Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Forum durchsuchen Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Geschichten und sonstiges Textwerk > Geschichten, Märchen und Legenden

Geschichten, Märchen und Legenden Geschichten aller Art, Märchen, Legenden, Dramen, Krimis, usw.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 15.10.2020, 11:32   #1
männlich Jason
 
Dabei seit: 09/2020
Beiträge: 31


Standard Gepflegter Rasen

In diesem Teil der Stadt war M. selten. Es fuhr kein Bus dahin. Er blickte auf die von Einfamilienhäusern gesäumte Straße. Penibel gepflegte Vorgärten. Das Gras, jeder Halm bis auf den Millimeter gleich hoch…keine Ausnahmen. Betonzäune…keine flachen Zäune, richtig Hohe und mit Spitzen… Wahrscheinlich, dass keine Tauben drauf laden und auf den Rasen machten…Das müsste es sein. Hinter den Zäunen fette Autos: schwarze, rote, Benziner, Diesel, auch E-Autos, das volle super Programm. Gepflegt bis ins kleinste Detail. Wo nahmen die Leute diese Zeit her?

M. dröhnte der Schädel, sein Magen rebellierte, etwas Essen konnte er nicht. Er steckte sich eine Zigarette nach der anderen an. Das machte seine Leiden nicht besser, aber er brauchte die Ablehnung des blauen Dunstes, er musste sich konzentrieren. Er wartete, bis Kunden die Bankfiliale betraten. Eine alte Frau stieg aus einem Taxi. Der Fahrer begleitete sie die Stufen zur Filiale hinauf. Ihre Augen waren sehr blau und sehr tief, einfach hübsch. Sie hatte M. bei ihrer Taxifahrt auf der Straße gesehen, und keine Beachtung geschenkt. M. hörte entfernt, aber doch deutlich genug, dass die alte Frau zum Fahrer sagte: „Jetzt verpiss dich endlich du Schuft. Trinkgeld, Trinkgeld, ne gibt es nicht“… Dieser Fahrer der Unglückliche.

Auf dem Boden unter Ms Füßen waren Zigarettenstummel. M. wusste, dass er schon zu lange wartete, dass jemand hinter den Fenstern der Häuser schon Verdacht geschöpft haben könnte. Diese Hausfrauen saßen vor ihren Fenstern. Mal luden sie Liebhaber ein, wenn der Ehemann bei der Arbeit war,...aber heute da warteten sie nur auf M., dass er endlich etwas Schlimmes tat. Aber vielleicht war das auch alles nicht so und nur eine dumme Fiktion. Aufgeschnappt aus unzähligen Krimis oder Pornos. Die lüsterne Hausfrau, ja ja sicher.

Die Pornos von heute machen sich keine Mühe, eine Geschichte zu erzählen…das Niveau ist sehr gesunken…
M. hatte sich vorgenommen, die Mündung seiner Pistole direkt vor das Gesicht einer Geisel in der Bankfiliale zu halten. Selbst erfahrende Schützen brauchten mehr als einen Schuss. Die Nerven versagten einfach. Das war zu viel Adrenalin. Der zweite Schuss saß aber immer. Bumm, die Geisel hätte eine Kugel zwischen ihren Augen, das Blut spritzt aus der Schusswunde. M. würde kurz den Atem anhalten und dann das ganze Geld aus dem Tresor nehmen. Er würde seine jetzige Freundin, die alte Schachtel, mit ihren gelben Zähnen und dem krummen Rücken verlassen, sich ein Motorrad kaufen, eine junge Frau haben und sein Leben bis zum Ende einfach nur glücklich verleben.

So war sein Plan, das hatte er Tage und Woche vorher in seinem Gehirn ausgetüftelt. Aber da kratzte etwas unter seiner Schädeldecke, leise Zweifel, die Zweifel, dass alles doch anders verlaufen werde. Er kannte das doch in light quasi, also nicht als Überfall. Er hatte zum Beispiel oft Pläne, wie er jemanden ordentliche seine Meinung sagen würde und dann stand er da und alles war doch anders abgelaufen. Das kam immer so. M. verdrängt das, die Illusion war zu süß.

