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Alt 31.07.2014, 18:23   #1
männlich Schmuddelkind
 
Benutzerbild von Schmuddelkind
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 4.798

Standard Treppenhaus-Begegnung

Ein Mann ging die Stufen eines unendlich großen Treppenhauses hinauf. Zwar war seine Gangart nicht zutreffend als "Rennen" zu bezeichnen, doch war es deutlich zu erkennen, dass er sich beeilte. Da kam ihm eine Frau entgegen, die auf ihrem Weg nach unten auf dem Treppenabsatz Halt machen musste, um dem Mann ein Vorbeikommen zu gewähren. "Dankeschön. Zu freundlich!", sagte der Mann und blieb neben ihr auf dem Treppenabsatz stehen, als würde er sich für einen Moment von seiner Eile befreien, um sie zu einem kurzen Gespräch einzuladen.

"Kein Problem", erwiderte sie höflich und stieg eine weitere Stufe hinab, um sich dann zu ihm umzudrehen und sich zu informieren, wie weit es denn noch bis unten sei. "Etwa drei bis vier millionen Stufen", schätzte er. Für eine Weile verharrte sie und überschlug im Kopf: "Dann komme ich ja in einem Monat schon an." "Ja, das kommt hin", entgegnete der Mann, wünschte ihr noch einen unbeschwerlichen Abstieg und setzte sich erneut in Bewegung.

"Moment!", hakte die Frau nach: "Ich... ich wollte Ihnen noch danken. Sie haben mir vor Augen geführt, dass ich ein Ziel habe, das ich in der Unendlichkeit, aus der ich kam, bereits vergessen hatte." Der Mann überlegte kurz und antwortete darauf: "Nein, ich habe zu danken. Sie haben mir vor Augen geführt, dass ich kein Ziel habe. Ich habe einen Weg." Schließlich gingen beide gemütlich ihrer Wege.
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Alt 31.07.2014, 19:22   #2
weiblich simbaladung
 
Dabei seit: 07/2012
Alter: 67
Beiträge: 3.073

Hallo, Schmuddelkind,

warst lange nicht da!

Die Begegnung auf der Treppe - schön philosophisch, ich nehm´s mal mit und
denk in Ruhe drüber nach. (Millionen)

Ich denk mal, die z.T. umständlichen, langen Satzkonstruktionen sind gewollt.


Schön, mal wieder von dir zu hören/lesen.

lg, simba
simbaladung ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.08.2014, 20:14   #3
männlich Schmuddelkind
 
Benutzerbild von Schmuddelkind
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 4.798

Hi simba!

Zitat:
warst lange nicht da!
Das stimmt leider.
Als ich noch an der Uni war und einmal relativ lange vor dem Büro einer Dozentin wartete, reagierte ich auf ihre Entschuldigung leger: "Kein Problem! Ich bin jung - ich hab Zeit." Jedenfalls merke ich auch daran, dass ich älter werde. Finde einfach kaum noch eine freie Minute für das Forum.

Zitat:
schön philosophisch
Ich nehme zumindest an, dass irgendwas Philosophisches dahintersteht. Wenn ihr es gefunden habt, lasst es mich wissen.
Hab selbst noch nicht ganz verstanden, was ich da geschrieben habe, aber es fühlte sich richtig an.

Zitat:
Ich denk mal, die z.T. umständlichen, langen Satzkonstruktionen sind gewollt.
Also, ganz bewusst habe ich sie nicht formuliert. Aber ich denke, dass die Unendlichkeit, die hier ja auch thematisiert wird, auch durch die Länge der Formulierungen unterstrichen wird. Das ergab sich bei mir sehr intuitiv.

Danke jedenfalls für deine Einschätzung und den Hinweis auf meinen Fehler.

LG
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.08.2014, 08:19   #4
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City, auf der richtigen Seite des Mains
Beiträge: 30.982

Hallo, Schmuddelkind,

schön, dass Du mal wieder da bist. Natürlich war die Uni wichtiger als das Forum, und ich hoffe, Du hast dort Dein Ziel erreicht.

Zitat:
Sie haben mir vor Augen geführt, dass ich kein Ziel habe. Ich habe einen Weg.
Die Figur, die hier die Treppen hinaufsteigt und sich quasi auf dem Weg in die Unendlichkeit befindet, kommt mir roboterhaft vor. Ich hatte schon immer Probleme, den oft zitierten Satz "Der Weg ist das Ziel" ernst zu nehmen, denn für mich ist das Ziel ein fester Punkt am Ende eines Weges, nicht so ein Gummiband, das immer weiter gezogen wird, je länger ich auf ihm laufe. Worin liegt der Sinn jeder Bewegung, wenn der Weg bereits das Ziel ist bzw. wenn dieser Weg unendlich ist? Da könnte ich doch einfach stehen bleiben, ohne einen Unterschied festzustellen. Bewegung ohne ein Ziel bzw. Ergebnis ist unnütz. Und außerdem: Auch die Wahrnehmung von Zeit wäre völlig überflüssig. Also woran ist erkennbar, ob der Mann schnell oder langsam die Treppenstufen hinaufgeht, wenn Zeit gar nicht mehr messbar ist?

Stilistisch habe ich mit Deinem Text kein Problem, für mich sind Satzbau und Ausdruck völlig in Ordnung.

LG
Ilka
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
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Stichworte
unendlichkeit, weg, ziel

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