Kalt

[Thing]

Wie jagen die Winde aus Ost!
In Hecken: Erstarrte Gerippe.
Nebel. Konturlose Flur.
Trippelnd, zagend im Frost:
Ein Sperling, nah schon der Hippe.
Rauher zeigt sich die Spur
Beidseits des brachen Raines.
Rotglühend nur der Horizont
Am mittagsschwangeren Abend.
Erfrornes am Rand meines Haines.
Nun steht des Eises Front.
Da kommt, kalyptisch trabend,
Eisbrennender Winter. Kein Trost.







(c) 05.12.2010

[marlenja]

Eisklirrende Flur oder Eis klirrende Kälte
in der zweiten Zeile damit nicht zweimal
hintereinander Erstarr.....ich meine nur.

Passt irgendwie zu den undichten Stiefeln,
den kalten Händen.....*grins*

[Thing]

Halli Hallo,

danke!
Habe entsprechend, aber ohne Grinsen, geändert.

U.

[marlenja]

Bei so viel sprühendem Humor
wird einem ja ganz warm
nicht um die Ohren nein
in dem Gemüte dann

[Ilka-Maria]

Guten Morgen,

das Wort "Hippe" mußte ich nachsehen, es war mir bislang fremd. Der Zusammenhang mit dem Sperling ist mir nicht recht klar, ich kann ihn nur vermuten.

Gruß
Ilka-M.

[Lux]

Frau Hippe, das ist doch der weibliche, personifizierte Tod, wenn ich mich nicht täusche.
Ein Sperling also, der dem Tode nah ist?

Sehr bedeutungsvolle Worte, gewaltige Bilder.
Nur der mittagsschwangere Abend will sich mir nicht erschließen.

LG
Lux

[Thing]

Halli Hallo und Guten Morgen, Ilka-Maria!


"Es war so kalt, daß selbst die Vögel erfroren auf die Erde fielen" war mit der nahen Hippe gemeint.
Die Hippe ist die Sense des Todes, allegorisch sehr oft verwendet, selbst hoch auf dem gelben Wagen.

Halli Hallo, Lux!

Habe gerade Deinen zeitgleichen Kommentar entdeckt!
Ich glaube, auch wenn ein Werkzeug einen weiblichen Artikel trägt ( d i e Hippe ) ist es doch immer noch ein Ding.
Der mittagsschwangere Abend sollte zeigen, daß die Sonne schon am Mittag (sehr frühen Nachmittag) untergeht - wie es halt im Winter so ist.

Dein Lob schmeckt mir wie Honig!


Thing


PS
Ich vergaß anzumerken, daß dies "Gedicht" von einem anderen user angeregt wurde.
Ihm habe ich es gewidmet.

[Ilka-Maria]

Wieder was gelernt. Es gibt ja erstaunlich viele Bedeutungen für "Hippe":

http://de.wikipedia.org/wiki/Hippe

Ich habe großen Spaß an Texten, die reich an Sprache und Ausdrücken sind und geglückte Bilder zustandebringen.

Gruß
Ilka-M.

[Ex-phönixe]

Hallo Thing,
ich weiss nicht welche Winterbrände ich besser finde,
( und wegen der Hippe...dachte ich echt du wurdest von deinem grummelnden Magen inspiriert- Anorexia sound...meine Oma bezeichnete ein Twiggy Modell immer als magere Hippe)


lg phönixe

[Thing]

Ja und Halli Hallo, Ilka-Maria!

Hans Castorps Schulfreund hieß bezeichnenderweise Hippe.
Ich fand das tiefgründig und vielsagend.
Vor allem, weil in späteren Kapiteln wieder ein Bezug zu erkennen war.

Was die Hippe betrifft:
Ich bin immer bestrebt, alte (altmodische?) Wörter dem Vergessen zu entreißen.
Gerade deswegen baue ich sie in meine Gedichte ein. Auch alte, schier vergessene Wendungen.

Liebe Lux:

Nun weißt Du, warum Twiggy als Hippe bezeichnet wurde.
Sichel. Dünn. (Mir war sie seinerzeit personifizierte weibliche Schönheit, weil sie auf einem "TWEN"-Titelbild so doll geschminkte, ausdrucksvolle Augen hatte.
Riesenaugen.

Alle Winterbrände haben ihre eigenen Reize!


Thing

[Lux]

Hallo Thing,

im Märchen "Frau Holle" gibt es aber eine böse Frau Hippe, also eine Sensenfrau, die für den Tod steht.
Ich freu mich das du das Wort ausgegraben hast, denn so habe ich mich an das schöne Märchen erinnert.
Uhh, wie ich mich als Kind vor der garstigen Dame mit dem Schneidewerkzeug gefürchtet habe.
Seit ich allerdings Terry Pratchets "Gevatter Tod" kenne, seh ich diese Gesellen schon mit anderen Augen. Sehr sympatisch.

