Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Geschichten und sonstiges Textwerk > Sonstiges und Experimentelles

Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 07.01.2010, 23:05   #1
weiblich Fallen
 
Dabei seit: 01/2010
Alter: 32
Beiträge: 2

Standard Es schneit...

Hier eine kleine Geschichte
Nur lesen wenn man Thriller mag ;-)

I
Es schneit. Ich sitze am Fenster und starre hinaus. Früher hätte es sicher Eisblumen an den Fenstern gehabt, doch heute gibt es so etwas nicht mehr, ich selbst habe sie nie erlebt. Die Zeit ohne Fernseher, Computer, und Handy, manchmal überlege ich wie es wäre, wie ich wäre. Dann fällt mir ein wie schnell sich die Zeit verändert, innerhalb weniger Jahrzehnte überschlagen sich die Erfindungen, was heute noch neu ist, ist spätestens Morgen alt. Ich starre weiter hinaus, die Autos die vorbei fahren sind langsam, nicht weil sie es wollen, sondern weil der Schnee und die Glätte sie dazu zwingen. Sie können praktisch nichts dagegen machen, sie sind machtlos, es sei denn sie wollen ihr Leben und das anderer aufs Spiel setzen. Es würde mich nicht wundern wenn sie es täten. Die Menschen sind dumm. Ich hasse diese Dummheit! Warum gibt es sie?
Draußen geht eine Frau mit einem Hund vorbei, sie ist komplett eingepackt in Jacken, Schals und Handschuhe. Ich frage mich wie sie wohl ohne die Kleidung aussieht, ich kann nur spekulieren, da nichts außer ihrer Nasenspitze zu sehen ist. Ich beobachte sie solange bis sie in einer Nebenstraße einbiegen. Jetzt ist es wieder ruhig, nicht das ihr Gehen im Schnee laut gewesen wäre, es war nur eine Störung, die jetzt fast verschwunden war. Ihre Fußspuren im Schnee waren der einzige Hinweis dafür, dass sie hier gewesen war. Dreckig! Sie hatte den reinen Schnee mit ihren Schuhen beschmutzt, unverzeihlich! Irreparabel! Ich schüttle den kopf und wende mich ab, zu grausam ist der Anblick.
Es ist Mittag und mein Magen meldet sich langsam mit einem leisen Knurren. Es ist erstaunlich, dass er wirklich knurren kann. Gut so erstaunlich ist es nun auch wieder nicht, wenn man bedenkt, dass sich ein leerer Magen zusammen zieht und durch den Magenausgang Luft in den Darm gepresst wird, da dies nicht ganz geräuschlos von statten geht entsteht ein Knurren. Was viel erstaunlicher und gleichzeitig beängstigend ist, ist die Tatsache, dass man sich seinem Körper „beugen“ muss, es beherrscht einen einfach, egal was der Kopf dazu sagt. Man kann es einfach nicht kontrollieren, sogar die Gedanken ziehen mit. Ich erwische mich dabei wie ich überlege was es denn heute geben soll. Auf dem Weg zum Kühlschrank muss ich Berge aus Kartons und Gerümpel überwinden. Gut ich gebe zu, dass ich nicht sehr ordentlich bin, aber auch nur dort wo es keiner sieht oder wo es nicht wirklich wichtig ist, hier also. An der Treppe angekommen bin ich froh nicht gestürzt und mir nichts gebrochen zuhaben. Ich zögere einen Augenblick, wir hatten hier gesessen, auf dem Sofa vor dem Tannenbaum, es hatte wie immer Streit gegeben. Der Baum steht noch immer hier, ich habe ihn nie abgeschmückt, er hatte es selbst getan, seine „immergrünen“ Zweige waren Tod und die vertrockneten Nadeln liegen auf dem Teppich. Ich sitze manchmal hier auf dem Sofa, stecke den Stecker der Lichterkette ein und denke daran wie es war bevor sie gegangen waren, nein nicht die Tannennadeln, meine Mutter, mein Vater und meine Geschwister. Ich hatte immer gedacht wir wären eine glückliche Familie, alles erreicht… ein eigenes Haus, sie hatten es gebaut, sie hatten es zusammen gebaut…Ein Klopfen an der Tür reißt mich aus den Gedanken. Die Klingel ist kaputt, schon seid ich denken kann war sie es. Ich wollte sie reparieren, doch dazugekommen bin ich bis heute nicht und das obwohl so viel Zeit seid dem vergangen ist.
Es klopft wieder, und ich bemerke, dass ich noch immer auf der obersten Stufe stehe. Währen ich sie herunter gehe fällt mir auf wie steil sie ist, es muss schmerzhaft sein sie herauf zu fallen. Die Türklinke hängt nach unten, es war mehrmals eingebrochen worden, dabei musste sie einen mitgekriegt haben. Wieder etwas was ich nicht repariert habe. Ich hasse mich für meine Nachlässigkeit. Draußen steht der Paketmann, er heißt Joe, er ist in Ordnung, manchmal macht er einen etwas verwirrten Eindruck, so wie heute. „Hallo, ich habe ein Päckchen für sie.“ Bringt er mühsam hervor, sein Blick huscht hastig hin und her. Ich beobachte ihn ruhig „Wo soll ich unterschreiben?“ Er hält mir einen Apparat hin auf dem ich wie auf einer Zaubertafel von früher mit einem Plastikstift unterscheiben soll. Nach ein paar undeutlichen Buchstaben die ich aneinander reihe überlässt er mir dann das Päckchen. Es ist recht schwer, aber nicht sehr groß. Nachdem ich einmal durchgegangen bin was noch alles ankommen müsste, komme ich zu dem Entschluss, dass es wohl das Formaldehyd sein musste. Ich wünsche Joe einen schönen Tag und schließe die Tür. Am Ende des Flures steht der Kühlschrank, rechts und links stapeln sich die Kartons es bleibt ein ca. 20 cm breiter Pfad um die Küche zu erreichen. Das Packet unterm Arm balanciere ich zur Küche. Nachdem ich es auf dem Küchentisch abgestellt habe öffne ich den Kühlschrank, es ist nicht sehr viel drin, ein wenig Wurst von der ich denke dass sie nicht mehr wirklich genießbar ist, Käse mit blauen Punkten, ob die schon immer da waren kann ich auch nicht sagen und etwas Brot, das noch sehr akzeptabel aussieht. In der Tür stehen kleine Glasfläschchen, ich bevorzuge es Augen und andere Körperteile oder Organe die leicht an Wasser verlieren nicht einzufrieren, das würde sie nur verunstalten und sie würden Gefrierbrand bekommen. Am besten ist es wenn man sie in Formaldehyd aufbewahrt. Wo ich schon einmal am Kühlschrank bin nehme ich sie gleich heraus und stelle sie neben das Päckchen. Für das Mittagessen muss ich mir wohl etwas anderes einfallen lassen. Ich hole ein Sieb aus dem Küchenschrank und kippe die Glasfläschchen nacheinander in