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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

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Alt 03.02.2007, 03:47   #1
demon17
 
Dabei seit: 05/2005
Beiträge: 85

Standard Moderne Lyrik

Moderne Lyrik

ich langweile mich
ich finde weder Sinn noch Worte
a b e r
ich schreibe trotzdem

nun langweilst Du Dich
genauso wie ich
heut nacht werden wir
auf einem Sonnenwind reitend
den Mond besuchen.

Dein Atem brennt mir das Fleisch von den Knochen
noch bevor ich Dich befriedigen kann
Doch die Unlust ist tief in mir begraben
demon17 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.02.2007, 03:57   #2
El_Hefe
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 1.530

so weit ich das um die uhrzeit noch sagen kann gefallen mir einige teile deines gedichts sehr gut, so z.b.
"heut nacht werden wir
auf einem Sonnenwind reitend
den Mond besuchen."
oder
"Dein Atem brennt mir das Fleisch von den Knochen".
allerdings machen die letzten beiden zeilen meiner meinung nach das ganze ein wenig kaputt, das wird zu oberflächlich beschrieben, auch von der sprache her.
mfg, philip
El_Hefe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.02.2007, 11:02   #3
demon17
 
Dabei seit: 05/2005
Beiträge: 85

Das Gedicht lebt ja vom Kontrast, insofern ist auch der Gegensatz zwischen metaphorischer Romantik und kaum verschlüsselter Profanität durchaus beabsichtigt. Gerade die erhält ja im Bezug zum Titel eine tiefere Bedeutung.

lg

demon17
demon17 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.02.2007, 22:34   #4
evilsuperbitch
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 1.073

demon,

ich habe jetzt eine weile über den text nachgedacht und weiß genau, was mich am meisten stört. es ist die hervorgehobene langeweile, die durch die wiederholung an wichtigkeit erlangt, in verbindung mit dem titel, der durch seine poetologische dimension entscheidend für das verstehen des textes wird. das gedicht ist meiner meinung nach zweigeteilt, wobei das wir den anfang des zweiten teils markiert. und im ersten teil herrscht langeweile, die abwesenheit des sinnes und der worte (wobei mir hier wörter besser schiene, aber das lässt sich aushalten und hat vielleicht auch seinen sinn, den ich vordergründig nicht akzeptiere oder erkenne, wie auch immer). diese wird durch den titel nicht auf eine allgemeine kommunikationsschwäche zurückgeführt, sondern explizit an der modernen lyrik. aber: wieder denke ich auch an den titel und sehe: die moderne lyrik hat ihren anteil daran. sie erlaubt, durch ihre prominente stellung im gedicht (und das ist nun mal bei einem titel der fall), vordergründig keine andere erklärung. hier beginnt die frage sich zu formen, warum gerade diese? und die frage: was ist hier in dem fall die moderne lyrik? der zweite teil des gedichts beginnt mit romantisch angehauchten bildern, die eigentlich in der wissenschaft ihren platz haben. sonnenwinde, mondreise, gefolgt von begierde, die mehr durch das atmen, als durch die sprache an den körper herangetragen wird. das körperliche beherrscht den körper, nicht die sprache "geilt" ihn auf. aber das ende erlaubt keine erfüllung. warum, fragt man sich? natürlich mag es eine eigenschaft des lyrischen ichs sein, eine unlust, die eine form versteckter sehnsucht darstellt. doch frage ich mich: warum ist die morderne lyrik in ein so schlechtes licht gerückt, was sind ihre eigenschaften, dass keine erfüllung gelingt, langeweile herrscht?und am ende, ja, wenn ich das ganze mir länger überlegt habe, denke ich, es ist fehlerhaft, da ich der modernen lyrik, welche sehr weit gefächert ist, mehr spielraum einräume und weiß, dass sie die einschränkungen, die das gedicht vorgibt, nicht hat. nicht an ihr ist die langeweile, sondern im schreibenden. auch nicht im leser. dies alles hat aber wenig mit der modernen lyrik zu tun, ist eher ein persönliches, als ein allgemeines problem. vielleicht wolltest du diesen widerspruch deutlich machen. mag sein. aber der text scheitert trotzdem am titel. geht schlecht mit der thematik um. und scheiter auch an der verantwortung, die dieser titel mit sich bringt.

gruß. esb.
evilsuperbitch ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.02.2007, 18:02   #5
demon17
 
Dabei seit: 05/2005
Beiträge: 85

Hochverehrter evilsuperbitch,

was für eine Komplexität des Denkens, welche Tiefgründigkeit in der Analyse und doch so weit gefehlt. Die Langeweile ist die Gemütsverfassung, in der sich das lyrische Ich nach der Lektüre moderner Lyrik befindet. Aus dieser Stimmung heraus entsteht nun das folgende Gedicht, das sich willkürlich und frei von jeder Rücksicht auf die lyrischen Form ergiesst und das eigene Empfinden nach der Lektüre moderner Lyrik auf den Leser projeziert. Danach kommt eine typische Reaktion auf die Langeweile, die Wollust. (Wie wir alle wissen kommen besonders nach Stromausfällen besonders viele Babies zur Welt.) Nach dem elegischen Ausflug mit einer romantisierenden Paraphrasierung des Koitus, kommen wir zu einem Problem das viele Paare kennen, der vorschnellen Ejakulation, gepaart mit der Unlust am sexuellen Einerlei. Hier kommt es zur metaphorischen Integration, der nur scheinbar getrennten Inhalte des Gedichtes. Der Impotenz moderner Lyrik, der vergebliche Versuch den lyrischen Höhepunkt mit ungeigneten Mitteln zu erreichen, wobei nun zwei Katalysatoren der Unlust des lyrischen Ichs genannt sind.

elegische Grüsse

demon17
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