Osterspaziergang - oder Die Hoffnung

[Andri]

Vom Virus befreit sind Land und Städte
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Überall grünet Hoffnungsglück;
Die Krankheit, in ihrer Schwäche,
Zog sich in rauhe Länder zurück.
Von dort her sendet sie, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer alter Angst
In Gerüchten über die hoffende Welt.
Aber die Sonne duldet kein Leiden,
Es regt sich wieder Bildung und Streben,
Alles will sie endlich beleben;
Doch an Festen fehlt es im Revier,
Sie nimmt fröhliche Menschen dafür.
Kehre dich um, von deinen Nöten
Nach der erstarrten Stadt zu sehen!
Aus vielen Straßen und Wegen
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder freut sich heute so sehr.
Sie feiern die Auferstehung des Glücks,
Denn sie sind selber auferstanden:
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Trübsal, Argwohn und stillem Lauern
Aus dem Druck von Nachricht und Gerücht,
Aus den Verordnungen erzwungener Enge,
Aus der Hoffnung leiser Gebete
Endlich sind sie ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie die Straße in Breit und Länge
So manche lustige Kneipe trägt,
Und, bis zum Brechen vollbesetzt,
Entfernt hörst du das Fußballfest.
Selbst von der Dörfer kleinen Pfaden
Blinken uns farbige Lichter an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Ich bin wieder Mensch, ich darf wieder sein!

[Andri]

Auf Reim und Metrik habe ich verzichtet - Man wird dem Orginal eh nicht gerecht.

[Heinz]

Hallo Andri,
Du sagst es selber: Dem Original wirds nicht gerecht, aber ich finde es sehr hübsch, wie Du Fausts Osterspaziergang auf die aktuelle Situation zurecht bastelst.
Gruß,
Heinz