Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Forum durchsuchen Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Geschichten und sonstiges Textwerk > Geschichten, Märchen und Legenden

Geschichten, Märchen und Legenden Geschichten aller Art, Märchen, Legenden, Dramen, Krimis, usw.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 05.08.2005, 23:37   #1
männlich j.j.remigi
 
Benutzerbild von j.j.remigi
 
Dabei seit: 04/2005
Ort: Luzern CH
Beiträge: 146


Standard Brief an einen Soldaten

Auch ich bin Soldat, habe ab fahrenden Lastwagen gepisst, wurde in Viehwagen verschoben, Befehle mal befolgt, mal verweigert. Auch mir wurden Urlaube nicht bewilligt. Es wurden Rapporte geschrieben, Salute verlangt. Nachtübungen und Stundenlanges verschieben, 14h aneinander auf dem offenen Lastwagen- einmal hin und einmal her, Doppelt gefeuert, damit der Kamerad auch mal in die Kränze kam - in Urlaub durfte. Wache gestanden, wochenlang, im Winter in Sommerausrüstung. Pässe freigehalten, im Schneetreiben unter freiem Himmel geschlafen. Auch aus Liebeskummer Blut gespuckt, tagelang, bis zum Umkippen. Durfte dann doch nicht früher heim. Lungenentzündung.
Auch ich habe Ausrüstung demoliert, einfach, um diese nicht mehr länger tragen zu müssen. Habe Munition und Benzin vernichtet. Auch ich lernte die Waffe tief zu halten, aus dem Reflex zu schiessen, aufs Becken zu halten, damit der zweite Schuss des Hammers den Bauch, die Brust oder in den Hals trifft.
2x wurde unser Offizier tätlich angegriffen, einmal mit einem Messer, das andere Mal mit dem Gewehr. Aussetzer - Weicheier. Manchmal warst du froh, zu wissen, neben wem du liegst. Und manchmal flog ein Messer an deinem Kopf vorbei und blieb im Spind stecken. Und wenn du dann trotz allem nicht gradiert (befördert) werden wolltest, drillten sie dich, und wenn du dann nicht einwillligstest, entzogen sie dir das essen, das Abendessen und schliesslich den Ausgang. Und wenn sich einer nachts im Luftschutzraum, wo 40 - 60 Mann schliefen, nicht an die Ordnung hielt, haben wir ihn aus dem Bett gezerrt, Schlafsack über dem Kopf zugebunden, an den Stuhl gefesselt und ab mit ihm unter die kalte Dusche für mindestens 40 Minuten. Oder wir haben ihn geschmiert & gesalbt & an den Hacken gehängt. Auch wir haben nachts Armeefahrzeuge entwendet, um in den Ausgang zu gehen, und haben sie tags darauf mit leerem Tank wieder hingestellt. Oder haben uns während der (scharfen) Wache betrunken, Fressgelage veranstaltet und geraucht - keiner der Vorgesetzten wagte etwas zu melden. Wir waren nie im Krieg - und haben doch mehr als nur die Ehre velohren.
Ab morgen war ich Soldat, um 10.00 Uhr gebe ich mein Material ab. Was bleibt?
j.j.remigi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.08.2005, 23:44   #2
Aust Schwiss-Leugnarr
 
Dabei seit: 06/2005
Beiträge: 124


Da bleibt mir zum Text nicht viel zu sagen, zum Inhalt, falls die Geschichte von einem Berufssoldaten handelt: Selbst Schuld!
Aust Schwiss-Leugnarr ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.08.2005, 07:34   #3
tagedieb
 
Dabei seit: 07/2005
Beiträge: 520


Ist es so gewesen? Interresant!

Was bleibt? Nix Kameradschaft? Wenigstens Freundschaft? Geschichten?
tagedieb ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.01.2006, 16:28   #4
männlich j.j.remigi
 
Benutzerbild von j.j.remigi
 
Dabei seit: 04/2005
Ort: Luzern CH
Beiträge: 146


Standard Brief an einen Soldaten

ja, war so und wird immer noch so sein. Diese Vorkomnisse sind nur schlagworte und Bruchstückhaft. Habe da noch einiges mehr. und @Aust... Nein, bin kein Berufssoldat. Auch nicht aus Berufung!
j.j.remigi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.01.2006, 23:08   #5
Black Heart
 
Dabei seit: 09/2005
Beiträge: 50


Mh lass mich raten: Grundi.
Black Heart ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.01.2006, 19:22   #6
nina
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 47


ja interessant ...
musstest du also soldat werden? das muss man doch heute eigentlich nicht mehr ...
ich denke doch auch, dass es sich ein bisschen "gelohnt" hat. du hast erfahrungen gesammelt ...
nina ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.02.2006, 14:13   #7
TobiL.
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 280


