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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 11.09.2011, 13:36   #1
männlich Heinz
 
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Standard Geständnis

Einer Birke braunes Herbstblatt,
hergeweht vor meinen Fuß,
bringt mit letztem Chlorophyll
Küsse und geheimen Gruß.
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.09.2011, 16:57   #2
weiblich BABSvomKUTSCHI
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Wahnsinn, dieser Vierzeiler. Wieso versuch ich mich eigentlich an dreizeiligen Haikus ?

Der Schwanenhals vom Schal bedeckt
Er suggeriert Jungfräulichkeit
In Wirklichkeit doch knutschbefleckt
Entpuppt sich als Verlegenheit
BABSvomKUTSCHI ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.09.2011, 17:26   #3
männlich Heinz
 
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Standard Geständnis

Liebe Babsi,
Geständnisse legt man nicht in der Öffentlichkeit ab (bis auf die Politiker und andere "Größen", die öffentlich ganz schrecklich bedauern, wenn sie sich wieder einmal vom Schwanz regieren ließen). Hinter diesem Geständnis steckt mehr, als nur eine melancholische Herbststimmung, siehe PN.
Bussi,
Heinz
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Alt 11.09.2011, 17:52   #4
männlich Erich Kykal
 
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Hi, Heinz!

Einer Birke braunes Herbstblatt hat eben kein Chlorophyl mehr - sonst wäre es noch grün. Kleiner logischer Fehler.
Und wessen Küsse und Gruß wird da gebracht? Man kann rückschließen, ja, aber eine deutliche Erwähnung würde die Sache klären. Außerdem - die Küsse klingen etwas seltsam als Botschaft eines vergehenden Jahres - kommt mir zumindest so vor...
Also hab ich überlegt, wie man diese Kleinigkeiten umsetzen könnte, und zwar so, dass sich auch noch die beiden anderen Zeilen reimen.
Ich bin vorsichtig geworden, seitdem ein gewisser anderer Herr so gallig auf meinen Versuch reagiert hat, etwas Gutes noch besser zu machen - er sah es wohl als böswilligen Angriff auf sein Genie...
Dennoch, ich kann nicht anders:

Seh ein buntes Herbstblatt winken,
hergeweht vor meinen Fuß,
bringt mit seinem grünen Blinken
eines Sommers letzten Gruß.

So, jetzt ist es raus. Wenn du es nicht willst, sag's lieber gleich, so lange ich noch was ändern kann.
Das "buntes" lässt der Möglichkeit Raum, dass da auch noch Grünes ist, der Kuss ist weg, dafür haben wir winken/blinken als zusätzlichen Reim.

LG, eKy
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.09.2011, 23:22   #5
männlich Ex-Ralfchen
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im prinzip wunderbar, el heinsso - bis auf das chlorophyll, denn:

Einer Birke braunes Herbstblatt,
hergeweht vor meinen Fuß,
Traumverweht Hämoglobin.
Küsse und geheimen Gruß.
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.09.2011, 01:17   #6
männlich Heinz
 
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Standard Geständnis

Lieber eKy,
ich hatte mal ein braunes Birkenblatt mit einem kleinen, grünen Fleck gefunden. Der Titel "Geständnis", so habe ich geglaubt, würde auf die richtige Spur führen. Nicht das kleine Gedicht ist ein Geständnis, sondern das Gedicht selbst sollte auf ein Geständnis hinweisen. Okay, wann und wo legt man ein Geständnis ab, "fällt" also sozusagen wie ein Herbstblatt selbst? Wem teilt man wie mit, dass man ein solches abgelegt hat? Könnte die schwarz-weiße Birke nicht auf ein farbloses Umfeld oder Verhalten und die braune Farbe auf ein nazistisches Umfeld schließen lassen? Das Restchen Chlorophyll (grün) nicht auf einen Rest von Hoffnung? Dem Titel "Geständnis" folgen 16 Wörter - erfolgte das Geständnis nach 16 Tagen? Ich gebe zu, das ganze Ding ist sehr verklausuliert und führt in die Irre. Und genau das war meine Absicht. Auf diese Weise teilte ich in einem Brief, von dem ich wusste, dass er genau gelesen und zensiert wird, meinen Freunden (Gruß und Kuss) mit, in welcher Umgebung und unter welchen äußeren Bedingungen ich ein Geständnis ablegte.
Lieber Goldart,
die Erläuterung hast Du gelesen. Der Hintergrund: Im Stasi-Untersuchungsgefängnis Berlin-Hohenschönhausen "fiel" ich nach 16 Tagen täglicher Verhöre und Psychoterror (inkl. einer Erschießungsandrohung) entnervt um und gestand, dass ich die Stasi seit mehreren Jahren an der Nase herum geführt hatte. Meine Scham wegen meiner Schwäche ließ erst nach, als ich später erfuhr, dass 16 Tage schon beinahe ein Rekord gewesen sind.
Meine Vorgesetzten in der Bundesrepublik haben alle meine Briefe, die ich nach Hause schreiben durfte, genauestens analysiert und waren somit unterrichtet. Meine Frau konnte/durfte mich erst besuchen, als die DDR-Behörden garantiert hatten, dass sie unbeschadet wieder ausreisen durfte.
Verzeiht, wenn das Ding allzu kryptisch daher kommt.
Liebve Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.09.2011, 10:45   #7
Thing
R.I.P.
 
