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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 08.09.2021, 19:29   #1
weiblich Mohrel
 
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Standard Wie ein Rosenkuss

Ich träumte noch, als wir uns trafen,
von Blütenstaub und Lebensdurst,
wie Rosenknospen, die noch schlafen,
mir meiner selbst noch unbewusst.

Ich hob nur mühsam meine Lider
in allzu früher Dämmerung
und trocknete die Tränen wieder
im Nebelschleier auf dem Grund.

Der Tau hing noch am frischen Morgen
als sich die Sonne tröstend hob
und tänzelnd, noch im Dunst verborgen,
sich unaufhaltsam steiler schob.

Und Mittagshitze, gleißend, blendend,
bezeugte himmelblauen Schwur,
als sich der Schatten, seitenwendend,
schon drehte auf der Sonnenuhr.

Die Luft ringsum wird langsam weicher,
und milder scheint das Sonnenlicht,
die Blumen leuchten farbenreicher
und weckten kürzlich dein Gesicht.

Erst heute sah ich Rosenranken
und zählte Blütenblätter ab
und fragte zweifelnd in Gedanken
ob es uns damals wirklich gab.
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Alt 09.09.2021, 20:23   #2
männlich Andri
Gast
 
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Hallo Mohrel, was für eine Freude:
ewig nicht auf poetry gewesen und da glänz eines deiner Juwelen an erster Stelle.
Wunderschön finde ich die ersten Zeilen die mich mitnehmen in die frühe Jugend. Schön wie du die Entwicklung der Liebe, oder die Erinnerung daran mit dem Jahreslauf verschränkst, wenn ich denn richtig interpretiere. Und sehr süß auch, dass du erst im milderen Licht die Blütenblätter befragst ob es denn Liebe wahr oder sei...
Vielleicht das Wörtchen "und" etwas oft verwendet, aber ich mag es beim Dichten auch sehr, es ist so praktisch einsilbig, hat einen schönen Klang und stimmt denn Geist auf das Folgende ein lässt das erst Gesagte aber bestehen.
Wenn du aktiv bist lohnt es sich doch öfter wieder bei poetry zu sein
Liebe Grüße,
Andri
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Alt 10.09.2021, 07:10   #3
weiblich DieSilbermöwe
 
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Beiträge: 6.687

Liebe Mohrel,

ich schließe mich Andri an, ein wunderschönes Gedicht mit einem fabelhaft romantischem Klang oder sollte ich besser „eingehüllt in Romantik und Poesie" schreiben... das trifft es noch besser.

Lieber Andri,

wie schön, dass du mal wieder auftauchst!

LG DieSilbermöwe
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Alt 10.09.2021, 08:45   #4
weiblich Mohrel
 
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Beiträge: 670

Standard Guten Morgen zusammen

Lieber Andri,

ein Blick auf poetry lohnt doch immer (ganz unabhängig von meinereiner)
und ich kann Silbermöwe nur beipflichten: wie schön, dass du mal wieder auftauchst!

Ich danke dir für deine Antwort und freue mich sehr, dass es dir gefällt!
Mit dem Wörtchen und hast du bestimmt recht. In der letzten Strophe hab ich tatsächlich hin und her überlegt, mich aber dann dafür entschieden es stehen zu lassen, weil es mir vom Gefühl am besten passte. Dass es auch sonst vielleicht zu oft im Text steht, fiel mir erst durch deinen Hinweis auf. Eieiei.. Ich hoffe, es stört dennoch nicht allzu sehr.

Liebe Silbermöwe,

vielen lieben Dank auch dir für dieses wunderschöne Lob!
Ich freu mich riesig!
Tatsächlich kam mir die Idee zu diesem Gedicht bei der Morgenmeditation, aber ganz unromantisch, weil es mittlerweile doch recht frisch ist - und meine Zehen froren - und der Sommer damit wohl endgültig dahin ist.
Da kann man dann schon ein wenig poetisch werden..

Liebe Grüße
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Alt 11.09.2021, 09:27   #5
männlich BladeRuner
 
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Standard Liebe Morel

Was für eine Perle hast du mir mit diesem Text geschenkt.
Eine sinnliche, nachdenkliche Geschichte, voller Sehnsucht und Wehmut. All den Schmerz von entgangenen Möglichkeiten kleidest du in Worte und er lässt sich nurmehr erahnen, wie die sich abzeichnenden Konturen eines schönen Körpers unter fließendem Stoff.
In wunderschönen, poetischen Versen verschränkst du den Lauf des Tages und des Jahres mit dem Lauf des Lebens.
Ganz lieben Gruß vom Herzen
Andreas
BladeRuner ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 11.09.2021, 17:24   #6
weiblich Mohrel
 
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Beiträge: 670

Standard Lieber Andreas,

was für eine schöne Antwort!
Hab vielen lieben Dank dafür.
Ich freue mich sehr!!

