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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

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Alt 27.07.2021, 19:54   #1
männlich Gune
 
Dabei seit: 07/2021
Ort: Schönste Stadt in Schleswig-Holstein
Beiträge: 8

Standard Liebespfeile

Liebespfeile

Es lag der Sommer überm Land,
das Meer rauschte seine Weise,
leichte Wellen rollten leise,
küssten sanft den einsamen Strand.

Wir zwei lagen im warmen Sand,
als deine Hand die meine nahm,
als deine Küsse, wild und zahm,
mich brachten fast um den Verstand.

Dann sagtest du: „Ich liebe dich“
und sahst mich an voll Lieb' und Glück,
gefangen ganz im Augenblick.

Liebespfeile trafen auch mich,
trafen mein Herz, trafen mein Ohr,
bis ich mich ganz an dich verlor.
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Alt 30.07.2021, 01:00   #2
männlich Krebsgestoeber
 
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Alter: 31
Beiträge: 313

Lieber Gune,
willkommen im Forum! Du hast dich also an einem Sonett versucht. Das Reimschema sieht gut aus, allerdings lässt sich am Metrum noch arbeiten. Ich habe es mal in einen fünfhebigen Jambus gegossen.

Zitat:
Zitat von Gune Beitrag anzeigen
Der Sommer lag vergoldend auf dem Land,
das Meer, es rauschte seine eigne Weise,
die Wellen gingen auf und ab, ganz leise
und küssten sanft den menschenleeren Strand.

Wir zwei, gebräunt im sonnenwarmen Sand,
als deine Hand die meine zärtlich nahm,
als deine Küsse, wild und doch so zahm,
mich brachten nahezu um den Verstand.

Dann sagtest du zu mir: „Ich liebe dich“
und sahst mich lange an voll Lieb' und Glück,
gefangen tief in diesem Augenblick.

Oh, deine Liebespfeile trafen mich,
Sie trafen in mein Herz und auf mein Ohr,
bis ich mich voll und ganz an dich verlor.
Beste Grüße

Krebsgestoeber
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Alt 30.07.2021, 06:37   #3
weiblich Ilka-Maria
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Beiträge: 31.043

Die rhythmisch perfektionierte Version mag die Vorgaben eines Sonetts erfüllen, aber besser als die Vorlage ist sie damit nicht geworden. Sie wirkt durch die hinzugefügten Adjektive und Füllworter aufgeplustert, und das altertümliche "Oh" am Beginn der letzten Strophe gibt dem Gedicht den letzten, vernichtenden Rest.

Es wäre besser gewesen, soweit wie möglich mit Substantiven und Verben zu versuchen, ein angenehm lesbares Sonett aus dem Text zu machen. Man hätte z.B. so beginnen können:

"Die Sommerschwüle drückte auf das Land ..."

Die erste Strophe ist sowieso danebengegangen und müsste überdacht werden, denn wenn das Meer rauscht, können die Wellen bzw. Wogen nicht leise sein; was leiser als ein Rauschen ist, nennt man Raunen.

Ich bin nicht grundsätzlich gegen Inversionen, denn manchmal sind sie unvermeidlich, und oftmals können sie sogar poetischer klingen als die "normale" Syntax; aber "gefangen tief" liest sich grauenhaft.

Die Stimmung, die der Autor mit dem Text erzeugen will, kommt in beiden Versionen nicht zum Zuge. Dennoch scheint mir das Original mit dem besseren Sprachgefühl verfasst zu sein. Ein Sonett kann nicht davon "klingend" werden, dass man es der korrekten Form wegen mit heißer Luft aufbläst.

VG
Ilka
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
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Alt 30.07.2021, 10:19   #4
männlich Krebsgestoeber
 
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Beiträge: 313

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Die rhythmisch perfektionierte Version mag die Vorgaben eines Sonetts erfüllen, aber besser als die Vorlage ist sie damit nicht geworden. Sie wirkt durch die hinzugefügten Adjektive und Füllworter aufgeplustert, und das altertümliche "Oh" am Beginn der letzten Strophe gibt dem Gedicht den letzten, vernichtenden Rest.
Da hast du leider Recht. Es ging mir darum, Gune sein Sonett in korrekter Form zu zeigen, ohne es sprachlich und inhaltlich wesentlich zu verändern und weniger darum, ein besseres Gedicht zu schreiben. Dabei habe ich es mit Adjektiven überladen, sprich: sprachlich verschlechtert.

Zitat:
Die Sommerschwüle drückte auf das Land...
Gerade einem neuen User wollte ich nicht gleich mit einer vollständigen Umschrift in den Rücken fallen. Aber jetzt kitzelt mich der Ehrgeiz! Also Gune, wenn du willst, setze ich mich gern noch mal ran.


Beste Grüße
Krebsgestoeber
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Alt 30.07.2021, 12:49   #5
männlich Krebsgestoeber
 
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Alter: 31
Beiträge: 313

Standard Lieber Gune, liebe Ilka,

okay, ich musste einfach. Das Motiv der Liebespfeile will nicht so recht zu den zaghaften Annäherungen des lyrischen Dus passen. Wenn an einem einsamen Strand Liebespfeile fliegen, dann auch richtig. So würde ich es machen:

Die Sommerschwüle lag auf Meer und Land
Und Wellenzungen leckten an der Küste.
Der Sand umspielte zaghaft deine Brüste -
Wir beide, ganz allein am weiten Strand.