das Sieb. Immer nur eins zu Zeit, wir wollen ja nicht, dass wohlmöglich die falschen Augen als Paar in einem Fläschchen liegen. Ich schneide schnell das Päckchen auf und befülle die Fläschchen mit Formalin. Jetzt kann ich sie getrost zu den anderen stellen ohne mir Gedanken über ihren Zustand machen zu müssen. Ich habe eine Sammlung in Kriechkeller unter der Abseite. Früher war es nur ein kleiner feuchter Keller gewesen doch mit einem Kühlgenerator und einem vernünftigen Deckel hat man eine riesige Tiefkühltruhe in dem man so ziemlich alles lager kann wenn man möchte. Da das Knurren meines Magens nicht nachgelassen hatte bis jetzt entschließe ich zu Burger King zu fahren, fast Food ist jetzt genau das was ich brauche und außerdem kann man dort unauffällig Leute beobachten. Ich ziehe den Wollmantel und Schuhe über, nehme die Schlüssel vom Bett und schließe hinter mir ab. Die Dämmerung hat bereits eingesetzt, nichts ungewöhnliches zu dieser Jahreszeit. Ein aufblinken verrät mir das der Passat jetzt aufgeschlossen ist. Dieses Auto ist einfach genial. Nun ich denke so denkt wohl jeder über sein Auto. Einsteigen, Motor an und los. Obwohl ich eigentlich nur schnell zu Burger King fahren wollte zieht es mich in die Ferne und ich fahre Stadtauswärts auf eine Landstraße. Ich fahre einfach drauf los, in letzter Zeit kommt es immer häufiger vor das ich es tue, weiß der Teufel warum. Im Kopf gehe ich durch ob ich auch wirklich alles dabei habe...Handschuhe, Kühlbox, Müllsäcke, Klebeband und meinen Koffer. Habe ich ihn wirklich dabei? Ich bin nicht wirklich sicher ich muss auf die nächste Raststätte fahren und nachsehen. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor bis endlich ein Rastplatz in Sicht ist. Ich lasse den Motor laufen und das Licht an, als ich den Kofferraum öffne ist zu meiner Zufriedenheit alles vorhanden. Gerade als ich wieder einsteigen will fällt mir ein totes Tier am Straßenrand auf, ich kann nicht anders als hinzugehen und zu gucken ob es noch zu verarbeiten ist. Es ist ein Marder, ich kann nicht sagen wann es ihn erwischt hat, das liegt an der Witterung, er könnte steif gefroren sein aber auch die Leichenstarre könnte ihn so unbeweglich gemacht haben. Als ich eine Tüte aus dem Auto hole erinnere ich mich an mein erstes totes Tier das ich gefunden und präpariert hatte, es war ein Marder es war Sommer und es hatten sich schon Maden und Käfer an ihm zu schaffen gemacht. Ich war ein wenig ratlos wie ich das Fell und das Fleisch runter bekomme sollte aber mit einem Skalpell und einer Pinzette erklärte es sich von allein. Der Gestank von verfaulendem Fleisch fasziniert mich noch heute. Ich verstaue ihn in der Kühlbox und setze meine Fahrt fort. Ich nehme die nächste Autobahnauffahrt um zu einer Raststätte mit Imbiss oder Mc Donalds zu kommen. Die Autobahn ist fast leer, bei Schnee und glätte scheinen die Leute lieber zu hause zu bleiben aber ich habe Hunger und so bleibt mir nichts anderes übrig als zu fahren. Auf einem vorbei huschenden Schild steht in Bildsprache unverkennbar Raststätte mit Mc Donalds. Ich trete noch einmal aufs Gas und fahre dann rechts ab. Auf dem Parkplatz stehen doch mehr Autos als ich angenommen hatte. Natürlich taten sie das, denn ich war schließlich nicht die einzige Person auf der Welt die gerade jetzt Hunger hatte und unterwegs war um sich eine Mahlzeit zu beschaffen. Ich parkte den Passat feinsäuberlich weit ab von den anderen Autos außerhalb der aufgestellten Laternen. Nachdem ich ausgestiegen war vergewisserte ich mich zweimal das der Wagen auch wirklich abgeschlossen war und ging dann in Richtung des grell leuchtenden Ms. Es war in mittlerweile so dunkel, dass es fast in den Augen brannte es anzugucken, also schaute ich auf den matschigen Schnee zu meinen Füßen, das Salz und der Streusand hatten ihn zu einer undefinierbaren Masse gemacht. An der Tür angekommen trete ich meine Schuhe ab und drücke die Tür auf. Der Wiederspruch springt mir förmlich ins Auge als ich mich umdrehe und das grüne Notausgangschild über der Tür sehe. Klar, falls hier wirklich ein sogenannter Notfall eintreffen sollte werden die Leute die Zeit finden um an der Tür zu ziehen, nein werden sie in ihrer Dummheit nicht, wahrscheinlich würden sie alle verrecken weil sie zu dumm waren um zu warten und nicht zu drängeln um die Tür zu öffnen. Ich lächle bei dem Gedanken, wie sie verenden wie Vieh das man eingesperrt hat. Ich stelle mich an die Kasse und betrachte die bunten Plakate auf denen ein Burger mehr funkelt und saftiges aussieht als der nächste. Ich entscheide mich für ein Sprite, ein paar Pommes und irgendeinen Burger. „Guten Abend, möchten sie schon etwas bestellen?“ fragt mich die überarbeitet wirkende junge Frau an der Kasse. „Ich denke ich nehme einen Hamburger, Pommes und eine große Sprite.“ ist meine Antwort während ich die Küchenkräfte beobachte. „Das macht 5€ bitte.“ Nachdem ich mein Essen bezahlt habe sucht sie alles zusammen, wünscht mir einen guten Appetit und geht ihren anderen Arbeiten nach. Ich nehme mir einen Strohhalm und setzte mich in einer Ecke des Lokals, von wo aus ich alles im Blick habe und mich keiner im Blick hat ohne, dass ich es bemerke. Es ist wichtig seine Umgebung im Auge zu behalten, gut in einem Mc Donalds Restaurant vielleicht nicht ganz so wichtig wie Nachts auf der Straße, aber man sollte nicht nachlässig werden.
