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Alt 11.04.2021, 09:47   #1
männlich MonoTon
 
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Standard Mama

Du warst mir Luft, die ich für meine leeren Segel brauchte
und standest ein, als Stein der mich vor Anker hielt,
auch gabst du Ruder mir, in meine unbedachten Hände,
damit ich nicht auf jede ausgemachte Sandbank lief.

Ein Kompass, dessen Nadel unaufhörlich um mich drehte,
ganz ohne Gegenpol, der Nord, noch Süden fiel.
Ich war dein Mittelpunkt, wohin der Wind dich nun auch wehte,
da setz ich Segel um an deiner Seite mit zu ziehen.

Ein weißes Laken, dass dich sacht und samten hält und bettet.
Ein Lied, das Salzmeerperlen über Lippen zieht.
Ein letzter Kuss, der bebend eine Waise von den Ketten,
hinaus, in harte Winde ohne Beiboot dreht.
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Alt 11.04.2021, 15:19   #2
weiblich Sueck
 
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Hallo Mono Ton,

deine Worte berühren mich und ich war sofort gedanklich bei meiner Mama.
Ich kann erahnen was ihr beide füreinander wart. Schmerz und Dankbarkeit hast du wunderbar zum Ausdruck gebracht.

LG Sueck
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Alt 11.04.2021, 15:52   #3
männlich MonoTon
 
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hallo Sueck

Vielen Dank für deine Worte.
Das Gedicht ist zum Glück keine tatsächliche Begebenheit. Ich würde mich ungerne derart Angreifbar durch ein Gedicht machen, da mir mein seelisches Wohl sehr am Herzen liegt.
Das Lyr.ich sollte daher nicht mit meiner Person gleichgestellt werden.
Um deinen Verlust tut es mir sehr leid.

LG Mono
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Alt 12.04.2021, 18:23   #4
weiblich Sueck
 
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Hallo Mono Ton,

das Seelenleben sollte gepflegt und geschützt werden, in der Tat - das lyrische Ich, fiktiv und die Rolle des Sprechers einnehmend sowie deine Metaphern haben bei mir erreicht was Poesie und Lyrik bestenfalls erreichen sollte. Sie haben einen Teil meiner Sinneskanäle angesprochen und Emotionen geweckt. Dabei waren Trauer und Verlust gar nicht mal Vordergründig sondern ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit an die Menschen die wir lieben sowie an das Leben!

LG Sueck
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Alt 01.05.2021, 23:51   #5
männlich MonoTon
 
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Hallo Sueck

Das ist wohl die aufrichtigste Antwort die ich auf den Text erhalten konnte.
Tatsächlich stand mir nicht im Sinn einen zutiefst Wehmütigen Text zu verfassen, sondern vielmehr etwas, dass das Loslassen darstellt und das Beweisen einen Weg entschlossen auch Alleine vorangehen zu können.
Es wurde ausreichend Erfahrung vermittelt und ein Weg gezeigt.
Ein Kurs auf dem man gerne bleiben darf, mit einer Brise im Segel welche auch mal rau sein kann. Oft auch beängstigend. Wobei man nie vergessen darf, dass man eigentlich schon jedes Handwerk zum weiteren voran fahren vermittelt bekam. Man muss da halt jetzt nur selber durch.

LG Mono
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Alt 02.05.2021, 07:59   #6
männlich Nöck
 
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Hallo MonoTon,

gefällt mir gut, wie du das Wirken einer liebevollen und umsorgenden Mutter aus seemännischer Sicht beschreibst. Das LyrIch ist der unerfahrene Kapitän auf dem Schiff das Leben heißt und der mit Hilfe der Mutter durch alle Stürme und Untiefen stets sicher den rettenden Hafen erreicht.

Dann kommt der Tag des Abschieds und das LyrIch muss nun zeigen, dass es als Kapitän, Lotse und Steuermann sein Schiff beherrscht und erst von Bord geht, wenn die Schiffsglocke acht Glasen läutet.

LG Nöck
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Alt 28.12.2021, 12:31   #7
männlich MonoTon
 
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Hallo Nöck

Entschuldige die verspätete Antwort.
Vielen Dank für deine Interpretation und deine lieben Worte.
Ich freue mich, dass dir mein Text gefallen hat.

LG Mono

Geändert von MonoTon (28.12.2021 um 16:30 Uhr)
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Alt 28.12.2021, 17:40   #8
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von MonoTon Beitrag anzeigen
Du warst mir Luft*, die ich für meine leeren Segel brauchte
und standest ein, als Stein der mich vor Anker hielt,**
auch gabst du Ruder mir, in meine unbedachten Hände,***

damit ich nicht auf jede ausgemachte Sandbank lief.

