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11.11.2010, 19:53 | #1 |
DU bist anders
Diese "Kurzgeschichte" musste ich für Deutsch schreiben und stell sie jetzt einfach mal hier rein
DU bist anders Laut wurde es und wie ein schneller roter Faden raste ein Zug vorbei. Es war nicht der Zug, den ich nehmen musste, den ich nehmen wollte. Mein Zug würde auf dem anderen Gleis fahren und in die andere Richtung. Vier Uhr fünfzehn. Vor zwei Stunden war ich aufgestanden, um meine Sachen zu packen und zum Bahnhof zu fahren. Zu früh, wie ich nun feststellen musste, als die Durchsage eine Verspätung ankündigte: „Der IC 10798 in Richtung Bremen trifft mit einer Verspätung von ca. 30 Minuten auf Gleis 19 ein. Wir bitten, dies zu entschuldigen und wünschen ihnen trotz dieser Unannehmlichkeit eine Gute Fahrt!“ Ich gähnte und wünschte, ich hätte einen späteren Zug genommen und mehr Zeit zum Schlafen eingeplant. Aber dafür war es zu spät. Ich würde eine weitere halbe Stunde in dieser Eiseskälte und diesem Stimmengewirr von einem Fuß auf den anderen stehen müssen, damit ich nicht einschlief. Einige regten sich auf, verfluchten diese „furchtbare Planlosigkeit“ der Bahn, andere ließen sich resigniert in ihre Sitze fallen und starrten Löcher in die Luft. Zu keiner der beiden Gruppen schien ich so richtig zu passen. Ein Baby schrie, von dem plötzlichen Lärm geweckt, aus seinem Kinderwagen seine Mutter an, die es zu beruhigen versuchte, während ihre ungefähr vier Jahre alte Tochter an ihrem Rock zupfte. „Mami, wann kommt denn endlich der Zuug?“, quengelte sie. „In einer halben Stunde, Engelchen“, antwortete die Mutter und strich über die zwar blonden, aber nicht wirklich engelsgleich verstrubbelten Haare. „Gerade hast du aber noch gesagt in fünf Minuten!“, schluchzte sie und warf einen hinterlistigen Blick zu ihrer Mutter, die ohnehin schon mit dem Beruhigen des Babys überfordert war. Ich sah weg und erblickte einen alten Mann, der laut und mit einem grässlichen Dialekt mit einem Bahnbeamten stritt: „Aber hörn sie mol! Des ka do net die Ernscht sei! Mei Weib, die wort do auf mi!“, wieder schaute ich in eine andere Richtung. Merkwürdige Leute waren heute unterwegs. Ich ließ meine Augen über verschieden Personen schweifen und suchte nach jemandem „normalen“, doch was war eigentlich normal? Ich dachte über diese Frage nach, aus Interesse oder weil ich nichts wirklich Anderes zu tun hatte, doch bevor ich zu einem Ergebnis kommen konnte, war ich eingedöst. Ein Zischen weckte mich aus meinem Halbschlaf und ein rotes Etwas fuhr auf dem richtigen Gleis ein. Der Gedanke an einen warmen Sitz in der zweiten Klasse, taute meinen Körper rasch auf und ich stieg ein, um meinen zu lang erwarteten Sitzplatz einzunehmen. Doch der Platz war besetzt. „Entschuldigung“, begann ich höflich den Mann dessen Gesicht von einer tiefhängenden Kapuze verborgen blieb, anzusprechen. „Ja?“, fragte eine Frauenstimme. Verwirrt sah ich mich um. Nirgends war eine Frau zu sehen. „Was ist denn jetzt?“, fragte die Person mit der tiefhängenden Kapuze, die ich vorschnell für einen Mann gehalten hatte, ungeduldig. „Ähm…. Ich habe diesen Platz reserviert“, erklärte ich vorsichtig. „Ach wirklich?“, fragte sie, „Nun, aber wie du siehst, sitze ich nun hier.“ Ich stutzte. „Wäre es zu viel verlangt, wenn ich Sie bäte, einen Platz nach rechts zu rutschen?“, bat ich. „Dort liegt meine Tasche! Siehst du das nicht?“, erwiderte die seltsame Person, die nach Stimme weiblich, nach Aussehen männlich und nach Verhalten keins von beidem war. „Könnten sie die Tasche nicht herunternehmen?“, versuchte ich ein letztes Mal meinen Platz zu bekommen. „Das könnte ich“, antwortete die Gestalt nur und ich wusste, dass ich zu keinem Ergebnis kommen würde, selbst wenn ich anfinge mit ihr zu streiten. Ein wenig ärgerlich ging ich weiter, um einen anderen freien Platz zu suchen. „Setzen Sie sich doch zu mir“, krächzte eine Stimme, die schon ohne die dazugehörige Frau zu sehen, faltig klang. „Das ist aber sehr freundlich!“, antwortete ich mit einem Lächeln und setzte mich zu der alten Dame, die ein ziemlich auffallendes hellblaues Kleid trug. Sie bemerkte den Blick und meinte: „Wie findest du das Kleid?