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Beiträge: 34.998

Halli Hallo, Heinz -


weiß man um den Hintergrund, fällt es einem wie Schuppen von den Augen!
Großartig!


Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.09.2011, 11:10   #8
Ex-Odiumediae
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Schön fand ich es auch schon, ohne den Hintergrund zu kennen, zwar finde ich Erichs Einwand berechtigt, aber dass das Blatt braun ist, schließt ja nicht aus, dass noch eine grüner Fleck darauf zu finden ist. Eine gelungene Momentaufnahme ist es allemal.

Und der wahre Hintergrund macht aus dem Gedicht ein Faszinosum.
Ex-Odiumediae ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.09.2011, 11:25   #9
joerg
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 90

Hallo Heinz,

ich arbeite mich so nach und nach durch die Werke der hier vertretenen Autoren und heute habe ich mal einige deiner Werke gelesen.
Zu stilistischen Kommentaren bin ich nicht befähigt, da mir die Terminolgie fehlt.
Ausserdem schreibe ich selbst nur selten.

Ich habe aber das Bedürfnis, dir zu sagen, dass dein Umgang mit der von dir geschilderten Vergangenheit mich mächtig beeindruckt. Eigentlich mag ich keine Verse, die einer Erläuterung bedürfen, doch von Deinen geht eine starke Anziehungskraft aus. Es ist manchmal in einer Art kryptisch, die erahnen lässt, dass sich hinter der Verschleierung etwas Essentielles verbirgt.
Dann lieferst du fragmentarisch die Hintergründe und mit jeder durch die hinzukommenden Kommentare neuen Information verändert sich in meinen Augen das Wesen des Gedichtes.
Alle Achtung!!!

Eine Frage möchte ich anschliessen: Wurde von deinen Vorgesetzten die von dir hier verschlüsselte Information entsprechend deiner Ausführungen tatsächlich entschlüsselt? Das wäre in meinen Augen auch eine Glanzleistung ebenso wie das Verfassen dieser kryptischen Nachricht. Gab es Absprachen für den "Fall der Fälle"? Wie sahen die aus?

Sollte ich dir mit diesen Fragen zu nahe treten, bitte ich vielmals um Entschuldigung, doch du scheinst reflektiert mit deinen Erfahrungen umzugehen, so dass ich mir diese Neugier erlaubt habe.

mit hochachtungsvollen Grüssen (hochachtungsvoll ist hier nicht als typische Abschlussphrase zu verstehen)

jörg
joerg ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.09.2011, 13:40   #10
männlich Heinz
 
