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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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27.11.2010, 21:12 | #1 |
Vor Weltkriegszeit
Die Straßen waren dunkel
und leer. Man hörte ihr Singen und sah die Rauchwolken der verbrannten Puppen in Berlin, man sah auch die Plakate und die Fahnen. Wie Hirntode gingen sie im Marsch und rufen ihre Parolen und rissen die Menschen aus ihren Läden und schlugen ein. Ein Hass flimmerte in ihren Augen, der hässlich und tierisch wirkte. Ich überlebte zwischen den Stühlen des Geschäftes meines Vaters, sie nahmen meine Mutter und meinen Vater mit. Er sagte mir noch, vorher in Tränen, dass ich kein Mann sein soll. Ich war es nicht! Ich bereute meinen größten Fehler überlebt zu haben. Heute sammeln sich Gruppen und schreien ihre Parolen und werfen ihre Backsteine in die Blockhäuser, zerren die Frauen mit Kopftücher und die Kinder nach draußen und brennen mit Monotow Cocktails alles nieder. Ich verstecke mich zwischen den Kleidern im Schrank. Ich höre das Knarzen und höre das Klopfen meines Herzen. Lauter und lärmender. Die Türe öffnet sich und die Gewähr-Mündung zielt direkt auf mein Gesicht |
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05.12.2010, 10:12 | #2 |
abgemeldet
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Hallo Mittelpunkt,
ich finde dein Gedicht sehr emotional und berührend. Ich habe es einige Male gelesen und bin sehr angetan davon. Darf ich ein wenig kriteln? Ich würde in der ersten Strophe "riefen" statt "rufen" nehmen, da die erste Strophe komplett in der Vergangeheit steht. Oder verbindest du mit "rufen" etwas Bestimmtes? Warum da das Präsens? Oder ist es schlicht ein Fehler? Und unten würde ich "Kopftüchern" nehmen statt "Kopftücher". Gruß, Lyrik |
05.12.2010, 10:52 | #3 |
Forumsleitung
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Und außerdem muß es im vorletzten Vers "Gewehrmündung" heißen. "Gewähr" ist etwas anderes. Dieser simple Rechtschreibfehler hat, gerade weil er am Ende vorkommt, eine große Wirkung: Er reizt zum Lachen und macht die ganze Dramatik des Textes zunichte.
LG Ilka-M. |
06.12.2010, 10:30 | #4 |
R.I.P.
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Halli Hallo, Mittelpunkt!
Nach langem Zögern wage ich mich doch noch an Dein Gedicht. Eine Bemerkung erlaube mir zuvor: Es spiegelt nicht Selbsterlebtes wider. Habe ich recht? Die Straßen waren dunkel und leer. Man hörte ihr Singen und sah die Rauchwolken (sie sangen nicht, sie gröhlten!) der verbrannten Puppen in Berlin, man sah auch die Plakate und die Fahnen. Wie Hirntode (Hirntote) gingen sie im Marsch (sie gingen nicht, sie schritten, aber sie trampelten auch ungezügelt! ) und rufen ihre (riefen) Parolen und rissen die Menschen aus ihren (hier würde ich explizit "die Juden" schreiben, denn den Ariern ging es nicht an den Kragen) Läden und schlugen (auf sie) ein. Ein Hass flimmerte (das "Ein" ist überflüssig) in ihren Augen, (Hass glühte in ihren Augen) der hässlich und tierisch wirkte. (der grausam und tierisch war - denn er wirkte ja nicht nur so!) Ich überlebte zwischen den Stühlen des Geschäftes (2 x Genitiv ist ungeschickt. Ich rege an: Ich überlebte zwischen den Stühlen im Geschäft meines Vaters) meines Vaters, sie nahmen meine Mutter und meinen Vater mit. Er sagte mir noch, vorher in Tränen, dass ich kein Mann sein soll. (Er sagte mir unter Tränen noch, daß ich kein Mann werden solle) Ich war es nicht! Ich (Dieses "Ich" geört an den nächsten Zeilenanfang) bereute meinen größten Fehler (Fehler überlebt zu haben. (Überlebt zu haben) So, das waren meine rein technischen Anmerkungen. Zum Ende, Schluß, Fazit Deines Gedichtes: Das nehme ich dem Einsteller nicht ab. Jeder war heilfroh, überlebt zu haben. Hat es nicht bereut. Reue kam auf, weil man - obwohl wehrlos - sich nicht zur Wehr gesetzt hatte. Obwohl das überhaupt nichts genützt hätte. Man wäre nur den Weg der Eltern mitgegangen - in den Schornstein. Aber trotz aller Vorbehalte ist dies Gedicht eine mahnende Erinnerung und schon alleine das macht es sehr wertvoll! Deshalb: Lob und Dank! Thing |
