücklichste Mensch in Sachen Beziehung und Liebe.

Wie ich schon erwähnte, schrieb ich dieses Gedicht auch nach einer Bildvorlage. Ich freue mich irgendwie darüber, dass meine Phantasie beim Betrachten eines Bildes so weit reicht, um auch in „abgründige Tiefen“ einzutauchen. Eine Bestätigung dafür, dass ich mich im Laufe der Jahre entwickelt habe. Früher wäre es undenkbar für mich gewesen.

Ich habe gerade deinen Kommentar bei "Verloren" gelesen und dadurch vom Tod deines kleinen Enkelkindes erfahren. Es gibt keinen Trost , der Tod von Kindern oder Enkelkindern ist das Schrecklichste, aber ich nehme dich fest in meinen Arm.

Danke für Deine lieben Worte. Er ist und bleibt ein Leben lang bei uns und wohnt in unseren Herzen und irgendwann sehen wir uns wieder. Daran muss ich einfach glauben ...

Dein Gedicht finde ich auch sehr berührend.

@ Liebe Rosmarie,

ich freue mich sehr darüber, dass Dir mein Gedicht gefällt.

Vielen Menschen fehlt einfach der Mut für eine Veränderung und so suchen sie weiter ihre Krümel im vertrauten Heim …

Manchmal bedarf es einer erhöhten Risikobereitschaft, um einen ganzen Kuchen auf dem Tisch stehen zu haben.

Freiheit ist zum Glück ein Wert, der so manche Sehnsucht aufwiegt.

Da gebe ich Dir vollkommen Recht.

@ Lieber Thing,

mein LI macht mit mir, was es will. Da habe ich keine Chance zu widersprechen. Ich hatte schon versucht, ein ernstes Wörtchen mit ihm zu sprechen und gesagt: „Hör mal, was sollen die Leute denken, wenn Du Deine finsteren Phantasien, die beim Anblick von Bildern entstehen, hinaus in die Welt schickst?“ Es hat nur mit den Schultern gezuckt und gemeint: „Na und, ick kann doch nüscht dafür – is doch Dein Kopp.“

Ich wollte auch mal zeigen, dass ich nicht nur Blödel- und Witzgedichte schreibe.

Vielen Dank für Euer Interesse und liebe Abendgrüße Euch allen
Dabschi