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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 04.10.2017, 14:54   #1
männlich klaatu
 
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Standard Jahrhundert in der Mikrowelle

Hochgewürgte Tage
rotieren in der Mikrowelle;
verdunstete Zeiten
regnen vor dem Fenster.
Das junge Jahrtausend erschrickt
vor dem eigenen Spiegelbild
und im TV laufen die 80er-Jahre
neu verfilmt.

Ist heute wirklich jetzt?
Ist vielleicht morgen wieder gestern?
War ich nicht schon letztes Jahrtausend hier?

*PING*


© klaatu
(Planet Erde, 04.10.2017)

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Alt 04.10.2017, 15:48   #2
männlich Erich Kykal
 
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Hi klaatu!

Alles war irgendwann schon mal da! Würden Menschen lang genug leben, sie erlebten ihre Welt als endlose Serie von Wiederholungen, und nicht bloß die alter Filme und S(h)itcoms!
Wir haben eben nur ein begrenztes Repertoire von kulturellen Handlungs- und Ausdrucksmöglichkeiten, und irgendwann kommt alles wieder, genau wie in der Kleidermode! Die wievielte Neuverfilmung von irgendwas läuft gerade?
Besonders nervig die immer sich gebetsmühlenartig wiederholende moralische Selbstbestätigung in den Aussagen der Drehbücher: WIR sind die Guten! - Wie bigott, enervierend langweilig und amerikanisch!

*PING*

Gern gelesen und mitgepingt!

LG, eKy
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Alt 04.10.2017, 18:38   #3
männlich Sonnenwind
 
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Statt "neu verfilmt" "neu verföhnt" ?

Statt "Ist heute wirklich jetzt?" "Ist jetzt wirklich heute?" ?

LG
Sonnenwind
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Alt 04.10.2017, 19:00   #4
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
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Wir haben eben nur ein begrenztes Repertoire von kulturellen Handlungs- und Ausdrucksmöglichkeiten, und irgendwann kommt alles wieder, genau wie in der Kleidermode!
Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Besonders nervig die immer sich gebetsmühlenartig wiederholende moralische Selbstbestätigung in den Aussagen der Drehbücher: WIR sind die Guten! - Wie bigott, enervierend langweilig und amerikanisch!
Beide Aussagen kann ich nicht unterstreichen, Erich. Da sich Technik und Wissenschaften immer weiter entwickeln und sich die Sprachen der Welt immer mehr gegenseitig beeinflussen, passt sich auch die Kultur immer mehr den neuen Erkenntnissen und Bedingungen an. Es geht immer vorwärts, niemals rückwärts. Was die Mode angeht, trüge heute bestimmt niemand mehr die Schnabelschuhe des Mittelalters - allenfalls auf einem Kostümball.

Was deine zweite Feststellung angeht, könnte ich dir aus dem Stegreif zahlreiche amerikanische Kinofilme aufzählen, in denen die amerikanische Politik, Gesellschaft und Kultur äußerst kritisch behandelt werden. Nur einige Beispiele: "Missing" (Einmischung der Amerikaner in die Politik Chiles); "Die drei Tage des Condor", "Der Dialog", "J.F.K.", "Klute - alles Filme, die den paranoiden Zustand der Amerikaner in den 70er Jahren zum Thema haben. Ferner "Der mit den Hund tanzt", "A perfect world", "Million Dollar Baby", "Unernehmen Capricorn", "Gran Torino", Silkwood", "Das China-Syndrom" - darin geht es nicht um die "Guten", sondern um Rassismus, Euthanasie, Medienfälschung und Atomkraftwerke. Besonders kritisch hat sich das amerikanische Kino mit sich selbst beschäftigt: "Große Lüge Lyla Clare", "Der Tag der Heuschrecke", "Frances", um nur einige wenige zu nennen.
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Alt 04.10.2017, 23:00   #5
männlich Erich Kykal
 
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Hi Ilka!

Ach lass mir doch meine paar Klischees, die ich gern dresche ...

Was ich mit dem Repertoire meinte ist, dass die Motive immer wieder dieselben sind. Schauplätze, Details und Werkzeuge mögen wechseln, sich verändern, aber die Gründe für das menschliche Handeln bleiben dieselben.
Wer lang genug lebt, gewinnt beinahe zwangsläufig den Eindruck, dass einzelne Menschen vielleicht, die Menschen an sich aber niemals klüger werden.

Und was die Filme angeht: Ich weiß schon, das es auch kritische Stimmen gibt, aber was letztlich entscheidet ist, was die Welt mehrheitlich wahrnimmt, bzw. wahrnehmen will.
Als die Nazis Europa mit Terror überzogen, waren auch nicht alle Deutschen schlecht und Parteigenossen - aber die Welt steckte sie alle in einen Topf. Der Mensch verallgemeinert und simplifiziert, weil die Welt sonst ein viel zu komplexer Ort für sein bißchen Verstand wäre - vor allem, wenn es um "Volksmeinungen" geht.
Und du kannst nicht in Abrede stellen, dass sehr viele amerikanische Filme - vor allem eben leider die Quotenrenner - geradezu lächerlich bigott und altbacken oberflächlich moralisierend daherkommen, mit flachen Stereotypen, die irgendwann alle die ihnen zugemessene "gerechte" Strafe kriegen - je blutiger, desto befriedigender fürs einfache Publikum.

