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Alt 10.04.2015, 18:28   #1
weiblich Merith
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Beiträge: 3.380


Standard Mädchenliebe anno 1956

Der Spaziergang in den Frühling (aus meinem Tagebuch)


Weißt du auch, dass Frühling geworden ist ?
Am Morgen liegt Nebel über der Stadt, über dir, über mir. Sind es die Nebel des Herbstes oder des Frühlings ?
Sie gehören dem Frühling, dem Anfang, dem Lachen, der Freude, den Tränen.
Ich suche und finde alles wieder in diesen Frühlingstagen: Das vorwitzige Zwitschern der Vögel, die versunkene Erinnerungen an laue Frühlingsabende hervorsingen. es waren vergessene und einsame Töne, aber nun sind sie wieder da.
Ich sehe und fühle die Stille des Abends wieder, das Erschöpftsein des Tages, das verschüchterte Näherkommen der Nacht. Ich begrüße dich, der Schleier , das weiche Tuch der Sehnsucht und der Tränen, ich fürchte mich nicht vor dir.
Und dies ist der Tag.
Ich rieche die Erde, sie ist dumpf warm und feucht. Ich sehe das Gras. Es leuchtet. Warum ? Die Sonne ist es, das Gras zittert in der Morgenfrische .
"Komm, wir werden erwartet" .
Wir finden die Landstraße. Es beginnt zu regnen. Wir stehen und warten unter einem Blätterdach. Wir küssen uns. Der Regen läuft über Augen, Mund und Hals und wir lachen. Der Asphalt glänzt und schenkt uns den Geruch der Wiederkehr.
Wir wandern dahin ohne Ziel, halten unsere Hände und singen in den Frühling.
Die Erde haftet sich an unsere Schuhe und erschwert uns das Gehen.
Wir sehen die Wäscheleine . Eine Frau steht da und belächelt selbstgefällig´
die Sauberkeit ihrer Familie. Da - der Wind, er bläst die ganze Familie auf !
Wir lachen der Familie zu .
Ich finde ein Veilchen, von der Sonne beschützt.
"Pflücke es nicht! Was soll der Frühling ohne das Veilchen!".
Wir sehen den Acker, bereit für die Saat, er ist frisch und dunkel vom Regen. Wir setzen uns an den Wiesenrand und essen unser Brot. Brot von der Erde, von der Sonne getrocknet. Das Brot ist gut und weich.
Und die Sonne scheint.

"Ich hab dich lieb" -
"Ich dich auch " -

Merith
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Alt 11.04.2015, 12:32   #2
männlich Jeronimo
gesperrt
 
Dabei seit: 10/2011
Alter: 70
Beiträge: 4.237


Die Liebe und die Harmonie wird in den Naturschilderungen sichtbar, nicht nur durch die gesprochenen Worte. Die Aufmerksamkeit gegenüber allem, was rundherum geschieht, das Wahrnehmen kleiner Dinge, die in die Fröhlichkeit mit eingehen, das Erleben des Frühlings auf der Haut, all das wird spürbar in dieser liebevollen Aufzeichnung.
Fast haben wir das heute verloren, diese bildhafte Darstellung, die wir einfach aus unseren Worten fallen lassen, und uns nur auf das augenscheinlich Wesentliche konzentrieren wollen, dass wir die „Umstände“, den Rahmen, das uns Beglückende nicht mehr beschreiben können, sondern uns nur auf den Anderen konzentrieren, und dabei vergessen, welche Stimmung dieses Beglückende ergibt.
Aber in deinem Text habe ich das wiedergefunden, liebe Merith.

Jeronimo
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Alt 11.04.2015, 13:04   #3
weiblich Merith
R.I.P.
 
Dabei seit: 10/2013
Ort: Im Isental
Alter: 83
Beiträge: 3.380


Lieber Jeronimo,

wie wunderbar hast du alles in Worte gefasst, was ich beim Schreiben gedacht und empfunden habe; wäre nicht verwunderlich, wenn auch du im Regen unter einem Blätterdach Schutz gesucht hättest, diese Landstraße entlang gegangen wärst, das Veilchen verschont hättest.
Und diese harmlose kleine Liebe, die zwei junge Menschen beim Essen des Brotes verbunden hat.
Was für köstliche Zeiten durfte ich erleben!
Danke, dass du alles verstanden hast, alles verstehen konntest.

Merith
Merith ist offline   Mit Zitat antworten
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