Ist es eigentlich noch wichtig? (Glosse) bei Poetry.de

Schmuddelkind · 31.05.2013, 21:03

"Ist es eigentlich noch wichtig,
was das Publikum sich denkt?
Dies bin ich! Ist meine Seele!
Wer von Ihnen dürfte richten?"

(Jack: aus "Per aspera ad astra")

Still ist es für eine Weile,
angespannte Ewigkeit;
Augenblickes eitle Eile
fürchtet dennoch um die Zeit
und so löst sich eine Zeile
aus gespaltnem Schöpfergeist,
der da weiß, dass alles nichtig
und doch nichts auf nichts verweist.
Ob das Missverhältnis heißt?
Ist es eigentlich noch wichtig?

Da ist eine Strophe nun
wie ein himmlisches Versprechen:
ich kann niemals mich vertun,
ehe die Gedanken brechen,
ehe die Gefühle ruhn.
Ganz bin ich drin aufgegangen,
ganz ist diese Welt versprengt,
ganz in mir nun aufgefangen.
Ists, wenn sie mein Lied nur sangen,
was das Publikum sich denkt?

Ach, was sollen sie schon denken
die sich auf Gesang verstehn,
die den Geist in Sprache tränken
und dabei ganz übersehn,
welche Geister Worte lenken?
Zu mir selbst führt diese Hand.
Dies ist nicht, was ich mir wähle,
nicht mit nüchternem Verstand,
nicht als vorsichtiges Pfand.
Dies bin ich! Ist meine Seele!

Doch sie lesen, lesen nur
stumm entlang der vorgegebnen
selbstentfremdet graden Schnur,
während sie die Tiefe ebnen
in der eignen Lebensspur.
Denn sie wissen mehr von dem,
was sie in der Ferne sichten -
selbstbezognes Theorem,
altklug jetzt wie ehedem.
Wer von ihnen dürfte richten?

Ex Tanja Wagner · 31.05.2013, 22:23

Hallo, Schmuddelkind!
Mir gefällt dein Gedicht sehr, allein der erste Satz „Still ist es für eine Weile,
angespannte Ewigkeit;“ sagt eine ganze Menge aus!!!
In der 2S 2Z „ wie ein himmliSches Versprechen“ ist kleiner Tippfehler.

Sehr gerne gelesen!
LG Tanja

Schmuddelkind · 31.05.2013, 22:34

Hallo Tanja,

freut mich sehr, wenn du mit dem Gedicht was anfangen kannst. Ich hatte beim Schreiben ein wenig das Gefühl, den roten Faden zu verlieren und es zu sehr aufzubauschen, was bei einer Glosse immer die Gefahr ist. Umso zufriedener bin ich, wenn so kleine Stellen zu gefallen wissen; das mit der angespannten Ewigkeit finde ich nämlich auch gelungen.

Und danke auch fürs Aufspüren des Fehlerchens.

LG

31.05.2013, 21:03	#1
Schmuddelkind Dabei seit: 12/2010 Ort: Berlin Alter: 38 Beiträge: 4.798 Meine Gedichte Meine Favoriten	Ist es eigentlich noch wichtig? (Glosse) "Ist es eigentlich noch wichtig, was das Publikum sich denkt? Dies bin ich! Ist meine Seele! Wer von Ihnen dürfte richten?" (Jack: aus "Per aspera ad astra") Still ist es für eine Weile, angespannte Ewigkeit; Augenblickes eitle Eile fürchtet dennoch um die Zeit und so löst sich eine Zeile aus gespaltnem Schöpfergeist, der da weiß, dass alles nichtig und doch nichts auf nichts verweist. Ob das Missverhältnis heißt? Ist es eigentlich noch wichtig? Da ist eine Strophe nun wie ein himmlisches Versprechen: ich kann niemals mich vertun, ehe die Gedanken brechen, ehe die Gefühle ruhn. Ganz bin ich drin aufgegangen, ganz ist diese Welt versprengt, ganz in mir nun aufgefangen. Ists, wenn sie mein Lied nur sangen, was das Publikum sich denkt? Ach, was sollen sie schon denken die sich auf Gesang verstehn, die den Geist in Sprache tränken und dabei ganz übersehn, welche Geister Worte lenken? Zu mir selbst führt diese Hand. Dies ist nicht, was ich mir wähle, nicht mit nüchternem Verstand, nicht als vorsichtiges Pfand. Dies bin ich! Ist meine Seele! Doch sie lesen, lesen nur stumm entlang der vorgegebnen selbstentfremdet graden Schnur, während sie die Tiefe ebnen in der eignen Lebensspur. Denn sie wissen mehr von dem, was sie in der Ferne sichten - selbstbezognes Theorem, altklug jetzt wie ehedem. Wer von ihnen dürfte richten? Geändert von Schmuddelkind (31.05.2013 um 22:32 Uhr)

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31.05.2013, 22:23	#2
Ex Tanja Wagner abgemeldet Dabei seit: 09/2012 Beiträge: 105 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hallo, Schmuddelkind! Mir gefällt dein Gedicht sehr, allein der erste Satz „Still ist es für eine Weile, angespannte Ewigkeit;“ sagt eine ganze Menge aus!!! In der 2S 2Z „ wie ein himmliSches Versprechen“ ist kleiner Tippfehler. Sehr gerne gelesen! LG Tanja

31.05.2013, 22:34	#3
Schmuddelkind Dabei seit: 12/2010 Ort: Berlin Alter: 38 Beiträge: 4.798 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hallo Tanja, freut mich sehr, wenn du mit dem Gedicht was anfangen kannst. Ich hatte beim Schreiben ein wenig das Gefühl, den roten Faden zu verlieren und es zu sehr aufzubauschen, was bei einer Glosse immer die Gefahr ist. Umso zufriedener bin ich, wenn so kleine Stellen zu gefallen wissen; das mit der angespannten Ewigkeit finde ich nämlich auch gelungen. Und danke auch fürs Aufspüren des Fehlerchens. LG