Nur als Beispiel: In praktisch jedem Horrorfilm ist das eine Mädchen von zweifelhafter Moral - und da reicht schon, sich küssen zu lassen oder einem Jungen laszive Blicke zuzuwerfen - immer diejenige, die mit absoluter Gewissheit vom jeweiligen Quotenschlächter mit besonderer Hingabe filetiert wird: Die Nutte hat es ja auch nicht anders verdient, nicht wahr!?
Das nennt sich dann ein lauteres Beispiel für die Moral der Rechtschaffenen!

LG, eKy
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Alt 04.10.2017, 23:28   #6
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Und du kannst nicht absprechen, dass sehr viele amerikanische Filme - vor allem die Quotenrenner - geradezu lächerlich bigott und altbacken oberflächlich moralisierend daherkommen, mit flachen Stereotypen, die irgendwann alle die ihnen zugemessene "gerechte" Strafe kriegen - je blutiger, desto befriedigender fürs einfache Publikum.
Ersteres kann ich nicht absprechen, aber das gilt für alle filmproduzierenden Länder. Die Problemwälzer des deutschen und französischen Films sind auch nicht arm an moralischen Appellen, aber wesentlich langweiliger als die amerikanischen.

Die Faustregel gilt: Aus einem schlechten Dehbuch kann die gesamte Crew keinen guten Film machen. Ist das Drehbuch jedoch gut, und der Film wird trotzdem schlecht, hat die gesamte Crew versagt.

Das Publikum ist jedoch nicht "einfach", und schon gar nicht ist es blöd. Unterschwellig kommt die Qualität beim Publikum an, egal, ob es ein intellektuell, technisch oder unterhalterisch anspruchsvoller Film ist. Die Quotenrenner erfüllen immer einen Anspruch, auch wenn er mit Klischees arbeitet.

Was ist überhaupt ein Klischee?

Es ist der Kitt, ohne den keine Geschichte auskommt. Seit der Antike sind alle Geschichten nach dem gleichen Muster aufgebaut: Der Held der Geschichte lebt in seinem Alltag, es geschieht etwas, das ihn aus diesem Alltag herausholt, er muss eine Aufgabe erfüllen, gegen die er sich zunächst sträubt, aber er muss sich der Herausforderung schließlich stellen. Er macht sich auf dem Weg, trifft auf Helfer, aber auch auf Hindernisse, meist vom Antagonisten aufgebaut. Nach einigen Erfolgen fällt er in ein tiefes Loch, alles scheint verloren. Aber dann kommt der rettende Gedanke, der in drei Richtungen umgesetzt werden kann: 1) Der Held gewinnt den letzten, großen Kampf, und der Antagonist wird vernichtet; 2) der Held opfert sein Leben, um die Welt zu retten; 3) der Held scheitert, weil er sich durch seine Prüfungen nicht weiterentwickelt hat oder das Schicksal gegen ihn ist.

Du hast recht: Das Schema ist immer dasselbe. Aber die Vielfalt der Geschichten, die darauf aufgebaut werden, geht ins Unendliche, wie auch jedes Leben der Menschen, die sich auf denselben Fundamenten bewegt, seine eigene Geschichte hat.

Altes immer und immer wieder neu zu erzählen ist die Quelle, aus der Millionen von Geschichten, Büchern und Filmen entstanden sind. Und daran wid sich nichts ändern. Denn Menschen wollen in Geschichten nicht ihren Alltag widergespiegelt sehen, sondern ihre Hoffnungen, Wünsche und Träume.
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Alt 05.10.2017, 08:00   #7
männlich MiauKuh
 
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
[...]
Das Publikum ist jedoch nicht "einfach", und schon gar nicht ist es blöd. Unterschwellig kommt die Qualität beim Publikum an, egal, ob es ein intellektuell, technisch oder unterhalterisch anspruchsvoller Film ist. Die Quotenrenner erfüllen immer einen Anspruch, auch wenn er mit Klischees arbeitet.
[...]
Denn Menschen wollen in Geschichten nicht ihren Alltag widergespiegelt sehen, sondern ihre Hoffnungen, Wünsche und Träume.
Weil ich das so richtig und so wichtig finde, wollte ich es noch einmal deutlich herausstellen, ich stimme dem nämlich vollkommen zu.

Texte und Musik geben den Menschen etwas, damit sie ihr Gefühl besser "durchleben" können, oder der Realität, zumindest kurz, entfliehen vermögen, denn auch das hilft, Gefühle zu verarbeiten, oder sie zu erleben. Wir Menschen sehnen uns nach Gefühlen, darum sollte jeder Text und jede Musik auch irgendein Gefühl in uns wecken. Klappt das nicht, hat der Text versagt.
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Alt 05.10.2017, 10:00   #8
männlich klaatu
 
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Hallo miteinander!

Eine schöne Diskussion ist hier entstanden, mit vielen guten Argumenten. Ich stimme Ilka-Maria zu, dass es für alles gewisse Muster bzw. Strukturen gibt, die sich im Laufe der Zeit herausgebildet und bewährt haben und sich deshalb auch ständig wiederholen. Das ist ja im Grunde nicht schlimm, aber einen Fortschritt kann ich in vielen Bereichen leider nicht erkennen. Eher einen Rückschritt. Oder - wie im Text erwähnt - ein Aufwärmen alter, hochgewürgter Zeiten. Mir ging es im Text nicht wirklich um Hollywoodfilme, aber ein Blick ins zukünftige Kinoprogramm lässt da schon einige Rückschlüsse zu: Fast nur Fortsetzungen, Prequels, Spin-Offs und Remakes. Filme vom Reißbrett. Die großen Studios agieren wieder wie in den 50er und frühen 60er-Jahren, als hätte es die Errungenschaften die danach kamen nie gegeben. Und ein großer Teil des Publikums feiert das auch noch ab. Ich meine: Fast & Furios 9, ernsthaft!? Kleine unabhängige Studios gibt es kaum noch. Ähnlich sieht es in der Musikindustrie aus. Es ist echt traurig.