LG
Lux

[Thing]

Halli Hallo, Lux!

Hast Du jetzt Deine Sympathie auf mich oder mein Gedicht oder auf Gevatter Tod (der mit der Sense) bezogen?

Übrigens taucht in dem Märchen (Goldmarie und Pechmarie) keine Frau Hippe auf, kommt ncht vor. Lediglich Frau Holle, die ihre Kissen ausschüttelt oder von Goldmarie ausschütteln läßt (damit Schnee fällt).

Thing

[Lux]

Sympathisch ist mir Gevatter Tod geworden, vielleicht kennst du ein Buch von Herrn Pratchet?
Dein Gedicht mag ich und dich, Thing schätze ich als Dichter und Verfasser sinniger Kommentare und Teilnehmer an großen Diskussionen.

Du hast Recht, in dem Original-Märchen taucht keine Frau Hippe auf, aber es gibt da einen Fernsehfilm, ich glaube aus meinem Geburtsjahr 1985, und genau den meine ich. Frau Holle mal anders
Der Film zeichnet sich auch durch eine wundervolle musikalische Untermalung aus. Und er ist spannend, gruselig und es geht um Liebe... einfach schön.

Ich werde mir den Film die Tage noch mal zu Gemüte führen. Danke für's Erinnerungen wieder erwecken.

LG
Lux

[Ilka-Maria]

Frau Holle hat durchaus mit dem Tod zu tun (man kommt zu ihr durch einen Sprung in die Tiefe, also in die Unterwelt). Die Bezeichnung leitet sich von den Holden ab, den Seelen Verstorbener in der germanischen Sagenwelt. Mitunter verstand man darunter auch Kobolde bzw. Hausgeister.

Im Märchen ist der "Tod" des Helden oder der Heldin nicht endgültig, sondern nur eine Prüfung oder eine Zwischenstation. Deshalb braucht man Holden, böse Feen, Hexen, Stiefeltern, unterirdische Reiche, tiefe Brunnen, gläserne Berge und verwunschene Seen. Wäre dagegen der Sensenmann oder Fährmann zur Stelle, sähe die Sache ziemlich endgültig aus.

[Thing]

Halli Hallo, Lux ...

oh, Liebchen, mein Liebchen! Wie jung bist Du!
Ich tattriches Greislein schlüpf nimmer n Schuh' !


Im Grimmschen Märchen geht es ja um GUT und SCHLECHT mit der sehr moralischen Wertung.
Auch um die "böse" Stiefmutter, die als Löwin ihr Junges verteidigen will.
Sonderbarerweise sind in all den Märchen die Väter recht hilflos.
Fiel mir auf, als ich neulich die Märchen wieder las.

Gruß!


Thing

Halli Hallo! Ilka-Maria!

Deshalb ist mir der Gevatter lieber - er ist ehrlich und endgültig.
Von Märchen bin ich weit, weit entfernt.

[Lux]

Wie darf ich das Liebchen und das mit dem Schuh interpretieren?
Belassen wir's doch besser beim freundlichen Nennen beim Nickname. Denn ich bin nur eines Mannes Liebchen.
Das die Männer in den Märchen recht oft schwach sind, ist mir auch schon aufgefallen. Seltsam...

Herzliche Grüße
Lux

[Ilka-Maria]

Ich glaube, das hält sich die Waage. Es gibt auch starke männliche Figuren wie den getreuen Johannes, den Eisenhans, das tapfere Schneiderlein, den Mann in allen Farben (ein französisches Märchen), König Drosselbart, und selbst der Froschkönig setzt sich bei seiner Prinzessin durch.

[Lux]

Ja, das stimmt, Ilka.
Oft sind aber vertauschte Rollen. Die, die eigentlich strak sein sollten, wie die Könige, die Väter etc, erweisen sich als schwach, während die Schneiderlein, die "dummen Kerle", die Kinder (...) im entscheidenden Moment über sich hinaus wachsen.

[Ilka-Maria]

Ja, und gerade bei den Kindern sind die Mädchen die Heldinnen, wie bei Hänsel und Gretel oder Brüderchen und Schwesterchen.

[Thing]

Halli Hallo, Lux!

Ich hatte da gerade eine Melodie im Kopf:

"Oh, Mädchen, mein Mädchen! Wie lieb ich Dich!"
(gesungen von Fritz Wunderlich),

das mit dem Schuh war dem hier sehr "rieselnden" Schnee geschuldet.

das hat also nur mit Sympathie und beileibe nicht mit dem Gevatter zu tun.

Ja - so äußert sich hin und wieder

Thing