Gerade als ich mit meinem Hamburger fertig bin sehe ich einen BMW vor der Tür parken, es steigen drei Jugendliche aus und ein Mädchen, sie scheint noch sehr jung zu sein, 15 schätze ich. Sie trägt so wenig Kleidung das ich auf den ersten Augenblick gedacht habe sie wäre nackt. Wenn ich eine 15 jährige Tochter hätte würde ich mir Gedanken machen mit was für Leuten sich mein Kind herum treibt. Nun gut, jedem das seine. Sie bestellen und setzten sich nicht weit von mir entfernt hin. Das Gespräch das sie führen ist nicht besonders tiefgründig, es geht darum welche Party sie besuchen wollen, wer wie viel trinkt und die üblichen Liebesdramen. Ich denke an alte Zeiten und bemerke dass auch ich einmal keine anderen Themen hatte. Gerade als ich den letzten Schluck Sprite getrunken habe und aufstehen will fällt mir auf, dass sich die Jugendlichen über mich lustig zu machen scheinen. Ich lächle kurz in ihre Richtung und beherrsche mich, schließlich wollen wir hier kein Blutbad anrichten und ein Mord muss sorgfältig bis ins Detail geplant werden. Man kann nicht einfach auf jemanden losgehen ihn sich schnappen und in Teile zerlegen, erstens wird das nicht gern gesehen und zweitens würde man mich früher oder später schnappen und ich müsste begründen warum ich es getan hatte, da kommt eine Antwort wie „Ich musste es einfach tun.“ nicht gut. Ich stelle mein Tablett weg und gehe zum Wagen. Es ist wunderschön wie er von der Dunkelheit eingedeckt ist, nur sein aufblinken als ich den Schlüssel betätige verrät ihn. Ich öffne die Tür, es geht kein Licht an, ich denke es ist von Vorteil wenn nicht jeder sehen kann wann ich aus meinem Wagen aussteige und wann nicht. Also sitze ich erst einmal nur da und warte, worauf weiß ich nicht genau, doch ein Gefühl macht sich in mir breit so als ob ich darauf lauern würde das meine Beute die Höhle verlässt.
II
Es ist spät, schon nach 10 als sie endlich das Lokal verlässt, sie trägt eine knall rote Jacke und steigt in einen blauen Ford Escort. Die Scheinwerfer gehen an und sie fährt los, jetzt gilt es ihr unauffällig zu folgen. Mit ein wenig Abstand, was auf einer fast leeren Autobahn nicht einfach ist, fahre ich hinter ihr. Einige male fängt ihr Auto an zu schlenkern und ich habe Angst, das sie sich wohl möglich von allein umbringt. Doch wahrscheinlich ist sie nur dem Sekundenschlaf verfallen. Die Straßenbegrenzungsfeiler ziehen vorbei wie Wildenten in den Süden, nicht zu schnell denn es herrscht überfrierende Nässe. Ich schalte das Radio das Radio ein, leise säuselt es irgendeinen Remix aus verschiedenen Liedern die ich nicht identifizieren kann. `Zum Glück habe ich den Marder in der Kühltruhe, sonst würde er auftauen und der Duft würde mich davon ablenken ihr mit Abstand zu folgen. Ich habe das Gefühl ich folge ihr schon Stunden, doch ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es erst zwanzig Minuten sind. Endlich nimmt sie eine Ausfahrt. Meine Hände zittern vor Vorfreude, ich kann es kaum erwarten, dass sie anhält und ihr Auto verlässt. Früher dachte ich, ich wäre einfach nur Jähzornig, doch ich hatte diesen Drang andere zu verletzen auch wenn ich nicht wütend war. Ich hatte diesen Drang immer an mir selbst ausgelassen, hatte mir Beine und Füße zerschnitten, um nicht andere zu verletzen. Als keines Kind hatte ich Geschwister und Freunde also praktisch alles und jeden der mir in die quere gekommen war gebissen. Es muss schwer gewesen sein für meine Eltern. Mein Vater hatte mich immer geschlagen wenn ich es wieder getan hatte. Das alles ist so lange her, die Barriere ist gebrochen, meine Gedanken und der Drang haben sich selbstständig gemacht, ich habe hart trainiert um mich unter Kontrolle zu halten, ein große Hilfe war es dabei in meinen Kühlraum zu gehen und sie zu beobachten. Eigentlich kann man es nicht wirklich beobachten nennen, denn sie bewegen sich nicht, sie hängen einfach nur so da, die Haut hat sich verfärbt, das Blut ist in die Füße gesunken und wenn das Kühlakregat einmal ausfällt, dann zieht der süßliche Geruch von totem fauligen Fleisch durch das ganze Haus. Vor mir leuchten rote Bremslichter auf. Sie hält an. Fast wäre ich auf ihren Wagen aufgefahren, das war knapp, dann hätte ich mir den Spaß selbst verdorben. Ich kann es kaum noch erwarten und alle meine Muskeln spannen sich an, ich überhole um nicht zu verdächtig zu sein und parke gut 50 Meter vor ihr. Jetzt muss es schnell gehen. Ich überprüfe ob sich jemand auf der Straße befindet indem ich kurz in Rück und Seitenspiegel gucke, ein Blick zum Hochhaus vor dem ich stehe verrät mir, dass ich Gefahr laufe gesehen zu werden. Zu meinem Glück ist sie noch nicht ausgestiegen, ich öffne die Tür und gehe zu ihrem Wagen. Mein Herz schlägt ganz langsam und bedacht, denn wenn ich aufgeregt und aufgebracht wirke wenn ich sie anspreche, dann wird sie wohlmöglich schreien bevor ich sie ruhig gestellt habe. Nachdem ich Handschuhe angezogen habe steige ich aus und klopfe an ihr Fenster, sie zuckt zusammen und starrt mich entgeistert an. Für einen Moment denke ich, dass sie mich vielleicht erkennt, doch es scheint so als hätte sie so reagiert wie es wohl jeder getan hätte wenn Mitten in der Nacht jemand an sein Autofenster klopft. Langsam kurbelt sie es einen Spalt hinunter, während sie den Knopf runter drückt mit dem man die Tür verriegelt. Der Vorteil bei älteren Autos ist, dass er sich manuell auch von außen durch die Scheibe öffnen lässt. „Bei ihnen ist das linke Rücklicht kaputt“ spreche ich sie an. Ich kann die Erleichterung in ihrem grünen Augen sehen, von den grünen habe ich noch keine, sie wären sie ersten in meiner Sammlung. „Danke dass sie mir das sagen“ sagt sie lächelnd. „Sie sollten es reparieren lassen, ich wäre ihnen fast rauf gefahren“ Natürlich war ich nicht deshalb fast aufgefahren, ihr Rücklicht war auch gar nicht wirklich kaputt, es ist nur ein Vorwand um sie in Sicherheit zu wiegen. „Einen schönen Abend noch.