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Alt 31.12.2010, 15:46   #1
männlich Schreiberling 2
 
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Beiträge: 20


Standard Good Tea, Good Day

Die Autos auf der Straße vor dir fahren langsam, zu langsam für deinen Geschmack.

Genervt tippelst du mit deinen Fingern auf dem Lenkrad deines Wagens herum. Du hast es zwar nicht eilig, doch dir geht dieses Geschleiche trotzdem mächtig auf die Nerven. Plötzlich bremst dein Vordermann abrupt, du versuchst noch in die Bremsen zu steigen, du schaffst es, leider zu spät, du sitzt schon längst hinten drauf. Einen kurzen Moment weißt du nicht genau was los ist. Auch als vor dir Rauch aufsteigt, bist du nicht ganz sicher. Aus dem Auto wo du rein gefahren bist steigt ein Mann aus, er sieht besorgt aus, etwa wegen dir? "Sind sie irre, sie Arschloch", brüllt der besorgt schauende Mann. War wohl doch nicht wegen dir, der Blick.

Der Mann zetert und bebt, doch du verstehst die Wörter aus seinem Mund nicht. Es liegt nicht an der Akustik und auch nicht daran das er lispelt oder nuschelt, was er tut. Das siehst du an seinen Mundbewegungen, ausser dir kann das kaum jemand und wenn es nach dir geht, müsstest du das auch nicht können. Nein, es liegt an etwas Anderem, der Moment hat sich auf deine Ohren gelegt, so kommt es dir vor. Gerade warst du noch sauer und genervt und nun kannst du dich partout nicht daran erinnern warum überhaupt. Alles wirkt stumm, als ob irgendjemand sich die Fernbedienung geschnappt hat und den Ton ausgestellt hat. Man sieht nur wie sich die Münder bewegen.

Du siehst den Mann, der sich immer noch über den Schaden an seinem Wagen aufregt. Er sieht lustig aus, das Dickerchen, wie er sich aufregt. Ein Lachen kannst du in diesem Moment nicht zurückhalten, dafür stehst du noch zu sehr unter Schock. Dein Lachen ist laut, sehr laut. Der Mann hört es und ist davon gar nicht begeistert. Mit hochrotem Kopf stampft er dir entgegen, du sitzt immer noch in deinem Wagen und lachst und plötzlich ist es dunkel.


In der Luft hängt ein Hauch von nichts, du musst deine Augen gar nicht öffnen, du weißt auch so wo du dich aufhältst. Du hattest diesen Geruch schon oft in der Nase, damals als deine Oma im sterben lag, also so empfand sie es zumindest. Eigentlich hatte sie sich nur die Hand verstaucht. Aber deine Eltern meinten nur das Oma halt so sei und das du immer schön mittleidig gucken sollst, dann bekämst du auch ein Eis. Sie haben das Versprechen bis heute nicht gehalten. Überraschenderweise überlebte sie. Heute geht es ihr wieder gut, sie häkelt den ganzen Tag. "Wie langweilig", flüsterst du in den Raum hinein.

Nach einem ausführlichen Blick durch den Raum stellst du fest das du sehr durstig bist. Kein Wasser in der nähe, ist deine nächste präzise Feststellung. Du versuchst dich zu erinnern wie man die Krankenschwestern ruft, dir fällt es nicht ein. Der Beschluss steht fest, du wirst aufstehen müssen und eine Krankenschwester suchen, oder ein Waschbecken, oder einen Wasserspender. Ächzend erhebst du dich, deine Knochen geben dir das Gefühl tagelang gelegen zu haben.

Auf dem Flur sprichst du die erste Person an die einer Krankenschwester ähnelt und bittest sie um ein Glas Wasser. Sie macht sich auf den Weg, du gehst zurück in dein Zimmer. Gerade dort angekommen, die Tür zugemacht, öffnet sie sich wieder. Ein Mann mit Bart betritt den Raum. Er sagt er sei Arzt und seinen Namen, den du gleich wieder vergisst. Er erzählt dir von dem Unfall den du hattest und von dem harten Schlag direkt an die Schläfe von dem Mann und das sich das gar nicht gut mit den Beruhigungspillen vertragen hat die du genommen hast. Warum das so sei könne er dir nicht erklären,das würde zu lange dauern und es gäbe ja auch noch andere Patienten hier im Krankenhaus. Sicher sei aber das er gehen könne wenn er nicht noch Beschwerden hätte. Ein mehr oder weniger gestammeltest "Okay" verlässt deinen Mund und im nächsten Moment stehst du im Eingangsbereich des Krankenhauses.

Deine Klamotten hast du wieder, was mit deinem Auto passiert ist würden sie nicht wissen, sagen sie dir während sie dich höflich nach draußen begleiten.

Du machst dich zu Fuß auf den Weg nach Hause da du kein Geld für ein Taxi hast. In dir macht sich ein komisches Gefühl breit, so als ob da noch irgendwas war, an dem Tag des Unfalls. Dir fällt dazu nichts ein und du machst dir auch keine weiteren Gedanken. 20 Minuten später stehst du vor einem alten Mehrfamilienhaus, deinem zu Hause.

