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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 16.02.2012, 17:41   #1
männlich Walter
 
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Standard Nachsommer

Sommerzeit - längst verwoben
im Spinnennetz: entzaubert und satt.
Was war, ist bald verflogen:
verblichen, müde und matt.

Krähen schwirren nieder
auf das abgeerntete Land.
Die Körbe in der Scheune
sind gefüllt bis zum Rand.

Suppen in blechernen Dosen
stehen verstaubt im Regal.
Am Bügel die alten Hosen,
abgehangen und fahl.

Vertrocknete Motten an der Portiere
fallen vom schwarzen Portal,
und die verhüllte Voliere
steht einsam verlassen im Saal.

Astern und Zinnien blühen,
und auch der Rosen Strauch:
vor dem Vergessen das Glühen;
dann fallen die Blätter auch.

Sempervivum zwischen den Steinen
dort auf dem kleinen, kreisrunden Beet.
Fast könnte man fühlen und meinen,
dass der Sommer jetzt geht.

Falter der Spätsommertage
tanzen im Mittagslicht.
Doch des Hähers Klage
hört man noch nicht.

Noch einmal die fernen Gestade,
von Palmen umwoben, umsäumt.
Gewesen - jetzt nur noch Fassade.
Erlebt, erlebt...
und weiter geträumt.
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Alt 16.02.2012, 17:53   #2
männlich Schmuddelkind
 
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Liest sich etwas schwer für mich, etwas holprig, was aus zwei Gründen schade ist:

1. Die Bilder sind so stark und so genau und liebevoll dargestellt, dass das alles sehr nachfühlbar ist. Ganz stark! Aber, dass ich so oft ins Stocken gerate, mindert den Spaß ein wenig.

2. Ich denke, man kann an vielen Stellen mit wenig Aufwand glätten.

Zitat:
Fast könnte man fühlen und meinen,
dass der Sommer jetzt geht.
Unglaublich gelungene Formulierung! Lebhaft und ausdrucksstark. Auch sonst, sehr, sehr schönes Gedicht, das ich gerne gelesen habe.

Und damit ein herzliches Willkommen von mir!
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.02.2012, 14:22   #3
männlich Walter
 
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Standard Nachsommer

Vielen Dank, Schmuddel!
Liebe Grüße
Walter
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Alt 20.02.2012, 14:28   #4
Thing
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Halli Hallo, Walter Voigt -

in diesem farbenfrohen sommersatten Gedicht kommt mir die dritte Strophe wie ein Fremdkörper vor.
Ich mußte unwillkürlich an Campbell und Maggi denken.

LG
Thing
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Alt 20.02.2012, 14:38   #5
männlich AndereDimension
 
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Hallo Walter Voigt


ich finde Du hast tolle und originelle Bilder für deinen Nachsommer gefunden:

Zitat:
abgeerntete Land.
Zitat:
Vertrocknete Motten an der Portiere
Zitat:
verhüllte Voliere
Zitat:
Sempervivum zwischen den Steinen
Zitat:
Fast könnte man fühlen und meinen,
dass der Sommer jetzt geht.

Zitat:
Falter der Spätsommertage
Ein famoses Gedicht


Gruß über den Rhein
A.D.
AndereDimension ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.02.2012, 19:59   #6
männlich Walter
 
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Standard Nachsommer

Hallo A.D.,

ich grüße Dich natürlich auch zurück über unseren Rhein. Vorhin war ich noch auf dem Paradeplatz - vielleicht führt uns der Zufall mal zusammen.
Es freut mich, dass Dir die Bilder in meinen Versen gefallen. Sie beziehen sich auf mein leer stehendes Elternhaus bei Kaiserslautern. "Die verhüllte Voliere" und das "Sempervivum zwischen den Steinen" sind dabei frei erfunden; das Erste steht für das Vergangene, für das Verhüllte, und das zweite ist die Metapher für das immer Lebende (semper vivere= immer leben).
Der Nachsommer ist mein Abschied vom Elternhaus - für immer.
Vielen Dank für Dein Interesse an meinem Gedicht.
Viele Grüße von der Pfalz nach Mannheim in die Kurpfalz!

Walter
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Alt 20.02.2012, 20:01   #7
Thing
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Hi, Walter -

mein Kommentar war wohl allzu knapp?

LG!
Thing
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Alt 20.02.2012, 20:37   #8
männlich Walter
 
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Beiträge: 905

Hallo Thing,

nicht zu knapp, aber falsch verstanden.
Denn, lieber Thing, der Nachsommer bezieht sich hier nicht nur auf die Natur und die spätsommerliche Jahreszeit, sondern er ist ein Abschied von einem Lebensabschnitt, der fast völlig abgeschlossen ist. Ich sagte: fast! Denn noch immer hängen an Bügeln alte Hosen herum, sind noch nicht abgehängt, und sogar einige Konservendosen und Marmeladengläser stehen noch im Keller, der auch noch nicht völlig geräumt ist.
Der Nachsommer bezieht sich hier also auf die Jahreszeit, auf den Abschied vom Sommer, der bald geht; er ist aber auch ein Abschied von einer gelebten Epoche, die zuende gegangen ist und an die in diesen Versen noch einmal zurück-erinnert wird.-

Wenn Du den Roman "Nachsommer" von Adalbert Stifter liest, wirst Du auch feststellen, dass der Begriff "Nachsommer" sich nicht einzig auf die Jahreszeit bezieht.

Lieber Thing, ich hoffe Du bist mit dieser Erklärung zufrieden.

Viele Grüße
Walter
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Alt 20.02.2012, 20:40   #9
Thing
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Selbstverständlich.
Nach Deiner letzten Anwort auf A.D.s Kommentar war ich schon ein gutes Stück weiter.Es ist sehr nett von Dir, daß Du jetzt nocheinmal so ausführlich erklärt hast, dankeschön.

LG
Thing
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Alt 20.02.2012, 20:44   #10
männlich Walter
 
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Lieber Thing,
das ist wirklich gern geschehen.
Doch ich nehme immer jede Kritik sehr gerne entgegen.
Vielen Dank für Deine Antwort
LG Walter
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Alt 19.03.2012, 21:06   #11
männlich Twiddyfix
 
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Standard Hallo Walter

der jetzt noch nicht einmal begonnene Frühling rückt plötzlich in Vergessenheit, wenn man Deine wunderbaren Zeilen liest.
Man kann durch sie, schon jetzt, einen fast vergangenen Sommer spüren.
Melancholisch in der Vorausschau und doch voller Erwartung....was wird uns der Sommer bringen?

Dir ist wieder - mit diesem Gedicht - ein "Hit" gelungen !


Liebe Grüße von Twiddy...
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