Wiederkunft

[Desperado]

Nach Süden, weiter nach Süden zu reite ich, immer weiter, die Wüste ruft mich von jenseits der blauen Berge.

Die weiße Frau und Urmutter der Apache hat Zuflucht gefunden weit draußen in einer verborgenen Berghöhle, dort oben in der Einsamkeit bringt sie ihr Menschenkind zur Welt, mit leuchtenden Augen bestaunt von den Hirtenjungen der Navajo, umringt von deren Schafen. Das verheißene Kind der roten Völker, das nicht zu ihnen gekommen ist, um der Wüste Frieden zu bringen, nicht um die verdorrte Erde mit lebensspendendem Wasser zu tränken, sondern um die Welt der Weißen mit den züngelnden Flammen lodernden Feuers zu läutern.

Das Kind des Kojotenschöpfers und des großen Geistes, das mit der Gefolgschaft einer singenden Heerschar mächtiger Geistertänzer wiederkommen wird am Ende aller Zeit, auf einem mächtigen Wall brennend roter Wolken, erkennbar für die erschrockenen Augen aller, auch für die der grausamen Blauröcke und Bleichgesichter, die es mit ihren Kugeln durchbohrt haben und mit ihren Säbeln zerstückelt, als schreiender Comanchenkrieger mit befiedertem Lederschild wird es über den glutroten Himmel geritten kommen, auf dem nackten Rücken eines Donnerpferdes, eines mächtigen Geheimnispferdes mit fliegenden Hufen und wehender Mähne, die muskelspielende Brust bemalt mit dem Zeichen der feuerroten Hand der stolzen Sioux und Cheyenne, sein zorniges Wiehern lässt die Völker der Erde erzittern.

Mit leuchtender Adlerfederhaube wird der Häuptling aller Häuptlinge über das wogende Meer der Prärie dahinjagen, Adlerknochenpfeifen und klagende Flöten rufen zum jüngsten Gericht, mit der zweischneidigen Klinge seines scharfen Speeres scheidet der Schamane aller Schamanen die Schafe der Shoshone von den Böcken der feigen Verräter, im Kreis der Silberhaare des Ältestenrates, die Abgeschlachteten wird er begnadigen mit kunstvoll beschnitztem Coupstab, die Kindermörder der Weißaugen aber verdammt er mit flammendem Pfeil wegen ihrer Gräueltaten.

Und keine Gnade wird er kennen, wenn die Stunde der Vergeltung gekommen ist.

[simbaladung]

Hi, Desperado,

interessante Parallelen und Unterschiede zur Weihnachtsgeschichte und der
Offenbarung des Johannes!
Ausdruck der Ursehnsucht der Menschen nach einerseits Frieden, andererseits
Gerechtigkeit/Bestrafung der "Feinde" durch einen "Retter".

aus der Offenbarung:

Und ich sah den Himmel geöffnet, und siehe da: ein weißes Ross, und der darauf reitet, heißt Treu und Wahr, und mit Gerechtigkeit hält er Gericht und führt Krieg. Seine Augen aber sind flammendes Feuer, und auf seinem Haupte trägt er viele Diademe... Und angetan ist er mit einem blutgetränktem Mantel ...Und es folgtem ihm die Heerscharen ... auf weißen Rossen ....und aus seinem Munde geht ein scharfes Schwert hervor ... und ich sah das Tier und die Könige der Erde und ihre Heere versammelt, um Krieg zu führen mit dem, der auf dem Rosse sitzt ... Und das Tier ward ergriffen und mit ihm der Lügenprophet ... lebendig wurden sie beide in den Feuerpfuhl geworfen, der von Schwefel brennt ...

mit Interesse gelesen,
lieben Gruß, simba

[Desperado]

Genau das ist es auch, simbaladung,

eine -gewagte?- Verknüpfung biblisch apokalyptischer Bilder mit der Geschichte -vielmehr Ausrottung- der Indianer Nordamerikas.

Die "weiße Frau" der Apache empfing ihr Kind, den ersten Inde' sprich Menschen, jungfräulich von der Sonne. Und tatsächlich gibt es in der tradierten Mythologie nicht nur der Cheyenne die noch heute lebendige Verheißung von der Wiederkehr eines "großen Häuptlings" zur Wiederherstellung der Gerechtigkeit und Rückgewinnung ihrer ehemaligen Freiheit, viele beziehen die Weissagung auf den historischen Kriegshäuptling Taschunka Witko, wörtlich Geheimnispferd alias Crazy Horse.

Was die Verbindung mit Texten aus Evangelium und Johannesoffenbarung geradezu anbietet, also für mich zumindest.

Danke für Dein Interesse!
Desperado