Ein Kompass, dessen Nadel unaufhörlich um mich drehte****,
ganz ohne Gegenpol, der Nord, noch Süden fiel*****.
Ich war dein Mittelpunkt, wohin der Wind dich nun auch wehte,
da setz ich Segel um an deiner Seite mit zu ziehen******.

Ein weißes Laken, dass******* dich sacht und samten hält und bettet.
Ein Lied, das Salzmeerperlen über Lippen zieht.
Ein letzter Kuss, der bebend eine Waise von den Ketten,
hinaus, in
harte Winde ohne Beiboot dreht.********
Das Gedicht ist eine schöne Metapher, in ihren einzelnen Teilen durchdacht umgesetzt. Auch war die Autorin darauf bedacht, die Jamben durchzuhalten.

Das hebt die Verse aus der Masse heraus. Das Gedicht ist wert, überarbeitet zu werden, um die kleinen Macken herauszufiltern und zu korrigieren. Meine Vorschläge:

*
Der Einstieg ist für mein Empfinden irreführend, da negativ besetzt. Ich hatte bei dieser Floskel ("Luft für jemanden sein") alles andere als ein Loblied auf eine Mutter erwartet. Außerdem ist Luft zu neutral, um damit ein Segel blähen zu können; da müsste schon eine Brise oder sonst eine Windsbraut hineinblasen.

** und ***: Kommata in der Mitte der beiden Verse löschen.

****
Hier müsse das Verb rückbezüglich sein, also heißen "sich um mich drehen". Damit käme man allerdings mit der Verslänge bzw. dem Rhythmus in Schwierigkeiten.

****** Hinter "Segel" muss ein Komma stehen, da ein erweiterter Infinitiv mit "um ... zu" folgt.

******* "das" anstatt "dass"

******** Hinter "Ketten" und "hinaus" jeweils die Kommata löschen.

Zitat:
Ich war dein Mittelpunkt, wohin der Wind dich nun auch wehte,
Bei diesem Vers stören (zumindest mich) die unnötigen Füllwörter "nun auch". Sie blähen den Vers auf, ohne ihm einen zusätzlichen Sinn zu verleihen. Es liegt jedoch im Ermessen der Autorin, dies nochmal zu überdenken.

Mir wäre dieses bildreiche Gedicht jedenfalls wert, ihm zusätzlichen Schliff zu geben.

VG
Ilka
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.01.2022, 15:02   #9
männlich MonoTon
 
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Hallo Ilka-Maria

Vielen Dank und sorry das meine Antwort auf deine Resonanz so spät kommt, ich hatte mir eigentlich vorgenommen Zeitnäher auf mir gegebene Kommentare zu Antworten. Aber wie es die Realität so will...
Jetzt hoffe ich dass ich dem was du schreibst auch gerecht werde.

Zunächst Überarbeite ich meinen Text auf Hinblick der Rechtschreibung, die leider meine größte Schwäche ist, ich wünschte dem wäre nicht so. Ich stelle sie ans Ende meiner Antwort.


Zu deinen Bemerkungen hinsichtlich des Verständnisses innerhalb des Textes.

Zitat:
*
Der Einstieg ist für mein Empfinden irreführend, da negativ besetzt. Ich hatte bei dieser Floskel ("Luft für jemanden sein") alles andere als ein Loblied auf eine Mutter erwartet. Außerdem ist Luft zu neutral, um damit ein Segel blähen zu können; da müsste schon eine Brise oder sonst eine Windsbraut hineinblasen.
Der Anfang ist genau so zu verstehen wie du es hier Empfunden hast, es darf durchaus negativ bzw irreführend aufgefasst sein, denn zu Beginn ist jeder Gutgemeinte Rat Seitens der Mutter, jeder versuch den korrekten Weg zu Weisen für das Lyr.ich wie Luft. Ein Dämpfen und Schimpfen der Mutter, das oft als Lernprozess dienen soll, stößt auf jugendlichen Leichtsinn und Unwissen oder wird gar als boshafte Absicht aufgefasst. Als jugendlicher weiß man immer alles Besser, bis man eines besseren belehrt wird. Und nicht selten folgt früher oder später eine Erkenntnis, das Mutti wohl wie so oft doch recht hatte. Dieses Wissen füllt einem die Segel, da man es auch irgendwann für sich zu nutzen lernt. Die nächste Zeile weist diesbezüglich darauf hin, dass man dennoch nicht fallen gelassen wird, sondern weiterhin einen Ruhepol hat in der Mutter, die für ein Kind oder einen heranwachsenden Jugendlichen oft so unerschütterlich und stark wirkt, wie ein in sich ruhender Stein bei dem man halt findet.