08.12.2010, 17:40 | #5 |
Hi Freunde,
@ Thing, Ilka, Usa Ell, Lyrik Naja ich habe dieses Gedicht aus Wut und gewissen Gefühlsregungen geschrieben und habe es im Eifer des Gefechts nicht einmal eine Rechtschreibprüfung darüber laufen lassen können. Tut mir leid dafür! und danke für die Kommentare! @Thing Zitat: Es spiegelt nicht selbst Erlebtes wider. Habe ich recht? Wie sollte es auch? Nein, ich bin nicht so alt, als dass Ichs miterleben konnte, aber ich habe mich schon mein halbes Leben lang mit diesem Thema auseinandergesetzt. Ich habe viele Bücher über den Zweiten Weltkrieg gelesen und habe aber schon Menschen getroffen, die im KZ waren und alles miterlebt haben, deswegen habe ich eine Vorstellung davon, meine zwar, die viel Leid und Trauer beinhaltet, aber doch wenigstens eine, was man von der neuen Generation nicht erwarten kann. Auch habe ich nie selber Rassismus/Nationalismus etc. erfahren, ich bin nur Beobachter, aber mir deswegen die Ernsthaftigkeit abzuschlagen, empfinde ich als sehr ungerecht. Ich versuche nur zu verstehen und zu erinnern. "Jeder war heilfroh, überlebt zu haben. Hat es nicht bereut." Naja Thing, ich denke nicht. Für Juden und andere Kulturen gibt es noch so was wie Ehre für die Familie, das ist nur in Europa nicht mehr vorhanden. Das wollte ich nur verdeutlichen. "Reue kam auf, weil man - obwohl wehrlos - sich nicht zur Wehr gesetzt hatte. Obwohl das überhaupt nichts genützt hätte. Man wäre nur den Weg der Eltern mitgegangen - in den Schornstein." Eben, deswegen. Die Wehrlosigkeit. Eine Frage Thing danke nochmals für die Verbesserung, ich werde auch den Admin um die Editierung meines Gedichtes bitten, aber warum ignorierst du den letzten Abschnitt meines Gedichtes? Es geht hier eben um VOR Weltkriegszeiten, die Zeit vor einem Weltkrieg. @Ilka-Maria stimmt. Deswegen werde ich es nochmals verbessern danke für deinen Kommentar. @Lyrik Danke für deinen Komment. @Usa Ell ich werde mich mal einlesen, wenn ich Zeit finde, danke für deinen Kommentar. Ja ich hatte das Glück einige Zeitzeugen zu treffen. Neue Version: Die Straßen waren dunkel und leer. Man hörte ihr Grölen und sah die Rauchwolken der verbrannten Puppen in Berlin, man sah auch die Plakate und die Fahnen. Wie Hirntote trampelten sie im Marsch und riefen ihre Parolen und rissen die Menschen aus ihren Läden und schlugen aus sie. Hass flimmerte in ihren Augen, der hässlich und tierisch war. Ich überlebte zwischen den Stühlen des Geschäftes meines Vaters, sie nahmen meine Mutter und meinen Vater mit. Er sagte mir noch, vorher in Tränen, dass ich kein Mann sein soll. Ich war es nicht! Ich bereute meinen größten Fehler Überlebt zu haben. Heute sammeln sich Gruppen und schreien ihre Parolen und werfen ihre Backsteine in die Blockhäuser, zerren die Frauen mit Kopftüchern und die Kinder nach draußen und brennen mit Monotow Cocktails alles nieder. Ich verstecke mich zwischen den Kleidern im Schrank. Ich höre das Knarzen und höre das Klopfen meines Herzen. Lauter und lärmender. Die Türe öffnet sich und die Gewehrmündung zielt direkt auf mein Gesicht LG |
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