Willkommen und Abschied

[Ilka-Maria]

Sei willkommen, lieber Gast,
der an meine Türe pocht,
eine Kerze fest umfasst,
abgebrannt zu kurzem Docht.

Lieber Freund, tritt zu mir ein,
deiner hab ich lang geharrt.
Mich hat dieses Lebens Sein
viele Jahre nur genarrt.

Geh nicht von mir als geirrt,
nimm mich mit in deine Welt,
was des Lebens Wert umschwirrt
ist nicht, was auf Erden hält.

Ist das Kerzlein abgebrannt?
Wird die Flamme gleich erstickt?
Tritt herein, du Schwarzgewand,
das aus hohlen Augen blickt.

Nimm mich mit, führ mich zurück
in das Schattenwunderland,
zu den Geistern, deren Glück
mich vor der Geburt verband.

[Eisenvorhang]

Hm, Ilka.
Einige Gedichte, die du in letzter Zeit veröffentlich hast besitzen einen bestimmten Ton und ich weiß nicht, ob der Ton mich in Sorge legen soll, oder ob das lyrische Ich unbedingt in die Geisterwelt übergehen und Goethe begrüßen will.

Nachdenkliche Grüße

EV

[Ilka-Maria]

Zitat von Eisenvorhang

Einige Gedichte, die du in letzter Zeit veröffentlich hast besitzen einen bestimmten Ton und ich weiß nicht, ob der Ton mich in Sorge legen soll, ...

Guten Abend, Eisenvorhang,

Sorge um mich ... oder wie meinst du das? In der Tat arbeiten manche Themen zeitweilig in mir, aber meistens sind sie von außen an mich herangetragen. Dann fließen die Verse wie von selbst in die Tastatur.

Ich kann die Sache auflösen: Freitags abends, 22 Uhr, sehe ich gerne im SWR das "Nachtcafé". Die Sendung gefällt mir deshalb gut, weil in ihr nicht die gewohnte und kaum erträgliche Politprominenz zu Gast ist (oder nur selten als Einzelexemplar), sondern Otto Hinzens und Gretel Kunzens. Der Treff steht immer unter einem Motto, und die Anwesenden berichten dazu aus ihrem Leben. Begleitet wird die Sendung von einem Psychologen, Lebensberater oder sonstigen Fachmann, je nach Thema. Am vergangenen Freitag stand das Motto "Verlust eines geliebten Menschen" im Raum. Und das war die Inspiration für mein Gedicht, das erst am Sonntag entstand, weil ich mir die Sendung am PC in der Mediathek angesehen hatte.

Kannst also deinen Herzbändel wieder locker machen. Mit mir ist alles in Ordnung. Ich habe eine Mutter, die nächstes Jahr 94 wird, die braucht mich noch.

LG
Ilka

[MonoTon]

Ich mag die Darstellung des Schnitters der mit dem eigenen Lebenslicht zu Besuch kommt. Und das man ihn begrüßt und Willkommen heißt.
Und das am Ende sogar der Kreislauf von Sterben und Wiedergeburt angedeutet wird. Zumindest verstehe ich es so.

[Eisenvorhang]

Zitat von Ilka-Maria

Guten Abend, Eisenvorhang,

Sorge um mich ... oder wie meinst du das? In der Tat arbeiten manche Themen zeitweilig in mir, aber meistens sind sie von außen an mich herangetragen. Dann fließen die Verse wie von selbst in die Tastatur.

Ich kann die Sache auflösen: Freitags abends, 22 Uhr, sehe ich gerne im SWR das "Nachtcafé". Die Sendung gefällt mir deshalb gut, weil in ihr nicht die gewohnte und kaum erträgliche Politprominenz zu Gast ist (oder nur selten als Einzelexemplar), sondern Otto Hinzens und Gretel Kunzens. Der Treff steht immer unter einem Motto, und die Anwesenden berichten dazu aus ihrem Leben. Begleitet wird die Sendung von einem Psychologen, Lebensberater oder sonstigen Fachmann, je nach Thema. Am vergangenen Freitag stand das Motto "Verlust eines geliebten Menschen" im Raum. Und das war die Inspiration für mein Gedicht, das erst am Sonntag entstand, weil ich mir die Sendung am PC in der Mediathek angesehen hatte.

Ja, nu! Alles klar, weiß ich bescheid.

Zitat von Ilka-Maria

Kannst also deinen Herzbändel wieder locker machen. Mit mir ist alles in Ordnung. Ich habe eine Mutter, die nächstes Jahr 94 wird, die braucht mich noch.

LG
Ilka

Ein Herz? Das habe ich?
Das Ding besteht aus Eisen!
Liegt grad bei Gott zum Schweißen.

Wünsche dir noch einen coolen Abend!

Lg

EV

[Ilka-Maria]

Zitat von Eisenvorhang

Liegt grad bei Gott zum Schweißen.

Oh! Ich wusse nicht, dass Büsche so heiß werden können.

[Eisenvorhang]

Lieber einen Busch im Ofen,
als Zofen mit Büsche.

Ich verschwinde mal schnell, ein Faksimile von Arno Schmidt wartet auf mich.

[Perry]

wie geht man mit dem Tod um, wenn er an die Türe klopft, ist ein Thema, das einem im letzten Drittel des Lebens öfter in den Sinn kommt. Als Bayer mag ich die "Boandlkramer" Version gern, weil darin der Tod eine Art menschlicher Begleiter ins Jenseits ist. Dein "Schwarzgewand mit der abgebrannten Kerze" gefällt mir ebenfalls gut, auch wenn ich gern mit dem Tod einen "Kerschgeist" zum Abschied trinken würde.
Letztlich ist alles nur eine Wunschvorstellung, denn in Stille einzuschlafen ist leider nicht jedem gegönnt.
LG
Perry

[Silver]

wer den Tod erwartet, der bezeichnet ihn auch als Freund und lieben Gast, der an die Türe klopft. Das Zurückkehren zu den früheren Geistern gefällt mir ebenfalls.

Ich mag Deine Zeilen und die Einstellung zu Leben und Tod, die dort vermittelt wird.

Es grüßt Silver

[Ilka-Maria]

Ich danke Euch für die intensive Beschäftigung mit meinem Gedicht. Man kann vor dem Tod Furcht haben oder sagen wir: Respekt. Und doch scheint die Vorstellung von ihm etwas Faszinierendes zu haben, vorausgesetzt, er kommt auf natürlichem Wege.

Beste Grüße
Ilka