Noch trauriger wird es, wenn man dasselbe Muster auch in vielen politischen und gesellschaftlichen Bereichen wiederfindet... Aber davon fange ich jetzt besser nicht an, sonst ist meine Stimmung für den Rest des Tages versaut. Ich bleibe dabei: Dem 21. Jahrhundert fehlt es abseits der Digitalen Revolution an Mut (und Willen) zum Fortschritt.

LG
k
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Alt 05.10.2017, 10:20   #9
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Zitat:
Zitat von klaatu Beitrag anzeigen
Fast nur Fortsetzungen, Prequels, Spin-Offs und Remakes. Filme vom Reißbrett.
So diskutieren wir denn, nun!

Das ist eine Krankheit die sich, denke ich, aufgrund der wachsenden Globalisierung, und auch des digitalen Kapitalismus ausgebreitet hat.

Bei der wachsenden Globalisierung meine ich, dass wir eine freiere zugänglichere Welt haben, als vor Zeiten des Internets. Die Welt ist vernetzter geworden. Selbiges, sogar wortimplizit, ist das Netz, das Internetnetz.

Dadurch erreicht alles fast jeden und das sofort! So viel: "Alles", "Jeden" "Sofort", alles Extreme. Wenn man im Extremen agiert, muss man ganz vorsichtig sein, damit keine Dinge geschehn die unkalkulierbar sind.

Das ist wie eine Kugel auf einem Berg, ein kleiner Stups und sie fällt! Darum sind die Menschen vorsichtig und kalkulierend. Und das heißt: nur geringe Änderungen werden durchgeführt. Denn Änderungen sind gefährlich!

Darum gibt es viele Fortsetzungen, sie haben sich zuvor bewährt.
Kreativität ist gefährlich, darum wird auf nummer Sicher gesetzt.
Darum setzt sich neues so schwer durch, das kommt auch, dauert aber, und aufgewärmtes schmeckt zumindest verdaulicher, als fremdes.

Aber: auch hier wieder der berühmte Satz von Ego aus Ratatouile:
"Das Neue braucht Freunde."

Da steckt so viel Wahrheit drinnen, finde ich.
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Alt 05.10.2017, 11:21   #10
männlich klaatu
 
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Hi MiauKuh!

Frei und zugänglicher ist die Welt in der Tat geworden, aber was wird daraus gemacht? Ich sehe die Vorteile der Globalisierung und Digitalisierung immer weiter verblassen. Und gerade bei "Internetmenschen", die einen Großteil ihrer Lebenszeit im Netz verbringen, sehe ich eine immer größer werdende Gleichgültigkeit, eigentlich allem gegenüber.

"Das Neue braucht Freunde" ist ein schöner Satz. Aber wo sollen die her kommen, wenn das wenige Neue in der Flut der stark beworbenen Neuauflagen untergeht? Alleine eine Filmreihe ohne Ironie "Franchise" zu nennen, sagt doch eigentlich alles.
klaatu ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.10.2017, 11:34   #11
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Zitat:
Zitat von klaatu Beitrag anzeigen
Alleine eine Filmreihe ohne Ironie "Franchise" zu nennen, sagt doch eigentlich alles.
Was das angeht finde ich immer wieder witzig:

FränScheiss

Gemessen daran, wie jung das Internet und die globale Kommunikation, oder auch Whatsapp ist, meine ich, wird sich noch vieles deutlich ändern.

Es ist ja das Seltsame an der Evolution der Menschen und an ihren Erfindungen und Veränderungen: Diejenigen (Erfindungen, Veränderungen) die wirklich gut und im richtigen Zeitpunkt kommen, finden ihren Weg in die Zukunft. Alles hat eben halt seine Zeit. Mancher zu früh, mancher zu spät, und natürlich auch die Kritiker und die "beäugenden, beurteilenden" Menschen, so wie vielleicht jetzt grade du, oder ich?

Alles wird, vor allem wird etwas passieren und die Welt wird (!) sich weiterdrehen, egal wie sehr einzelne als kleine Räder in ihrer Durchdrehen. Das große Weltrad dreht niemand, eher dreht das kleine Rädchen von jemandem durch. Nur ... selbst dann bewirkt das: gar nichts.

Aber manchmal, ganz selten, da trifft in eine Stimmung auf etwas Symbolisches und dann, dann passieren große Veränderungen.

Boah, entschuldige klaatu, das driftet zu weit ab. Trotzdem, eine schöne Diskussion!
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.10.2017, 12:37   #12
männlich klaatu
 
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Klar, die Welt schiebt ihr verdammtes Wägelchen einfach immer weiter durch den Kalender, egal wie viele Räder durchdrehen. Ich habe nur das ungute Gefühl, dass wir uns immer mehr unseren Erfindungen anpassen, als die Erfindungen uns.

So weit abgedriftet bist du doch gar nicht
klaatu ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.10.2017, 18:01   #13
männlich Erich Kykal
 
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Hi Ilka!

