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Fantasy, Magie und Religion Gedichte über Religion, Mythologie, Magie, Zauber und Fantasy.

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Alt 12.12.2020, 14:42   #1
weiblich AlteLyrikerin
 
Benutzerbild von AlteLyrikerin
 
Dabei seit: 11/2018
Ort: Burglengenfeld
Alter: 73
Beiträge: 1.706

Standard Atheistisches Credo

Ich glaube an das Nichts,
aus dem alles geworden ist,
und dass alles, was geworden ist,
zurückkehrt in das Nichts.

Illusionslos lebe ich
zwischen Zufall und Notwendigkeit,
Begierden und Vernunft.

Irritiert bekenne ich, manchmal
in den Erscheinungen des Lebens
mehr zu sehen als die Summe
ihrer notwendigen
und hinreichenden Komponenten.
AlteLyrikerin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.12.2020, 18:49   #2
männlich Ex-geradeeben
abgemeldet
 
Dabei seit: 09/2020
Beiträge: 13

Hallo AlteLyrikerin,

zu parfümiert für mich, aber Geist lüftet....

gern gelesen,
auf einen Handschlag
geradeeben
Ex-geradeeben ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.12.2020, 10:38   #3
männlich dr.Frankenstein
 
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Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.468

Ja kann man auch aufs Fernsehen anwenden
dr.Frankenstein ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.12.2020, 11:52   #4
weiblich Ilka-Maria
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Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.082

Guten Morgen, AlteLyrikerin,

deine Perspektive eines Atheisten ist mir ein bisschen zu einfach gestrickt und von zu vielen Vorurteilen besetzt.

Zitat:
Zitat von AlteLyrikerin Beitrag anzeigen
Ich glaube an das Nichts,
aus dem alles geworden ist,
und dass alles, was geworden ist,
zurückkehrt in das Nichts.
Du setzt voraus, dass Atheisten zwangsläufig Nihilisten sind. Das sehe ich nicht so. Auch Atheisten können logisch denken und zu der Erkenntnis gelangen, dass es ein Nichts nicht geben kann, da aus Nichts nun einmal kein Etwas entsteht. Über die angeblich einzige Schlussfolgerung, dann müsse es einen allmächtigen Geist geben, der vor der Welt war und den wir Gott nennen, kann man streiten. Der Philosoph Philipp Hübl, ein selbsterklärter Atheist, geht vielmehr davon aus, dass sich der Mensch damit abfinden muss, auf eine Reihe von Fragen über die Welt, die Menschheit und den Geist nie eine Erklärung zu finden. Gleichwohl seien ihm gewisse Regungen, die man Gottesgläubigen zuspricht, nicht fremd, wie beispielsweise ein Gefühl der Erhabenheit beim Betrachten des Sternenhimmels.

Zitat:
Zitat von AlteLyrikerin Beitrag anzeigen
Illusionslos lebe ich
zwischen Zufall und Notwendigkeit,
Begierden und Vernunft.
Woran machst du diese Behauptungen, die du deinem Atheisten unterstellst, fest? Warum sollte er keine Illusionen haben und ein nur auf Pragmatismus, Begierde (Triebhaftigkeit) und Vernunft (ein Widerspruch zur Begierde) ausgerichtetes Leben führen? Für Illusionen und Herzensentscheidungen braucht man ebensowenig einen Gott wie für Moral und Empathie. Umgekehrt gab es schon immer Menschen, die sich heuchlerisch für gottesgläubig hielten, aber rücksichtslos ihren Trieben folgten und gegen alle Todsünden verstießen - siehe Martin Luther, der sich der Völlerei und Sauferei hingab, sich einbildete, den Teufel gesehen zu haben und der den Juden ihre Lebensberechtigung absprach. Oder siehe die Frömmler, die Giordano Bruno, der zwar Gott nicht leugnete, sich aber gegen Dogmen wandte, ihn bei lebendigem Leib verbrannten.

