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Alt 22.04.2013, 21:59   #1
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Standard Momente des Glücks

Es weht eine wärmende Brise eines Frühlingserwachens und bewegt sich durch die immer grüner werdenden Kronen der Bäume. Getragen von einem leichten Gruß des bereits in voller Blüte stehenden Flieder mit seinen zart Lila gefärbten Blüten. Er reizt mir mein sehendes Auge. In dieser liebevollen Umgebung spüre ich förmlich die Aufmerksamkeit einer erwachenden Natürlichkeit auf den gepflegten Wegen dieses Parks. Es begleitet mich das muntere zwitschern der Vögel, welche sich von Ast zu Ast gleiten lassen, durch die warme Luft.
Hinter mir bewegen sich Räder, da ich sie nur mit meinen Sinnen erahnen kann, gehe ich instinktiv einen Schritt zur Seite. Ich stehe nun seitlich um Wegrand und drehe den Kopf in die Richtung des heranfahrenden Rollstuhls. Mein Blick öffnet sich dem Bild und ich trage ein verständnisvolles Lächeln auf den Lippen. Die tief stehenden Sonne blendet mich etwas, sodass sich meine Augen etwas verengen. Sie spiegelt sich in den sich langsam drehenden großen Rädern, welche den Eindruck in mir erwecken sich für diesen Tag förmlich herausgeputzt zu haben.
In dem Augenblick weniger Sekunden nehme ich die Szene gedanklich auf und verinnerliche mir das Bild, das sich mir gerade zeigt.
Zwei liebevolle Hände umklammern die Griffe. Des Wegs zieht sich eine Spur die durch das leise knirschen kleinster verklingender Steine, sich in den Weg schreibt. Meine Blicke verfolgen diese Spur bis zu den Pflastersteinen die den Weg am Ende kreuzen, zurück. In dem Rollstuhl sitzt ein sich immerwährendes Kind einer Mutter, die sich rührend um ihr Kind kümmert. Sie hält kurz inne und beugt sich zu der jungen Frau runter, ich weiß es nicht genau, aber ich würde mal annehmen das es ihre Tochter ist, und spricht ruhig zu ihr. Mit einem einfühlsamen Lächeln auf den Lippen zu ihr, dabei legt sie ihre Hand auf die ihre. Ich versuche das Alter dieser jungen Frau zu schätzen, es gelingt mir nicht, weil es nicht meine Stärke ist. Es ist bestimmt unhöflich sie zu beobachten, jedoch kann ich meinen Blick nicht abwenden, von dieser friedlichen Szene, die sich geradewegs in meine Gedanken schreibt.
Ungehört des Wortlauts nehme ich teil an der kleinen Unterhaltung, nur mit einer leisen Ahnung des Verstehens.Und dem Blick auf ein in Schreibschrift gedrucktes Schild „ Herzlich Willkommen im Sonnentag“, ein gelber Smily unterstreicht die Freundlichkeit dieser Worte.
Es stellen sich mir einige Fragen, jedoch belasse ich es dabei die Szene als das wahrzunehmen was sich mir zeigt, in der stummen Antwort des Begreifens. Langsam richtet sich die Frau auf und streichelt ihrer großen Tochter die Wange. Der Rollstuhl setzt sich wieder in Bewegung, die Tochter strahlt in diesem Moment über das ganze Gesicht, aufgeregt fängt sie an ihre spielerische Natur in diesen Augenblick zu tragen.
Vor ihnen zweigt sich der Weg und nach kurzem zögern folgt die Mutter dem richtungsweisendem Pfeil, stumme Blicke streifen über die Bäume rechts und links vom Wegrand, als stünden sie für die Erwartung eines leichten Moments. Ihre Gedanken tragen sich weiter und weiter bis in den hellblauen Himmel und schweifen von den weißen Wolken, welche den Himmel zieren, über den jetzt näher kommenden sonnig gelb erstrahlenden Gebäudes, Stein für Stein, von Fenster zu Fenster, von denen einige Flügel geöffnet sind und die frische Luft einladen sich ein wenig durch die Flure zu bewegen.
Sie spricht Wörter, in ihren inneren Frieden, die Sie mit dem Mund nicht auszusprechen weiß.