“ „Ich finde es passt sehr gut zu Ihren Augen“, antwortete ich höflich und wieder lächelnd. „Ich habe dich nach meinem Kleid gefragt, nicht nach meinen Augen!“, brauste die Frau plötzlich auf. Erschrocken wich ich ein Stück zurück. „Mir ist nur die Ähnlichkeit aufgefallen. Beides ist sehr hübsch“, bemerkte ich etwas leiser als zuvor und mit einem besänftigenden Unterton. Doch die Dame beruhigte sich nicht. „Ich habe aber nicht nach der Ähnlichkeit zu meinen Augen gefragt, sondern nach dem Kleid!“, nölte sie und stand auf. „Ich muss hier raus!“, beantwortete sie meinen verwunderten Blick beleidigt. Erst als die Zugtüren sich hinter ihr schlossen, atmete ich erleichtert auf. Wirklich seltsame Leute trieben sich heute in diesem Zug herum und ich grübelte wieder über meine alte Frage nach. Was ist normal? Wieder besetzte jemand den Platz neben mir. Diesmal ein Mann mit einer Zeitung in der Hand. Er murmelte etwas, das wie „So schrecklich langweilig….“, klang. Doch er hörte nicht damit auf, als er sich gesetzt hatte, sondern wiederholte die Worte wie eine Beschwörung und tippte im Takt dazu mit den Füßen auf den Boden. „Warum lesen sie nicht etwas in ihrer Zeitung?“, bemerkte ich vorsichtig, als er nach zehn Minuten noch nicht aufgehört hatte. „Warum sollte ich?“, schien er sich tatsächlich zu wundern. „Damit ihnen nicht mehr so langweilig ist“, entgegnete ich. „Mir ist doch nicht langweilig!“, runzelte der Mann die Stirn. „Aber wieso sagen sie das denn dann die ganze Zeit?“, schlug meine Stimme in einen leisen, fast schon flüsternden Ton ein. Als er nicht antwortete sah ich aus dem Fenster. Ich musste gleich aussteigen. „Auf Wiedersehen!“, verabschiedete ich mich wie es gehörte und ging zur Tür. „Alle sind so seltsam, so anders!“, dachte ich, „aber was ist anders? Was normal, was nicht, was groß, was klein?“ Die Türen öffneten sich und ich stieg die winzige Treppe hinab. Da standen sie. All diese seltsamen Personen, mehrmals, als hätten sie Zwillinge, Drillinge oder so viele Doppelgänger, das man sie nicht zählen konnte. Sie zeigten mit ihren Finger auf mich. Hunderte Augenpaare starrten mich an und hunderte Stimmen riefen: „DU bist anders!“ Dann wachte ich auf. |
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12.11.2010, 17:26 | #2 |
abgemeldet
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servus,
hab's mir gerade mal durchgelesen... ich finde deine formulierungen sehr gut und das ganze ding lässt sich angenehm lesen. man merkt, dass du ein gewisses gespür für die unwichtigen details hast, die einen großen einfluss auf die stimmung haben! die quintessenz finde ich natürlich absolut schick eingebaut (ich nehme mal an, dass die kernaussage vorgegeben war, oder?) und eine kleine weisheit gibt einem der text ja auch mit auf den weg relativ unspektakulär fand ich die tatsache, dass es am ende nur ein traum ist...das hat man irgendwie schon vergleichsweise oft gelesen und dann verliert es sowohl an reiz als auch eindruck... eine kleine aber drastische möglichkeit wäre natürlich, sich einfach den letzten satz der story zu sparen und die geschehnisse so stehen zu lassen...muss ja nicht unbedingt knallhart relalistisch sein weiter so! lg, pyja! |
12.11.2010, 19:44 | #3 |
@ pyja
Um ehrlich zu sein, gab es keinen Grundsatz Es waren nur Bilder im Klassenzimmer ausgelegt und man konnte sich eines heraussuchen und das als eine Art Gedankenleitfaden nutzen (Sorry es gibt da ein besseres Wort für, aber es will mir einfach nicht einfallen) ;D Ich hatte ein Bild, auf dem Personen in einem Zug saßen und dachte mir einfach, dass eine Person im Zug auf die unterschiedlichsten seltsamen Persönlichkeiten (ich wollte noch ein paar mehr schreiben, aber ich war der Meinung ich müsste am letzten Tag vor Abgabe anfangen und meine Mutter war der Meinung, dass ich Schlaf brauche , also stand ich ein bisschen unter Zeitdruck ) trifft und sich fragt was eigentlich "normal" ist und was "anders" und der Rest ist dann einfach so gekommen ;D Jaa den Endsatz find ich selber ein bisschen blöd und ausgekaut, aber das Ganze so dastehen zu lassen, war mir dann doch etwas ZU krass Vor allem dafür, dass ich das abgeben musste und das noch vorgelesen wird. Aber vor allem : DANKE FÜR DIE NETTE KRITIK! ;D |
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