Er zog das letzte Mal an seiner Kippe und öffnete die Tür der Bankfiliale. Hinter den Tresen saßen zwei Bankangestellte. Ein dritter stand an einem Aktenschrank und schlürfte seinen Kaffee. Die alte Frau war nicht mehr da. M. hatte sie nicht rausgehen sehen, bevor er die Filiale betrat. M. zog seine Waffe und er feuerte sofort zwei Schüsse in die Decke ab. Der Putz rieselte auf seinen Kopf. Er atmete alles ein, die Maske hatte er vergessen. Die Angestellten blieben sitzen und tippten seelenruhig in ihrem PC. M feuerte zwei weitere Schüsse in einen Geldautomaten ab. Die Patronen blieben im Sicherheitsglas des Geldautomaten stecken und bildeten einen runden Kreis um die Einschussstelle. Vier Patronen waren aufgebraucht. M. war sich nicht sicher, hatte seine Pistole vier oder sechs Patronen. Eigentlich sechs, ja klar. Die Bankangestellten reagierten immer noch nicht. „So Geld her, alles bitte“, sagte M zu einen Angestellten. „Ja, schönes Wetter“, war die Antwort. „Was für eine Scheiße erzählst du hier!“, brüllte M.

Die Pistole glitt in seiner Hand auf und ab. Er richtete die Mündung wie in seinen Fantasien auf den Angestellten. Der wiederum blieb ruhig, viel zu ruhig und kratzte sich an der Schläfe. „Hier hin, ja genau dahin zielst du „ sagte er. M. drückte ab, klack nichts keine Kugel und noch mal klack keine Kugel. Er hatte praktisch einen Mord begangen. Versuchter Mord. Er drehte sich um und rannte aus der Filiale. Er war so schnell, das die Lamellen der Jalousien an den Fenstern der Filiale anfingen zu flattern. Draußen grelles Licht, Stille, die alte Frau beim Taxifahrer. „Was guckst du so, verpisst dich“, sagte sie zu M.
Jason ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.10.2020, 11:59   #2
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City, auf der richtigen Seite des Mains
Beiträge: 31.038




Wer regelmäßig "XY ungelöst" gesehen hat, wird sich vergeblich an einen bewaffneten Raubüberfall auf eine Bank erinnern, bei dem die Angestellten seelenruhig geblieben sind. Das Gegenteil ist der Fall, und in vielen Fällen bedürfen die Bedrohten nach der Aktion noch monate- oder jahrelang der psychologischen Betreuung, weil sie hochgradig traumatisiert sind. Manche wechseln sogar den Beruf.

Der Story fehlt der rote Faden, sie hüpft zwischen Themen hin und her, die schwer miteinander in Verbindung zu bringen sind. Soll die Schilderung des großbürgerlichen Milieus eines Stadtteils dem Leser suggerieren, der Bankräuber schädige schließlich nur Reiche, habe also ein gewisses Recht, eine Bank innerhalb dieses Milieus zu überfallen?

Wieso ist die Erwähnung der alten Frau, die mit dem Taxi kommt, für die Story wichtig? Sie treibt die Handlung kein Stück voran. Und wieso muss die Farbe ihrer Augen erwähnt werden? Wie kann man sie aus einer gewissen Entfernung überhaupt ausmachen?

Was hat das Thema "Porno" in dieser Geschichte zu suchen? Wo ist der Zusammenhang zum versuchten Banküberfall?

Der Protagonist plant einen Raubüberfall, ist aber so dusselig, das Herauskommen der alten Frau nicht bemerkt zu haben? Hat er zwischendurch ein Nickerchen gemacht? Wenn ich einen Überfall vorhätte, entginge mir bei meinem Zielobjekt vielleicht ein Detail, aber ich wäre konzentriert genug, die Bewegungen von Menschen wahrzunehmen, denn davon könnte Erfolg oder Misserfolg abhängen.

Die Story überzeugt mich nicht.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Gepflegter Rasen

Themen-Optionen Thema durchsuchen
Thema durchsuchen:

Erweiterte Suche


Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
In der Nacht rasen die Gedanken Mädchen Sprüche und Kurzgedanken 0 01.08.2019 12:15
vom Osterhas, der auf dem Rasen saß Unar die Weise Humorvolles und Verborgenes 2 13.03.2018 02:46
Das Rasen der Nacht (Antonymo de Stille der Nacht) Ex-Ralfchen Gefühlte Momente und Emotionen 14 31.10.2016 00:00
Rasen Saturnaut Sonstiges Gedichte und Experimentelles 0 21.10.2014 18:59
Vasen auf dem Rasen nimmilonely Gefühlte Momente und Emotionen 1 07.06.2013 07:38


Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.