C'est la vie

[Ilka-Maria]

Sonntag früh. Der Kühlschrank ist strotzend voll vom Wochenendeinkauf, ich habe also die komplette Auswahl für mein Frühstück. Da ist guter Rat teuer, auf was ich zuerst zugreifen soll, wenn ihr wisst, was ich meine. Ich stehe also vor dem geöffneten Kühlschrank und blicke in dieses Schlaraffenland unter der Wucht einer schwerwiegenden Entscheidung: süß oder deftig. Ein frisches, knackiges Brötchen mit Butter und roter Marmelade hat etwas Verlockendes. Allerdings ist ein gut gereifter Camembert oder eine dicke Scheibe Emmentaler auch nicht zu verachten. Zu blöd, dass das ganze Leben aus Alternativen bestehen muss, wenn ihr wisst, was ich meine. Seufzend nehme ich Butter, Marmelade und den Emmentaler aus dem Kühlschrank. Nachdem ich zwei Brötchenhälften mit Butter bestrichen habe, bekleckere ich sie üppig mit Erdbeermarmelade und klatsche jeweils eine Scheibe Emmentaler drauf. So ist das Leben: Ohne Kompromisse läuft nichts – wenn ihr wisst, was ich meine.

[Versard]

Also ich hatte zum Frühstück ne Mettwurst und 2 Tassen Kaffee

[Ilka-Maria]

Das brauchst Du für Deinen Job auch!

[Versard]

Habe heute nicht gearbeitet, ist ja erster Mai Außerdem bin ich noch bis Juni im Schulblock, da muss ich aufpassen das ich nicht wieder fett werde

[Ilka-Maria]

Von einem einzigen Tag der Völlerei wird niemand fett. Wer körperlich hart arbeiten muss, braucht sich über Kalorien den Kopf ohnehin nicht zu zerbrechen.

[Richard L.]

Dreimal -wenn ihr wisst, was ich meine. Ja, weiß man. Mein Gott, ist die Aussage verschimmelt. Trotz der vielen Nahrungsmittel und ihren Variationen hat der sehr langweilige Text partout keinen Nährwert. Hast Du soetwas in Deinem neuen Schreibkurs gelernt? Was kostet denn soetwas überhaupt? Ich wollte mal einen Text über meinen Keller schreiben, da schlummern auch noch einige Lebensweisheiten.
MfG

[Ilka-Maria]

Nee, Farrell, diese Floskel habe ich von einem sehr erfolgreichen Schriftsteller englischer Herkunft übernommen: "... if you know, what I mean." Das ist sozusagen abgekupfert. Er heißt P. G. Wodehouse.

http://en.wikipedia.org/wiki/P._G._Wodehouse

Menschen mit einem Erkennungssatz auszustatten, also einem Motto, ist ein Stilmittel. Das gibt es allerdings auch im richtigen Leben. Ich hatte mal eine Freundin, bei der kam in jedem zweiten bis dritten Satz das Wort "lilablassblau" vor.

Hast Du soetwas in Deinem neuen Schreibkurs gelernt? Was kostet denn soetwas überhaupt?

Nicht viel, nur ein Taschengeld, so knapp 1.000 Euro.

[Richard L.]

Ilka, ich schreibe fürs Radio und für die Bühne, mit Stilmitteln kenne ich mich aus. Hier funktioniert das aber nicht, da kein Kontext, noch Kunstfigur.

[Thing]

Zitat von Ilka-Maria

Sonntag früh. Der Kühlschrank ist strotzend voll vom Wochenendeinkauf, ich habe also die komplette Auswahl für mein Frühstück. Da ist guter Rat teuer, auf was ich zuerst zugreifen soll, wenn ihr wisst, was ich meine. Ich stehe also vor dem geöffneten Kühlschrank und blicke in dieses Schlaraffenland unter der Wucht einer schwerwiegenden Entscheidung: süß oder deftig. Ein frisches, knackiges Brötchen mit Butter und roter Marmelade hat etwas Verlockendes. Allerdings ist ein gut gereifter Camembert oder eine dicke Scheibe Emmentaler auch nicht zu verachten. Zu blöd, dass das ganze Leben aus Alternativen bestehen muss, wenn ihr wisst, was ich meine. Seufzend nehme ich Butter, Marmelade und den Emmentaler aus dem Kühlschrank. Nachdem ich zwei Brötchenhälften mit Butter bestrichen habe, bekleckere ich sie üppig mit Erdbeermarmelade und klatsche jeweils eine Scheibe Emmentaler drauf. So ist das Leben: Ohne Kompromisse läuft nichts – wenn ihr wisst, was ich meine.

Liebe Ilka-Maria,

leider habe ich keine Cedille auf der Tastatur, sonst hätte ich den Eye-Catcher-Titel variiert - c'est ca.
Ich konnte mir ein genüßliches Lächeln nicht verkneifen.
Ob irgendjemandem ein Licht aufgeht?

LG
Thing

[Ilka-Maria]

Bei Wodehouse hat es funktioniert. Und der wird immer noch gerne gelesen.

Aber egal, das war ein Experiment. Ich wollte mal testen, wie das auf Deutsch ankommt. Andererseits ist das Argument, dass Du für die Bühne und das Radio schreibst, noch kein Beweis dafür, dass Deine Arbeit Erfolg hat. Es kommt nicht darauf an, perfekt zu sein, sondern es kommt darauf an, wie wohl sich ein Leser (oder Zuschauer) mit dem Text (oder dem Geschauten) fühlt. Wie kommt es nur, dass niemand die literatur- und filmgeförderten Werke lesen und sehen will, aber ins Kino rennt, wenn "Bruce Willis" auf dem Plakat steht?

[Ilka-Maria]

Zitat von Thing

Liebe Ilka-Maria,

leider habe ich keine Cedille auf der Tastatur, sonst hätte ich den Eye-Catcher-Titel variiert - c'est ca.

Ja, was Sonderzeichen angeht, sind wir hier eingeengt.

[Richard L.]

Ich rede nicht von Erfolg und Perfektion, lies bitte genau zu und differenziere, ich bin sicher, Du kannst das. Wer ist dieser Bruce Willis?

[Ilka-Maria]

Zitat von Farrell

Ich rede nicht von Erfolg und Perfektion, ...

Und davon kannst Du leben? Oder ist das Dein Hobby?

Zitat von Farrell

Wer ist dieser Bruce Willis?

Das ist der Mann, der abwechselnd seine Frau und die Welt vor dem Tod rettet.

[Richard L.]

Um Deine Frage ehrlich zu beantworten: Ich kann nicht klagen, die Anfragen häufen sich. Zudem habe ich noch einen sehr handfesten Beruf. Mach Dir also bitte keine Sorgen, was mein Auskommen anbelangt.

[Ilka-Maria]

Sorgen?

[Richard L.]

Zitat von Ilka-Maria

Bei Wodehouse hat es funktioniert. Und der wird immer noch gerne gelesen.

Aber egal, das war ein Experiment. Ich wollte mal testen, wie das auf Deutsch ankommt.

Nun bist Du aber halt nicht Wodehouse. Ich habe Dir meinen Leseeindruck vermittelt, das Thema ist also durch.
MfG

[Ilka-Maria]

Zitat von Farrell

Nun bist Du aber halt nicht Wodehouse. Ich habe Dir meinen Leseeindruck vermittelt, das Thema ist also durch.
MfG

"Very much so, sir."

"If you say so, sir."

"Very well, sir."

"if you know, what I mean".