Du gehst von einem intellektuellen Kinopublikum aus, das meist jene Filme besucht, die dir auch gefallen.
Ich war Jahre meines Lebens unter Bildungsfernen. Nicht, dass ich auf sie herabsehen würde, aber ich habe gelernt, dass Filme für sie nur Action und Geknalle bieten müssen, oder Herzschmerz und Schmalz für die Weiblein. Da gibt es keine Metaebenen und philosophischen Konzepte, einfach weil diese Menschen gar nicht erst über sowas nachdenken wollen - oder können!
Filme sind Unterhaltung, und die Qualität wird nach Anzahl der Leichen bemessen, oder wie gesalzen die Sexszenen sind! Weiter kommt da nix!
Und das sind anch meiner Erfahrung mindestens 60% der Gesamtbevölkerung, wenn nicht mehr. So meine Erfahrung. Muss nicht korrekt sein, aber davon gehe ich eben aus.
Vielleicht bin ich auch einfach nur pessimistischer als du, was die Denkleistung und -willigkeit der Bevölkerung angeht. Lassen wir es dabei.

LG, eKy
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Alt 06.10.2017, 08:40   #14
weiblich DieSilbermöwe
 
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Zitat:
und im TV laufen die 80er-Jahre
neu verfilmt.
Finde ich eigentlich nicht. Eine Serie wie "Big Bang Theory" hätte es in den 80ern schwer gehabt.

Klar wiederholen sich in Serien z. B. immer wieder Beziehungsmuster und -konflikte, was auch daran liegt, dass die Zuschauer genau das sehen wollen. Aber das Drumherum ist schon anders aufgebaut als früher.
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Alt 06.10.2017, 09:05   #15
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Du gehst von einem intellektuellen Kinopublikum aus, das meist jene Filme besucht, die dir auch gefallen.
Ich war Jahre meines Lebens unter Bildungsfernen. Nicht, dass ich auf sie herabsehen würde, aber ich habe gelernt, dass Filme für sie nur Action und Geknalle bieten müssen, oder Herzschmerz und Schmalz für die Weiblein.
Sorry, Erich, das kann ich so nicht stehen lassen. Der erste Satz ist eine Vermutung von dir, die keinesfalls der Wahrheit entspricht. Im Gegenteil: Ich stehe dem sogenannten "intellektuellen" Kino misstrauisch gegenüber, vor allem dann, wenn die Filmförderung im Spiel ist. Prädikat "besonders wertvoll", aber niemand will diesen öden Kram sehen. Der Anspruch auf Unterhaltung ist auch kein Indiz für die geistige Kapazität eines Kinogängers, und "Ballerei" allein ist kein Beweis dafür, ob ein Film gut oder schlecht ist. In "12 Uhr Mittags", "Der Pate", "Bonnie und Clyde", "Spiel mir das Lied vom Tod", "Die glorreichen Sieben" und vielen anderen erfolgreichen Filmen wird geballert - und sie gehören zu den Meisterwerken. Ich könnte noch einige hundert solcher Filme auflisten.

Die ganze Diskussion kommt mir wie der Streit darüber vor, ob klassiche Musik wertvoller sei als Unterhaltungsmusik. Wer sich mal die Dokumentation über ABBA angesehen hat, wie diese Gruppe "Dancing Queen" eingeübt hat und wieviel Schweiß dabei geflossen ist, wird vielleicht einsehen können, dass die hohe Kunst der Musik nicht erst bei Mozart und Beethoven beginnen muss. Und so kann man es bei allen Künsten sehen.
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Alt 06.10.2017, 09:09   #16
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Hallo Silbermöwe,

du hast recht. Es müsste eigentlich "Kino" heißen, da ist es momentan noch schlimmer... Und Big Bang ist eigentlich ein Beispiel, das meinen Text untermauert, denn die Serie besteht zu großen Teilen aus Popreferenzen der 80er und 90er Jahre.

LG
k
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Alt 06.10.2017, 15:09   #17
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Hi Ilka!

Nein, der Streit dreht sich darum, für wie dumm oder intelligent man den Bevölkerungsquerschnitt hält, der ins Kino geht - oder Politik mitgestaltet, was auch immer.
Du gehst da scheinbar von optimistischeren Schätzungen aus als ich. 30 Jahre als Lehrer und 15 Jahre als Rocker haben mir einen tiefen Einblick in Bildungsniveau und -qualität, Herzensbildung und Reflektionsfähigkeit weiter Bevölkerungsschichten gewährt, und ich schätze eben den Prozentsatz verantwortungsfähiger Bildungsbürger mit bestimmtem Reaktionsniveau niedriger ein als du.
Darum geht es hier im Grunde: Du willst die Menschen klüger sehen als ich. Ich bin da halt pessimistischer - was nicht heißt, dass ich da richtig liegen muss - es ist bloß eben das, was ich denke ...

Kannst du das jetzt so stehen lassen?

LG, eKy
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Alt 06.10.2017, 15:26   #18
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Du gehst da scheinbar von optimistischeren Schätzungen aus als ich. 30 Jahre als Lehrer und 15 Jahre als Rocker haben mir einen tiefen Einblick in Bildungsniveau und -qualität, Herzensbildung und Reflektionsfähigkeit weiter Bevölkerungsschichten gewährt, und ich schätze eben den Prozentsatz verantwortungsfähiger Bildungsbürger mit bestimmtem Reaktionsniveau niedriger ein als du.
Welche Schlüsse du aus deiner Erfahrung ziehst, kann - muss ich sogar - stehen lassen, Erich. Für mich greift das jedoch zu kurz. Menschen fällen Urteile nicht allein mit Verstand, Vernunft und Bildung, sondern zu einem viel größeren Teil aus ihren Gefühlen heraus. Und genau damit, nämlich mit dem Unterbewusstsein der Menschen, arbeiten gute Romane und gute Filme. Da die meisten Menschen die gleichen Wünsche, Sehnsüchte, Hoffnungen, Vorstellungen von Moral und von Gerechtigkeit und viele andere Werte gemein haben, funktioniert das. Dies ist der Grund, weshalb auch Menschen, die weniger stark intellektuell ausgerichtet sind, Bücher und Filme an die Spitze der Charts bringen. Ich könnte dir einige Filmanalysen präsentieren, an denen ich einmal teilgenommen habe (jeweils über mehrere Stunden), da würdest du staunen, was an Psychologie an den Zuschauer vermittelt wird, ohne dass dieser das sofort merkt.

