Auf dem Meer

[Sappho Sonne]

Du sagst, du sitzt allein in einem Boot
Treibst draußen auf dem grauen,wilden Meer
Verzweifelt misst du mit dem alten Lot
Dein Proviant ist schon seit Tagen leer

Die Segel flattern nutzlos und zerrissen
Die Ruder sind verloren in der See
Und alles, was du heute glaubst zu wissen
Das schmerzt dich und tut in der Seele weh

Erkenne mich in einer Möwe Feder
Sieh mich im Leuchtturm dort am fernen Strand
Die Sonne schickt aus feingeflochtnem Leder
Die feste Leine, die dich zieht an Land

Ich bin die Strömung in geheimen Tiefen
Die im Vertrauen dich ans Ufer bringt
Ich bin die Stimmen, die des Nachts dich riefen
Und auch das Lied, das leise in dir klingt

Und wenn du kommst, nehm ich dich in die Arme
So halt ich dich im Sturm wie in der Zeit
Sehn mich nach dir, will hören deine warme
und sanfte Stimme frei von all dem Leid

[gummibaum]

Liebe Sappho,

das Gedicht gefällt mir gut, du verwendest gut passende und schöne Bilder.

Sehr gern gelesen. Kleine Anmerkungen:

Proviant kann aufgebraucht, aber nicht leer sein.

Die erste Stophe weicht in der Kadenz (mmmm) und damit Silbenzahl von den übrigen ab.

V 8: Die Betonung sollte auf dem Verb (tut), nicht auf der Konjunktion (und) liegen

V 15: Singular (bin) ist mit Plural (Stimmen) verknüpft. Gefällt mir, aber, falls dir an Kongruenz liegt: Ich bin in Stimmen

V 20: kein Komma, wenn "frei" Adverb zu hören ist; aber Komma, wenn es Adjektiv zu Stimme ist und ein verkürzter Relativsatz vorliegt (die) frei... (ist).

Aber, wie gesagt: ein schönes Gedicht!

LG gummibaum

[Ex-Letreo71]

Hallo Sappho Sonne,

sehr schöne Zeilen lese ich hier, phantasievoll und romantisch.

Willkommen bei Poetry.

Lieben Nachtgruß

Letreo

[Schnulle Köhn]

Hallo Sappho Sonne,
dein Gedicht spricht mich sehr an. Ausdrucksstarke Bilder hast du gewählt um die Einsamkeit und Trostlosigkeit zu beschreiben und auch für die Hoffnung, die man nie verlieren darf.
Gefällt mir sehr gut.
LG Schnulle

[gelberhund]

Wunderbar gelungen!

[Sappho Sonne]

Herzlichen Dank für eure Kommentare. Freut mich sehr, dass euch das Gedicht gefällt.

Gummibaum: Herzlichen Dank für deine Anmerkungen und die kritische Auseinandersetzung mit dem Gedicht. V15 ist tatsächlich so gewollt. Es kann mehrere Stimmen geben, die alle dem LyrIch zugeordnet werden können, auch wenn du natürlich Recht hast, dass hier Einzahl mit Mehrzahl verknüpft wird.

LG Sappho

[Unar die Weise]

für diese Gedicht möchte ich dir ein großes Lob dalassen.
Es lädt mich in die Meeresweiten ein und entführt in alle Wasser.

Wunderbar zu lesen und zum träumen schön.

Ein Unargruß und herzlich willkommen, wenn auch reichlich spät, sorry.

[Sappho Sonne]

Das freut mich sehr. Herzlichen Dank für das Lob.

LG Sappho