Du necktest mich, ich griff nach deiner Hand,
Dein Puls war ruhig, mein Atem schlug Alarm
Und Küsse hüpften über meinen Arm,
Auf meinen Hals, es nahm mir den Verstand.

Du hauchtest in mein Ohr: "Ich will dich jetzt."
Der Bogen durchgespannt, der Pfeil gesetzt -
Es war dein Blick, dein Lächeln, diese Wonne.

Der Schuss: ein saubrer Treffer in die Brust,
Mein Herz ergoss sich wild und voller Lust.
Wir badeten im Meer aus Blut und Sonne.

Hier und da schimmert noch ein Attributivstil durch, zumal Liebesgedichte nich ganz mein Metier sind. Aber etwas Übung sollte nicht schaden.

Beste Grüße

Krebsgestoeber

Geändert von Krebsgestoeber (30.07.2021 um 23:43 Uhr)
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Alt 30.07.2021, 21:33   #6
männlich Gune
 
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Beiträge: 8

Standard Liebe Ilka, lieber Krebsgestoeber!

Vielen Dank für die herzliche Begrüßung und die Intensive Analyse meines Sonetts. Ich finde Euch einfach klasse, denn Ihr setzt Impulse, ermutigt, motiviert und inspiriert mich zum Schreiben, mich den Bauchmenschen, der die Liebesgedichte ohne Plan d.h. aus dem Bauch heraus schreibt, der des Öfteren vom metrischen Schema abweicht, aber auch von dir, Ilka, lernt, dass auch ein Gedicht mit Einhaltung des Metrums "aufgeplustert" wirken kann, wenn man es mit Füllwörtern überfrachtet. Wie dem auch sei, ich danke Euch sehr für die intensive Analyse meines Sonetts, meines ersten Beitrags im Forum.

Viele liebe Grüße von Gune
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Alt 30.07.2021, 22:49   #7
weiblich Ilka-Maria
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Schön, Gune, dass du die Kritik positiv aufnimmst. Diese Größe ist nicht jedem Menschen gegeben.

Ich musste mir das vor Jahren auch gefallen lassen, weil mir nicht alle Vorgaben für ein Sonett klar waren. Damals hatte mir vor allem gummibaum auf die Sprünge geholfen (der leider nicht mehr aktiv ist, sondern nur noch passiv ins Forum schaut).

Versuche, zunächst die einfachsten Voraussetzungen zu erfüllen:

Jamben, fünfhebig, weibliche Kadenzen (sie genießen den Vorzug, aber männliche Kadenzen werden auch akzeptiert).

Klassisches Reimschema:

abba
abba
cdc
dcd

Wenn du das übst, hast du vorerst genug zu tun.

Viel Erfolg!

LG
Ilka


@Krebsgestoeber

Die neue Version ist um Klassen besser. Nur dieser Teil gefällt mir nicht:

Zitat:
Du hauchtest in mein Ohr: "Ich will dich jetzt."
Den Bogen durchgespannt, der Pfeil gewetzt -
Pfeile sind keine Messer oder Schwerter. Sie werden nicht gewetzt, sondern zugespitzt, um ihren Dienst erfüllen zu können.

Vielleicht so:

Du hauchtest in mein Ohr: "Ich will dich jetzt."
Der Bogen war gespannt, der Pfeil gesetzt -
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
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Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.07.2021, 23:37   #8
männlich Krebsgestoeber
 
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Vielleicht so:

Du hauchtest in mein Ohr: "Ich will dich jetzt."
Der Bogen war gespannt, der Pfeil gesetzt -
Top! Genau so übernommen. Damit ist auch das Nominativ/Akkusativ-Gewurstel aus dem Vers.

Zitat:
Vielen Dank für die herzliche Begrüßung und die Intensive Analyse meines Sonetts.
Ich hatte schon befürchtet, zu sehr über dein Gedicht hergefallen zu sein. Manche verstehen Dichtkunst als Kunst der authentischen Selbstoffenbarung und nehmen Kritik deshalb sehr persönlich. Hier im Forum gilt Dichtkunst schlicht als Handwerk, an dem gearbeitet wird - wer sich wie du darauf einlässt und seinen Stolz herunterschluckt, kann einiges dazulernen.

Beste Grüße

Krebsgestoeber
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Alt 31.07.2021, 11:36   #9
männlich Gune
 
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Beiträge: 8

Standard Liebe Ilka, lieber Krebsgestoeber!

Ihr seid nicht "über mein Gedicht hergefallen", denn ich bin der Meinung, dass man konstruktive Kritik vertragen müsste können, selbst dann, wenn man das eine oder andere ändern muss. Außerdem ist angebrachte Kritik viel besser und lehrreicher als das falsche Lob. Drum, Ihr Lieben, vielen lieben Dank für die Analyse meines Sonetts, und ich verspreche Euch, die Hausaufgaben zu machen, auch wenn es mir schwerfällt, mich mit Jumben, Kadenzen und Co. zu beschäftigen.

In diesem Sinne und liebe Grüße von Gune
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liebespfeile, sommer, strand

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