Hi, mir hat die Geschichte leider nicht so gut gefallen. Zu wenig Emotionen und zu viele Fehler. Außerdem kommt es mir vor, als ob du einfach nur Spiegelstriche hintereinander gesetzt hast. Aus den Fakten, die du gesammelt hast, kann man sicher mehr machen. Gruß, Tobi.
TobiL. ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.02.2006, 08:02   #8
Darwinist
Gast
 
Beiträge: n/a

Mir gefällt der Anfang eigentlich sehr gut, denn der Stil ist ansprechend, hat was. Bis zum Wort: Lungenentzündung.

Dann, ja, diese Aneinanderreihung vermeintlich intensiver Konnotationen, die in mich als Leser greifen wie abgestumpfte Zahnräder. Das Ende finde ich superungeil. "Was bleibt?" Zumindest das Ende nicht im Gedächtnis. Was schade ist, weil der Text gute Ansätze hat und mir vor allem die fehlende Emotionalität gefällt, dieses Gleichgültige in absurden Momenten. Finde ich toll, als Leser, als Mensch. Aber es wird hier leider nichts konkret durchgezogen. Was halt, angesichts des mir zusagenden Stils, etwas schade ist.

d.
  Mit Zitat antworten
Alt 08.09.2006, 17:52   #9
männlich j.j.remigi
 
Benutzerbild von j.j.remigi
 
Dabei seit: 04/2005
Ort: Luzern CH
Beiträge: 146


Standard Breif an einen Soldaten

Nun ja, erstmal herzlichen Dank für euer interesse.

Bei uns ist/war der Militärdienst nicht freiwillig.
Das Emotionslose, das ihr zT. ansprecht, -so wird man mit der Zeit , abgestumpft.
All die Dinge, die ich anspreche, sind nicht nur eine anhäufung von Zusammengetragenem. All diese Dinge sind vor meinen Augen passiert.Der Messerwurf, das Ausflippen und Nötigen von Höheren. Auch verweigerte der ganze Zug mehrmals die Befehle.Aber das ist nicht alles. Z.B.: Es gab den Messerstecher, der, weil wir zu spät heimkamen, ausflippte. Damals haben wir in einem Tenn (Heustock) übernachtet. Wir lagen 60 Personen im Reissverschlusssystem eng nebeneinander in unseren Schlafsäcken. Mein Kollege und ich kamen zu spät aus dem Ausgang zurück. Die MP hatte bereits vor der Scheune auf uns gewartet. Mein Kollege und ich sind dann von hinten über eine Leiter in die Scheune geschlichen. Nun ja, und als ich dann meinen Schlafsack im dunkeln suchte, bin ich sicher mehreren über die Beine gestolpert. Mein Freund und ich waren ziemlich betrunken. Dann rief jemand: "Achtung der Messerstecher". Ich floh, stolperte über noch mehr Beine, bis ich schliesslich im 4x4 (auf allen Vieren) bis ans Ende des Reissverschlusses kroch, von dort über den Heustock zurück floh. An den "Autschs" der Anderen wusste ich, dass der Messerstecher nahe an mir dran war. So ging es 3 Runden lang weiter. Ja, und dann haben dann Kollegen den Messerstecher gestellt.
Aber es gab auch die Situation, dass ein GGefechtschiessen wegen eines Maultiertransports mehrmals täglich für eine halbe Stunde unterbrochen werden musste. Und dies zwei wochen lang! Aber dies ist eine andere Geschichte.


PS: Die MP's zogen dann unverrichteter Dinge wieder ab.

gruss

remigi
j.j.remigi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.09.2006, 18:09   #10
SalkinII
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 214


In welcher Armee hast du denn gedient? Amerikaner oder warum MP?

Is auf jeden fall ein eindrucksvoller text... ich hab mir mehr mals gedacht... exakt...

Ich danke dir, für worte die den nagel auf den kopf treffen.

LG ein anderes weiches Ziel
SalkinII ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.09.2006, 19:59   #11
männlich j.j.remigi
 
Benutzerbild von j.j.remigi
 
Dabei seit: 04/2005
Ort: Luzern CH
Beiträge: 146


Standard Brief an einen Soldaten

MP = Militärpolizei
j.j.remigi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.09.2006, 21:42   #12
Ex Grünkreuz
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 265


schon klar Ich glaub das hat SalkinII aber nicht damit gemeint
Ex Grünkreuz ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Brief an einen Soldaten

Stichworte
gesellschaft

Themen-Optionen Thema durchsuchen
Thema durchsuchen:

Erweiterte Suche



Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.