Tod und Wiedergeburt

[JWagner]

Wenn das letzte Lied verklungen
Wenn das schöne Glas zersprungen
Wenn die Stunde hat geschlagen
Wenn's uns geht an jenen Kragen

Wenn die Lampe ist erloschen
Wenn die Vase jäh zerbrochen
Wenn der Baum ist mal gefallen
Wenn’s uns geht, wie vor uns allen

Geht’s durch jenen alten Brunnen
In den keiner gern gesprungen
Bis zu einer grünen Wiese
In die Welt, die nicht mehr diese

Geht's den Weg, der vorgezeichnet
Der schon lange Zeit bereitet
Bis zum Haus der großen Alten
Wo Naturgesetze walten

Dienen wir dem großen Frieden
Der so selten war hienieden
Spür'n die Sehnsucht dann auch wieder
Heimzukehren da hernieder

Gehen durch das güld'ne Tor
Und vergessen, was zuvor
Werden noch mal neu geboren
Und vielleicht in Lieb' erkoren

Dürfen wieder neu beginnen
Und das Lied von neuem singen
Und die Blume mag erblühen
Und die Glut von neuem glühen

Auf dem Tisch die neue Vase
In dem Schrank das neue Glase
Bäumchen wächst heran beizeiten
Die große Mutter wird es leiten

Angelehnt an KHM 24, Frau Holle

[MuschelIch]

Guten Tag JWagner,

zu Holle, der Göttin Hel, gehen die Toten im Germanischen Glauben,
der soviel poetischer, hoffnungsfroher & vielfältiger ist,
als der hier aktuell angesiedelte.

Anmerkung zu Strophe 5:
Der Holperer, der in Z 4 entsteht, ist sehr unrhythmisch .

Beste Grüße

MuschelIch

[JWagner]

Danke! Holle, Hulda, Hel - da gibt es von der Sprache, aber auch von der Mythologie her spannende Dinge.

Das NT hat nicht viel Poesie, aber durchaus auch Schönheit, wenn man an die Gleichnisse denkt. Aber im AT sind es die Psalmen, die Weisheitsliteratur (Hiob, Prediger ...), auch die Prophetensprüche, die allesamt poetisch gesetzt sind. Es ist halt hebräische Poetik, die man erst übersetzen muss und nicht ganz unserem Gefühl für schöne Sprache entspricht. Im Hebräischen ist es sehr musikalisch.

Danke für den Tipp zur Strophe 5. Ich werde es anpassen, obwohl der Bruch auch etwas für sich hat: man hält hier inne.