Wärme
erneuernde Erinnerung
vertraulich sehnendes Herz
„ Ich hab Dich lieb!“
lächelnd

Das gleichbleibende Geräusch das sie hinterlassen, wird immer leiser, bis es sich wieder in der Stille verliert. Es verändert sich und wechselt in einen langsamen Schrittton der sich mir nun wieder nähert. Ich nehme einen Schluck aus meiner Wasserflasche und beiße von meinem Apfel ab, über diesem sehen meine Augen wieder diese Frau nur allein. Sie schaut starr gerade aus, ihre Augen glänzen in der Sonne. Die Spuren ihrer Seele rinnen ihr warm über die kühlen Wangen. Doch es läßt sich nicht erkennen, das sie diese fortnehmen möchte. Ohne ein Wort gehe ich zu ihr rüber und reiche ihr ein Taschentuch.
Sie sagt mit kaum wahrnehmbarer Stimme Danke und geht weiter, ganz im Einklang mit dem beruhigendem summen der Blätter in den Bäumen. Sie macht eine Entspannungsübung für ihre Arme und Finger, zur Lockerung. Dann schaut sie sich um, gerade so als würde sie befürchten dabei ertappt zu werden und setzt sich auf eine hölzerne blaue Bank, deren Lack ist schon etwas verblichen und hat ein paar Risse in der Farbe, das macht sie irgendwie sympathisch im Kontrast zu dem frisch gemähten Gras, somit lädt sie geradezu ein auf ihr zu verweilen. Neben ihr ist ein Flieder gepflanzt sie zieht einen Ast zu sich heran und atmet, den süßlichen Duft ein, in der Kindlichkeit ihres Herzens und lächelt ihn dankbar an. Dann schlägt sie die Augen nieder und greift mit ihrer rechten Hand an den als Reißverschluss kennzeichnenden kleinen Teddy und öffnet ihre Handtasche, sie hat jetzt ein Buch in der Hand. Schlägt es auf, ein Lesezeichen lässt darauf schließen das sie immer noch am Anfang ist, streicht sanft über das Lesezeichen, welches wie ein Foto aussieht und legt es in ihre Tasche. Ich kann nicht erkennen, was abgebildet ist, geht mich ja auch nichts an. Jetzt fängt sie an zu lesen in der Begleitung der erwachenden Natur.
Auf diesem Foto das sich die Frau so friedlich anschaute waren ihre 3 Kinder abgebildet. Was sie mir in einem kurzen Gespräch auf der Parkbank später erzählte.

Verantwortung
zeitlos genießen
in der Friedlichkeit
sich lösen, nur kurz
entspannen

Ich bin froh sie heute meine Freundin nennen zu dürfen.Wir treffen uns immer, wenn sie mal in der Nähe ist und wir reden, hören zu und hören zu und erzählen wie es uns geht. Über Dinge die es anzunehmen gilt, genießen etwas freie Zeit meist bei einer heißen Tasse Kaffee. Sie selbst war nach einem Unfall einmal gelähmt und hat sich mit eisernem Willen in ihr Leben zurückgekämpft. Meine Hochachtung vor dieser Frau, das war bestimmt ein langer Weg. Ihre Tochter ist vor zehn Jahren mit 17 unheilbar erkrankt und braucht ständig ihre Fürsorglichkeit zum Lächeln des Lebens. Zeitlos in der Hoffnung alles richtig zu machen. Zum ersten mal seit dem sich ihr Leben so verändert hat gibt sie ihr Kind, für ein paar Tage, in die vertrauensvolle Obhut gelernter fremder Hände, nachdem sie in einer Zeitung vor zwei Monaten den Artikel zu dieser Einrichtung gelesen hatte. Jetzt hat sie etwas Zeit, sich mit den für sie sonst hinten anstehenden Dingen ihres Lebens, in Einklang zu bringen.
Nach drei Tagen, hört man den gleichen Weg motivierte Schritte entlanglaufen und lächelnde Herzen strecken ihre Arme aus. Wie ein Spiegelbild verwandter Seelen schließen sich Mutter und Tochter in die Arme. Die Frau bedankt sich herzlich schüttelt Hände, hält einen kleinen Smalltalk und beide fahren in den warmen Tag hinaus, frohen Herzens in ihr zu Hause.

Schönen
Moment fühlen
Leben zum Herztakt
spür ich den Atem
Augenblick

Das frische licht scheinende Grün der Blätter zwinkert ihnen hoffnungsvoll zu, gerade zu flüstern sie in ihrer Sprache; „ Auf ein Wiedersehen! “
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