Liebe Grüße
Mohrel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.09.2021, 21:16   #7
männlich MiauKuh
 
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Ort: Bei Rostock
Beiträge: 2.246

Zitat:
Zitat von Mohrel Beitrag anzeigen

Die Luft ringsum wird langsam weicher,
und milder scheint das Sonnenlicht,
die Blumen leuchten farbenreicher
und weckten kürzlich dein Gesicht.
Hey Mohrel

Dein Gedicht ist erblassen lassend schön geschrieben.
Mein Kompliment an dich.

Dennoch ist mir der Zeit-Hin-und-Her-Sprung in der vorletzten Strophe nicht verständlich.
Überall davor steht Vergangenheit und danach auch, aber in dieser Strophe ist es im Jetzt geschrieben und in der letzten Zeile wieder Präteritum. War das deine Absicht, oder verstehe ich es verkehrt?

Lass dich aber davon nicht beirren, insgesamt ist es ein wunderschönes Gedicht.

Liebe Grüße!
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.09.2021, 22:31   #8
weiblich Mohrel
 
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Beiträge: 670

Zitat:
Zitat von Krustenteil Beitrag anzeigen
Fragmente blühen entrückt...

bin verzaubert
Ich auch

Dankeschön lieber Krustenteil.

Liebe Grüße
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Alt 11.09.2021, 22:33   #9
weiblich Mohrel
 
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Dabei seit: 11/2018
Beiträge: 670

Zitat:
Zitat von MiauKuh Beitrag anzeigen
Hey Mohrel

Dein Gedicht ist erblassen lassend schön geschrieben.
Mein Kompliment an dich.

Dennoch ist mir der Zeit-Hin-und-Her-Sprung in der vorletzten Strophe nicht verständlich.
Überall davor steht Vergangenheit und danach auch, aber in dieser Strophe ist es im Jetzt geschrieben und in der letzten Zeile wieder Präteritum. War das deine Absicht, oder verstehe ich es verkehrt?

Lass dich aber davon nicht beirren, insgesamt ist es ein wunderschönes Gedicht.

Liebe Grüße!
Oh, lieber MiauKuh, bei deinem Kompliment wird mir gleich ganz schwindelig.

Ich danke dir!!

Der Wechsel in der Zeitform ist beabsichtigt. Das LI im Präsens blickt auf Vergangenes zurück.
Ich hoffe, es wirkt nicht zu verwirrend..

Liebe Grüße
Mohrel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.09.2021, 10:35   #10
männlich Anaximandala
 
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Standard Guten morgen

Hallo Mohrel,
Dein Gedicht gefällt mir richtig gut, es zu lesen hat Spass gemacht und war sehr interessant, die letzten beiden Zeilen von der ersten Strophe find ich toll, das Bild ist echt schön

Ich hab mich gestern echt eine Zeit lang mit dem Gedicht beschäftigt, erstmal weil mich das Kürzel LI verwirrt hat, das hab ich schon einige Male bei dir gesehen und nicht einordnen können.
Es stand aber immer im Zusammenhang mit interessanten. Erklärungen, deshalb hab ich gegoogled und nichts gefunden, hab aber zum Glück ein altes chinesisches Orakelbuch aufgeschlagen und gesehen, dass LI darin eine der 8 Urkfte des Wandels ist, LI ist das Haftende; Feuer mit der Eigenschaft leuchtend oder die Natur in ihrer Verklärung, das passt aber alles nicht
Aber es ist nicht nur zugrunde liegende Kraft, in Reinform auch ein Umstand oder Situation im Orakel... und die ist unter anderem beschrieben in 6 Ausprägungen, am Morgen beginnend 6 Situationen des Tages aufzuzeigen und dem Fortlauf des Tages mit dem Stand des Menschen im Leben und dem Zustand der Gesellschaft zu verknüfen, das fand ich ziemlich cool.

