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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 29.07.2006, 16:35   #1
männlich Knox
 
Dabei seit: 06/2006
Alter: 40
Beiträge: 174

Standard Lehrkraft

Laber, laber, schwallt der Lehrer,
Keiner hört ihm wirklich zu.
Nur der Streber wahrt den Anschein,
Die anderen nutzen ihre Ruh.

Der eine liest, der andere zeichnet,
Überall gehn Briefchen um.
Wenn doch nur einer aus der Klasse,
Verstünd wofür des Lehrers Tun.

Der Lehrer merkt nun langsam auch,
Wie weit die Schüler ihm entrückt,
Nun fängt noch einer an zu lachen!
"DAS REICHT" schallt es, der Blick verrückt.

Doch ist die Stunde schon vorbei,
Die Glocke klingelt, "PAUSE! FREI!".
Die ganze Klasse ist entschwunden,
Allein der Lehrer bleibt, geschunden.
Er denkt `So kanns nicht weitergehen.
Nun wird ein anderer Wind hier wehen.´





War mein erstes Gedicht. Der Lehrer um den es ging hat nicht verstanden, dass es um ihn ging und fand es so gut, dass er es in die Schülerzeitung gebracht hat...
Bin gespannt, was ihr davon haltet.
Hatte ja versprochen, dass das irgendwann hier landet.
Knox ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.07.2006, 20:18   #2
Yve
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 756

Ja, die Form ist in Ordnung, nur der Inhalt ist total jenseits von Gut und Böse. Eine kleine Spielerei, mehr nicht. Aber Eines muss ich dir Zugute halten, dieses Mal dreht sich nicht alles um den berühmten Herzschmerz...

Yve
Yve ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.07.2006, 20:22   #3
Knabe
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 36

Wenn doch nur einer aus der Klasse,
Verstünd wofür des Lehrers tun.



des Lehrers Tun
(das T müsste groß sein, sonst klingt das sehr verwirrend)

Lieben Gruß.
Knabe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.07.2006, 03:58   #4
männlich Knox
 
Dabei seit: 06/2006
Alter: 40
Beiträge: 174

Danke für die Verbesserung, wird sofort korrigiert.

Was es angeht, dass der Inhalt nur eine Spielerei ist, kann ich wohl nur sagen, dass er auch nicht mehr sein sollte. Hab es damals eben über meinen Lehrer geschrieben und jeder der ihn kannte hat ihn nur zu gut wieder erkannt

Die Sache mit dem Herzschmerz in den anderen Gedichten hat leider ihre Begründung, aber darum geht es hier schließlich nicht, also lasse ich das lieber...

Gruß,

Knox
Knox ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.08.2006, 20:31   #5
Struppigel
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 1.007

Nun, vielleicht hat er es doch verstanden, denn das Gedicht wirkt nicht beleidigend auf den Lehrer, sondern kritisch auf die Schüler. Nur das anfängliche "laber,laber" wirkt da anders (und diese unbeständige Sicht der Dinge finde ich auch störend). Vielleicht hat Deinem Lehrer das Gedicht gerade deswegen so gut gefallen, weil er sich damit identifizieren konnte.
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.08.2006, 21:09   #6
männlich Knox
 
Dabei seit: 06/2006
Alter: 40
Beiträge: 174

Leider kann man schwerlich erklären was es für ein Lehrer er war, daher ist es im prinzip unmöglich zu erklären, warum ich denke, dass er das Gedicht nicht verstanden hat.
Zum Glück geht es hier auch nicht darum, sondern um das Gedicht selbst.
Knox ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.08.2006, 22:42   #7
Struppigel
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 1.007

Wie war es denn nun gedacht? Kritik an dem Lehrer? Kritik an den Schülern? Oder die Beschreibung eines allgemein unerträglichen Zustands, an dem Schüler und Lehrer schuld sind oder gar nur das Schulsystem?
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.08.2006, 02:37   #8
männlich Knox
 
Dabei seit: 06/2006
Alter: 40
Beiträge: 174

Ich würde spontan sagen, dass es eine Beschreibung einer Situation war, in die ich Unbewusst Kritik für alle Seiten eingebaut habe...
Ich war damals noch ziemlich jung und habe unbewusst gemacht, was ich heute auch noch "bewusst" mache, und geschrieben, was ich gefühlt habe.
Die Einzelheiten waren mir zwar klar als ich das Gedicht geschrieben hatte, aber ich glaube der Gesamteindruck, den ich erzielt habe war mir damals nicht wirklich vollständig bewusst...

Also kann ich nicht sagen, wie es gedacht war, denn ich habe darüber kaum nachgedacht.
Es war damals mein erstes Gedicht und ich muss sagen, dass es mir nicht mehr bewusst ist, wie ich auf die Idee gekommen bin.

