Eisblumen
Und ich weiß noch, der Duft kriecht mir wieder in die Nase: Plätzchen, Pfefferkuchen, Bratäpfel und Räucherkerzen. Rieche den Baum und kann mich nicht satt sehen an seiner wunderlichen Verkleidung. Flackernde Kerzen, verrußter Finger, brennend heißes Wachs, schimpfende Mutter.
Stollen, weiß gepudert wie die Wiesen, Bäume und Sträucher. Dächer, Strommasten und Zaunpfähle trotzen weiß bemützt der Kälte. Die Straße ist unsere Rodelbahn, wenn gleich schwarze Steinchen glatt geschliffen werden müssen.
Schneehöhlen, Schneemänner, Schneeballschlachten, Eiszapfenlutschen, laufende Nasen, gefrorener Rotz. Mutter ruft rein.
Wangen glühen, brennend bohrt sich der Schmerz in Finger und Zehen. Fußbad, auf dem Ofen erwärmte wollene Socken. Noch zehn mal schlafen.
Kammerwände, Kissen und Bettdecke glitzern. Zinkwärmflasche ist noch zu heiß für die Füße. Bald ist es so weit!
Endlich kommt der Mann im roten Mantel mit dem ausgefransten Wattebart. Die Rute hat er auch dabei. Den Sack voller Geschenke...
Magische Zeit, unwiederbringlich. Doch was ich wirklich vermisse, dass sind die Eisblumen.
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