Mit LI meinst du aber vermutlich einfach das Lyrische Ich oder? Da war ich irgendwie bisschen langsam

Was ich gefunden und beschrieben habe ist vermutlich einfach Zufall, oder xD wäre aber gerade dann ziemlich witzig, wiegesagt, als ich dachte LI wäre irgendein abstraktes geistiges Konzept und verglichen habe, fand ich das schon ziemlich beeindruckend.


Viele liebe Grüße

Geändert von Anaximandala (13.09.2021 um 12:25 Uhr)
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Alt 13.09.2021, 10:52   #11
weiblich Veilchen
 
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Einfach zauberhaft! Applaus für Mohrel
Veilchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.09.2021, 10:53   #12
männlich MiauKuh
 
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Zitat:
Zitat von Anaximandala Beitrag anzeigen
Mit LI meinst du aber vermutlich einfach das Lyrische Ich oder?
Hey,

meint sie! Und LD = lyrisches Du :-)
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.09.2021, 11:10   #13
männlich Anaximandala
 
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Hey MiauKuh, danke für deine Antwort
Oh man ich hab mir echt den Kopf zerbrochen deswegen xD
Wie schön, dass die Antwort eigentlich so einfach war

Viele Grüße
Anaximandala ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.09.2021, 14:52   #14
weiblich Mohrel
 
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Zufälle gibt's doch nicht, lieber Anaximandala, nur Synchronizitäten

Hört sich spannend an, dein chinesisches Orakelbuch!

Mit LI habe ich tatsächlich das Lyrische Ich gemeint, wobei deine Deutung wesentlich interessanter ist.. und ziemlich cool finde ich wiederum, dass du dich so lange mit meinem Gedicht beschäftigt hast.
Das ist ja der Wahnsinn! Vielen Dank dafür und auch für deine ausführliche Antwort!

Ich freue mich sehr, dass es dir gefällt!



@Veilchen
Dankeschön!! Isch freu mich!


@MiauKuh
Danke für die Hilfestellung; da war ich wohl zu langsam


Liebe Grüße
Mohrel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.09.2021, 18:58   #15
männlich Anaximandala
 
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Ohja danke Mohrel, Synchronizität ist richtige Wort
Zufälle gibts, die gibts einfach garnicht und so bin ich genau an der richtigen Stelle falsch abgebogen xD


Aber ja, es macht echt Spass deine Gedichte zu lesen und für den ganzen Ablauf hier gibt es sowieso noch einen Stilpunkt

Viele Grüße und hab noch einen schönen Abend
Anaximandala ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.12.2021, 15:41   #16
männlich Ex-Lichtsohn
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Beiträge: 1.493

Liebe Mohrel,

wunderschöne Zeilen, die fortnehmen und wegtragen,
einzigartige Sprache, wie leicht sie sich biegt und du
sie hier formst.

Alles Liebe und einen zauberhaften 4. Advent dir.
Ex-Lichtsohn ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.12.2021, 16:54   #17
weiblich Mohrel
 
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Zitat:
Zitat von Lichtsohn Beitrag anzeigen
Liebe Mohrel,

wunderschöne Zeilen, die fortnehmen und wegtragen,
einzigartige Sprache, wie leicht sie sich biegt und du
sie hier formst.

Alles Liebe und einen zauberhaften 4. Advent dir.
Danke, lieber Lichtsohn,

für deine freundlichen Worte!

Dir auch noch einen schönen 4. Advent.
Mohrel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.02.2023, 21:55   #18
weiblich Sjena
 
Dabei seit: 02/2023
Beiträge: 2

Ich bin tief bewegt. Mehr weiß ich gerade nicht zu sagen. Aber vielleicht brauche ich das auch gar nicht
Sjena ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.02.2023, 01:00   #19
weiblich Mohrel
 
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Zitat:
Zitat von Sjena Beitrag anzeigen
Ich bin tief bewegt. Mehr weiß ich gerade nicht zu sagen. Aber vielleicht brauche ich das auch gar nicht
Liebe Sjena,

wie schön!

Ich freue mich immer sehr, wenn meine Zeilen bewegen.

Vielen Dank und liebe Grüße
Mohrel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.02.2023, 03:36   #20
männlich movfaltin
 
Dabei seit: 06/2009
Ort: Glei newwa da Elegdrisch
Alter: 42
Beiträge: 130

Ah, wunderbar. Das hat doch einige wahrhaft gute Stellen, das Gedicht. Aber ich bin ja nicht hier, um zu loben. Das sollen mal andere machen. Ich bin hier zum Kritikastern.

