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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 02.09.2007, 16:47   #1
männlich Perry
 
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Dabei seit: 11/2006
Alter: 71
Beiträge: 3.762

Standard Der erste Tag ...

meines letzten Lebens beginnt still
als würde er kurz die Luft anhalten
für einen Moment der Besinnung
Langsam hebt sich der Lidervorhang
Geigen stimmen ein Adagio an
Auf das Zeichen des Dirigenten

beginne ich zu singen
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Alt 02.09.2007, 17:43   #2
Werther
 
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 404

Hallo, Perry.
Kurz zum Formalen: wenn der Titel mit "..." endet, sollte der erste Vers auch damit beginnen, sodass die Verbindung deutlich wird. Wenn es jedoch deine Absicht ist, dass sie undeutlich bleibt, solltest du das "..." im Titel entfernen.

Durch das "letzte" im ersten Vers "verlaß" ich mich zuerst und glaubte, die Rede sei vom letzten Tag des Lebens. Ich assozierte so den Abgesang, gleich dem sterbenden Schwan. Der Tod als Synphonie, das gefiel mir. Ich erkannte nun aber, dass "ein" erster Tag gemeint ist. Folglich ist die Synphonie also das Leben. Nur wer ist dann der Dirigent? Gott - das wäre naheliegend. Dann irritiert mich aber das "letzte Leben" in Vers 1. Im Christentum gibt es keine Wiedergeburt. So ergeben sich zwei Thesen: 1. es ist nicht JHWH Zebaoth, Herr der Heere, gemeint und das Gedicht verpflichtet sich einer anderen Religion. Die beiden Weltreligionen aber, die an Wiedergeburt glauben - Buddhismus und Hinduismus - sind nicht theistisch, soll heißen, sie haben nicht den "einen Dirigenten". Diese These führt also in eine Sackgasse. These 2: "letztes Leben" heißt nicht mehr und nicht weniger als "einziges Leben". Denn wenn man nur einmal lebt, ist dieses Leben verständlicherweise auch das letzte, womit wir wieder beim Christentum wären. Dann würde ich das "letzte" als Betonung der Endlichkeit des Seins interpretieren, womit die Notwendigkeit des Lebensgenusses - carpe diem - herausgestellt wird. Das würde konform gehen mit dem Leben als Synphonie, wie in Joseph Freiherr von Eichendorffs "Wünschelrute":

"Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da Träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort."

Das stammt zwar aus der Romantik und nicht aus dem Barock, für den das "carpe diem" Leitsatz ist. Dennoch thematisiert es auch jene Parabel, die dein Gedicht darstellt.

Gruß, Werther
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Alt 02.09.2007, 18:12   #3
männlich Perry
 
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Alter: 71
Beiträge: 3.762

Hallo Werther,
freut mich, dass du dich so ausführlich mit meinen Zeilen auseinandergesetzt hast.
Der Text ist nicht vorrangig religiös angehaucht, obwohl ich ein Anhänger des Reinkarnationsgedanken bin, ist hier das einzige und letzte Leben zutreffender.
In den Zeilen wird "Der erste Tag meines letzten Lebens(abschnittes) beschrieben. Es kann dafür verschiedene Anlässe geben (Ruhestand, Sieg über eine schwere Krankheit, Trennung etc.), wichtig ist der Wille noch einmal neu zu beginnen. Der Dirigent ist das Schicksal, das diesen Neuanfang ermöglicht. Das kann je nach Glaubensfärbung Gott, Bestimmung oder eine andere Macht sein.
Danke und LG
Perry
PS: Was das Formale angeht, könnte auf die "..." verzichtet werden. Mir dienen sie dazu, zu verdeutlichen, dass der Titel mit dem Text zusammengehörig gelesen werden soll.
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Alt 04.12.2011, 07:06   #4
männlich Ex-Gamma
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Dabei seit: 01/2011
Beiträge: 1.194

Mach das ruhig, vielleicht hört Dir ja jemand zu. Ich werde mich hüten.
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