“ Wünsche ich und gehe zu meinem Wagen. Ich höre wie sie die Tür öffne und die Schlüssel im Schloss, ich schließe die Augen. Jetzt oder nie. Ich drehe mich um und gehe schnell mit leisen Schritten auf sie zu. Sie kramt noch in ihrer Handtasche als ich ihre Halsschlagader von hinten abdrücke, es dauert nur wenige Sekunden bis ihr Kopf zur Seite fällt. Nein sie ist noch nicht tot, nur bewusstlos, sozusagen die Vorstufe vom tot sein. Ihr Körper erschlafft, schnell gucke ich mich um, um mich zu vergewissern das mich keiner beobachtet hat dann schultere ich sie und lege sie in den Kofferraum. Das schöne an einem Kombi ist, das man auch größere Sachen verstauen kann, indem man die Rückbank klappt. Für sie ist das nicht nötig, sie ist nicht sehr groß und schlank. Beinahe hätte ich sie direkt hier zerlegt wäre nicht irgendwo eine Tür aufgegangen. Ich werfe die Klappe zu und steige zu schnell es geht ein. Es erweist sich immer wieder als gefährlich wenn man sich nicht unter Kontrolle hat. Ich kann nicht sagen wie lange sie bewusstlos bleiben wird also sollte ich mich beeilen. Die Rückfahrt ist ein Wettlauf mit der Zeit. Ungefähr eine Ewigkeit später kommt meine Ausfahrt. Ich bin jetzt beinahe eine Stunde unterwegs, ich bin froh, dass sie noch nicht aufgewacht ist, vielleicht schläft sie auch, ich bin mir nicht sicher. Doch so lange sie nicht anfängt zu schreien oder auszubrechen versucht ist es mir egal was sie tut. Jetzt ist es bald so weite. Es wird auch Zeit, mein letztes Opfer liegt über einen Monat zurück und der Drang es zu tun ist nicht gerade geringer geworden. Im Rückspiegel regt sich nichts, nur ein Wagen, der jedoch nicht die gleiche Ausfahrt nimmt wie ich. Es ist wichtig, dass man kein Spuren hinterlässt an dem Ort an dem man ein Opfer mitgehen lassen hat. Ich ziehe regelmäßig neue Reifen mit unterschiedlichen Profilen auf, damit im Falle einer polizeilichen Überprüfung, des Entführungsortes keine Spuren zu meinem Wagen führen. Auch den Innenraum lasse ich reinigen, findet man DNS von Vermissten im Auto, dann falle ich ins Visier und man hätte vielleicht sogar genug in der Hand um einen Gerichtsbeschluss für mein Haus zu bekommen. Sie würden den Keller finden, mein Sammlung, praktisch alles. Dann würde ich mindestens einmal Lebenslänglich bekommen, sollte ich für jedes Opfer lebenslänglich bekommen, wann wäre noch der Staub meines Staubes im Knast, eine witzige Vorstellung.
Das Ziel ist in Sicht, zu meinem Glück geht die Straßenlaterne gegenüber meines Hauses um elf Uhr aus, so wird man nicht so leicht sehen, wenn man nachts nach hause kommt. Ich fahre rückwärts auf die Auffahrt, jetzt steht der Kofferraum so nah an der Tür wie möglich. Ich schließe auf und öffne den Kofferraum, sie liegt noch immer da, schnell prüfe ich ihren Puls um sicher zu stellen, dass es ihr gut geht. Im Grunde ist es mir egal wie es ihr geht, sie soll mich noch glücklich machen, ich will mit ihr spielen, und wenn sie schon zu stark beschädigt ist, ist der Spaß nicht ganz so groß. Ich hebe sie doch und balanciere durch den schmalen Pfand auf dem Flur, fast wäre ich mit samt Fracht gefallen aber ich kann mich gerade noch fangen. Bewusstlose und Tote haben eines gemeinsam, sie scheinen irgendwie schwerer zu sein. Das liegt daran, dass die Muskeln erschlaffen und sie keine Körperspannung mehr haben, sie sind vergleichbar mit einer Matratze mit Latexkern. Verdammt schwer, undförmig und wabbelig. Der Unterschied ist nur die Größe. Hinter der Küche gibt es noch einen Raum, ich habe ihn so ausgestattet, dass in der Mitte ein Edelstahltisch steht mit einem Ablauf in einen Eimer, so können Blut und andere Körperflüssigkeiten ablaufen und die Arbeitsfläche bleibt „sauber“. Die Wände sind mit Folie verkleidet, die Fenster mit Jalousien und Brettern verbarikadiert. So ahnt kein neugieriger Nachbar was hier drin passiert. Es hängt eine Glühbirne an der Decke, sie spendet genau so viel Licht, dass es romantisch wirkt in meinem Spielzimmer. Hier ist alles was man braucht zum töten. Ich lege sie auf den Tisch. Sie wirkt klein und zerbrechlich auf dem großen Tisch. Ich ziehe mir einen Kittel an. Blut hinterlässt unschöne Flecken auf Alltagskleidung. Es ist unberechenbar, manchmal springt es einen einfach an. Jetzt ist alles komplett und ich kann beginnen, Es ist recht Kühl hier und mir Läuft ein angenehmer Schauer über den Rücken. Vorfreude.
Zuerst scheide ich die Kleidung von ihrem Körper, sie fängt an zu blinzeln und das Spiel beginnt.
Sie wacht auf, fängt an zappeln und versucht aufzustehen. Ich drücke sie auf den Tisch, sie fängt an zu schreien und ich klebe ihr den Mund zu. Danach schnalle ich Hände und Füße fest, sie ist doch kräftiger als gedacht, mit allen Kräften die sie besitzt schlägt sie um sich. Als sie fest geschnallt ist Atme ich erst einmal auf. Jetzt ist sie vorbereitet, ihr weißes Fleisch leuchtet im Lampenlicht und ich hole alles heraus was ich brauche. Das Skalpell ist scharf und unbenutzt, jeder bekommt sein eigenes, keiner wird mit dem Blut des anderen beschmutzt. Ich starre sie einfach an, meine Hand mit dem Skalpell hängt herunter, sie soll es nicht sehen, ich weiß das sie es bereits gesehen hat, doch es ist mir egal. „Halt den Mund, dann hast du eine Chance.“ Flüstere ich in ihr Ohr. Sie weint, ihr ganzes Gesicht ist nass und auch auf dem Tisch ist schon eine kleine Pfütze. Natürlich hatte sie keine Chance, sie hatte mein Gesicht gesehen, ich hatte sie entführt, selbst wenn ich sie nicht umbringen würde drohte mir schon Polizeikontakt, das kann ich nicht riskieren, nicht weil ich nicht ins Gefängnis will oder weil ich Angst habe, nein wegen ihnen, sie würden sie verunstalten und eingraben. Sie würden elendig verrotten und ich könnte sie nicht mehr sehen, das ist der Grund, ich will sie nicht verlieren, ich brauche sie. Sie nickt mit dem Kopf, langsam ziehe ich das Klebeband von ihrem Mund und schaue in ihre überschwemmten grünen Augen, die Freude über die Gewissheit sie gleich in den Händen zu halten ist groß. Sie wimmert und ihr Gesicht verzerrt sich, als ich das Klebeband ganz abgezogen habe weiß ich warum, die oberste Hautschicht ihrer Lippen klebt daran. Ihre Blutigen Lippen beben, und aus ihrer Nase läuft durchsichtiger Rotz, so sehen sie alle aus, wenn sie hier liegen, hässlich, schmutzig und vor allem eines Dumm. Sie glaubt mir, sie hofft, sie hofft zu überleben. „Ich habe Kinder.