Zitat:
Zitat von Mohrel Beitrag anzeigen
Ich träumte noch, als wir uns trafen,
von Blütenstaub und Lebensdurst,
wie Rosenknospen, die noch schlafen,
mir meiner selbst noch unbewusst.
Reimbruch, der erste: »durst« -- »wusst« . Das Bild des Sichselbstbewusstseins einer Rose… naja. Passt inhaltlich zum Thema, klar, aber der Pedant in mir fände das als Metapher etwas passender denn als Vergleich (denn in der Metapher wäre ich zu mehr Zugeständnissen bereit, das nicht komplett wörtlich zu nehmen).

Zitat:
Ich hob nur mühsam meine Lider
in allzu früher Dämmerung
und trocknete die Tränen wieder
im Nebelschleier auf dem Grund.
Reimbruch, der zweite: »rung« -- »grund«
Zudem sollte »rung« eigentlich unbetont sein, »Dämmerung« ist eher ein Daktylus (merkt aber keiner, wenn man's gut einbettet).
Zudem habe ich falscherweise »in allzu frühe Dämmerung« gelesen -- was mir allerdings, da ich darüber sinne, auch besser gefiele.
Das Bild der Trocknung von Tränen im Nebelschleier auf dem Grund erschließt sich mir nicht. Es wirkt auf mich ein wenig wie ein Kompromiss zwischen zwei Ideen.

Zitat:
Der Tau hing noch am frischen Morgen
als sich die Sonne tröstend hob
und tänzelnd, noch im Dunst verborgen,
sich unaufhaltsam steiler schob.
»Der Tau hing noch am frischen Morgen« gefällt mir ganz gut.
»als sich die Sonne sich steiler schob«? Fällt auch nicht auf.
»steiler« meint zudem, dass das aus der Perspektive eines aufrecht seienden Wesens daherkommt.

Zitat:
Und Mittagshitze, gleißend, blendend,
bezeugte himmelblauen Schwur,
als sich der Schatten, seitenwendend,
schon drehte auf der Sonnenuhr.
Blendende Hitze? Nun gut.

Zitat:
Die Luft ringsum wird langsam weicher,
und milder scheint das Sonnenlicht,
die Blumen leuchten farbenreicher
und weckten kürzlich dein Gesicht.
Das Präsens -- und danach direkt »weckten kürzlich« scheint mir etwas abrupt im Wechsel, das »kürzlich« vielleicht auch ein bisschen zu lange her.

Zitat:
Erst heute sah ich Rosenranken
und zählte Blütenblätter ab
und fragte zweifelnd in Gedanken
ob es uns damals wirklich gab.
Sehr stimmige Strophe. Da fällt die unterschiedliche Vokallänge bei »ab« und »gab« auch nicht wirklich ins Gewicht, ebensowenig die Betonung auf »blät«, die freilich ein wenig allenfalls eine Sekundärbetonung sein kann. Wobei ich glaube, es wäre unmittelbar, also nicht in einer Vergangenheitsform, noch ein wenig »näher« und womöglich effektvoller.

Insgesamt springt das Gedicht von Vergleich zu Metapher und ist darin etwas unstet. Ja, wer bist Du denn nun? Ein Gewächs, eine Rose gar? Im übertragenen Sinne? Oder ein Mensch, der in einigen Belangen rosenähnlich ist? Das wechselt hin und her. Kann natürlich -- wie alles andere auch -- ein Stilmittel sein.

Wie lese ich das Gedicht?
Nun, es vermählt ein paar gängige Bilder: Das Leben als Tagesverlauf sowie Liebe und Emotionalität als Blumengedöns. Entsprechend verstehe ich es als eine Art nostalgisch-sehnende Rückschau auf junge und aufregend frische, benebelt-verliebte (auch mal problematisch-traurige) Jahre. Das wäre dann recht traditionell, thematisch.

So. Das auf die Schnelle. Ich hoffe, da war mindestens eine Sache dabei, die nicht total deppert oder anmaßend klingt. (Das ist eine meiner Spezialitäten, anmaßend zu klingen. Leider. Dabei meine ich das gar nicht so. Ich bin halt gerne sehr spärlich mit Lob.)

Liebe Grüße

PS: Ups. Hätte ich mal aufs Datum geschielt…
movfaltin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.02.2023, 09:14   #21
weiblich Mohrel
 
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Zitat:
Zitat von movfaltin Beitrag anzeigen
Wie lese ich das Gedicht?
Nun, es vermählt ein paar gängige Bilder: Das Leben als Tagesverlauf sowie Liebe und Emotionalität als Blumengedöns. Entsprechend verstehe ich es als eine Art nostalgisch-sehnende Rückschau auf junge und aufregend frische, benebelt-verliebte (auch mal problematisch-traurige) Jahre. Das wäre dann recht traditionell, thematisch.