Wenn ich dir in einigen deiner Betrachtungsweisen widerspreche, liegt es daran, dass ich nicht nur seit früher Kindheit dem Kinofilm verbunden bin, sondern mich seit Jahrzehnten mit Filmtheorie (von Kracauer bis hin zu James Monaco), Filmpsychologie, Filmsprache und vieles mehr rund um den Film beschäftige und eine Ausbildung zur Drehbuchautorin gemacht habe. Ein bisschen weiß ich also, wovon ich rede.

Was mich jedoch am meisten überzeugt hat, ist die Tatsache, dass ich Filme, die ich in meiner Jugendzeit als überragend empfand, sich während meiner tieferen Beschäftigung mit Filmliteratur fast immer als herausragende Werke herausstellten. Und mit zwölf Jahren war ich mit Sicherheit intellektuell noch lange nicht auf dem erreichbaren Höchststand. Es muss also an den Filmen etwas dran gewesen sein, das in mir nachgewirkt hat.
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Alt 06.10.2017, 15:47   #19
männlich MiauKuh
 
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Zitat:
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Es muss also an den Filmen etwas dran gewesen sein, das in mir nachgewirkt hat.
Was für eine wahre Schlussfolgerung!
Ich glaube das, was sie meint ist: Eine Berührung durch Gefühlserweckung. Das vergisst man nicht, wenn man Gefühle erlebt.
Die sind immer "wahr". Und der Einstieg zum Mitreißen eines Hörers, Lesers, Zuschauers ...

Schön geschrieben Ilka.
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Alt 06.10.2017, 18:46   #20
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Zitat:
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Ich glaube das, was sie meint ist: Eine Berührung durch Gefühlserweckung. Das vergisst man nicht, wenn man Gefühle erlebt.
Ich kann dir ein konkretes Beispiel geben:

Ich hatte als Erwachsene einen Film im Fernsehen angesehen (Produktionsjahr 1945), weil er mit vier Oscars ausgezeichnet worden war. Je länger ich schaute, desto mehr einzelne Bilder kamen mir bekannt vor. Dann dachte ich ganz plötzlich: Wenn jetzt eine Szene kommt, in der Ray Milland (er spielt einen Alkoholsüchtigen) in seinem Zimmer die Vision eines Raubvogels hat, der eine Maus erbeutet, dann habe ich den Film schon einmal gesehen.

Die Szene kam - sie war in meinem Unterbewusstsein verankert gewesen.

Es handelt sich um den Film "Das verlorene Wochenende" ("Lost Weekend") den ich in meiner frühen Jugend schon einmal im Fernsehen gesehen hatte, dessen Titel und Darsteller ich aber nicht mehr wusste.
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Alt 06.10.2017, 21:54   #21
männlich Erich Kykal
 
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Hi Ilka!

Ein Film ist dann gut, wenn ich ihn mir hundertmal anschauen kann und dies auch möchte, ohne dass es jemals lamgweilig wird, ihn zu sehen.
Die Filme der letzten Jahrzehnte spielen für mich selten in dieser Liga, sie setzen mehr auf Spezialeffekte, die ich durchaus sehr genieße, aber das "Spiel" im Zwischenmenschlichen wird vor lauter Action und Bilderrausch vernachlässigt - zumindest bei den A-Produktionen.
Die "anspruchsvollen" Filme ab den Neunzigern sind mir meist zu düster - es fehlt mir die wie selbstverständlich spürbare Herzenswärme alter Produktionen, alles scheint oft entweder übertrieben "realistisch" oder trist, mit reduzierter Palette gefilmt, auf menschliche Schwäche und Tragödie fixiert - der moralische Zeigefinger bohrt sich oft allzu deutlich durch die Leinwand! Ich habe keine Lust, mich im menschlichen Dreck zu suhlen oder in der Ausweglosigkeit seiner sozialen, kulturellen oder zerebralen Begrenztheit - solche Probleme habe ich selber genug oder muss mich tagtäglich mit denen anderer beruflich auseinandersetzen - ich gehe ins Kino, um mich aufzubauen, abzulenken oder zu amüsieren!

Viele meiner erklärten Lieblinge sind schwarz-weiß: Die Don Camillo-Reihe mit dem unvergesslichen Fernandel, die "Dünner Mann"-Reihe mit Powell und Loy, die frühen Kurosawa-Filme mit Toshiro Mifune, usw.
Zu meinen farbigen Favouriten gehören Filme wie "Und täglich grüßt das Murmeltier" mit dem von mir sehr geschätzen (und von vielen sehr unterschätzten) Bill Murray, Kim - Geheimdienst in Indien und andere Filme mit Erol Flynn, ob s/w oder in Farbe, die Hercule Poirot Filme mit Peter Ustinov, die französischen Romanverfilmungen "Der Ruhm meines Vaters" und "Das Schloss meiner Mutter", aber auch so köstlich abstruse Streifen wie die Rocky Horror Picture Show oder "Eine Leiche zum Dessert" ...
Es sind auch billigere Produktionen dabei wie die alten Miss Marple Filme mit der Rutherford, deren Verkörperung der Rolle von Agatha Christie abgelehnt worden war, oder die alten "Charlie Chan"-Krimis mit dem auf chinesisch geschminkten Finnen Warner Oland, oder der unvergessene Peter Lorre als "Mr. Moto", obwohl er selbst die Rolle hasste und der Eintritt Amerikas in den 2. WK diese Serie kippte.
Ach, die Palette reicht noch weit, von japanischem Zeichentrick wie zB "Chihiro's Reise ins Zauberland" bis zu einigen gelungenen Walt Disney-Filmen, aber ich will dich nicht weiter langweilen.