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Beiträge: 7.879

Standard Geständnis

Lieber joerg,
ist es ein Zufall - mein Sohn heißt auch Jörg. Weshalb ich das erwähne, dazu gleich. Ob meine Vorgesetzten meine kryptischen Zeilen "entschlüsselt" haben? Ja. Mein Sohn hatte mir mal einen Brief geschrieben (es ist kaum vorstellbar, wie wichtig Briefe sein können!), und der Brief beinhaltete einige Rechtschreibfehler.
Meine Vorgesetzten wussten, dass ich Pädagogik und Deutsch studierte, wussten auch, dass ich relativ fehlerlos schreibe. Im Antwortschreiben habe ich meinen Sohn neben meiner Freude über seine Zeilen auch - völlig unpädagogisch - gesagt, dass er auf seine Rechtschreibung größeren Wert legen müsse. Im nächsten Satz habe ich ihn gebeten, seiner Mutter (also meiner Frau) zu versichern, dass ich hier (in der U-Haft) völlig korreckt behandelt werde.
Mein Chef hat meinem Sohn erklärt, dass meine Mahnung hinsichtlich der Rechtschreibung nicht ihm gilt, sondern ein deutlicher Hinweis darauf sei, dass die Behandlung alles andere als korrekt sei. Man hat meine Briefe sehr genau analysiert und ein Gedicht, das so schlecht ist, dass ich es nicht einstellen mag, begann: Zeus,dreifach dummer Riese, ... und die Aneinanderreihung der Wörter "dreifach dummer Riese" hat zu einigem Gelächter geführt. In mehreren Abschnitten, in Bautzen durfte man in der Regel zwei A-4-Seiten beschreiben, habe ich mein "Griechenland" an meine Frau geschickt (und das ist ein Gedicht, das man zwar ohne Hintergrundwissen lesen, aber natürlich nicht völlig verstehen kann). Ach so, Absprachen. Nein, gab es nicht. Man hatte nur die Zusicherung, dass man im Fall der Fälle (also einer Verhaftung) alles tun würde, um zu helfen. Dieses Versprechen wurde weit über alle Erwartungen erfüllt. (Ich kenne aber auch Fälle, in denen das angeblich nicht so war). Und: Nein, Du trittst mir mit Deinen Fragen nicht zu nahe. Mir wäre es sogar recht, wenn noch mehr gefragt würde, damit mehr Menschen von dem "real existierenden Sozialismus" erfahren und nicht den Rattenfängern der "Linken" hinterher laufen.
Lieber Odiumediae,
Du kannst Dich darauf verlassen: Ich werde in diesem Herbst meinen Rasen solange absuchen, bis ich ein ähnlich aussehendes Blatt finde. Danke für Deine Zeilen!
Lieber Thing,
ohne Hintergrundwissen, das habe ich nun auch bemerkt, ist es fast unmöglich, das Ding zu verstehen. Deshalb auch meine ausführlichen Antworten.
Liebe Grüße euch dreien,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.09.2011, 23:43   #11
joerg
 
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Vielen Dank für deine Antwort, ich hätte durchaus weiteres Interesse an der Art und Weise, wie ihr über Gedichte kommuniziert habt.
Ich denke ferner, dass es dabei gar nicht wichtig ist, ob du die Gedichte an sich immer gut oder schlecht findest, sondern, dass sie ja eine kryptische Kommunikationsform offenlegen, die sich aus meiner Perspektive durchaus lohnt, beachtet zu werden.
Absichtliche Rechtschreibfehler, gezielt gesetzte Allitterationen, genau auf die Anzahl der Worte geachtet, schwer zu erratende Gleichnisse.....
Was wohl noch alles?

neugierig auf weiteres

Jörg
joerg ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.09.2011, 01:37   #12
männlich Heinz
 