So. Das auf die Schnelle. Ich hoffe, da war mindestens eine Sache dabei, die nicht total deppert oder anmaßend klingt. (Das ist eine meiner Spezialitäten, anmaßend zu klingen. Leider. Dabei meine ich das gar nicht so. Ich bin halt gerne sehr spärlich mit Lob.)

Liebe Grüße

PS: Ups. Hätte ich mal aufs Datum geschielt…
Lieber movfaltin,

ach was, mit deppert kenn ich mich aus; bin ich auch gelegentlich


Danke für die Auseinandersetzung mit meinem Gedicht, da war einiges dabei, was richtig klingt!
Da bekommt man gleich einen anderen Blick drauf, egal wie lang es her ist.
Das mag ich

Liebe Grüße
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Alt 07.02.2023, 20:41   #22
Ex-Pennywise
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Moin Mohrel,

ich glaube, ich habe "Wie ein Rosenkuss" irgendwann mal gelesen, wollte antworten und habe es dann total vergessen. Das Alter halt...

Ich finde die Farbe und den Klang dieser Zeilen sehr schön, weil sie unglaublich melancholisch daher kommen. Und ich mag Melancholisches doch sehr, wie man glaub ich bei mir auch oft nachlesen kann.
Die Form spielt hier für mich eine untergeordnete Rolle. Auch der ein oder andere unechte Reim. Denn das was ich hier raus lese ist Authentizität und Herzblut. Sprich Gefühl. Ich bin normalerweise ein totaler Formfetischist, was Gedichte angeht. Ist mir hier wurscht, weil es mich berührt hat und weil es weniger Bilder, als ein Gefühl transportiert.
Ich finde übrigens "als sich die Sonne tröstend hob" wesentlich besser, als den Vorschlag zuvor. Es klingt einfach lyrischer und edler.

Gefällt mir jedenfalls.

Gruß

Pennywise
Ex-Pennywise ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.02.2023, 11:21   #23
weiblich Donna
 
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Hi Mohrel,

in dürftigen Zeiten ist es toll, solch ein Gedicht zu lesen, voller Anregung, Inspiration und Genuss.

LG Donna
Donna ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.02.2023, 14:28   #24
weiblich Rumpelstilz
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Beiträge: 311

Standard Wie ein Rosenkuss

Zitat:
Zitat von Mohrel Beitrag anzeigen
Ich träumte noch, als wir uns trafen,
von Blütenstaub und Lebensdurst,
wie Rosenknospen, die noch schlafen,
mir meiner selbst noch unbewusst.

Ich hob nur mühsam meine Lider
in allzu früher Dämmerung
und trocknete die Tränen wieder
im Nebelschleier auf dem Grund.

Der Tau hing noch am frischen Morgen
als sich die Sonne tröstend hob
und tänzelnd, noch im Dunst verborgen,
sich unaufhaltsam steiler schob.

Und Mittagshitze, gleißend, blendend,
bezeugte himmelblauen Schwur,
als sich der Schatten, seitenwendend,
schon drehte auf der Sonnenuhr.

Die Luft ringsum wird langsam weicher,
und milder scheint das Sonnenlicht,
die Blumen leuchten farbenreicher
und weckten kürzlich dein Gesicht.

Erst heute sah ich Rosenranken
und zählte Blütenblätter ab
und fragte zweifelnd in Gedanken
ob es uns damals wirklich gab.
Hallo, Mohrel

mal so gesagt, das Gedicht liest sich gut. Ich habe dabei das Gefühl gehabt, ich schunkle zu einem langsamen Walzer.

Ich habe mir aber auch mal dein Gedicht genauer angesehen. Rein technisch lässt sich eigentlich kaum was kritisieren, bis auf Strophe 1, wo es mit dem Reimwort nicht ganz hinhaut.

Sprachlich hätte ich einige Einwände, da ist mir zuviel Reimzwang, aber es reimt sich. In diesem Zusammenhang habe ich Fragen:

Was ist ein himmelblauer Schwur? Ein bisschen schwülstig, findest du nicht auch?

Warum hat dein Ich geweint? Ich bin neugierig, finde aber keine Antwort.

Was und wo ist der Grund eines Nebelschleiers?