LG, eKy
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Alt 06.10.2017, 22:41   #22
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Erich, es ist sinnlos, dass wir uns weiter über Film unterhalten. Du gehst nach deinem Geschmack, und in der Mehrzahl hast du auch sehenswerte, wirklich gute Filme aufgezählt. Deswegen bin ich jetzt etwas verwundert über deine bisherigen Pauschal-Urteile. Offensichtlich sind doch eine Menge Leute vom Fach fähig genug, in Sachen gepflegter Unterhaltung etwas auf die Beine zu stellen.

Ein Aspekt des Kinofilms ist noch gar nicht zur Sprache gekommen: die Kosten.

Einen Film zu produzieren kostet, vulgär ausgedrückt, einen Arsch voll Geld. Wer in ein solches Projekt investiert hat und dann erfährt, dass es aus hunderten von Gründen nicht läuft, ist froh, wenn ein Produkt dabei herauskommt, das wenigstens die Kosten wieder einspielt. Das erklärt, weshalb viele Filme unterdurchschnittlich bleiben. Gerade in den U.S.A. ist ein Filmprojekt auf Investoren angewiesen, ganz im Gegensatz zu Deutschland, wo der Film mit Steuergeldern "gefördert" wird (und meistens in der Publikumsgunst hinten runter fällt). Oder aber er wird in einer Koproduktion mit den Fernsehsendern gedreht, und da wir inzwischen eine Fernsehsteuer haben, sind die Kosten auf jeden Fall gedeckt, egal, ob der Film gefällt oder nicht. Zensur am Produkt ist damit ausgeschlossen.

Offen gesagt wäre mir ein Hollywood-System in Deutschland lieber als die ewige Gängelei des deutschen Films. Der Kinofilm ist eine Industrie, und da müssen alle ran, Investoren zu gewinnen, um ein Projekt auf die Beine zu stellen. Es kann nicht sein, dass der Steuerzahler Projekte fördert, die niemanden interessieren. Wer hat sich denn einen Film von Rosa von Praunheim angesehen? Wer kennt den Film "Das weiße Band"?

Aber alle kennen die Filme von Clint Eastwood und die "Die Hard"-Serie mit Bruce Wilies, und vor Stars wie Meryl Streep geht jeder Kinogänger in die Knie - zu recht!

Was haben wir in Deutschland? Filme im Fernsehformat: Til, Veronika und Heino. Super-Schauspieler für das deutsche Wohnimmerfernsehen, aber weit entfernt von Hollywood.

Dabei war der deutsche Film einstmals Weltklasse und Pionier. Aber das weiß heute niemand mehr.
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Alt 06.10.2017, 22:49   #23
männlich Sonnenwind
 
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Unterhaltet Euch ruhig weiter über das Thema. Ich stehe mit offenem Mund da und staune...

Man lernt.
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Alt 06.10.2017, 22:55   #24
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Zitat von Sonnenwind Beitrag anzeigen
Man lernt.
Du lernst?

Dann ist das vielleicht etwas für dich:
https://www.youtube.com/watch?v=RGOEZKpcsIw
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Alt 06.10.2017, 23:25   #25
männlich Sonnenwind
 
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Klar lerne ich. Ich bin hier, um zu lernen - und gute Gedichte zu lesen.
Bestehen Zweifel daran?

Danke für den Link. Ein Anfang ist gemacht...

Von Film verstehe ich bisher wenig.
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Alt 06.10.2017, 23:45   #26
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Zitat:
Zitat von Sonnenwind Beitrag anzeigen
Von Film verstehe ich bisher wenig.
Glaube ich ungeprüft. "Der Film", also der Macher dahinter, versteht umso mehr von dir, egal, ob es um Werbung oder um Unterhaltung aus Hollyood oder Bollywood geht.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.10.2017, 23:58   #27
männlich Sonnenwind
 
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Das kann ich mir denken. Sie verstehen viel u.a. von Psychologie und Soziologie, sie wissen, wie die Menschen ticken... Sie wissen daher aber nicht nur, neue Perspektiven zu eröffnen und, auch unterschwellig, aufzuklären und ins Bewusstsein zu heben, sie verstehen sich auch auf die Kunst der Manipulation. Sie arbeiten mit dem, was in uns steckt, bewusst oder unbewusst, mit unseren Wünschen, Träumen und Ängsten... Sie haben viel Macht.
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Alt 07.10.2017, 16:09   #28
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Zitat:
Zitat von klaatu Beitrag anzeigen
Hallo Silbermöwe,

du hast recht. Es müsste eigentlich "Kino" heißen, da ist es momentan noch schlimmer... Und Big Bang ist eigentlich ein Beispiel, das meinen Text untermauert, denn die Serie besteht zu großen Teilen aus Popreferenzen der 80er und 90er Jahre.

LG
k
Hallo klatuu,

jetzt stehe ich ein wenig auf dem Schlauch. Ich gucke die Serie doch jedes Mal, aber welche "Popreferenzen" meinst du? Da wird doch nie Musik im Hintergrund gespielt ..... kann mich nur an eine Folge erinnern, in der wohl "Bollywood-Filme" veralbert wurden, da war Hintergrundmusik .... aber sonst?


