Sonnengesang

[nepenthes II]

Was wär' die Sonne so
kein Aug' könnt sie erblicken?
Ihre Kraft verschwendet ohne Nutz'
Ihre Zeit würd' zäh verticken!

Diese Göttin ohne ihr Geschöpf
wär' ohne Sinn und Sein
Würd' daran zugrunde gehen
wär' mit sich allein
niemand könnt sie leiden sehen
ungesehen ihr Schein
Könnt ich ihr nur helfen
Mit Sehnsucht sie befrei'n

So ist es auch beim Menschen
Wenn unbekannt die Liebe
Der verlor'nen Seele gleich
ohne Hoffnung bar der Triebe
Ich mag nicht darüber scherzen
nagt's mir doch am Herzen
Daß wenn aller Sand geronnen ist
durch der Sanduhr Sieb
Und der Zauber zwischen zweien
gestohlen wie von einem Dieb
Über Freude könnt obsiegen!

Doch Menschen werden sich immer sehnen
Sehnen nach einer Zeit
In der alle Lust hat Ewigkeit
Sie machen sich bereit

Doch Menschen werden immer hoffen
Hoffen auf eine Zeit
In der Liebe erlangt Unsterblichkeit
Zu opfern sich bereit