Mit der "Vernunft" ist es eine Sache für sich, denn sie hat nichts damit zu tun, ob man für oder gegen den Gottesglauben ist. Der Mensch ist per se ein zur Vernunft fähiges Wesen. Dennoch handelt er oft aus dem Bauch heraus, ohne lange zu überlegen. Was nicht schnell erklärbar ist, muss man nämlich fürchten, denn es könnte tödlich sein. Es waren die unvernünftigen Feiglinge, die erst einmal davonliefen und erst dann ihren Verstand gebrauchten, um festzustellen, wovor sie weggelaufen waren, die das Überleben der Menschheit sicherstellten. Sie konnten sich nämlich reproduzieren, im Gegensatz zu dem Menschen, der erst einmal erforschen wollte, ob der Säbelzahntiger wirklich gefährlich werden konnte. Dieser Mensch war nämlich ganz schnell tot. Vernünftiges Handeln setzt also einen gewissen zeitlichen und umweltbedingten Spielraum voraus, den wir oft gar nicht haben. Aber selbst wenn wir Zeit zum überlegen und planen haben, stellen sich unsere Entscheidung später oft genug als unvernünftig heraus.

Zitat:
Zitat von AlteLyrikerin Beitrag anzeigen
Irritiert bekenne ich, manchmal
in den Erscheinungen des Lebens
mehr zu sehen als die Summe
ihrer notwendigen
und hinreichenden Komponenten.
Irritiert über die Dinge des Lebens zu sein ist kein Herausstellungsmerkmal eines Atheisten. Auch Gottesfürchtige sind sich ihrer Sichtweisen und Rückschlüsse nicht immer sicher. Auch sie stoßen auf Fragen, die sie mit ihrem Glauben allein nicht mehr beantworten können und deshalb Irritationen auslösen. Das gilt gerade im hinblick auf "die Summe der notwendigen und hinreichenden Komponenten des Lebens". Leider bleibt völlig undefiniert, was genau diese notwendigen Komponenten sein sollen bzw. worauf sie deiner Meinung nach reduziert sind. Außerdem stellt sich die Frage, ob man ein auf das Notwendige zurückgestutztes Leben wirklich erdumspannend feststellen kann. Ich finde, dass wir im wohlhabenden Westen ein geistig, kulturell und materiell reichhaltiges Leben mit so vielen Möglichkeiten führen, wie es nie zuvor der Fall war.

Sorry, aber mir greift das Gedicht in all seinen Aussagen nicht nur zu kurz, sondern es behandelt das Thema dermaßen radikal und wenig auf den Grund gehend, dass es einem sturen Verfechter der Gottesidee kaum nachsteht.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.12.2020, 12:16   #5
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Liebe AlteLyrikerin,
Dein Gedicht hat mich, wie könnte es anders sein, an "meinen" großen Goethe erinnert und dabei die Verse in Erinnerung gerufen:
"Und sehe, dass wir nichts wissen können!
Das will mir schier das Herz verbrennen."
Den Herrn Doktor Faustus haben die gleichen Gedanken bewegt und in der Erkenntnis der Welt sind wir offenbar keinen Schritt weiter gekommen. Ein Blick in den nächtlichen Sternenhimmel sollte genügen, um uns bescheidener zu machen.
Ich habe Deine Verse mit Genuss gelesen.
Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.12.2020, 14:41   #6
weiblich AlteLyrikerin
 
Benutzerbild von AlteLyrikerin
 
Dabei seit: 11/2018
Ort: Burglengenfeld
Alter: 73
Beiträge: 1.706

Standard Herzlichen Dank an alle Leser für ihre Rückmeldungen

Hallo Ilka-Maria,

da hast Du ganz weit ausgeholt und viel Bemerkenswertes geschrieben über Atheisten und ihre existentiellen Positionen.
Aus dem Grundton Deiner Antwort entnehme ich, dass Du in den Versen eine einseitige, negative Beurteilung von Atheisten herausgelesen hast. Das war nicht meine Absicht.
Ich habe lediglich versucht mich hinein zu fühlen in eine Weltsicht, die vorrangig wissenschaftliche Erkenntnis als Basis hat und eine den Menschen transzendierende Deutung des Lebenssinns ablehnt. Mag sein, dabei habe ich vieles ausgelassen, was Atheisten von Deisten gar nicht unterscheidet.

Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.
AlteLyrikerin ist offline   Mit Zitat antworten
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