Entschuldige Struppigel, aber ich kann deine Frage nicht besser beantworten...soll heißen, ich kann nicht beantworten wie ich das Gedicht DAMALS gemeint habe, sondern nur noch so, wie ich es heute verstehe...

Dass der Lehrer das Gedicht nicht verstanden hat, hat weniger mit dem Sinn des Gedichts zu tun, mehr mit dem Lehrer selbst...
Knox ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.08.2006, 09:44   #9
Don Carvalho
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 180

Hi Knox,

im Gegensatz zu Yve sehe ich Dein Gedicht genau umgekehrt: der Inhalt ist in Ordung, die Form des Gedichtes ist dagegen eher schlicht gestrickt und zudem nicht sauber.

Auf die Metrik hast Du vorliegend offenbar nicht geachtet. Bei Gedichten, die wie Deines grundsätzlich eine klassische Form benutzen - also bspw. in Strophen aufgeteilt sind, Reime aufweisen etc - sollte diese jedoch auch stimmig sein. Zumindest eine gleichmäßige Abfolge von betonten und unbetonten Silben würde die Lesbarkeit unterstützen.

Zur Verdeutlichung ein Blick auf Str. 1:
Laber, laber, schwallt der Lehrer,
Keiner hört ihm wirklich zu.
Nur der Streber wahrt den Anschein,
Die anderen nutzen ihre Ruh.

XxXxXxXx
XxXxXxX
XxXxXxXx
xXxxXxXxX (!) (oder:xXxXXxXxX)
X=betont (auch Hebung genannt), x=unbetont (auch Senkung)
In den ersten drei Zeilen haben sich Hebungen und Senkungen gleichmäßig abgewechselt, Du hast in Z. 1 und 3 4hebige Trochäen (Versfuß Xx) verwendet, in Z.2 einen 3 hebigen Trochäus mit männlicher Kadenz (betonte Silbe am Ende). Dementsprechend liest sich die Strophe bis dahin auch entspannt und melodiös.
In der letzten Zeile durchbrichst zum einen das Metrum dahingehend, dass Du nunmehr unbetont beginnst., was ich persönlich unschön finde. Schlimmer noch ist, dass - je nachdem, ob man bei "anderen" auf der letzten Silbe eine (Neben-)Betonung setzt - entweder zwei Hebungen oder zwei Senkungen, die sich unschön lesen.

Einfacher Tipp, wie man das verbessern kann:
Die and'ren nutzen ihre Ruh.
xXxXxXxX
Dann hast Du das Versmaß zwar noch immer gewechselt, aber immerhin wäre das jetzt ein durchgängiger Trochäus (xX, ein 4hebiger genaugenommen), was sich gleich etwas besser liest.

In den ersten drei Strophen reimst Du nur jede dritte Strophe - nun gut. Dann aber sollte eine unschöne Assonanz wie um/Tun nicht unbedingt vorkommen. Der Paarreim in der letzten Strophe stört mich dagegen nicht so sehr, normalerweise rate ich da immer zur Vorsicht, da der Paarreim doch immer etwas "einfach" wirkt und an Karnevalsreden erinnert.

Ach ja: Str. 2 Z.3 ist das Komma überflüssig.

Inhaltlich sind natürlich Schulgedichte nichts neues und schnell langweilig. Wie Struppigel finde ich aber, dass das Gedicht Kritik an beiden Seiten zulässt und nicht allein der Lehrer der Bösewicht ist. Am Ende bleibt er ein wenig verzweifelt zurück, mit dem Vorsatz, es in Zukunft anders zu machen, wobei es offen ist, ob er seinen Unterricht verbessern will oder ob er härter durchgreifen will.

Interessant ist, dass deutlich wird, wie die Schüler gehen, für sie war das nur eine Schulstunde, der Lehrer aber zurückbleibt - denn für ihn ist die Arbeit ein erheblicher Teil des Lebens (man merkt, die Schulzeit ist bei mir schon etwas länger her und ich kenne inzwischen auch einige verzweifelte Lehrer ).

Insofern: der Inhalt ist ganz hübsch, formal kann man da aber zweifellos mehr draus machen.

Gruß,

Don
Don Carvalho ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.08.2006, 10:48   #10
Struppigel
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 1.007

Danke für die Antwort, Knox. Du musst Dich nicht entschuldigen, es hat mich nur interessiert und für mich war das Antwort genug.
Ich finde das Gedicht insgesamt recht erheiternd. Es erinnert mich zurück, wie es bei uns war.
Metren kann ich leider noch immer nicht bestimmen, obwohl meine Tutorin vom Deutsch-Leistungskurs behauptet hatte, dass das jeder kann, der da nur übt. Jedenfalls ist mir sonst nichts negativ ins Auge gehüpft.
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.08.2006, 19:25   #11
männlich Knox
 
Dabei seit: 06/2006
Alter: 40
Beiträge: 174

Ja hallo,

Freut mich Struppigel, dass ich deine Frage gut genug beantwortet habe.

