Vom Streben und der Steilwand

[LittleBlueDagon]

Wer will mich halten? Ich nehme an Fahrt auf mit Blick Richtung Steilwand. Sehe Dinge von denen ich lange nur träumen konnte; kann das Ziel nicht erkennen, aber der Weg ist frei.
Laufe, renne, stürme meiner Zukunft entgegen, meine schmerzenden Beine missachtend. Sie sind Zeichen, dass ich weit gekommen bin, Zeichen, dass ich lebe.

Wer braucht eine Pause?
Ich brauche einen Berg zum Besteigen.

Höre entfernte Rufe, die mein Herz lange nicht so bewegen können wie der Schlag meiner Füße gegen Asphalt und Stein.
Ich komme wieder in Richtung Heimat, kurz abklatschen, gratulieren lassen bevor es weiter geht.
Will nur ihre Ermunterungen hören, ihre Sorge wie mein eigener Zweifel: Zu ersaufen in einer Dose Cola.
Muss jetzt in einer Welt eintauchen die ihnen fremd ist, die sie nur von ganz anderen Aussichtspunkten betrachten konnten. Die Steilwand kennen sie nicht, nur der sanfte Ritt ins Tal verbindet ihre Realität mit meiner.

Noch ist es weit. Die Tage zähle ich mit Strichen an der Wand, aber wer glaubt sie machen einem das Verschwinden der Tage begreiflicher hat noch nie ein Ende mit blanken Fäusten bekämpft.
60 Tage sind eine Ewigkeit, eine verschwindend kleine Ewigkeit, von der ich mich gleichermaßen fortreißen und an-klammern muss. Sie bedeuten mir eine Welt, mein eigener Mikrokosmos in dem ich die Maske des ewigen Strebers zu meinem wahren Gesicht machen kann. Aber nur 60 Tage, nur 60 Tage…

Blicke auf. Die Steilwand türmt sich vor mir, auf einmal so nah, so gewaltig, so unüberwindlich.
Ich balle die Faust und muss lachen:
wer dachte, dass es jetzt noch beginnt?

- LittleBlueDragon