Bei dir hängt der Tau am frischen Morgen, bei mir hängt er auf den Gräsern
und den Blüten.

Die Sonne schob sich steiler. Sonnenschieber? Noch dazu ein steiler?

Die Luft wird ringsum langsam weicher. Diesen Vorgang kann man durchaus poetisch beschreiben.

Die vorletzte Strophe plötzlich im Präsens, alles Vorherige im Präteritum.
Frage: Wurde die Luft tatsächlich "langsam weicher"? Auf jeden Fall woanders, vermutlich auf einem anderen Breitengrad und zu einer anderen Zeit. Aber da bist du grade nicht.

Insgesamt ist mir das Gedicht zu schwülstig und aufgeblasen. Das geht mit dem Titel los: Rosenkuss! Sprachlich fand ich so einige No-Gos. Ich kann dir nur raten, überarbeite dein Gedicht, bleib mit den Füßen auf dem Erdboden.
Schreib einfach, so wie du denkst, wie du das einem geliebten Menschen sagen würdest. Und da darfst du dich auch mal versprechen.

Lieben Gruß, Rumpelstilz
Rumpelstilz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.02.2023, 14:51   #25
weiblich Mohrel
 
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Hello Pennywise,

vielen Dank für den Zuspruch, ich freu mich jedesmal sehr über einen Kommentar von dir
Aber du weißt bestimmt auch, dass ich meine Reime gelegentlich mit einem Augenzinkern schreibe.
Mit Herzblut sowieso. Mehr mit Herz, als mit Blut, und immer nach Gefühl. Aber erst wenn ich anschließend lang genug rumgefeilt und am Metrum gebastelt hab bis ich zufrieden bin, stelle ich es hier rein. Deshalb mag ich auch gerne konstruktive Kritik, denn man übersieht auch einiges, weil man oft zu blind für die eigenen Zeilen ist.

Schön dass es dir gefällt!


Liebe Donna,

hab vielen lieben Dank für deine Antwort!

Ich freu mich sehr

Liebe Grüße
Mohrel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.02.2023, 14:56   #26
weiblich Mohrel
 
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Zitat:
Zitat von Rumpelstilz Beitrag anzeigen
Hallo, Mohrel

mal so gesagt, das Gedicht liest sich gut. Ich habe dabei das Gefühl gehabt, ich schunkle zu einem langsamen Walzer.

Ich habe mir aber auch mal dein Gedicht genauer angesehen. Rein technisch lässt sich eigentlich kaum was kritisieren, bis auf Strophe 1, wo es mit dem Reimwort nicht ganz hinhaut.

Sprachlich hätte ich einige Einwände, da ist mir zuviel Reimzwang, aber es reimt sich. In diesem Zusammenhang habe ich Fragen:

Was ist ein himmelblauer Schwur? Ein bisschen schwülstig, findest du nicht auch?

Warum hat dein Ich geweint? Ich bin neugierig, finde aber keine Antwort.

Was und wo ist der Grund eines Nebelschleiers?

Bei dir hängt der Tau am frischen Morgen, bei mir hängt er auf den Gräsern
und den Blüten.

Die Sonne schob sich steiler. Sonnenschieber? Noch dazu ein steiler?

Die Luft wird ringsum langsam weicher. Diesen Vorgang kann man durchaus poetisch beschreiben.

Die vorletzte Strophe plötzlich im Präsens, alles Vorherige im Präteritum.
Frage: Wurde die Luft tatsächlich "langsam weicher"? Auf jeden Fall woanders, vermutlich auf einem anderen Breitengrad und zu einer anderen Zeit. Aber da bist du grade nicht.

Insgesamt ist mir das Gedicht zu schwülstig und aufgeblasen. Das geht mit dem Titel los: Rosenkuss! Sprachlich fand ich so einige No-Gos. Ich kann dir nur raten, überarbeite dein Gedicht, bleib mit den Füßen auf dem Erdboden.
Schreib einfach, so wie du denkst, wie du das einem geliebten Menschen sagen würdest. Und da darfst du dich auch mal versprechen.

Lieben Gruß, Rumpelstilz


Hallo Rumpelstilz

Danke fürs genaue Begutachten

Und für die Anregungen. Da werde ich bestimmt besser hinsehen.
Beim nächsten Gedicht.
Dieses is ja schon ein wenig her, da werde ich es nicht mehr überarbeiten

Liebe Grüße
Mohrel ist offline   Mit Zitat antworten
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