Was deine Kritik angeht Don Carvalho, habe selten eine so ausführliche Kritik gelesen und mich gefreut, dass sich jemand so intensiv mit dem Gedicht auseinander gesetzt hat.
Was die Metrik angeht, lese ich das Gedicht automatisch mit einer etwas anderen Betonung in der letzten Zeile der ersten Strophe.
Bei mir stellt sich automatisch folgende Betonung ein:

xXxXxXxX

Allerdings muss ich zugeben, dass ich mir damals das Auslassungszeichen bei anderen zu an`dern oder and`ren auch ziemlich lange überlegt habe, da dadurch die Metrik einfacher erkennbar wäre. Man kann sich vermutlich darüber streiten, ob es auf die ein oder andere Weise besser ist, aber ich gebe dir Recht, dass es gekürzt einfacher zu erkennen ist.

Was die um/Tun Assonanz angeht, hat diese mich damals wie heute trotz Kreuzreims eigentlich nie gestört, aber das ist vermutlich Ansichtssache.

Das Komma in der 3. Zeile der 2. Strophe war absicht, auch wenn es nicht notwendig ist, da es beim lesen dazu führt, dass man die nächste Zeile getrennt wahrnimmt.

In jedem Fall danke für die ausführliche Kritik. Ich verstehe, was dich stört, auch wenn ich es persönlich eher nicht ändern würde.
Danke natürlich auch für das Lob an den Inhalt, freut mich, dass es die auf gewisse Weise doch gefallen hat.

Gruß,

Knox
Knox ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.08.2006, 20:07   #12
Don Carvalho
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 180

Hi knox,

kein Problem, Du musst natürlich nichts ändern, Du bist der Autor und Deine Meinung ist die entscheidende. Ich gebe ja eh nur Anregungen...

Deine Betonung macht aber dennoch keinen Sinn, denn in dem Beispiel würdest Du eine Silbe nicht sprechen 8o - welche nur? Die betonten Silben habe ich mal unterstrichen, wobei man die 3. Silbe bei "anderen" betonen kann, aber nicht muss.

"Die anderen nutzen ihre Ruh." = 9 Silben
xXxXXxXxX = 9 Silben
(oder eben: xXxxXxXxX = 9 Silben)

Deine Betonung:
"Die anderen nutzen ihre Ruh."
xXxXxXxX = 8 Silben
Wie betonst Du "Ruh"? Und die anderen Betonungen gehen ohnehin gar nicht...

Ne, mein lieber, man kann sich Betonungen zwar schön lesen, aber nicht so zurechtlesen, wie Du es willst !

Gruß,

Don
Don Carvalho ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.08.2006, 23:44   #13
männlich Knox
 
Dabei seit: 06/2006
Alter: 40
Beiträge: 174

Ich vermute, wir verstehen uns da falsch...

ich lese:

Die anderen nutzen ihre Ruh.

ich vermute ich habe mich falsch ausgedrückt...
DU hast recht, denn anderen hat natürlich 3 Silben...
ich lese nur die letzten zwei recht schnell/kurz, daher habe ich vermutlich das Gefühl nur eine Silbe zu lesen und die Metrik passt für mich und hat nach meinem Gefühl 8 statt 9 Silben, auch wenn es eigentlich umgekehrt ist.

Vermutlich wäre es, wie schon gesagt einfacher verständlich, wenn ich an`dern oder and`ren schreiben würde, da dadurch die Metrik wirklich angepasst ist.

Wie gesagt, ich habe mir das bereits damals überlegt und deine Kritik zeigt mir, dass der Gedanke nicht ganz falsch war. Vielleicht ändere ich das noch, aber das muss ich mir eben noch überlegen.

Du hast das schön ausgedrückt mit dem zurechtlesen...
Vielleicht verstehst du jetzt, wie ich es doch zurecht gelesen habe. Ist kein böser Wille, hat vermutlich einfach mit der Umgangssprache zu tun.

Gruß,

Knox
Knox ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.08.2006, 17:33   #14
Don Carvalho
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 180

Ist ja auch eigentlich egal, nur musst Du eben damit rechnen, dass ein Leser das korrekt ausspricht/ liest und dann ins Schleudern gerät - für die Str. 2 und 4 gilt das im Übrigen ja ebenso.

Kannst ja nochmal darüber nachdenken, ob es Dich stört oder nicht.

Gruß,

Don
Don Carvalho ist offline   Mit Zitat antworten
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