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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles.

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Alt 16.06.2007, 12:39   #1
JohnDT
 
Dabei seit: 06/2007
Beiträge: 6

Standard Rotes Herz

Die leeren Räume werden wieder mit Leben gefüllt
Die Zeit wird vergehen mit Träumen
Die Bäume schlagen aus, rotes Herz
schlage nur für mich

Dort wo die Sonne niemals scheint
gibt es einen Platz für mich
Ich gehe fort von hier
Jeder der springt landet weich

wo sind die Augen die nicht fragen
wer bist du
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Alt 16.06.2007, 15:23   #2
Jeanny
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 660

Standard RE: Rotes Herz

Hallo,
ich versuche mich mal an meiner Interpretation,
weil's mir gut gefällt - doch ich bin mir nicht sicher...
Man ist gefangen in einem Zustand aus dem man fort will.
Also versucht man sich in eine erträumte Zukunft reinzudenken.
Bis zu den Punkt, wo Personen alte Formen annehmen...
Dann nämlich würde der Traum auf's neue in sich zerbrechen...
Für manches ist es halt noch zu Früh oder zu spät - wer weiß...
Sorry Jeanny
Jeanny ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.06.2007, 12:20   #3
Guardian
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 597

Hallo,

Es gibt zwei Dinge, die ich an deinem Text nicht gut finde:

1.) der parallelistische Satzbau der ersten Strophe, dreimal das Gleiche ohne Variation, ohne Rücksichtnahme auf Sprachfluss oder -klang. Wenn ich diesen Abschnitt laut lese komme ich sehr schnell unbewusst in ein "herunterleiern". Es wäre meines Erachtens schon eine Entlastung, wenn du nicht für jeden neuen Gedanken einen neuen Satz beginnst, etwa so:

"Die leeren Räume werden
wieder mit Leben gefüllt,
Zeit vergehen mit Träumen,
die Bäume ausschlagen"

wenn du jetzt noch ein wenig invertierst wird das Paket auch klanglich "runder":

"mit Leben gefüllt werden
wieder die leeren Räume
vergehen die Zeit mit Träumen
ausschlagen die Bäume"

der Satzbau ist jetzt wieder leicht parallel, die Betonung aber anders, da sie auf dem Verb liegt.

"[R]otes Herz schlage nur für mich" steht in diesem Fall isoliert in einer einzelnen Zeile mMn besser da, wenngleich ich die Wortwiederholung von "schlagen" etwas unglücklich finde, ein "Knospen" oder "Aufblühen" der Bäume wäre bildlich ohnehin schöner. Ein wenig abgegriffen bleibt die Herzmetapher allerdings nachwievor, womit ich auch überleiten möchte zu

2.) der Bildgehalt (besonders in Strophe zwei): Dieses "Dort wo die Sonne niemals scheint/gibt es einen Platz für mich" ist ein ziemliches Stereotyp, sowas wie "blutige Tränen" oder der Herz/Schmerz-Reim. Was du ausdrücken möchtest ist nachvollziehbar, es geht um einen UnOrt, also eine Utopie im eigentl. Sinne des Wortes und nicht etwa um Lappland im Winter. Ich halte es für sinnvoll, dafür einen eigeneren (innovativeren!) Ausdruck oder Bildgehalt zu finden. "Jeder der springt landet weich" ist dafür mE ein guter Anfang, der durch das "Ich gehe fort von hier" implizierte suizidale Kontext eher weniger.
In der ersten Strophe ist es wie schon erwähnt die Herzmetapher, die ein wenig altbacken schmeckt und die implizite Frühlingsmetapher der ausschlagenden Bäume; alles beginnt immer irgendwie im Frühling, warum nicht mal atypisch im Sommer, Herbst oder Winter, den Konventionen und dem Kanon zum Trotz?

Rein sprachlich ist die zweite Strophe besser als die Erste, wenngleich ich auch hier eine Überarbeitung nach oben angewandten Kriterien zumindest anregen möchte, wäre aber nicht tragisch, wenn nicht.

Die letzten beiden Zeilen, na gut, persönlich find ich es recht unschön, da es dem Text eine noch eindeutigere Bestimmung gibt, als er ohnehin schon hat und Lyrik profitiert meistens von Vieldeutigkeit. Zumindest die wörtliche Rede solltest du rausnehmen, "wer du bist" fügt sich auch besser ein.

Was bleibt also zusammenfassend zu sagen? Der Text hat sowas wie Potential, wenngleich ihm noch *das* Herausragende fehlt, ebenso wie ein einzigartiger Stil, und er sich in sehr "bewährten" Bildern verläuft. Ich möchte in jedem Fall zur weiteren Textarbeit anregen und auch zur Auseinandersetzung mit den Konventionen der Dichtung und zum Hinwegsetzen darüber, zum Suchen eigener Worte und Bilder.

Grüße,
Guardian
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