Hallo Erich,

Zitat:
Es sind auch billigere Produktionen dabei wie die alten Miss Marple Filme mit der Rutherford, deren Verkörperung der Rolle von Agatha Christie abgelehnt worden war,
Das wundert mich gar nicht. Agatha Christie hat Miss Marple als groß und hager beschrieben, die Darstellerin war eher das Gegenteil. Wenn ich soviele Bücher über einen bestimmten Charakter geschrieben habe, dann ist in meinem Kopf ein Bild von der Person entstanden. Wenn dann jemand, der dieser Person in meinem Kopf nicht im geringsten gleicht, die Rolle spielen soll, dann ist eine ablehnende Reaktion völlig normal.

Zum Film im Allgemeinen:
Ich schaue auch lieber amerikanische Filme als deutsche (irgendwo las ich mal: "Weil sie größer als das Leben sind"), danach französische, dann englische. Deutsche Filme sind das Schlusslicht. Warum? Weil sie meist "sozialkritisch", düster, traurig, eben typische "Problemfilme" sind.

Da muss ich allerdings Til Schweigers Filme als Ausnahme betrachten. "Kokoowäh" z. B. habe ich im Kino gesehen und der war wirklich richtig gut.

LG DieSilbermöwe
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Alt 07.10.2017, 16:45   #29
männlich Erich Kykal
 
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Hi Silbermöwe!

Moralisierendes Zeigefingerkino mit tristem Charme gibt es gewiss überall, aber der deutsche Film suhlt sich gern geradezu darin, hat es den Anschein. Auch mangelt es an wirklich guten Drehbuchschreibern, hat man das Gefühl.
Til Schweiger halte ich nicht für einen übermäßig begabten Schauspieler, zudem glaube ich, dass er gerade intelligent genug ist, um erfolgreich verschleiern zu können, dass er nicht sonderlich intelligent ist. Darum schaue ich mir seine Filme nicht an.
Bemüht "lustige" Filme wie zB auch "Fack ju Göhte" oder "Türkisch für Anfänger" kann ich einfach nicht lustig finden - diese Art Fremdschäm-Humor, wo man eigentlich nur über die Dummheit oder das Versagen anderer lacht, finde ich platt - vielleicht eine Altersangelegenheit meinerseits, vielleicht weil Deutsche einfach keine wirklich angenehm lustigen Filme machen können. Was weiß ich ...

Persönlich ziehe ich den englischen Film im allgemeinen dem französichen vor, letztere haben zuweilen eine gewisse Komponente, die mich nicht anspricht, ohne dass ich den Finger drauf legen könnte. Wahrscheinlich, weil ich mich der englischen Wesensart immer näher fühlte als der französischen.

Über Bollywood mag ich nicht reden. Abgesehen von "Slumdog millionaire" halte ich das meiste für absolut grottenmiesen Kostüm-Machokitsch mit Rumgetanze und jeder Menge Schmalz, klischeehaftem Liebesgetändel, mittlealterlicher Kulturbotschaft usw. Absolut pubertär, diese Filmszene - noch lang nicht erwachsen - zumindest, soweit ich Geduld hatte, einige Plots zu verfolgen!

Das amerikanische Mainstreamkino besteht derzeit gefühlt fast nur aus Effektfilmen und Superhelden. "Transformers" beispielsweise ist eine kaum verhohlene Werbung für das amerikanische Militär - da weiß man gleich, wer gesponsert hat! Marvel und CD feiern sich selbst. Das hat einige überraschend erfrischende Filme hervorgebracht wie zB "Guardians of the Galaxy" oder "Deathpool", aber den wer weiß wievielten Aufguss von "Batman", "Superman" oder "Spiderman" muss man nicht haben, selbst mit noch so tollen Effekten!

Ich weiß, das hört sich alles furchtbar grantelnd an - und das ist es auch. Ich sudere eben gerne ...
Gewiss gibt es überall auch gute Filme, aber sie sind auch überall leider eher dünn gesät.

Vergessen darf man dabei auch nie, dass das Prädikat "gut" für jeden Seher etwas anderes bedeutet!

LG, eKy
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.10.2017, 18:12   #30
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Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Persönlich ziehe ich den englischen Film im allgemeinen dem französichen vor, letztere haben zuweilen eine gewisse Komponente, die mich nicht anspricht, ohne dass ich den Finger drauf legen könnte. Wahrscheinlich, weil ich mich der englischen Wesensart immer näher fühlte als der französischen.
Ach, Erich, bei Kino kennst du dich offensichtlich nicht gut aus.

Das britische Rank-Studio hat jede Menge Stars hervorgebracht, die erst in Hollywood richtig groß wurden (spontan aus meinem Gedächtnis: Liz Taylor, Richard Burton, Stewart Granger, Jean Simmons, Trevor Howard). Umgekehrt haben amerikanische Stars starke Nummern in England abgezogen, wie z.B. Charlton Heston, der in London Shakespeare-Stücke spielte, oder Kevin Spacey, der im Old Vic Triumphe feierte.

Von Iren (Peter O'Toole), Schotten (Sean Connery) und Australiern (Mel Gibson) will ich erst gar nicht anfangen. Aber wir könnten ein bisschen die deutschstämmigen ins Visier nehmen: Sandra Bullock, Leonardo di Caprio, Bruce Willis. Von den Regisseuren Fritz Lang und Douglas Sirk. Aus Österreich Fred Zinneman und Billy Wilder. Der beste Kameramann, den Hollywood je beschäftigt hat, war der Berliner Michael Ballhaus.