Langsam gehst du die Stufen hoch, im 3. OG angekommen schließt du deine Wohnungstür auf. Eine unangenehme Leere, die dir entgegenkommt, verschlägt dir kurz den Atem. Doch du erinnerst dich an nichts, einfach an nichts, was mit diesem Gefühl zu tun haben könnte. Alles ist so wie es war als du vor ein paar Tagen die Wohnung verlassen hattest, alles, genauso. Ein stechen im Bauch, was es bedeutet weißt du nicht, was du gerne ändern würdest. Du gehst in die Küche, kochst kurz Wasser, dass du dann anschließend in eine Tasse, wo schon ein Teebeutel drin hängt, kippst.

Beim Wasser einfüllen guckst du genauer auf die Tasse, sie hat die Aufschrift "Good Tea, Good Day" und an der rechten Seite ist ein Kussmund. Du musst lächeln. Die Tasse hat dir deine Freundin zu eurem letzten Jahrestag geschenkt, erinnerst du dich. "Wo ist sie eigentlich", fragst du dich. Du beschließt sie anzurufen, vielleicht ist ihr ja was passiert. Während es tutet kommen plötzlich diese Magenschmerzen wieder, du guckst die Tasse an, es tutet nochmal, ein kurzes knacken in der Leitung und bevor sie was sagen kann hast du schon längst aufgelegt. Das Telefon rutscht dir aus der Hand und du lässt dich in den Sessel fallen, der direkt neben dem Telefon steht. Plötzlich erinnerst du dich wieder an alles. An den Tag des Unfalls und warum du so wütend warst. Sie hatte dich an diesem Tag verlassen. Deswegen warst du so aufgebracht, so aufgebracht das auch Beruhigungspillen dich nicht beruhigen konnten. Du hattest sie geliebt und du tust es immer noch. Vielleicht hast du es auch deshalb vergessen das sie dich verlassen hat, vor Liebe.

Sichtlich geschockt begibst du dich zurück in die Küche um deinen Tee zu holen, während du dich ins Krankenhaus zurück wünscht ohne Erinnerung. Wenn du ehrlich bist war die Zeit nach dem Unfall schön, weil du keinen Schmerz empfunden hast, keinen Herzschmerz. Einfach weil du ihn vergessen hast. Du nimmst deinen Tee und gehst ins Wohnzimmer, schaltest den Fernseher an und setzt dich auf die Couch. An diesem Tag verbrennst du dir noch 2 mal den Mund an deinem zu heißen Tee. Die Tasse landet später am Abend noch im Müll, doch Tee trinkst du weiterhin.

Er schmeckt halt so gut.


31.12.2010
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Alt 31.12.2010, 17:14   #2
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
An diesem Tag verbrennst du dir noch 2 mal den Mund an deinem zu heißen Tee. Die Tasse landet später am Abend noch im Müll, doch Tee trinkst du weiterhin.
Diese letzten beiden Sätze sind die besten in der ganzen Geschichte, eine gelungene Pointe.

Aber auch hier ist eine Überarbeitung des gesamten Textes notwendig.

LG
Ilka-M.
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Alt 01.01.2011, 16:26   #3
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Danke, danke.

Was meinst du denn genau was überarbeitet werden sollte?

LG
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Alt 01.01.2011, 17:58   #4
weiblich Ilka-Maria
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Beiträge: 30.982


Du könntest damit anfangen, die Interpunktion zu prüfen und die Wörter, die möglicherweise entbehrlich sind. Der Text liest sich zwar flüssig, aber es könnte durch ein paar Streichungen noch mehr Tempo reingelegt werden. Andersrum fehlen Kommata, wo ein Innehalten durchaus angebracht wäre. Der Leserhythmus könnte dadurch harmonisiert werden. Lies Deinen Text einfach ein paarmal laut vor - möglichst mit zeitlichem Abstand -, dann wirst Du vielleicht merken, was ich meine. Er ist es wert.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.01.2011, 18:16   #5
männlich Schreiberling 2
 
Dabei seit: 12/2010
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Beiträge: 20


Dankeschön, werde ich tun.

Sind eingentlich wieder Brüche in der Grammatik, oder ist das soweit grammatikalisch korrekt? Also du brauchst das nicht wieder so genau ausführen wie das letzte mal, sondern sagen ob ja oder nein.

Ach und was mir noch gerade einfällt. Kann es sein das man die eingestellten Texte ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr ändern kann?

LG
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Alt 01.01.2011, 18:40   #6
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
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Beiträge: 30.982


Das ist richtig, die Zeit, Änderungen machen zu können, ist stark begrenzt. Dann bleibt nur die Möglichkeit, den geänderten Text nochmal in den eigenen Pfad einzustellen oder den alten löschen zu lassen (mußt Du den Admin drum bitten, der macht das dann auch) und nochmal ganz neu zu postieren.

Ich selbst mache davon selten Gebrauch, sondern lasse es so, wie es ist. Wenn ich hier Meinungen sammele, dient das dazu, meine privaten Dateien zu verbesssern. Darauf kommt es doch letztendlich an.

LG
Ilka-M.
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Alt 11.01.2011, 13:05   #7
männlich huntablunt
 
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Beiträge: 71


ja, die letzten 2 sätze sind total gelungen.........auch ansonsten find ich es eigentlich ok, streichen muss man mmn nichts, denn so hat man das gefühl selbst ein wenig vernebelt zu sein, bis einem schlussendlich einfällt worauf es ankommt..........oder so ähnlich^^
huntablunt ist offline   Mit Zitat antworten
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