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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 07.06.2021, 05:37   #1
männlich Vers-Auen
 
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Standard Brücke ohne Wiederkehr

Brücke ohne Wiederkehr

Du bist gereist durch Weh und Leid
und hast auch in den trüben Tagen,
immer hilfsbereit, bei jedem Streit
ihm goldene Brücken geschlagen.

Du sahst auf stählerner Brücke
dein Lebensglück vorbeifließen.
Diese sehr schmerzliche Lücke,
ließ bittere Tränen herabfließen.

Der Himmel verlor sein warmes Licht,
die bunten Vögel sangen nicht.
im Sprung breitete sie die Arme aus,
als flöge sie nach Haus.

Wir alle fallen aus der Zeit,
wie Blätter, die haltlos fallen
und tauchen ein in Ewigkeit,
bis zu Staub wir verfallen.
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Alt 18.06.2021, 12:19   #2
männlich Ex-Ralfchen
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Sehr interessante Aussagen wundere mich warum das noch niemand kommentiert hat
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Alt 18.06.2021, 12:31   #3
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Ralfchen Beitrag anzeigen
Sehr interessante Aussagen wundere mich warum das noch niemand kommentiert hat
Weil das Gedicht erhebliche Mängel hat.

In der ersten Strophe beginnendie ersten beiden Verse mit Jamben, der dritte Vers wechselt zum Trochäus, der vierte zum Daktylus.

Vers zwei: Daktylus, gefolgt von Jambus. Der nächste Vers ist rhythmisch völlig verunglückt, Vers drei ist wieder trochäisch, dann wieder Wechsel zum Jambus, der abermals nicht bis zum Ende durchgehalten wird.

Strophe drei fährt mit einem Daktylus fort, gefolgt von Jamben, der auch hier nicht durchgehalten wird. Am Ende soll es wohl "flögen" heißen, sonst müsste man raten, ob sich das Verb auf die Brücke oder die Lücke bezieht.

Auch die letzte Strophe rumpelt, und der Reim "fallen/verfallen" ist ein bisserl arg einfach.

Bei dem Pronomen "ihm" fragt sich der Leser, wer denn wohl gemeint sein könnte. Das Gedicht lässt ihn mit dieser Frage jedoch im Regen stehen. Tränen fließen immer herab, wenn man nicht gerade auf dem Kopf steht, und der Rhythmus wäre besser einzuhalten gewesen, hätte man die Vorsilben weggelassen und einfach nur geschrieben: "... ließ bittere Tränen fließen ..." (ist auch noch ein Daktylus drin, aber er stört nicht mehr sonderlich).

Kurz gesagt: Die Absicht des Autors ist wohl erkennbar, indessen berejtet das Lesen dieses Gedichts wenig Freude.
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Alt 18.06.2021, 13:40   #4
männlich Ex-Ralfchen
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Du weißt das ich mich mit Reimechnik nicht auskenne. Ich beurteile Texte danach ob ihre Aussagen sinnvoll, abstrakt, modern etc. sind und mir Bilder öffnen, Wie etwa in dieser Strophe:

Zitat:
Du sahst auf stählerner Brücke
dein Lebensglück vorbeifließen.
Diese sehr schmerzliche Lücke,
ließ bittere Tränen herabfließen.

Wobei das zweimal Fließen mich nicht stört obschon es besser wäre zu schreiben:

ließ bittere Tränen fließen.
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Alt 18.06.2021, 13:59   #5
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Ralfchen Beitrag anzeigen
Wobei das zweimal Fließen mich nicht stört ...[/B]
Mich stört es, vor allem mit den sperrigen Vorsilben. Außerdem ist der erste Vers falsch, denn auf der Brücke sieht man allendfalls den Auto- und Fußgängerverkehr fließen, aber nicht das Wasser, das hier als Metapher für das Lebensglück stehen soll. Es müsste also heßen: "Du sahst von stählerner Brücke" (nämlich von der Höhe der Brücke aus).

Das mag man für Rosinenpickerei halten, aber wenn man ein genaues Bild zeichnen will, sollten die Striche auch richtig sitzen.

Ich würde das Gedicht umschreiben und vielleicht so beginnen:

Beim Reisen durch dein Weh und Leid
warst du, anstatt zu klagen,
zum Brückenschlagen stets bereit,
selbst an den trübsten Tagen.
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Alt 18.06.2021, 14:20   #6
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dein Vorschlag passt - aber im Zusammenhang mit der stählernen Brücke spricht er nicht von Wasser sondern vom Lebensglück und dieses kann ohne weiteres auf eine imaginativen brücke fließen oder vorbei fließen
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Alt 18.06.2021, 14:30   #7
männlich Ex-Ralfchen
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so würde ich es finalisieren:



Wir fliehen alle aus der Zeit,
Blätter die haltlos fallen
und stürzen in die Ewigkeit,
wo wir zu Staub zerfallen.


Obschon natürlich auch hier das fallen zwei mal verwendet wird also könnte man es modernisieren, den verlinken ist eine auflösende verbindung:

Wir fliehen alle aus der Zeit,
Blätter, die haltlos sinken
und tauchen ein in Ewigkeit,
wo wir mit Staub verlinken....oder

in der wir dann ertrinken.
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Alt 18.06.2021, 14:36   #8
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Ralfchen Beitrag anzeigen
aber im Zusammenhang mit der stählernen Brücke spricht er nicht von Wasser sondern vom Lebensglück
Doch, Ralfchen - es ist eine Metapher. "Glück" und "Lebensglück" sind keine realen Sachen, sondern abstrakte Begriffe. Wenn jemand von einer Brücke aus sein Lebensglück "vorbeifließen" sieht, kann sich dieser abstrakte Begriff nur mit dem Bild von Wasser (Flussbrücke) oder einem Strom von Fahrzeugen oder einem Zug (Autobahnbrücke, Bahngleisbrücke) zu einer Metapher verbinden.
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Alt 18.06.2021, 14:39   #9
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Okay du hast mich überzeugt, ich habe hier zu viel abstrahiert
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Alt 19.06.2021, 04:43   #10
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Zitat:
Zitat von Ralfchen Beitrag anzeigen
Sehr interessante Aussagen wundere mich warum das noch niemand kommentiert hat
Hallo Ralfchen, es freut mich das für dich, meine Zeilen interessant waren.

Im Prinzip habe ich nur das Gedicht „Auf der Brücke“ von Fritz Balde schnell ein bisschen ausgeschmückt.

https://www.poetry.de/showthread.php?t=94786

Ilkas Kritik ist schon berechtigt, aber das Wort „flöge“ ist korrekt, weil ihre neue Heimat der Flussgrund war.
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