Das amerikanische Kino ist nicht "typisch amerikanisch". Es nährt sich aus den Kulturen vieler Nationen und hat enorm vom Aderlass Deutschlands während des Nationalsozialmus profitiert. Denn bis zum Zweiten Weltkrieg war Deutschland das Filmland Nummer eins.

Sophia Loren mit Charlton Heston, Claudia Cardinale mit Henry Fonda, Anna Magnani mit Marlon Brando, Silvana Mangano mit Kirk Douglas, Karin Dor in einem James-Bond-Film ... das Kino ist seit Jahrzehnten international. Es gibt nicht mehr den "amerikanischen", den "französischen", den "englischen", "spanischen", "mexikanischen" Film mehr. Ein vemeintlich deutscher Film mit Senta Berger, "Willkommen bei den Hartmanns", ist in amerikanischer Zusammenarbeit entstanden.

Ja, Til Schweiger ist intelligent. Aber er ist als Schauspieler nicht gut genug, um in Hollywood zu bestehen. Dort ist er gescheitert.

Wer Hollywood nicht gewachsen ist, dem bleiben nur zwei Alternativen: Autorenkino und Fernsehen. Also die Heimat. Damit ist er finanziell auf der sicheren Seite, denn in Deutschland arbeiten Kinoproduktionen und Fernsehen seit langer Zeit zusammen. Wer so doof ist, trotz der Fernsehsteuer sich den Film vorher im Kino anzusehen, also dafür nochmal extra zu bezahlen, dem ist wahrlich nicht zu helfen.
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Alt 09.10.2017, 08:07   #31
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@ Silbermöwe

Hallo Silbermöwe! Mit Popreferenzen ist nicht nur Musik gemeint, sondern die gesamte Popkultur. Big Bang besteht zu großen Teilen aus Witzen über Star Wars, Star Trek, Zurück in die Zukunft, Indiana Jones usw... Auch wenn es meine "Aufwärm-These" untermauert, ist das allerdings einer der Gründe, weshalb ich die Serie ebenfalls gerne sehe


Die restliche Kino-Diskussion hier ist echt interessant, auch wenn ich das Gefühl habe, dass hier ein bisschen aneinander vorbeidiskutiert wird. Ich muss euch beiden (Ilka und Erich) in den meisten Punkten recht geben und sehe da gar nicht so den Widerspruch.

Diskutiert ruhig weiter, besonders Ilkas Filmwissen ist echt beeindruckend!

LG an alle!
k
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Alt 09.10.2017, 09:21   #32
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Ich finde die ganze Filmdiskussion auch spannend. Mir ist dadurch aufgefallen, dass je mehr man über ein Thema weiß, desto weniger faszinierend wirkt es. Wohl, weil es viel vom Zauber dahinter wegnimmt, etwas darüber zu wissen? Das scheint bei Filmen so zu sein, bei Gedichten leider auch.
Führt das nicht unweigerlich dazu, dass man nicht mehr genießen kann, was eigentlich doch schön ist.

Zauber funktioniert nicht, wenn man den Trick hinter dem Zauber durchschaut hat.

Sind darum Erwachsene so wenig wie Kinder? Nur auf Regeln achten, bewerten, urteilen ... ob etwas gemäß der Regeln gemacht wurde ... ?
Es ist ein bisschen wie in "Alles steht Kopf": irgendwann verschwindet der bunte Elefant. Das ist ja wohl zum heulen gewesen! Zumindest für mich. Wenn die Fantasie verloren geht, boah dann sind wir doch fast schon Maschinen!? Kühl und Rational ... ne, das wär nicht meins.
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Alt 09.10.2017, 09:49   #33
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Zitat:
Zitat von MiauKuh Beitrag anzeigen
...je mehr man über ein Thema weiß, desto weniger faszinierend wirkt es. , weil es viel vom Zauber dahinter wegnimmt, etwas darüber zu wissen? Das scheint bei Filmen so zu sein, bei Gedichten leider auch.
Führt das nicht unweigerlich dazu, dass man nicht mehr genießen kann, was eigentlich doch schön ist.

Zauber funktioniert nicht, wenn man den Trick hinter dem Zauber durchschaut hat.
Das sehe ich anders, Miaukuh. Dichter, Schauspieler, Regisseure, Drehbuchautoren, Kameramänner, Komponisten usw. sind keine Zauberer, sondern Handwerker (in der Antike hat man nicht zwischen Handwerk und Kunst unterschieden), die ihr Metier entweder schlecht, mittelmäßig oder gut beherrschen. Erst wenn man weiß, wie viel Können erforderlich ist, um ein Meisterwerk zu schaffen, rückt man davon ab, sich berieseln zu lassen und beginnt, diese Leute zu bewundern. Schließlich versuchen sie auch immmer wieder, etwas Neues zu machen. Man erinnere sich an die innovativen Kamerafahrten von Michael Ballhaus, die er in den Produktionen von Rainer Werner Fassbinder wagte, oder an den von Hitchcock erdachten raffinierten Zoom im Glockenturm in "Vertigo". Völlig gerechtfertigt hat John Williams den Oscar für seine Filmmusik zu "Der weiße Hai" erhalten. Oder nimm Robert DeNiro als Beispiel, der eine gesonderte Wohnung in New York unterhält, die er nur für seine Requisitensammlung nützt; denn er schafft die Ausstattung für seine Figuren selbst an und bestimmt, wie er seine Figuren darstellen will.

Man kann durch Wissen gar nicht entzaubert werden, denn je mehr man in ein Thema eintaucht, umso mehr bekommt man eine Ahnung, welche weiten Felder sich dahinter auftun.
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