“ Wimmert sie. Sie versucht mich damit zu beeinflussen, doch ich hasse Kinder, auf der einen Seite sind sie neugierig ,nicht so abgestumpft und dumm wie Erwachsene, doch sie werden dumm, man kann die Kindheit nicht bewahren, sie wird zerstört von Erwachsenen, deswegen zerstöre ich sie. Sie schluchzt, für einen Augenblick zweifle ich daran, ob das was ich mache das richtige ist, doch etwas in mir bringt mich schnell wieder von diesem Gedanken ab. `Du tust das richtige, du bist einer der wenigen, du bist auserwählt es zu tun‘ flüstert es in mir, mein But tobt und ich bin überzeugt. Ich klebe ihren Mund wieder zu, worauf sie anfängt zu schreien und strampeln, ein gezielter Schnitt kurz unterhalb des Kehlkopfes beendet ihr schreien. Nein sie ist noch nicht tot, dann wäre der Spaß ja schon vorbei, sie ist nur ruhig gestellt, ich habe ihre Stimmbänder durchtrennt. Es ist still, endlich, warum müssen sie überhaupt schreien? Warum sehen sie nicht, dass es keinen Sinn mehr hat, dass es keinen Ausweg gibt, weder für sie noch für mich. Hör auf zu denken und fang an zu arbeiten schreit es mich an und ich beginne mit der Arbeit. Zuerst trenne ich ihre Augenlieder ab, sie soll nicht sie Augen vordem verschließen können was jetzt passiert. Es ist wichtig, dass ich bei diesem Schritt das Auge selbst nicht verletzte, erstens weil ich es brauche um mich an jedes von ihnen zu erinnern und zweitens weil ihre Sehfähigkeit sonst beeinträchtige wäre und ich kaputte Gegenstände hasse. Einmal wurde mir gesagt, die Augen seien der Spiegel zu Seele, dies ist zwar Anatomisch nicht möglich und auch glaube ich nicht an die Existenz einer Seele, doch sie ziehen mich an, ich muss sie haben. Ich entferne das Klebeband erneut, es hatte keinen Halt an den blutigen Lippen gefunden, jetzt brauche ich es nicht mehr. Ich lächle, das sind stumme Schreie, nicht Kinder auf einem Foto, die ein wenig Traurig gucken, von denen behauptet wird sie wären Missbraucht worden. Sie hat bis jetzt nicht aufgehört sich aufzubäumen, wunderbar wie gut sie mitspielt, unser kleines Spielchen scheint uns beiden zu gefallen. Am rechten Schlüsselbein setze ich zu erste mit der Klinge an und ziehe eine gerade Linie bis zu ihrem Hüftknochen. Genau so mache ich es auf der linken Seite, sie Linien die eigentlich Schnitte sind, sind etwas wacklig, nicht weil ich nicht in der Lage bin einen geraden Strich zu ziehen, sondern weil sie sich so stark unter den Schmerzen windel. Dann verbinde ich die beiden Striche auf halber Höhe miteinander. Das kleine Kunstwerk ist fertig, ein R. Sie bekommt das H weil sie meine Achte ist, die anderen sieben freuen sich schon sie kennen zu lernen, ich kann ihr Flüstern hören, wie sie über die Neue spekulieren. Manchmal glaube ich sie wissen alles über mich.
Die Schnitte sind tief, Blut strömt über ihren Bauch und den Tisch. Um ihr inneres sehen zu können muss ich sie aufklappen, also durchtrenne ich die Verbindung von Haut und Fleisch. Ich fasse einen Hautlappen des Hs und betrachte die einzelnen Hautschichten, während ich ihn immer mehr anheben kann je mehr lange gezielte Schnitte folgen. Ihre Augen müssen trocken sein, trotz der vielen Tränen und dem Blut. Schon seltsam wie viel eine Augenlied doch ausmacht in einem Gesicht. Wie zwei Flummis hüpfen ihre Augen hin und her und auf und ab, sie versucht meinem Blick auszuweichen. Viele Menschen haben die lästige Angewohnheit zu beten wenn es hart auf hart kommt, doch Gott kann sie auch nicht retten, keiner kann es. Ob sie es auch tut? Betet sie jetzt gerade? Wagt sie es? Ihr Mund bewegt sich und Hass steigt in mir auf, ich schlage ihr ins Gesicht „Hör auf zu beten“, schreie ich sie an, meinen Hass kann sie in den Lippen spüren, denn ich nähe sie zusammen, „Du betest nicht mehr!“
Ich mache mich wieder an die Arbeit, wenn ich zu emotional werde kann das mein ganzes Werk zerstören. Ich muss mich beruhigen, hastig trenne ich den zweiten Hautlappen von Fleisch und klappe ihn nach unten. Jetzt habe ich ein großes, dickes, blutiges I vor mir liegen. Mit einem Schnitt vom Solarplexus bis zum Blase dringe ich in den Bauchraum ein. Neben einer ganzen Menge Blut kommt mir auch Wasser entgegen. Ich kontrolliere die Blase, sie nicht beschädigt, doch auch nicht befüllt, eine kleine gelbe Pfütze verrät mir warum. Aber woher kommt dann das Wasser? Etwas weiter oberhalb der Blase finde ich des Rätzels Lösung. Es ist schwanger, oder eher sie war schwanger, ohne Fruchtwasser überlebt kein so kleiner Säugling.
Sie bringt meine Ordnung durcheinander, sie zerstört was ich aufgebaut habe. Ich muss mich setzen und die Sache überdenken, überdenken was ich mit dem kleinen Ding in ihr mache. Ich schließe die Augen und lehne den Kopf zurück. Nach einer Zeit fällt mir ein, wie ich es einmal mit den Embryonen einer überfahrenen Katze gemacht hatte. Einlegen in Formalin. Ich hole ein kleines Fläschchen und nehme den winzigen Menschen aus ihrem Bauch, um mich herum rauscht es. Sie kappe die Nabelschnur und lege ihn in das Formalin. Deckel zu. Das rauschen wird leiser und verschwindet. Als ich zu ihr herüber gucke sehe ich, dass sie ganz still da liegt. Wenn sie schon tot wäre würde es diesen misslungenen Tag perfekt machen, wer konnte denn auch ahnen, dass sie schwanger ist? „Ich habe Kinder“ war eine vollkommen überflüssige Information, ein „Ich bin schwanger“ hätte mir mehr geholfen.
Nachdem ich den Puls geprüft habe, weiß ich dass sie nur bewusstlos ist, was vielleicht auch verständlich ist, wenn einem gerade ein Kind aus dem Leib geschnitten wurde. Mit einer Astschere öffne ich den Brustkorb, jetzt liegen Lunge und Herz frei, ich beobachte sie einen Augenblick, bis sie wieder im Blut versinken. Wie ein kleines Tal das sich mit Wasser füllt läuft der Bauch mit Blut voll, aus den Bächen werden Flüsse. Sie muss jetzt schon sehr viel Blut verloren haben, denn ihr Herz schlägt immer langsamer, bevor sie von allein stirbt trenne ich das Herz aus ihrer Brust.
Es heißt das Herz ist ein Zeichen der Liebe, und wenn ich mir diesen warmen fleischigen Klumpen anschaue, dann kann ich verstehen warum es so heißt.