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Lieber joerg,
ach, da gab es so manches. Z.B. habe ich die Namen dreier weiblicher Häftlinge (zu denen wir natürlich keinen Kontakt haben durften, den aber trotzdem hauptsächlich durch Zeichensprache aufrecht erhielten) in mein Gedicht "Griechenland" eingebaut. Karola - daraus wurde ein "griechischer Gruß" (den es so natürlich gar nicht gibt, aber woher sollten die Stasileute in Bautzen das wissen) und der hieß "Rolaka", aus Waltraut, das war die zweite in derselben Zelle wie Karola, wurde die "traute Walstatt" der Liebeswonne, und aus Petra, die dritte im Bunde, wurde ein "Kypris-Einmaleins", also ein Rätsel mit dem Namen Aphrodite. In Aphrodite sind alle Buchstaben des Namens Petra enthalten.
Ich habe mit dem "Goldenen Schnitt" herum gebastelt, die Umgebung, die Gerüche, das Essen und Trinken und anderes ins Gegenteil verkehrt und in eine griechische Mansarde - meine Zelle lag im obersten Stockwerk - verlegt. Ich hatte auch ein Akrostichon dabei, aber das ist verloren gegangen. Es gab auch Hinweise auf verschiedene Arien aus Opern und der Clou (in meinen Augen) war folgender: Vier Monate vor meiner Entlassung hatte sich einer von drei streng isolierten Häftlingen umgebracht. Die anderen beiden wurden mit mir zusammen entlassen und ich erfuhr aus erster Hand, dass sich der Häftling namens Vogel entgegen aller Gerüchte im Zuchthaus, er sei von der Stasi abgemurkst worden, tatsächlich selbst das Leben genommen hatte. Die Frage war: Wie teile ich meinem Freund Joachim (der noch in Bautzen war) diese Tatsache mit? Ich selbst durfte ihm ja nicht schreiben, also ging das nur über den Umweg seiner Frau und Tochter. Für die Tochter habe ich den Teil eines Briefes geschrieben, den sie dann ihrem Vater schicken sollte (was sie auch getan hat). Inhalt des Briefes (etwa): Mensch, Papa, jetzt sollen wir eine Interpretation über diesen Raben Huckebein von Wilhelm Busch schreiben. Du bist doch ein ganz schlauer, kannst Du mir mal einen Tipp geben. Muss aber schnell gehen, weil ich die Arbeit bald abgeben muss. (Nach der Entlassung konnte sich mein Freund Joachim vor Lachen kaum halten: Ich habe sofort gewusst, dass du hinter diesen Zeilen steckst), Wenn Du die Geschichte vom Raben Huckebein nicht kennst: Der Vogel hat sich selbst stranguliert. Und genau das hat J. aus den Zeilen heraus gelesen.
So, jetzt ist es spät und ich muss ins Bett.
Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.11.2011, 20:19   #13
weiblich Carita
 
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Hallo Heinz,

Lyrik als Tarnkappe, Worte im Dienste der Menschlichkeit....
Ich bin tief bewegt von deinen Schilderungen...
Den Vierzeiler fand ich schon vorher poetisch und etwas anheimelnd, mit der dazugehörigen Geschichte bekommt er natürlich noch eine ganz andere Dimension.
Wie schön, dass wir daran teilhaben durften.

Lieben Gruß
Carita
Carita ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.11.2011, 01:27   #14
männlich Heinz
 
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Liebe Carita,
wenn Dein Nickname an die Karitas (Caritas) erinnern soll, dann hat Dein Kommentar einen schönen Beweis geliefert, dass Du Dich ihr verpflichtet fühlst.
Ich danke Dir sehr für Deinen einfühlsamen Kommentar.
Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.11.2011, 11:16   #15
männlich Heinz
 
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Standard Geständnis

Liebe Mitglieder der Forengemeinde, die dieses kleine Ding überhaupt noch lesen,
meine eigenen Sachen zu kommentieren bin ich nicht gewohnt.
Den staunenden Lesern zur Kenntnisnahme: Ich habe vorgestern vier herab gefallene Birkenblätter fotografiert, auf denen Reste von Chlorophyll, bzw. der durch das Chlorophyll verursachten Grünfärbung deutlich zu sehen sind. Das zu der Fähigkeit der Naturbetrachtung. Dieser kleine Vierzeiler ist genau 16 Tage (Anzahl der Wörter) nach meiner Verhaftung durch den Staatssicherheitsdienst der damaligen DDR entstanden und hat durch seine Überschrift signalisiert (und das ist auch so angekommen), dass ich dem tagtäglichen Druck der Vernehmungen und der Trennung von meiner Familie nichts mehr entgegen zu setzen hatte, also ein "Geständnis" ablegte.
Zum Symbolischen des Vierzeilers: Da findet einer ein braunes Herbstblatt und erkennt Reste der Grünfärbung. Wofür die Farben Braun und Grün stehen, muss ich doch wohl nicht erklären. Was den aussichtslosen Kampf des Chlorophylls gegen den endgültigen Verfall angeht: Ja, genauso fühlte ich mich - obwohl: Auch ein Rest an Hoffnung kann dem Überleben dienlich sein.
Seinen Liebsten zuhause Gruß und Kuss zu schicken (bei der großzügigen Regelung, dass man alle zehn Tage ein A-4-Blatt einseitig und leserlich beschreiben durfte), ja, das habe ich mir erlaubt.
Ende der Durchsage und liebe Grüße,
Heinz
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