Am Horizont
Was dem Menschen so am Horizont gefällt, ist dessen Ferne. So weit das Auge reicht, bleibt nichts im Ungewissen, Alles ist überschaubar. Man ist sich der Sache sicher, die man sieht. Zum Horizont zu blicken zeugt von Bestand, von unabänderbaren Tatsachen, denen man gelassen entgegensehen kann, weil man sich nicht für sie verantwortlich fühlt. Die unverrückbaren Berge, unüberwindbare Stromschnellen und undurchschaubare Dickichte, sie alle lenken die Schritte auf sichere Pfade.
Der Pfad des Lebens jedoch, lässt einen stets dem Horizont folgen. Man streckt den Hals, man stellt sich auf die Zehen und springt gar in die Höhe, und doch gibt es nichts vor einem, an dem das Augenmerk hängenbleiben könnte. Suchend, fast flehend blickt man vor sich. Manch einer zupft, zieht und zerrt an dieser Unsicherheit. Er greift danach, möchte sie kontrollieren und eliminieren. Ein anderer nimmt den Stift zur Hand und malt sich den Horizont in den buntesten Farben aus. Manch einer springt gewagt und beherzten Schrittes den Weg entlang. Die Vorsichtigen aber, verharren unsicher auf der Stelle, ehe sie mit Bedacht einen Fuß vor den anderen setzen.
Ab und an jedoch, hält man kurz inne und blickt zurück, auf die Berge, die man einst meisterte, auf die Stromschnellen, die einen aus der Bahn geworfen hatten und auf die Dickichte, die einen des Öfteren auf Abwege führten. Ob dieser Blick einen tröstet oder entmutigt, erfreut oder traurig stimmt, ob er einem auf die Schulter klopft und sagt „Gut gemacht!“ oder nur schweigend den Kopf schüttelt, er ist es wert, ihn zu riskieren.
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