III
Der Wecker klingelt, das Wochenende ist vorbei und auch Serienmörder sind nicht von der alltäglichen Arbeit befreit. Schließlich wollen die Miete und der Wagen bezahlt werden. Ich stolpere die Treppe hinunter und den Flur entlang und in die Küche. Auf dem Tisch steht das Fläschchen mit dem Embryo von gestern Abend. Ich nehme ihn in die Hand und schüttle ihn ein wenig, „Du hast mein Muster zerstört, du hast alles kaputt gemacht was ich mir aufgebaut habe, und das alles einfach mit einer Existenz.“ Murmele ich vor mich hin während ich ihn anstarre. Ich muss mir etwas einfallen lassen um den Schaden zu beheben. Ich stelle das mini Baby, das noch nicht einmal ein Kind ist, geschweige denn ein Mensch, also eigentlich auch kein Grund zur Sorge, zurück auf den Tisch.
Die Mamorfliesen unter meinen nackten Füßen sind kalt und klebrig. Als ich nach unten gucke sehe ich eine breite Spur aus geronnenem dickem Blut, die vom Spielzimmer bis in den Keller führt. Die herumstehenden Kartons haben einen Teil des Blutes aufgesogen. Ich bin sauer auf mich selbst, wie konnte mir so etwas passieren? So kann es nicht weiter gehen, es ist das Chaos hier das ist mir ein Dorn im Auge faucht es mich an. Es hat recht, hier ist es schlimmer als auf einer Müllkippe es wundert mich, dass ich noch keine Ratten gefunden habe. Der Müll muss raus, zuerst einmal die Garage.
Ich fahre den Wagen aus der Garage und auf die Straße, wo ich ihn abstelle. „Guten Morgen!“ grüßt die Nachbarin von gegenüber. Ich erschrecke und entscheide mich dann dazu zurück zu grüßen. Als ich den Arm zum Grüßen hebe entdecke ich Blut an meinem Ärmel, und nicht nur an meinem Ärmel, überall über meine Kleidung sind Flecken verteilt. So ein Kittel saugt eben auch nur eine gewisse Menge an Blut auf.
Das wars, ich stehe mit Blut beschmiert mitten auf der Straße, eine Nachbarin sieht es, jeder kann es sehen, ich habe ausgespielt. Ich überlege ob ich ins Haus rennen soll oder mir gleich die Kugel geben soll, in meinen Ohren rauscht es. „Am streichen?“ fragt sie freundlich, das rauschen verstimmt. Mir fällt ein Stein vom Herzen „ Ähm ja, ein Tapetenwechsel muss mal sein und etwas Farbe im Leben.“ Antworte ich nervös lächelnd. War das ihr ernst? Glaubte sie wirklich ich würde streichen? Ahnt hier keiner, dass ich seid Monaten Leute umbringe? Sind sie so taub und dumm? Naja es gibt zwei Möglichkeiten, entweder ich bin genial oder sie sind wirklich so dumm wie ich immer dachte. „Ich komme dann mal zum Kaffee vorbei wenn sie fertig sind.“ Ruft sie herüber. Schock mir grauts, Kontakt zu einem Menschen ohne ihn zu töten? Das wird schwer. Ich könnte auch einfach sagen ich sei noch nicht fertig, aber das kann nicht ewig meine Ausrede sein, das fällt auf. „Gut, ich lade sie dann ein.“ Rufe ich zurück. Toll, jetzt muss ich auch noch streichen und das Haus in Schuss bringen und das alles nur weil ein kleines Etwas meinen Plan verrückt hat. Von einem Schreck in den nächsten, das wird ein Tag. Ich gehe wieder rein.
Ein kurzer Blick auf den Karlender verrät mir, dass ich erst um 13 Uhr arbeiten muss. Wir haben es gleich acht, da bleibt noch genügend Zeit um die alten Kartons rauszuschmeißen und etwas aufzuräumen. Aber zuerst werde ich wohl eine dusche nehmen, das den ganzen Überraschungen in den letzten Stunden. Das Bad liegt am Ende des Flures, der einen Knick nach rechts macht. Duschen oder Baden? Frage ich mich, als ich durch den Flur geschlängelt habe und die Tür geöffnet habe. Hier tobt wie im Rest des Hauses das Chaos, ich hatte es nie für so schlimm befunden, doch jetzt sehe ich erst das wahre ausmaß, es ist grausam. Die Frage erübrigt sich, die Badewanne ist voll gerümpelt, wenn ich nicht wüsste, dass es sie gibt, dann könnte man meinen es gibt sie nicht. Eine Gasse führt zum Klo, zum Waschbecken und der Dusche.
Ich steige in die Dusche, das Wasser wäscht den Schweiß der letzten Nacht und Dreck von meinem Körper und es holt mich aus meiner Trance. Plötzlich wird mir alles so bewusst, es Chaos, einfach alles. Im gunde genommen ist es ein Wunder, dass ich mir noch keiner auf die Schliche gekommen ist, nachdem heute Morgen ist es praktisch nur eine Frage der Zeit gewesen, bis ich meine Opfer vor der Tür liegen lassen hätte. Hatte ich sie vernünftig weggepackt? Ich muss nach sehen, ich muss es jetzt wissen. Ich steige aus der dusche, werfe mir einen Bademantel um, den ich zwischen Kartons und stürze auf den Flur. Ich reiße die Klappe des Kühlraumes auf und steige hinab.
Chaos, ich hatte ihren Bauch nicht wieder richtig zu genäht, nach der Sache gestern war ich wie abwesend, ich muss sie einfach so über den Boden geschleift und hier aufgehängt haben. Ich muss mich setzen. `Was ist los? ´ knurrt es mich an. „Ich habe es nicht mehr im Griff.“ Stöhne ich. Mir wird kalt, nicht nur die Umstände rufen diese kälte hervor, sondern auch die Temperaturen von -5 Grad hier drin. `Du kannst nicht immer hier unten sitzen´ faucht es mich an, ich steige hinauf und schließe die Tür. Ich habe jetzt keine Zeit für so etwas und auch nicht um in Erinnerungen zu schwelgen.
Ich stehe wieder mitten in der Blutlache von heut Nacht. Gut, eins nach dem anderen. Ich hole ein paar Handtücher und fange an zu schrubben, bevor sie so festgetrocknet ist das das hier ein Kampf wird. Warum habe ich bloß vorher geduscht? Jetzt rutsche ich auf Knien durch Küche und Flur und mein Schweiß vermischt sich mit dem verwässerten Blut. Eine halbe Stunde und einen Berg Handtücher später habe ich die gröbsten Spuren beseitig und der Boden ist nur noch leicht klebrig.
Als ich die Handtücher ins Bad bringen will um sie später zu waschen stolpere ich über einen Karton und schlage mir den Kopf an einer Kommode auf. Ich schreie auf, nicht vor schmerz sondern vor Wut. Alles muss weg, in meiner Wut reiße ich die Kartons von den Stapeln. Das Chaos wird so noch größer du ich kann mich kaum noch rühren. Ich muss hier raus. Ich ziehe mich wieder an, auf dem Weg nach draußen schnappe ich mir ein paar Schuhe und den Schlüssel. Den Blutbefleckten Pullover stopfe ich in die Mülltonne. Mir ist kalt, ich bin schweißnass und die Kälte nagt an mir.
Laufen ist eine gute Möglichkeit um den Kopf frei zu bekommen, man kann für ein paar Stunden einfach abschalten. Der Schnee knirscht unter meinen Schuhen. Knirsch knirsch. Ganz regalmäßig, ich habe die Kontrolle und meine Ordnung ist wieder hergestellt. Die kalte Luft brennt in meinen Lungen. Mein Herz fängt an schneller zu schlagen und meine Atmung und Puls beschleunigen sich. Ein feines Rinnsal aus Blut läuft über meine rechte Wange, ich hatte mich also stärker gestoßen als angenommen. Es gibt eben doch Tage an denen man sich wünscht man wäre gar nicht erst aufgestanden. Recht uns links sind erst Häuser und Straßen, dann sind es nur noch Bäume und Felder. Ist es nicht unglaublich, dass sogar Bäume einen eigenen Fingerabdruck haben, doch anders als bei uns Menschen ist ihrer beeinflussbar und verschiedener als bei den Menschen. Witterung und Gattung sind Ausschlag gebende Faktoren. Manchmal wäre ich gern ein Baum, ich könnte niemanden verletzen und ich würde eines Tages einfach umfallen. Nicht noch Tage, Wochen oder Monate vor mich hin vegetiere, bis dann letzten Endes doch sterbe. Meine Gedanken drehen sich im Kreis, ich kann kaum einen klaren Gedanken fassen.
