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Alt 19.07.2013, 14:07   #1
Thing
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Standard Nasreddin

Zu dem Weisen aus dem Morgenland kam ein armer Bauer und klagte ihm sein Leid:
"Meine Behausung ist zu klein für alle die, die darin wohnen! Ich bin arm und kann mir nichts Größeres erlauben. Wie könnt Ihr, O Weiser, mir helfen?"

Nasreddin:

Wie groß? Wie viele wohnen drin?


"Zwei Stuben:- Küche und Kammer.
Meine Fatimah und unsere 7 Töchter, Mutter und Vater von Fatimah, Schwester von Fatimah, mein Vetter Abdullah, er ist blind"

Nasreddin:

Was hast Du an Vieh?


"Sieben Hühner, zwei Ferkel, eine Ziege"

Nasreddin:

Rein mit den Hühnern!
In einer Woche komm wieder.


***

"Eng, weiser Meister, schrecklich eng!"

Rein mit den Ferkeln!
In einer Woche komm wieder.


***

Wie ist?

"Schlimm. Drangvoll!"

Ziege rein!
In 4 Tagen komm wieder.


***

Wie ist?

"Fürchterlich!"

Alle Viecher raus!
In einer Stunde komm wieder.


***

Wie ist?

"O, Weiser, endlich haben wir Platz!"
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Alt 19.07.2013, 14:14   #2
männlich Schmuddelkind
 
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Das ist super!
Eine typische Nasreddin-Geschichte.

Wahrscheinlich sollte man sich einfach immer vor Augen führen: "Es könnte schlimmer kommen" und das Beste aus seiner Situation machen... auch wenn 13 Personen in zwei Zimmern wirklich n bisschen viel sind.

LG
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.07.2013, 16:46   #3
männlich Ringelroth
 
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Hallo Thing,
genau so funktioniert der Mensch.
Zeige ihm, dass es noch schlimmer geht, und er ist mit seinem Schicksal zufrieden.
Tendierte ich zum Pessimismus, könnte ich das Ganze auch kritisch betrachten.
Peitsche einen Sklaven bei Sonnenaufgang, zur Mittagszeit und bei Sonnenuntergang und gib ihm nur morges und abends Nahrung.
Beschwert er sich, peitsche ihn fünf mal und gib ihm nur ein mal Nahrung. Nimmst du die Verschärfung zurück, ist er klüger und zufriedener.
Ich denke, dass viele heutige Arbeitgeber Nasreddins Geschichte ebenfalls gelesen haben.
Ringelroth ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.07.2013, 16:57   #4
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Ringelroth Beitrag anzeigen
Peitsche einen Sklaven bei Sonnenaufgang, zur Mittagszeit und bei Sonnenuntergang und gib ihm nur morges und abends Nahrung.
Beschwert er sich, peitsche ihn fünf mal und gib ihm nur ein mal Nahrung. Nimmst du die Verschärfung zurück, ist er klüger und zufriedener.
Glaubst Du das wirklich? Ich nicht.

Wenn ein Mensch sich an einen Status gewöhnt hat, strebt er danach, dass es ihm noch (oder wieder) besser geht. Drohen ihm für dieses Streben schwere Strafen, passt er sich natürlich an, um sie zu vermeiden. Aber das ist perfide und kein gutes Beispiel. Unbescheiden sind jene Menschen, die nicht unter Druck gesetzt werden, somit nach einem besseren Leben ungehindert streben können, aber trotzdem immer klagen, wie schlecht es ihnen geht.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.07.2013, 17:46   #5
männlich Ringelroth
 
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Das glaube ich nicht - das weiß ich, weil selbst erlebt. Und nicht nur ein mal.
Hat sich der Mensch erst mal gewöhnt, strebt er nicht mehr.
Gewöhnen bedeutet, mit der Situation abgeschlossen zu haben, illusionslos zu sein.
Frage die Million Zeitarbeiter, die in anderem Zusammenhang erwähnten schlecht- oder gar unbezahlten Praktikanten.
Schau auf den Kampf um den Mindestlohn.
Es gibt in unserem Land so viele Beispiele der "modernen Versklavung".
Siehe amazon und andere.
Eines kann sich dir aus eigener Erfahrung versichern, in Deutschland wird die Peitsche häftig und täglich geschwungen und das hat nichts mit "Jammern auf hohem Niveau" zu tun, diese Floskel nehmen eh nur die in den Mund, die nicht jeden Cent drei mal umdrehen müssen, bevor sie ihn ausgeben. Zu diesen Floskeln gehört auch die "Neiddebatte". Nur wenige der am Rande stehenden sind auf "gutsituierte" neidisch. Sie wollen nur eines, für ihre Arbeit gerecht bezahlt werden.
Die Situation auf dem Arbeitsmarkt hat sich in den letzten zwanzig Jahren immer mehr zugespitzt und ein Ende ist nicht in Sicht.
Ringelroth ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.07.2013, 18:22   #6
Thing
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Standard Nasreddin

Seine historische Existenz ist nicht gesichert; es wird angenommen, dass er im 13./14. Jahrhundert in Akşehir im südwestlichen Anatolien gelebt hat.
(Wiki)

Das darf man nicht auf heutige Verhältnisse übertragen...
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.07.2013, 21:41   #7
weiblich Ilka-Maria
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Offensichtlch falle ich aus dem Raster.

Bei mir ist das anders.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.07.2013, 23:11   #8
männlich El Machiko
 
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Ort: bye the Godfarther! The God? the God!..... Father!
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Beiträge: 949


Ich mag diese story. Sie kommt wirklich frish und überraschend. Jedoch hätt ich wohl nach dem ersten tipp, wohl schon nicht mehr den weisen aufgesucht. Allerdings wirkt seine Weisung nun auf lange sicht schlüssig, schier scheint das leiden Zeitlos geworden zu sein.
Lieber Thing ich weiß das der text auf eine andere erkenntniss abzielte jedoch frag ich mich, ob die 7 töchter auch wenn es eigentlich keine Frauen arbeit ist, nicht einfach an die Hütte einige Räume anbauen könnten?

El Makita

Geändert von El Machiko (20.07.2013 um 03:11 Uhr)
El Machiko ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.07.2013, 09:51   #9
Thing
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1. Wenn die Töchter noch sehr klein sind, .....

2. Wenn kein Geld für Baumaterial da ist ......



Man darf die Nasreddin-Geschichtchen nicht so materialistisch hinterfragen.
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Alt 20.07.2013, 10:19   #10
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
Man darf die Nasreddin-Geschichtchen nicht so materialistisch hinterfragen.
Eben!

Es geht darum, dass der Mensch sich so im Leben einrichtet, wie er sich wohlfühlt. Ich kann nicht glauben, dass er aus Gewöhnung einfach stehenbleibt, obwohl er sich nicht wohlfühlt. Hierzu habe ich genügend Beispiele gesehen, mich eingeschlossen.

Was das Materielle angeht: Mit dem Spruch "In Deutschland wird auf hohem Niveau gemeckert" sind gerade nicht die Arbeitslosen und Unterstützungsempfänger gemeint, sondern diejenigen, die nicht erkennen, dass es ihnen in Relation zu diesen Menschen gut geht. Ich habe kein Verständnis dafür, wenn alleinstehende Rentner meckern, weil sie von ihren 1.600 Euro im Monat einen guten Teil in Medikamente investieren müssen, statt froh darüber zu sein, dass sie sich das leisten können. Leider ist das nur ein Beispiel von vielen.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
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