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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 01.02.2019, 21:31   #34
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Schnulle Köhn Beitrag anzeigen
Sollte ich meine Hoffnung auf das Gute im Menschen vielleicht doch noch nicht aufgeben?
Warum solltest du das tun?

Es gibt das Gute im Menschen. Aber nicht ausschließlich. Wir haben nur leider die Neigung, das Negative überzubewerten und das Positive an den Rand zu drücken, als sei es eine Selbstverständlichkeit, die keiner besonderen Erwähnung bedarf. Es ist wie bei den Nachrichten: Die Katastrophe schlägt höhere Wellen als der Bericht über eine gute Tat.

Oder erinnernt sich noch jemand an den Polizisten in einer winterlichen U.S.-amerikanischen Stadt, der einem Obdachlosen mit nackten Füßen eine paar Stiefel kaufte und anzog?

Die Nachrichten, die uns täglich erreichen, sind ohnehin gefiltert, schon wegen der begrenzten Vermittlungszeiten. Deshalb erfahren wir nie etwas über die gelungenen Aktionen der Menschen, die rund um die Uhr stattfinden. Ich wage zu behaupten, dass trotz Mord und Totschlag, Gaunerei und Betrügerei die guten Handlungen überwiegen. Der Mensch, der nun mal ein soziales Wesen ist, hätte anders nicht überleben können.
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Alt 01.02.2019, 21:41   #35
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Ja, wenn ich's mir so recht überlege, könntest du recht haben. Über das Gute erfährt man selten was. So hab ich das noch gar nicht gesehen. Vielleicht ist der Eindruck, das alles schlechter wird, nur ein Gefühl , das nicht stimmt?
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Alt 01.02.2019, 22:10   #36
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Schnulle Köhn Beitrag anzeigen
Vielleicht ist der Eindruck, das alles schlechter wird, nur ein Gefühl , das nicht stimmt?
Schnulle, alles ist besser geworden (in unseren Breitengraden). Sieh mal: Niemand wird heute noch auf dem Scheiterhaufen bei lebendigem Leib verbrannt, niemand in einem Käfig zu Wasser gelassen, gepfählt, gehenkt, gevierteilt, im Brüllenden Stier geröstet oder in der Eisernen Jungfrau zerspießt. Die Kleiderordnung ist vorbei, du kannst anziehen, was du willst. Die Seuchen sind besiegt. Du hast freie Berufswahl (vorausgesetzt, du hast dir frühzeitig Gedanken gemacht, was du willst). Hunger, Rationen, Essensmarken? Kennt niemand mehr. Du brauchst nicht mehr die Erlaubnis deines Mannes, erwerbsmäßig zu arbeiten, den Autoführerschein zu machen, eine Wohnung zu mieten oder ein Konto zu eröffnen. Du kannst dich scheiden lassen, wenn deine Ehe ein Fehlgriff war. Du kannst eine Affäre mit einem verheirateten Mann eingehen und zu deiner Liebe stehen, ohne dass dich jemand an den Pranger stellt und dir den rotgefärbten Buchstaben "A" auf die Stirn malt.

Wir maßen uns an, viele Dinge schlecht zu finden, uns zu kurz gekommen zu fühlen, benachteiligt zu sein, sehen aber nicht die Freiheiten, die wir in den letzten fünfzig Jahren gewonnen haben. Wir sehen auch nicht, dass die Menschen unseres Landes und überhaupt in Europa milder und verständnisvoller geworden sind (das Wort "tolerant" mag ich nicht, denn es transportiert eine andere Wertigkeit). Wir strafen nicht mehr so streng wie in der Vergangenheit, wir wägen ab, berücksichtigen Lebensläufe, Schicksale, psychische Einflüsse usw. Das zeugt von Reifungsprozessen innerhalb einer Gesellschaft, die ein großes Maß an Mitmenschlichkeit schaffen.

Ein großer Philosoph sagte einmal: Der Mensch ist des Menschen Wolf.

Das stimmt.

Aber auch der Wolf ist ein soziales Wesen.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.02.2019, 22:51   #37
weiblich Schnulle Köhn
 
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Liebe Ilka,
all diese Dinge habe ich für mich selbst schon lange erkannt. Ich bin Teil der ersten Generation, die in ihrem Dasein noch keinen Krieg erleben musste. Das ist eine unglaubliche Verbesserung. Ich halte eigentlich jeden Tag einmal inne und halt mir vor Augen, wie gut's mir doch geht.
Aber ich glaube, nicht viele Leute sind sich dessen bewusst. Allerdings, wenn man sieht, was in unserer Gesellschaft schon alles möglich wäre und die Dinge dagegenhält, die klemmen, gibt es schon Grund zur Beschwerde. Und wenn alle nur friedlich und genügsam wären, gäbe es keinen Fortschritt.
Liebe Grüße
Schnulle
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Alt 01.02.2019, 23:24   #38
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Schnulle Köhn Beitrag anzeigen
Und wenn alle nur so friedlich und genügsam wären wie ich, gäbe es keinen Fortschritt mehr.
Es liegt nicht in der Natur des Menschen, friedlich und genügsam zu sein. Der Mensch ist ein neugieriges, experimentierfreudiges Wesen. Er will forschen, hantieren, ausprobieren, basteln und bauen. Das ist es, was uns ausmacht. Und deshalb geraten wir in Streit darüber, was das beste Baumaterial ist.

Davon bleibt niemand verschont. Du kannst dich auf dein friedliches Teil zurückziehen ... es wird dir aber nicht lange bleiben.

Es geht immer vorwärts, niemals zurück. Rückschläge ... okay. Aber das sind Intermezzi. Die Entwicklung geht immer weiter. Wir werden im Atomzeitalter keine Bronzeschwerter mehr schmieden ...
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Alt 01.02.2019, 23:57   #39
weiblich Schnulle Köhn
 
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Ich lebe außerhalb eines kleinen siebenhundert Seelen Ortes in einem alten Haus ohne Nachbarn, bis jetzt ist mir mein Rückzug aus dem Weltgetriebe gut geglückt. Aber wer weiß, vielleicht spürt mich ja irgendwas auf.
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