Die kälte brennt in meinem Gesicht und einen Stirn pocht. Meine Waden fangen an sich zu verkrampfen. Ich bin nicht nur seelisch sondern auch körperlich am Ende. Ich halte an um meine Stirn einmal genauer zu betasten. Es ist nichts weltbewegendes, nur eine keine Platzwunde und eine Beule. Ich atme tief ein und wieder aus, um nicht wieder wütend zu werden. Die Uhr verrät mir, dass es gleich zehn ist, dass es noch drei Stunden sind bis ich arbeiten muss und das ich noch viel zu erledigen muss. Ich bin die ganze Zeit so kopflos durch die Gegend gelaufen, das ich nicht so genau weiß wo ich bin. Zum Glück liegt überall Schnee und meine Fußspuren haben sich eingedrückt. Wenn es in der nächsten Stunde nicht rein zufällig einen Schneesturm geben sollte, dann konnte sich die Spuren als Wegweiser nutzen. Der Rückweg kommt wir endlos lang vor, ich hatte mich doch nicht so stark verlaufen wie ich es gedacht hatte. Es ist schon seltsam einen Weg zu bewusst zweimal zu gehen, es ist als würde man zurück kehren, in gewisser weise tue ich es ja auch, aber es ist ein seltsames Gefühl wenn man darüber nachdenkt. Ich muss noch einkaufen schießt es mir in den Kopf. Ich trottle so langsam, dass wenn ich so weiter trödel ich nicht alles unter einen Hut bekommen kann. Ich balle mit meinen gefrorenen Händen Fäuste und reiße mich zusammen. Mein Magenknurren treibt mich zusätzlich an. Obwohl ich regelmäßig Sport treibe um mich fit zu halten und die Kraft zu besitzen um mit den Leuten so umzugehen wie es tue, bin ich erschöpft.
Das Ortsschild ist in Sicht, jetzt ist es nicht mehr weit, ich gebe mir einen Ruck und erhöhe noch einmal das Tempo.
Mein Haus ist in Sicht. Nicht mehr weit und ich werde in meinem warmen Flur stehen.
Ich öffne die Tür, das Chaos ist noch immer da, wenigstens ist mein Kopf jetzt frei genug um richtig zu handeln, ich trage die Kartons einfach in die Garage, so wie ich es die ganze Zeit schon tun wollte. Ein Karton nach dem anderen verlässt das haus.
Als ich den Flur geräumt habe, es müssen mindestens 50 Kartons gewesen sein, schließe ich die Tür hinter mir und stehe in meinem neuen leeren Flur. Doch es fühlt sich nicht so an wie ich es erhofft hatte. Es ist kein Gefühl der Entlastung sondern eher der so als würde mir ein wichtiger Teil genommen werden. Leere.
Reiß dich zusammen fordere ich mich auf. Ablenkung muss her, bevor ich es mir anders überlege und die Kartons wieder rein hole. Einkaufen ist jetzt genau das was ich brauche.
Früher hatte es immer streit darum gegeben, wer mitfahren darf und wer nicht. Eigentlich gab es wegen allem Streit. Wir waren zwar Geschwister doch man hätte eher vermuten können vier Einzelkinder vor sich zu haben. Im Grunde war es kein Wunder, dass sich Papa irgendwann verdrückt hatte, auch wenn mein Schuldanteil sicher nicht gering war. Wie wäre es heute gewesen, wenn ich den Mund gehalten hätte?
Ich steige in den Wagen. Brot, Aufschnitt und was mir sonst noch so einfällt schreibe ich auf einen kleinen Zettel, den ich im Handschuhfach gefunden habe. Sky, Lidl oder Aldi? Nach kurzer Überlegung entscheide ich mir für Lidl, es liegt in der Nähe und eigentlich ist das der einzige Grund warum ich mich dafür entschieden habe.
Auf dem Parkplatz stehen nicht viele Autos, doch die die dort stehen sind in keine Ordnung zu bringen. Die einzige Gemeinsamkeit ist, dass sie alle in Eingangsnähe stehen. Ich reihe den Passat ein, ein erster Schritt in die Normalität.
Im Laden ist die Auswahl wieder einmal so groß, dass ich mich nicht entscheiden kann. Es gibt Brot, Graubrot, Weißbrot, Brot mit Kernen, Brot ohne Kerne und Brot ohne Rand. Fast schon verzweifelt suche ich nach einer Empfehlung wie `Nehmen sie dieses dieses´ oder `Nimm mich mit´. Da ich keins entdecken kann entscheide ich mich für das erste oben links. War Brot kaufen schon immer so eine Tortur gewesen? Seid mit gestern dieses Missgeschick passiert ist, ist alles anders zumindest kommt es mir s vor. Ich gehe weiter, doch die Tortur will kein Ende nehmen, Salami, Geflügelwurst, Wurst mit Pilzen, Leberwurst, Pizza mit Salami, Vegetarisch, Hawai oder Speciale.
Eine Stunde und einige Nerven ärmer später stehe ich endlich an der Kasse. Ich habe es fast geschafft, nur noch wenig e Meter bis zu Tür. Vor mit stehen Menschen, hinter mir stehen Menschen. Eine Frau an der Kasse neben an starrt mich an, ich starre zurück. Das ist die beste Methode um lästige Blick los zu werden, denn die wenigsten starren weiter wenn sie sich erwischt fühlen.
Endlich bin ich an der Reihe „29,20 € bitte“ Ich Blicke ungläubig in den Einkaufswagen „Mit Karte bitte.“ Antworte ich. Mein PIN ist ein Muster, ich bin froh, dass sie eines ist, sonst könnte ich sie mir nicht merken.
Als ich den Kofferraum öffne fällt mir die Kühlbox ins Auge. Der Marder, den hatte ich ganz vergessen. Als ich die Kühlbox öffne kommt mir schon ein leichter Verwesungsgeruch entgegen. Obwohl er noch gefroren zu sein scheint fängt er an zu stinken, vielleicht liegt das an dem kleinen raum in dem er sich befindet. Verwesendes Fleisch hat einen ganz besonderen Geruch, es riecht leicht süßlich und je nach Verwesungsgrad beißt es einem in Augen und Nase. Es liegen nur wenige tage zwischen dem Duft eines Toten und Verwesungsgestank. Ja nachdem wie viele Bakterien die Gelegenheit bekommen sich an dem toten Körper zu schaffen zu machen.
Ich habe ihn aus der Box. Es ist noch steif, jetzt bei ausreichend Tageslicht kann ich erkenne, dass es sich um einen Steinmarder handelt, ein schönes Exemplar, etwas 30 cm lang und mit einer kräftigen Zeichnung. Mir wird erst wieder bewusst, dass ich mich noch auf dem Parkplatz stehe als mich ein älterer Mann anspricht „Was machen sie da? Ist das in etwas ein toter Marder?“ Ja klar ist es ein Marder, das sieht doch ein Blinder will ich ihm an den Kopf werfen. Um nicht noch mehr aufzufallen antworte ich bedrückt: „Ja, es ist Fred, er wurde gestern überfahren als ich mit ihm spazieren war.“ Eigentlich muss ich über das Gesicht des Mannes lachen, doch um meine Show nicht zu versauen setze ich eine traurige Miene auf. Als der den Mund öffnet um etwas zu sagen werfe ich schnell ein: „Ich will ihn ausstopfen lassen, damit ich ihn immer streicheln kann.“ Und streichle den Kadaver. Er schließt den Mund wieder und geht weiter. „Fred.“ Murmele ich vor mich hin während ich ihn wieder in die Box stopfe. Jetzt habe ich wohl ein Haustier.
Fallen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.01.2010, 13:40   #2
weiblich Sonja
 
