Kalenderwoche 17; Impressionen

[Phobipp]

Vorbei an den Mineralbädern, wo metallisch schmeckendes Wasser aus tiefem Fels das gleißende Licht des ersten warmen Tages in diesem Jahr erblickt. Und auch meine Oberschenkel sind steinhart, denn das Fahrrad führte bis heute einen längeren Winterschlaf. Doch nun: erwacht.
Steinhart will es auch zwischen den Oberschenkeln erwachen, aber ich reiße mich zusammen, wir sind ja in der Öffentlichkeit. Einfach ist es sicherlich nicht, ihre grazilen Kurven fügen sich perfekt ins Grün der Parkwiese ein und der sanfte Wind, welcher sich in ihrem leichten Top verfängt, offenbart einen Blick auf die noch bleiche Haut um ihren Bauchnabel herum. Ein Schluck kühlen Bieres löscht die pochende Glut in der Brust.
Ich hoffe nur, dass kein Regen die Glut am nächsten Tag in Bedrängnis bringen wird. Aber Fortuna trägt ihre Spendierhosen, ein erstes Zischen regt den Appetit an, als die Marinade durch den Rost auf rote Kohle trifft. Welch gelungene Abwechslung, nachdem der Nachmittag größtenteils mit Leistung verbracht wurde: rechnerische bei dem Vergleich von mechanischer mit elektrischer. Eine größere Leistung wird wohl mein Magen vollführen müssen, nachdem drei Steaks plus Salat und Brötchen dort ihren letzten Ruheort gefunden haben. Ein wahrer Ort der Ruhe auch dieser kleine Punkt unter dem Sternenhimmel, in dem sich das Knistern des Holzes mit dessen orange Schimmer verwebt und einen Teppich der Wohligkeit produziert, der mich deine Abwesenheit für einen Moment vergessen lässt.
Ein Wolkenbruch am nächsten Tag, doch das ganze Nass wird sofort vom Klang deiner Stimme aufgesaugt, als das Handy seine charakteristische Melodie abspielt und ich die grüne Taste drücke. Oft hast du mich angerufen, ich dich noch öfter. Wir erzählen einander, wie sehr wir uns vermissen, auch wenn der letzte Blick in deine Augen nicht ganz eine Woche her ist. In diesen Momenten verschwende ich keinen Gedanken an bleiche Bauchnabel.
Heute ist der Tag deiner Rückkehr, doch das Handy liegt nur da, liegt einfach da und rührt sich nicht und gibt keinen Laut von sich. Zurück gelassen im Regen, im eiskalten Regen der Ahnungslosigkeit spazieren meine Pupillen auf der Suche nach dem Schirm der Erkenntnis... aber triefen.

[Glasauge Bill]

Guten Abend Phobipp,

Ich bin überrascht.
Über die scheinbare Leichtigkeit, mit der du die Wörter erst aus deiner Feder aufs Papier und von dort aus als tiefen Eindruck in meine Gedanken fließen lässt.
Über den Zeitraffer, den auflegst, aber an keiner Stelle hektisch, sondern stets entspannt.
Aber vor allem über unsere scheinbar identische Situation, denn diese Impression hätte inhaltlich auch die meine sein können.

Nach dem vierten Satz (wir sind ja in der Öffentlichkeit) erreichst du ein sehr hohes erzählerisches Niveau, dass du bis zum Ende durchhält. Vereinzelt stören mich Wortwiederholungen, die aber in den tollen Szenenbeschreibungen untergehen.
Du gipfelst in einem klasse Finale- zwar melancholisch, aber dadurch dieses bestimmte, verdrängte Gefühl im Unterbewusstsein treffend, was so stark ist.

toll, einfach toll, Phobipp.

Danke dafür, es war wie ein Blick in den Spiegel, aber auf einer höheren Ebene als die visuellen Wahrnehmungen es erlauben.


Glasauge

[Phobipp]

Hey Bill,

eine Feder habe ich bei diesem Text eigentlich nur für den letzten Satz benutzt, den Rest hab ich direkt eingetippt.

Ansonsten kann ich eigentlich nicht viel dazu sagen, außer: Vielen Dank!
Solch einen begeisterten Kommentar hätte ich nun nicht erwartet.