Zitat:
****
Hier müsse das Verb rückbezüglich sein, also heißen "sich um mich drehen". Damit käme man allerdings mit der Verslänge bzw. dem Rhythmus in Schwierigkeiten.
ich sehe das Problem und ich habe 2 Varianten zur Überarbeitung, eine sehr Simple und eine in der ich den Wortlaut ändere.

erste Idee wäre - "sich um mich drehe"
es wirkt somit eher etwas prophetischer und ist Zeiten ungebundener, aber es fühlt sich falsch an für mein Empfinden und gefällt mir nicht so recht.

die zweite Idee wäre
"Ein Kompass, dessen Nadel sich um meine Schwerkraft/Pole drehte"
wobei mir die Schwerkraft besser gefiele, da die Pole schon mehrfach benannt wurden. Und mir gefällt tatsächlich die Idee, dass Lyr.ich eine hohe Schwerkraft auf die Mutter hat. Es wirkt sehr einnehmend und der Rhythmus bliebe erhalten.

Zitat:
Ich war dein Mittelpunkt, wohin der Wind dich nun auch wehte,
Ja schwierig, ich habe es leider mit Füllsel die dem Rhythmus geschuldet sind. Eine Idee zur Überarbeitung wären
etwas Simpler
"Ich war dein Mittelpunkt, wohin der Ostwind dich auch wehte,"
oder etwas bildlicher
"War Kapitän, der deine Asche in den Ostwind wehte,"

hm..bei den letzten Beiden Varianten kann ich mich tatsächlich nicht entscheiden welche mir besser gefallen, da ich sogar eher zur Kapitänsvariante tendiere. Aber vielleicht ist die erste Variante inhaltlich zu stupide..

in dem Bezug hab ich mir gleich den Übergang von S2/Z4 noch mal angeschaut und hoffe auch passabel überarbeitet

Zitat:
und setzte Segel,
Ich danke dir sehr für dein näheres Befassen mit meinem Text und dass du mir die Möglichkeit gegeben hast mir noch einmal tiefere Gedanken über ihn zu machen.
Und ich danke dir für diese Äußerung

Zitat:
Das Gedicht ist eine schöne Metapher, in ihren einzelnen Teilen durchdacht umgesetzt. Auch war die Autorin darauf bedacht, die Jamben durchzuhalten.

Das hebt die Verse aus der Masse heraus. Das Gedicht ist wert, überarbeitet zu werden, um die kleinen Macken herauszufiltern und zu korrigieren.

überarbeitete Version

Du warst mir Luft, die ich für meine leeren Segel brauchte
und standest ein als Stein der mich vor Anker hielt,
auch gabst du Ruder mir in meine unbedachten Hände,
damit ich nicht auf jede ausgemachte Sandbank lief.

Ein Kompass, dessen Nadel sich um meine Schwerkraft drehte,
ganz ohne Gegenpol, der Nord, noch Süden fiel.
Ich war dein Mittelpunkt, wohin der Ostwind dich auch wehte/ oder
War Kapitän, der deine Asche in den Ostwind wehte
und setzte Segel, um an deiner Seite mit zu ziehen.

Ein weißes Laken, das dich sacht und samten hält und bettet.
Ein Lied, das Salzmeerperlen über Lippen zieht.
Ein letzter Kuss, der bebend eine Waise von den Ketten
hinaus in harte Winde ohne Beiboot dreht.


LG Mono
MonoTon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.01.2022, 15:40   #10
weiblich Ilka-Maria
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Okay, du hast dich nochmal damit auseinandergesetzt, und aus deinen Zeilen geht - zumindest für mich - hervor, dass du mit deinem Gedicht zufrieden bist. Für dich ist es rund, und ich finde auch, dass es schön geworden ist und sich angenehm liest. Vor allem hebt es sich von der Masse ab.

LG
Ilka
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Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.01.2022, 16:15   #11
männlich MonoTon
 
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Warum sollte ich mich nicht erneut mit meinen Texten auseinander setzen, wenn die Kritik dahingehend doch begründet ist?

Ich bin nur leider noch unschlüssig was in S2/Z3 stehen sollte..

Ich war dein Mittelpunkt, wohin der Ostwind dich auch wehte
oder
War Kapitän, der deine Asche in den Ostwind wehte

Vielen Dank noch mals

LG Mono
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