Bande

[Issevi]

Bande, geboren aus
Pflichtgefühl und
dem Bedürfnis der
zur Schaustellung
gelebter Lügen,
sind keine wahren
Zeugnisse der
Verbundenheit,
sondern reine
Ausgeburten
selbstverliebter
Profilierungssucht.

Bande, zerschnitten
seit vielen Jahren,
zusammengehalten
von Kleber, der
langsam seine
Klebekraft verliert,
sind Kulissen
eines äußerst
erbärmlichen
Schmierentheaters,
das jeden Tag
aufgeführt wird.

Bande einzureißen,
die schon lange
kaputt waren,
ist ein Akt des
Aufräumens und
kein Fall von
Vandalismus,
wie die Hüter
des Zerstörten
mich seit Langem,
sektenhaft, glauben
machen wollen.

[Richard L.]

Ich kann viele Deiner Texte nicht lesen weil da immer eines im Weg ist: der erhobene Zeigefinger. Woher kommt er?
Gruß, Farrell

[Issevi]

Ja da hast du absolut Recht Farrell. Der ist in meinen Texten zweifelslos vorhanden, obwohl es auch teilweise der Finger ist, den ich in die Wunde legen will. Ich glaube das hat einfach damit zu tun, dass ich auf Dinger aufmerksam machen möchte. Bei mir entstehen Gedichte oft aus großer Emotion heraus, weswegen oft eine gehörige Portion Affekt mit im Spiel ist. Texte wie dieser spiegeln wahrscheinlich oft kein ausgewogenes Bild der Wirklichkeit wieder aber das sollen sie auch gar nicht. Sie sollen eher als Projektionsfläche für intensive Gefühlsausbrüche gesehen werden. Das solche Gedichte nicht jedermanns Fall sein können ist mir bewusst und das erwarte ich auch nicht. Aber mir persönlich helfen solche Zeilen einfach um Dinge zu verarbeiten.

[Richard L.]

Ok, Danke für die ehrliche Reflektion, Issevi. Emotion & Dichtung, ich weiß, das ist immer eine Gratwanderung. Schon mal den Gernhardt gelesen? Lies ihn mal quer, kannst was abschauen -entspannt.