Benutzerbild von Sonja
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: In meiner eigenen Welt...
Alter: 33
Beiträge: 1.157

Also bei der Szene im Mc Donald´s Restaurant musste ich echt lachen.

Obwohl ich sagen muss, dass ich den Hintergrund deiner Geschichte nicht ganz verstanden habe, wenn ich ehrlich bin.

Wieso genau hat der Typ denn nun den Mader eingepackt?
Ich meine, normal ist sowas ja nicht, ok das man ein totes Tier an den Straßenrand legt verstehe ich ja noch, aber wieso packt er es ein?

"Ein Mord muss sorgfältig bis ins Detail geplant sein." Da konnte ich nicht anders, irgendwie musste ich da richtig grinsen und ein Lachen konnte ich mir auch nicht verkneifen.

Wann hat der Vater ihn geschlagen?
Wenn er sich geschnitten hatte?
Oder wenn er andere gebissen hatte?


Dann wäre ich wohl noch der Staub meines Staubes im Knast, oder nicht?


Naja, was die Groß-und Kleinschreibung angeht hast du ziemlich geschlampt, würde ich alles aufzählen, wäre ich laaaange beschäftigt.

Alles im Allen eine ganz nette Geschichte, die man sich für zwischendurch schon mal antun kann, aber ob ich jetzt ein Buch kaufen würde, wenn es in solch einer Art geschrieben wäre.
Da bin ich mir nicht so sicher.

Dennoch gern gelesen.

Ganz lieben Gruß,
Sonja.
Sonja ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Es schneit...




Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.