Im großen Ganzen und Kleinen

[Ilka-Maria]

Du stellst die Welt nicht gern in Frage,
zerschlägst den Kosmos der Details
und provozierst aus jeder Lage,
rigide, hart und starr wie Eis:

Das große Ganze sei zu sehen,
die Wahrheit liege im Komplett,
man müsse breite Wege gehen,
die Brücke zähle, nicht das Brett.

Wer ständig alles wissen wolle,
vergeude schon auf kurze Sicht
die Kraft an eine Nebenrolle
und bleibe stets ein kleiner Wicht.

Es gelte, dem Instinkt zu trauen,
der Schicksalsstunde bestem Schlag,
bloß nicht auf die Sekunden bauen:
Entscheidend sei der rechte Tag.

Das alles gibst du mir zu Ohren
und trägst es vor wie Gottes Licht.
Jedoch – mein Zweifel ist geboren:
Ich glaub dir nicht, bleib lieber Wicht.

03.08.2021

[Hans Plonka]

Lb. Ilka-Maria,

Ja, den breiten Weg der Deutungshoheit und der ihr folgenden Mehrheit zu gehen ist bequem. Schwieriger ist es, sich bis in die Einzelheiten (ins Kleinste) hinein zu informieren. Wenn das Nachdenken und Abwägen bekämpft wird und die Diskussion mit den genaueren Bedenkenden abgelehnt wird, sollten wir erkennen, dass eine Ansicht diktiert wird. Es handelt sich dabei um einen Weg in die Diktatur, den wir durch eigene Information bis ins Kleinste und dessen Verbreitung bekämpfen sollten.

LG Hans